st. Jugbherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 7 „St. Ingberter Anzeitzer“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhal tunge glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.4 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1 73 4, einschließlich ( A Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition Auskunft eriheilt, 15 , bei Neclamen 80 B. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. M 198. Donnerstag, 11. Oltober 1883. —18. Jahrg. Politische Uebersicht. Deutsches Reich. *In München hat am Montag der Dele— zirtentag des bayerischen Handwerkerbundes stattge⸗ iunden und waren 74 Delegirte als Vertreter von 41 Vereinen erschienen. Angenommen wurde u. A. er Antrag, gewerbliche Kreis- und Bezirksverbände m ganzen Koönigreich zu gründen; bezüglich des Inschlusses an den deutschen Handwerkerbund wurde veschlossen, daß es den einzelnen Mitgliedern frei⸗ ehen solle, demselben beizutreten. Bei Berathung sß Antrages auf Trennung der Gewerbe- von der handelskammer wurde die Einführung eines gleich⸗ naͤßigen Wahlmodus angenommen, durch welchen handel und Gewerbe in gleicher Mitgliederzahl ver⸗ reten sein sollen. Gegen das Projekt der Gründ⸗ ung von Offiziersconsum⸗-Vereinen sollen Schritte hei der Staatsregierung, beim Landtag und beim Keichstag eingeleitet werden. Aus dem Reichslande wird geschrieben: die jungsten Vorgänge in Frankreich haben der vxutschen Sache in ElsaßLothringen eine unverhoffte Unterstützung gebracht. Die sich immer mehr vor⸗ rängende Herrschaft der radicalen Elemente, das yͤbelhafte Verhalten der Pariser dem Konig von kpanien gegenüber, die Unbeständigkeit und die orwährenden Krisen in den maßgebenden Regier⸗ ungbkreisen, die Verschlechterung der finanziellen boge und wenig auch der mehr und mehr hervor⸗ retende feindliche Sinn gegen alle religiösen Gefühle uben die Sympathieen fur Frankreich, wie wir in der letzten Zeit vielfach wahrgenommrn haben, in einem großen Theil der elsaß⸗lothringischen Bevölker⸗ ung, selbst in den höheren Kreisen, erheblich er⸗ chüttert. Dazu kommt nun noch, daß die fran⸗ oͤschen Etablissements u. s. w., darunier die dem Ztaate gehörigen, angefangen haben, diejenigen El⸗ aß Lothringer zu entlassen, weiche nicht für Frank⸗ ach optirt haben. Es ist dies eine fehr beträcht⸗ iche Anzahl, da die hiesigen Beziehungen zu Frank⸗ eich, namentlich in commerzielier Hinsicht, immer ioch recht bedeutende sind, und daͤher viele junge deute aus dem Elsaß und aus Lothringen in Frank⸗ eich Stellung gefunden haben. Es rächt sich jetzt, ß man den Anschluß an Deutschland zu fuchen interlassen hat. Die Zahl der aus Frankreich Zu⸗ üclehrenden mehrt fich bestaͤndig, und vielen don hnen fällt es jetzt schwer, hier ein Unterlommen wfinden. Berlin, 9. Oltober. Das Augenmerk der howiralität ist jetzt auf eine möglichst schnell aus— uführende Mobilmachung der Flotl⸗ gerichtet. Es ollen genaue Bestimmungen festgesetzt worden sein, belche es ermöglichen, daß keine Flotte der Welt in utzerer Frist mobilisirt werden kann, als die deutsche. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ge⸗ renstt, wie sich die Rat. Zig.“ aus Friedrichsruh relden läßt, einstweilen noch auf seinem lauenburg. hen Landsitze zu verweilen, gegen Weihnachten her nach kurzer Anwesenheit in Berlin, mit seiner jomilie nach Varzin überzusiedeln, um daselbst das jes zu verleben. Der Gesundheitszustand des Für— soll im Allgemeinen ein befciedigender fein. oaß der leitende Staatsmann vorläufig der Reichs⸗ Auptstadt noch fern zu bleiben gedentt, deutet da- u hin, daß wichtige Ereignisse in der europäischen itik nicht erwartet werden und kann man die auernde Abwesenheit des Reichskanzlers von etlin als ein friedliches Symtom für die allge⸗ meinet Laae seee Außer der Branntwein-⸗ und Zuckersteuer sind, soweit das Frkf. J. hört, neue Steuerprojekte für die kommende Session des Reichstags nicht ernstlich erwogen worden. Der Tabak dürfte für diesmal in Ruhe gelassen werden. Es haben aber, wie verlautet, auch die Erwägungen bezüglich der Branntweinsteuer bis jetzt noch zu keinem positiven Ergebniß geführt, und von der Zuckersteuerreform, mit der sich jetzt noch die Enquete beschäftigt, läßt sich so viel schon mit Bestimmtheit sagen, daß der Mehrertrag, den man dadurch erreichen wird und will jedenfalls nicht entfernt ins Gewicht fällt gegen— über den großen Summen, welche durch Reichs⸗ steuern aufzubringen nothwendig ist, wenn anders man das Geld für die Verwendungszwecke erhalten will, welche in Preußen jetzt durch das Schuldotations⸗ Beamtenbesoldungs⸗ und andere Gesetze festbegrenzt und ihrer Kostenhöhe nach bestimmt werden sollen Ausland. Paris, 9. Ott. Der spanische Zwischenfall ist noch nicht beendet. In Madrid sieht man die Note des „Journal offiziel“, welches die Havas⸗ Note für richtig erklärt, nicht für genügend? an, da das „Journal offiziel“ den Wortlaut der Havas Note nicht veröffentlicht. Der „Temps“ sagt heute, sür die Befriedigung Spaniens werde Präsident Brevy getignete Schritte bei dem König Alfons hun. In Madrid hat man dem spanischen Bot⸗ schafter übelgenommen, daß er der Vorstellung des Thoͤatre frangais in der Loge Ferry's beige⸗ wohnt hat. Paris, 9. Oktober. Es wird versichert, General Campenon sei zum Kriegsminister ernannt worden. In Rußland rühren sich wieder die Nihilisten und erachten die Zeit für gekommen, aus der Re—⸗ serve, welche sie seit längerer Zeit beobachtet, wie⸗ der herauszutreten. In Petersburg curfirt seit einigen Tagen das Gerücht, die Nihilisten hätten eine Proclamation verausgabt, welche die schärffsten Drohungen gegen den Kaiser enthalten soll, wenn die bisherigen Mißstände nicht abgeschaft werden Ein Telegramm der Ostd. Volkszeitung aus Peters⸗ burg will sogar wissen, daß das Todesurtheil des Kaisers in dieser Proclamation enthalten sei. Ferner werden aus dem Ural große Arbeiterunruhen ge⸗ meldet, bei welchen zwei Fabrikberwalter getödte vurden. Auch in Sibirien tauchen Nihilisten auf Lokale und pfälzische Nachrichten. *St. Ingbert, 11. Oktober. In der Nach don Dienstag auf Mittwoch zwischen 12 und 1Uhr vurden die Bewohner unserer Stadt durch Feuer ärm aus dem Schlafe geschreckt. In der Wurst üche des Herrn Metzgermeisters Joseph Hagen var ein Brand ausgebrochen und bedrohte die an toßenden Gebäulichkeiten. Der rasch alarmirten Feuerwehr gelang es jedoch bald, das Feuer auf einen Herd zu beschränken. Wie wir hören, wurde Herrn Hager durch den Brand auch ein nicht un⸗ bedeutendes Quantum Fleisch zerstört. 2St. Ingbert, 12. Oktober. Wie aus dem Inseratentheil ersichtlich, beabsichtigt der TheaterUnternehmer Herr A. Gleich— mann zu Saarbrücken in seiner neu gebauten prachtvoll dekorirten Theaterhalle im „Saarbrücker Volksgarten“ (vormals alter Kasinogarten) nächsten Sonntag eine Vorstellung um 4 Uhr Nachmit— zags abhalten zu lassen, um auch einem auswär⸗ igen Publikum Gelegenheit zu geben, sich einen »esonderen Kunstgenuß zu verschaffen. Da die Rühne des Herrn Gleichmann sich eines sehr uten— Rufes erfreut, so wird sich auch von hier wohl Wancher veranlaßt fühlen die Vorstellung zu be⸗ suchen. In der Wahl des Stückes hat der Unter⸗ nehmer einen glücklichen Griff gethan. Es wird nämlich das lokal⸗historische Lustspiel von Kramer, „Das Gansegretel von Fechingen“, welches eine Zpisode aus dem Leben der Füursten von Nassau⸗ Saarbrücken behandelt gegeben werden, ein Stück, das, wie seine häufigen Wiederholungen zeigen, sich teis der Gunst des Publikums zu erfreuen hatte. Fin gutes Spiel in brillanten, jener Zeit angepaßten —X jeden Besucher zu befriedigen. — Auf einer in Gersheim stattgehabten Versammlung von Obstbaumzüchtern des Bliesthals hat fich auf Veranlassung des Hrn. Pfarrer Feigel von Walsheim ein Obstbau⸗-Verein für?s Blaiesthal gegründet, zu dessen Vorstand Herr Müller von Gersheim gewählt wurde. — Die Bahnhof-Restauration Hom⸗ burg kommt mit 1. November in Erledigung. Die Direktion der pfälz. Bahnen schreibi dieselbe aus, und haben Bewerber ihre mii Führungs⸗ atlesten belegten Gesuche bis längstens 18. Olloder bei der Direktion einzuͤreichen. — Trotzdem das Wetter dem diesjährigen Dürk— heimer Wurstmarkt nicht besonders günstig war, beweisen die nachstehenden Ziffern, daß doch ein gesunder Appetit daselbst befriedigt wurde. Es berzehrten die wackeren Wurstmarktsgetreuen während —O Rinder, 12 Zühe, 56 Kälber, 6 Schafe und 102 Schweine. Hieran reiht sich in würdigster Anzahl das edle Wild und das schnatterige Geflügel, das in ver⸗ zührerisch duftender Zubereitung zur Befriedigung des verwöhnten Gaumens hethalien mußte. Selbst⸗ derständlich erforderte die Verdauung solcher Fteisch⸗ massen, noch untermengt von Sauerkraͤut und aller⸗ lei zeitgemäßen Vegelabilien, ein entsprechendes Quantum Flüssigkeit, daß denn auch in hoher Liter⸗ Jahl und in verschiedenen Qualitäten den dursten⸗ den Kehlen verabreicht wurde. — Das bahyerische Cultusministerium hat der kath. Gemeinde Oberndorf ein prachtvolles Oel⸗ Jjemälde im Werthe von 700 Mi. als AÄliarbild zum Geschenk gemacht. Dasselbe ist vor einigen Tagen in Oberndorf eingetroffen und hat bereits jeinen Platz in der Simuüankirche daselbst gefunden. — In Kirchheimbelanden wurde der Bildhauergehilfe Joh. Dautermann aus Gaugreh⸗ veiler von dem Schlossergesellen Fischer aus Mann⸗ heim derart gestochen, daß er bals nach der That starb. Fischer ist verhaftet. — Speyer, 9. Ottober. Gestern Vormiltag 8 Uhr begann der schriftliche Theil der Anstellungs⸗ prüfung der Schuldienst -Exspektanten, welche im Jahre 1879 aus dem Seminare entlassen wurden. Erschienen sind 61 Kandidaten. Das Thema zum Aufsatze lautete: „Geh' am Kleinsten nicht vorüber! Nichts ist klein in dieser Welt. (Eine Mahnung für den Lehrer.)“ — Zu der am 8. ds. in Speher begonnen e Prufung behufs Erwerbung des Berechtigung 8 scheines für den Einzjährig-Fretiwilligen dienst hatten sich 28 junge Leute angemeldet, von denen 28 erschienen sind. Für den deutschen Aufsatz wurden folgende 8 Themate gestellt: 1. Des Herbstes mag sich freuen, was ein— Frucht ge⸗ cagen: Das, was nur Blätter trug, vor seinem Hauch muß zagen. 2. Nachweis, daß Aufschieben ine, ühkl⸗ Sifte it 8 Mrnn Martae