St. Jugherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingabert. ESt. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs⸗ an und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 40 3 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen I 75 4, einschließlich 9 A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, I3 , bei NReclamen 30 A. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 132. Dienstaag, 10. Juli 1883. 18. Jahrg. iti Dann ließ er Bericht über den Landtag folgen Volitische Uebersicht ind ging die einzelnen Punkte durch, mit welchen Deutsches Reich. ich derselbe in der letzten Session beschäftigt hat, Mainz, 10. Juli. Gestern Vormittag 10 m Ginzelnen den Sturmlauf der rechten Kammer⸗ NYinuien vor 10 Uhr, passirte der deutsche eite auf die Zivilehe, die Simultanschule, gegen daiser mittelst Ertrazuges, von Koblenz kommend, »as 7. Schuljahr, die viele Bedürftigen schwer msere Stadt. Zur Begrüßung waren mehrere höädigende Streichung der Dispositionsfonds, die ohere Offiziere auf dem Bahnhofe erschienen. inverantwortlich lange und darum unverhältniß⸗ Am kaiserlichen Hofe zu Eins wurde, nach näßig theuere Dauer der Session, ferner die erfolg⸗ mem offiziellen Bericht, vor wenigen Tagen auch eich abwehrende Haltung der Kammer der Reichs- er Generaladjutant des Königs der Belgier, Ge- äthe, welche sich als Palladium unserer freiheit— erallieutenant Baron Goffinet, empfangen. Der ichen Institutionen erwiesen, beleuchtend. Eingehend zeneral war, dem Vernehmen nach, im Auftrage derweilte Hr. Märcker dann bei einer Schilderung ines Monarchen dort erschienen, um den Kaiser er jüngsten Münchener Tagung und dem bekannten ähtend seines Aufenthaltes in den dem Königreich Zustandekommen des Nothstandsgesetzes, wobei er zelgien nahen Reichsgebieten zu begrüßen. Diese viederum mit Anerkennung der ersten Kammer und lufmerksamkeit erregt um so mehr Beachtung, als peziell des energischen Eintretens von Bischof von ies das erste Mal bei der jährlich wiederkehrenden ehrler in Speyer für die Wasserbeschädigten ge— inwesenheit des Kaisers in Ems der Fall war. „achte und betonte, daß dem festen Zusammenhalten 5 kann dies wohl als ein sicheres Zeichen dafür der pfälz. Deputation ein wesentlicher Antheil an ngesehen werden, daß sich die Anschauungen in em Erfolg beizumessen sei. Herr Märcker konnte delgien innerhalb des letzten Jahrzehnts gründlich uch nicht umhin, seinem Befremden über die eändert haben. Immer mehr bricht sich die Er- daltung der protestantischen Konservativen der enniniß Bahn, daß man durch Anlehnung und dammer, Luthardt u. Gen., Ausdruck zu geben, sinneigung zu Frankreich nichts gewinnen konn, velche mit der Rechten Hand in Hand gegangen. ondern daß Belgien nur in Deutschland den noth- Den Schluß des interessanten Berichts bildete die vendigen Rückhalt finden und suchen sollte. Wie Lerlesung einer die Kammer-, Patrioten“ drastisch erlautet, ist in Brüssel sogar die Frage erwogen nualifizirenden Auslassung des „Bayer. Vaterland“ vorden, ob nicht der König selbst den Kaiser in don Dr. Sigl, welche öfter Heiterkeit erregte. Die Ims begrüßen sollte. dersammlung folgte der Darlegung mit sichtlichem interesse und zollte ihr am Schluß lebhaften Beifall. — Alsdann nahm Herr Oberlandesgerichtsrath Ressert das Wort, um hauptsählich folgende drei rragen zu beantworten: Wie war's, als wir rach München kamen? Was haben wir »ort gethan? Zu welchen Hoffnungen ind wir heute berechtigt? Die Beantwor—⸗ ung dieser Fragen geschah in so vortrefflicher Weise, jewandt, klar, fesselnd und würdig, daß die Zuhörer nit gespannter Aufmerksamkeit folgten und schließ⸗ ich ihrer Anerkennung durch wärmsten Applaus Aucdruck gaben. Der Hr. Redner entwarf zunächst in scharf umrissenes Bild von der Zusammensetzung »er Abg.-Kammer. Nach Schilderung der äußeren dammer⸗Physiognomie befaßte sich Hr. Hessert ein⸗ sehend mit dem Angriff der Rechten auf den Minister rutz, der absolut habe zu Fall gebracht werden oslen; der Angriff sei aber von allerhöchster Stelle ius abgeschlagen worden mittelst des bekannten k. dandschreibens, welches fast den einzig lichten Punkt »er Session gebildet habe. Dann folgte eine Be⸗ euchtung der Luthardt'schen Anträge beir. Konku⸗ zinat ꝛc., ferner des bekannten unfeinen Auftretens »on Seiten des Turn und Taxis'schen Regierungs⸗ Airektors Bonn in der Kammer mit seiner brüsken Forderung: Lutz und wer mit ihm solidarisch sollten sehen, eine hochinteressante Detailschilderung des be⸗ annten Antrags, die Regierung mochte in Berlin ür Aufhebung der Zivilehe eintreten, welcher, »on der Abg.⸗Kammer angenommen, durch die steichzräthe abgeworfen wurde. Dann ließ er Herr Redner eine juristische Würdigung der ekannten „Tegernseeer Erklärung,“ sowie deren nteressante Entstehungsgeschichte folgen. Hr. Hessert erührte noch kurz den Schels'schen Antrag betr. as Tabakmonopol, der nicht vor das Forum des zandtags gehört, geißelte ebensalls die von der stechten verschuldete lange Dauer der Session und chloß diesen Theil seiner Rede mit der Bemerkung, ‚aß es unter solchen Verhältnissen wahrlich nicht hön in München gewesen und ein großes Maß von Geduld zum Aushalten daselbst gehört habe. Was nun die Hoffnung auf die Zukunft anbelangt, so glaubt Hr. Hessert immerhin einige Anzeichen der Besserung wahrgenommen zu haben, wozu er u. A. auch die Abbröckelung der Extremen von der Rechten zählt, welcher ja auch das Zustande⸗ ommen des Nothstandsgesetzes mit zu verdanken ist. der Hr. Redner schloß mit dem Ausdruck der hoffnung, daß unser Wahlkreis auch fernerhin seine zchuldigkeit thue, damit er seinen ehrenvollen Platz ehaupte, und gab, auch namens der beiden anderen 3H. Abgg., die Versicherung, daß auch sie nicht rlahmen würden. — Es folgten nun auf Anfragen ioch einige informirende Erklärungen von Seiten »er HH. Hessert und Märcker, aus denen wir ervorheben wollen, daß dem durch Hrn. k. Steuer⸗ xinnehmer Witte von Blieskastel Ausdruck ge⸗ jebenen Ersuchen an die HH. Landes-Vertreter, sich »er Postboten annehmen zu wollen, bereitwilligste Zusage ertheilt wurde. Auch für die angeblich „eabsichtigte Herabsetzung des Malzaufschlags von 3 auf 5 Mk. wollen sie eventuell eintreten, sowie ür Erhöhung der Rückvergütung beim Bier⸗Export. leber die Finanzlage Bayerns wurde bemerkt, zaß dieselbe günstig sei und man auch beim nächsten tzudget ohne Steuer-Erhöhung durchzu⸗ ommen hoffen dürfe. — Die Darlegungen boten ziel Interessantes und Anregendes. Die Ver—⸗ ammlung wurde von Herrn Wolff mit einem reifachen Hoch auf Se. Majestät unsern allgeliebten dönig geschlossen, in welches alle Vertrauensmänner begeistert einstimmten. (Nach der Zw. Ztig.) — Contwig, 8. Juli. Ein hübsches Fest, vie es seit Menschengedenken hier noch nicht gefeiert vorden ist, wurde gestern hier begangen. Die Ehe⸗ eute Peter Bender feierten ihre goldene und die Eheleute Daniel Bender; Sohn und resp. Schwie⸗ gertochter der ersteren, gleichzeitig ihre silberne Hoch⸗ zeeit. Die kleine Festlichkeit verlief in schönster Weise. Beide Chepaare erfreuen sich der besten Besundheit. — Landau, 7. Juli. Verflossene Nacht ist die „Queichheimer Mühle“ nebst Wohnhaus gänz⸗ lich abgebrannt. Das Feuer entstand Nachts um /2 11 Uhr. Es sind 60 Säcke Kunstmehl, sowie die Mobilien ein Raub der Flammen geworden. Der Besitzer, Herr Schäfer, hat verfichert. — Landau, 9. Juli. Nach den Gewittern der vergangenen Woche zeigte sich in einem] Wingert m Heideweg die auffallende Erscheinung, daß sich eine 6 Viertel große Fläche an Laub und jungen Trauben vollständig versengt erwies. Wie man ins mittheilt, soll diese Erscheinung von einem sog. Flächenblitze herrühren, von dem diese Wingerts⸗ parzelle betroffen wurde. Es wäre interessant, von achkundiger Feder darüber etwas Näheres zu er⸗ fahren. In voriger Woche wurde in der Umgeb⸗ ing von London eine ähnliche Erscheinung beobachtet. — Das „vLandauer Tageblatt“ will aus bester ZQuelle erfahren haben, daß gegen die Giltigkeit der WBahl des Herrn Mahla protestiert werden wird; „der Erfolg des Protestes würde nicht ausbleihen und könnte man deshalb im betr. Wahlbezirke vor der Hauptwahl noch einmal eine Ersatzwahl erleben.“ — Bergzabern mit seinen ca. 3000 Einw. cheint an heirathslustigen Menschen nicht besonders reich zu sein, denn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurde daselbst nur eine einzige Ehe geschlossen. — Speyer, 7. Juli. Vor einigen Wochen vurde in der Bahnhofrestauration von Deutsch einer Ausland. Frohsdorf, 9. Juli. Die Besserung in dem Fefinden des Grafen Chambord schreitet sehr lang⸗ am vor, war aber bis jetzt fortdauernd. Graf shambord empfing den Grafen Blacas. Demnächsi »ll eine weitere ärztliche Consultation stattfinden. die Prinzen von Orleans beabsichtigen den Herzog on Coburg in Pest zu besuchen. ebenso auch den irbherzog Joseph. Lokale und pfälzische Nachrichten. St. Ingbert, 10. Juli. Nächsten Sonn⸗ ug Nachmittag veranstaltet der Verein „Du ommst ja uicht“ in der sogen Kohldelle Waldvbvarthie. Auch Nichtmitalieder haben utritt. — In Lautkirchen fiel bei'm Kirschenbrechen m zwölfjähriger Knabe vom Baume und brach en rechten Arm. Eine Warnung für Eltern, die u solchen Arbeiten keine Kinder verwenden sollten. -Zweibrücken, 9. Juli. Der Vorstand es liberalen Wahlvereins hatte auf gestern Nach⸗ ittag in das Sälchen der Frau König zu Blies⸗ astel die Vertrauensmänner aus den Kantonen lieskastel und St. Ingbert einladen lassen, um enselben, wie seinerzeit jenen des Bezirks Pirma⸗ us zu Biebermühle, Gelegenheit zu geben, mit en HH. Landtagsabgeordneten Hesseri Märcker nd Höh in persönlichen Verkehr zu treten, bezw. ie Berichterstattung über die Thätigkeit der bayer. —XX entgegenzunehmen. Zu der Ver—⸗ mlung hatten fich ca. 70 Herren eingefunden. achdem Herr Wolff-Zweibrücken dieselben be— uüͤßt, nahm Herr Buͤrgermeister Märcker-Zwei⸗ üden das Wort, um zunächst zu betonen daß e Leitung des Wahlvereins in Uebereinstimmung it den Äbgeordneten die Neuerung getroffen habe, sche Zusammenkünfte von Zeit zu Zeit staitfinden lassen, um zwischen Waͤhlern und Gewählten wiümschenswerihe Fühlung ständig zu unterhalten.