8t. Indherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs- zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 16 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 146 75 4, einschließlin A Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 J, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 1I5 H, bei Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 99. Politische Uebersicht. Deutsches Reich. Aus den Reichslanden, 23 Mai. Die eit einigen Tagen verbreitete Nachricht, nach welcher as in Metz garnisonirende 83. rheinische In⸗ anterie⸗Regiment Nr. 29 zum April des nächsten jahres nach Trier verlegt werden soll, hat insofern zestätigung gefunden, als die betreffende Ordre, velche diese Dislocation verfügt, bereits bei dem divisionskommando in Trier eingetroffen ist. Das 99. Regiment gehört zur 16. Division (Trier) und ritt somit wieder in den Bereich des 8. (rhei⸗ aischen) Armeecorps zurück, aus welchem es seit 1877 abkommandirt war, um die Garnison von Metz zu verstärken. An Stelle dieses Regiments vpird zu dem bezeichneten Termine das Infanterie⸗ stegiment Nr. 180 von Trier nach Mezz verlegt; ieses Regiment wurde im April 1881 bei der ezten Vermehrung der Infanterie errichtet; dasselbe jat gleich den übrigen damals errichteten acht segimentern noch keine specielle Bezeichnung, ondern führt einfach nur die Nummer. Es dürfte edoch in nicht zu ferner Zeit diesen Regimentern die nähere Bezeichnung zugelegt werden; dieselbe würde voraussichtlich derjenigen der betreffenden dandwehrregimenter entsprechen. Danach würde »as 130. Infanterie⸗Regiment die Bezeichnung Anter⸗Elsässisches“ erhalten. Am 1. Juni. wird von der Bahnlinie Dieden⸗ jofen ⸗ Teterchen der Eisen bahnen in Elsaß—⸗ dothringen die Reststreke Diedenhofen⸗-⸗Ke— dingen mit den Zwischenstationen Künzig, Dies⸗ dorf und Metzerwiese für den Personen⸗, Gepäck⸗ und Guterverkehr eröffnet werden. Hannover, 23. Mai. Der Handwerkertag X in seiner heutigen Sitzung, dahin zu wirken, daß der Großbetrieb in Masse, wie er die Arbeiter urch Maschinen unnöthig mache, zu einer General⸗ teuer herangezogen werde, den Entwurf einer Ge⸗ verbeordnung auszuarbeiten und den gesetzgebenden Jaltoren vorzulegen, und den Reichskanzler um baldige Inaugurirung einer entsprechenden Gewerbe⸗ resetzgebung zu ersuchen. Der Handwerkertag vurde mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser eeschlossen. Der in Hannover statigehabte deutsche Han d⸗ derkertag stellte nach langer heftiger Debatte ꝛas Statut für den Allgemeinen Deutschen Hand⸗ verkerbund fest. Darin wird als Hauͤptziel des bundes die Einführung obligatorischer Innungen, die Revision der Gewerbeordnung, die Einführung yon Arbeitsbüchern für alle Arbeiter, die Beseiti— zung der Consumvereine, das Verbot der Wander— Auclionen und selbstständiges Vorgehen bei politi⸗ hen Wahlen bezeichnet. Gegen die Aufnahme »vn obligatorischen Innungen in das Statut votirten drei Delegirte. Zum Vorort des Bundes wird nit großer Mehrheit Köln gewählt. „Berlin, 28. Mai. Der Kaiser bleibt nach n Militärübungen noch vierzehn Tage in Babels⸗ geht dann nach Ems und Mainau, schließlich 8 Gastein, wo er zugleich mit Bismarcksein möchte. Deu die Nachricht auf, daß der Kaiser dort 3 em Kaiser Franz Joseph und dem König Hum⸗ usammentreffen wird, wobei Bismarck, Kalnoky Mancini anwesend sein würden. merlin, 28. Maß Gleich. nach seiner An- en Moskau richtete der Kaiser Alexander III., iener Presse zufolge an den Kaiser Wilhelhim Samstag, 26. Mai 1883. folgende Depesche: „Ich bin soeben in bestem Wohlsein glücklich in Moskau angelangt. Alexander.“ Berlin, 28. Mai. Die Provinzialcorrespon⸗ denz druckt die letzte Note an den Vatikan ab und hespricht dieselbe folgendermaßen: Damit sind die Bedingungen einer zugleich persönlichen und festen Politik vollständig und nach allen Seiten erfüllt. Weder können die Vertreter des kirchlichen Inter⸗ esses bestreiten, daß die Staatsregierung bis an die iußerste Grenze des von ihr festgehaltenen Stand⸗ punktes gegangen ist, noch wird für umsichtige Ver⸗ heidiger des wahren Staatsinteresses Grund zu Befürchtungen vor der Verleugnung dieses Stand⸗ punktes übrig bleiben. Der diesseitige Standpunkt sei in der Note so deutlich ausgedrückt, daß die Möglichkeit eines Mißverständnisses ausgeschlossen sei. Berlin, 28. Mai. Der Reichstag begann jeute die Spezialberathung des Krankenkassengesetzes. Z 1. Versicherungszwang für gewerbliche Arbeiter. *14a. Versicherungszwang für land- u. forstwirth HJaftliche Arbeiter und 8 2 (fsakultative Versicher⸗ uing) wurden gemeinsam diskutirt. Hertling eantragte Streichung des 8S La und Uebernahme der ländlichen Arbeiter in den 82. Außerdem iiegen noch zahlreiche Anträge vor, welche neben⸗ ächliche Punkte betreffen. Ein Antrag Hammacher vill für den Fall der Annahme des 8 1a diejenigen ändlichen Arbeiter von der Versicherung freilassen, velche Anspruch auf Fortgewährnng ihres Lohnes oder auf ärztliche Pflege seitens des Arbeitgebers haben. Für den Antrag Hertling traten außer »em Antragsteller Minnigerode und Windt— sorst ein; letzterer erklärte, die Annahme des An— rages Hammacher werde die Mehrheit des Centrums hewegen, gegen das ganze Gesetz zu stimmen. Scholz erklärte, daß der Regierung die Annahme »es Antrages Hertling am liebste wäre, eventuell oͤnnte sie sich mit einer Amendirung einverstanden rklären, welche die ländlichen Arbeiter von den Zeiträgen befreit oder nur eben so hohe Beiträge uläßt wie jetzt. Eberty, Dirichlet und Gut— leissch sind gegen das Gesetz, aber auf jeden Fall für Einschluß der ländlichen Arbeiter, denn Fürsorge für Krankheit sei namentlich in Landge— neinden nothwendig; in Städten entwickelten sich her freie Kassen. Winterer Elsaß) ist gegen die Nothwendigkeit des Versicherungszwanges, wenig⸗ tens für seine Heimath. Buhl bemerkte, 8 12 iehme schon auf die Schwierigkeiten Rücksicht, welche der Ausdehnung der Versicherung auf die ländlichen Arbeiter entgegenstehen. Kleist⸗Retzow trat benfalls für die Versicherung der Landarbeiter ein. ßeh.⸗Raih Lohmann spricht gegen 8 12 und gegen den Antrag Hammacher, bei deren An— nahme das Geseßz kaum zu stande kommen würde. dammacher machte auf den Widerspruch zwischen des Ministers Scholz und Lohmann's Aeußerungen nufmerksam; ersterer habe Amendirung empfohlen, etzterer lehne sie ab. Lohmann erklärte, der Antrag Hammacher entspreche nicht den Wünschen der Regierung. Maltzahn⸗-Gültzz erklärte, daß er nunmehr gegen den Antrag Hammacher, den er mit unterftützi habe, stimmen würde; nach der Er⸗ llärung Windthorst's daß das Centrum gegen das Besetz stimmen würde, wenn 8 12 angenommen verden sollte, werde er auch gegen 8 1 a stimmen Dirsch bedauert, daß die Conservativen ihre An— räge zu gunsten der Landarbeiter so schnell zurück⸗ ziehen, wenn die Regierung sich gegen dieselben er⸗ lärt. — Damit schloß die Debatte. Der Antrag Dirichlet, den Paragraphen mit den Anträgen an die i8. Jahrg. Tommission zurück zu verweisen, wird gegen die Stimmen des Fortschritts, der Secession, der Volks— zartei und der Sozialisten abgelehnt. Die Abstimm⸗ ung über den Antrag Hammacher ergiebt die Be— chlußunfähigkeit des Hauses, 108 stimmen gegen, 34 für den Antrag. Deshalb wird sdie Sitzung 18.4 Uhr abgebrochen. Nächste Sitzung Freitag 12 Uhr. Berlin, 28. Mai. Die Budgetkommission rledigte heute den Etat des Reichsstags, des Reichs⸗ ranzlers und der Reichskanzlei, den der Reichsjustiz⸗ Verwaltung. der Eisenbahnverwaltung, des Rech— nungshofs, des auswärtigen Amtes, welche sofort an das Plenum, gehen. — Der Kaiser bleibt nach den Militärübungen noch vierzehn Tage in Babels⸗ zerg, geht dann nach Ems und Mainau, schließlich nach Gastein, wo er zugleich mit Bismarck sein nöchte. Leise tritt die Nachricht auf, daß der Kaiser dort mit dem Kaiser Franz Joseph und dem König Zumbert zusammentreffen wird, wobei Bismarck, alnoky und Mancini anwesend sein würden. Der Reichskanzler soll, wie die Magde— hurger Zeitung meldet, die Absicht und den Wunsch jaben, das Wildbad Gastein aufzusuchen, während die Aerzte fordern, daß er zuvor nach Kissingen gehe, uim die Folgen des lang andauernden Mangels an Bewegung zu beseitigen. Der Besuch Gasteins wird ich dann voraussichtlich an den Kuraufenthalt in rissingen anschließen. Der in letzter Zeit vielfach erörterten Schul⸗ überbürdungsfrage ist nunmehr auch der yreuß. Cultusminister v. Goßler näher getreten. Derselbe hat sich zunächst von seinen Räthen darüber Bericht erstatten lassen und darauf in den etzten Tagen durch Rescript die wissenschaftliche Hülfsdeputation für das Medicinalwesen aufgefordert, über diese Frage ein Gutachten abzugeben. Falls die Deputation noch die Erhebnug weiteren Beob⸗ achtungsmaterials für erforderlich erachten sollte, so jat der Cultusminister sich zur Beschaffung desselben bereit erklärt. Ausland. Paris, 22. Mai. Giraud, Deputirter des Ther, hat zum Budget von 1884 einen Antrag zestellt, der eine Reihe von Luxusste uern um— aßt. Sein Vorschlag erhöht die Steuern auf duxuswagen, auf Reit- und Wagenpferde, ver⸗ doppelt die Hundesteuer, belegt den Grund und Boden, wo man ohne Jagdschein das ganze Jahr nagen darf, mit einer Abgabe von 10 Fr. für den Hectar und bestimmt, daß für jeden Livrée-Bedienten ür's Jahr 20 Fr. mit einer Vermehrung von 10 Fr. jährlich für jeden weiteren Bedienten bezahlt verden sollen. Schließlich fordert er eine Abgabe ür Adelstitel; dieselbe beträgt jährlich für einen Fürsten (Prince) 100, für einen Herzog 80, für einen Marquis 70, für einen Grafen 60, für einen Baron 50, für einen Vicomte 40 und für einen infachen „von“ 30 Fr. Außerdem kann jeber er⸗ mächtigt werden, einen dieser Titel zu tragen, wenn er außer den jährlichen Abgaben dem Staatsschatz für den Prinzentitel 50,000, für den eines Herzogs 45,000, für den eines Marquis 40,000, für den eines Grafen 35,000, für den eines Barons 30,000, für den eines Vicomtes 25,000 und für das einfache „von“ 20,000 Fr. bezahlt. Der Er⸗ trag aller dieser Abgaben soll in die „Casse der Invaliden der Arbeit“ fließen. Moskau, 23. Mai. Nach dem Einzug in den Kreml begab sich das Kaiserpaar nach dem kleinen Schlosse im Neskutschnypark im Süden der Stadt, um dort in völliger Zurückgezogenheit