Lyon, 13. Dez. Der Anarchist Cyvoct wurde der Theilnahme an der Explosivn im Kafé Belle Coar für schuldig befunden und zum Tode perurtheilt. EGFrankreichs Heer und Verluste mletzten Kriege.) In dem Berichte, be— reffend die entgültig Regelung des französischen Staatshaushaltes im Jahre 1871, welcher jetzt an zie französischen Abgeordneten vertheilt wurde, fin— den sich zum ersten Male amtliche Angaben über die Zahl der Soldaten, welche Frankreich den deut⸗ schen Heeren entgegenstellte. Ihnen zufolge betrugen die Truppen der Nationalvertheidigung in den ersten Monaten des »Jahres 1871 1,338,177. Davon tanden 381,547 Mann in Paris, 956,630 Mann im Felde. Die Pariser Armee setzte sich aus fol⸗ zenden Bestantheilen zusammen: Generalstab 542 Mann; Administrationsdienst 6978, Gendarmeri 7012, Linien-Infanterie 102,987, Cavallerie 4479, Linien-Artillerie 18, 150, Genie 2365, Train 3779, Mobilgarde-Infanterie 114,472, Mobilgarde-Ar⸗ rillerie 3462, Zollwächter 2758, Forstwächter 1184, Marine-Infanterie 8207, Marine-Artillerie 2034, Flottenmannschaft 8136, Freiwillige und Hilfs— Artilleristen 4002, Nationalgarde-Marschbataillone 6,000 Mann. Die Provinzarmee zählte folgen— den Bestand: Nordarmee 28,920, Havbre-Armet 31,000, Cotentie-Armee 32,110; zweite Loire⸗Ar⸗ mee 238,649; 25. und 26. Armeekorps 63,205, Corps von Nevers 18,318; Vogesen-Armee 44,449; Garnison von Bourg 15,502, von Lyon 22,986 odon Belfort 12,000, Trümmer der Ostarmee 6087, Angouléme 33,869, Garnisonen in Frankreich und Algerien 354,533, Mannschaft in Lagern und De— oots 55,000 Mann. Von diesen Provinztruppen gehörten 457,000 der activen Armee an, 230, 000 der Mobilgarde, 220,000 der mobilisirten National- garde, 40- bis 50,000 den Freicorps. Außerdem standen noch gegen 100,600 mobilisirte National- zarden unter der vorläufigen Verwaltung und Or— zanisation des Ministeriums des Innern und man hjatte nicht Zeit gefunden, die ganze Altersclasse »on 1871, 238,000 Mann, die am 5. Januar einberufen wurde, einzureihen. Diese beiden Ele— mente hätten bei einer Verlängerung des Krieges noch 338,000 Mann ergeben können, so daß dann Frankreichs Streitkräfte 1,676,000 Mann betragen hätten, und das nachdem vom 1. August 1870 bis zum 1. April 1871 an Gefangenen, Todten, Verwundeten und wegen Krankheit Ent— lassenen 656,509 Mann verloren waren. (Die Ver—⸗ luste zerlegen sich genau in folgende Zahlen: Deser— teure 3684, Kriegsgefangene 310,559, Dienstbe- freite 78,856, wegen Dienstuntauglichkeit Entlassene 1756, vor dem Feinde Gefallene 21,439, an Ver— wundungen und Krankheiten Gestorbene 14,398, derschiedene Verluste ohne nähere Angaben 223,4 10.) Diese amtlichen Angaben des französischen Kriegs- ninisteriums bestätigen ziffernäßig, was aus dem deutschen Generalstabswerke schon bekannt war, daß die französischen Armeen den deutschen an Zahl, wenn auch nicht an Ausbildung und Cohäsion. aͤberlegen waren. F Nachrichten über den Braud des Parlaments- gebäudes aus Brüssel besagen, daß, so zerstörend das Feuer im Abgeordnetenhause gewesen sein möge, doch eine Anzahl wichtiger Manuskripte und einige der National⸗Gemälde, wie jenes der Schlacht von Waterloo von Nieuvepoort, gerettet worden sind. Die Bibliothek ist jedoch völlig von den Flammen verzehrt worden. Die Gebände waren nicht ver⸗ sichert und der angerichtete Schaden wird gegen— wärtig auf zwölf Millionen Franken geschätzt. Das Senafsgebäude wurde gerettet, aber alle Komité— immer sind verbrannt. Antwerpen, 12. Dez. Die Schelde ist ausgetreten, hat die neuen Quais und angrenzenden Straßen überschwemmt, es herrscht Nordweststurm. fLondon, 12. Dez. Seit letzter Nacht jerrscht hier und in den Provinzen ein sehr hef— liger Sturm, der in mehreren großen Städten sehr zroßen Schaden anrichtete. Aus, mehreren Orten werden Verluste an Menschenleben gemeldet. F London, 12. Dez. Aus Philadelphia meldet man der „Times“, daß der Dampfer „En— terprise“ auf dem Hurron See gesunken ist; sieben Personen eriranken. — Auf dem Niagaraflusse ist ein Ruderboot umgeschlagen, wobei fünf Deutsche ertrunken sind. Eine Leiche ist aufgefunden worden, die anderen sind wahrscheinlich, wie vermuthet wird, über die Wasserfälle fortgetrieben worden. Die Verunglückten waren von Buffalo gekommen. F Madrid, 11. Dez. Die durch Unwetter und einen orkanartigen Sturm unterbrochenen Ver— hindungen mit Barcelona sind vollständig wieder⸗ jergestellt. Meldungen aus Barcelong zufolge er— reichten die vom Sturm gepeitschen Wogen außer— jalb des Hafens eine Höhe von 15 Meter und rissen drei große Lücken in die Hafenmauer. Die eutschen Kriegsschiffe „Prinz Adalbert“ und „So— ohie“ hatten durch den Sturm, der in der Nacht am heftigsten wüthete, sowie durch die gegen die dafenwauern brechenden und über dieselben hinweg chlagenden und sich über die Schiffe ergießenden Wassermassen viel zu leiden, die Ankerkapeln rissen. Erst nach mehrstündiger harter Arbeit gelang es den Lootsen, beide Schiffe durch eine Stelle von gjeringer Tiefe auf einen sicheren Ankerplatz zu zringen. Von den Handelsschiffen ist eine großt Anzaähl beschadigt; von den deutschen Mannschaften sst Niemand beschädigt. In der Vorstadt Bar— eloneda sind die Wasserwogen in mehreren Straßen eingedrungen. Moskau, 11. Dez. Vor dem Hause eines verstorbenen reichen Kaufmanns Namens Huskin fand sich Vormittags eine große Masse Armer zir Empfangnahme der herkömmlichen Geld— penden ein. Bei der Vertheilung entstand ein so roßes Gedränge, daß mehrere erdrückt und viele chwer beschädigt wurden. Konstantinopel, 8. Dez. Der Krimi— nalgerichtshof verurtheilte heute fünf Polizeiagenten, velche mehrere Personen ungerechter Weise der Falschmünzerei beschuldigt hatten, zu 10, resp. 12 Jahren Zuͤchthaus. Die fälschlich angeklagten Per— onen, welche sieben Monate im Gefängniß gesessen jaben, wurden auf freien Fuß gesetzt. F Von der „Aliance Jsraelite“ in Konst an⸗ inopel geht der „Frkf. Zig.“ unterm 9. Dez. olgender Hilfrruf per Draht zu: „Bei dem großen Brande in der Vorstadt Haskidi (seinem hauptsäch⸗ ich von Armen, meist Türken und Juden, be⸗ wohnten Stadttheile) wurden 120 Hänser zerstört. 3060 arme Israeliten sind vollständig von Mitteln entblößt. Wir bitten um schleunige Hilte.“ 'GODie deutschen Offiziere in Kon— tantinopel.) Einer der dentschen Offiziere, velche zur Reorganisalion des türkischen Heeres nach Konftantinopel berufen wurden, von der Goltz Pascha, ist, wie von dort gemeldet wird, in unwürdiger Weise von Spionen beobachtet worden und hat des yalb gedroht, er werde seine Entlassung nehmen salls ihm nicht Genugthuung gegeben werde. Die entscheidung in diesem peinlichen Zwischenfall wird nicht lange auf sich warten lassen. (Die taufendste Frau.) Sultan Sidi Muley Hassan von Marokko hat im vergangenen Monate die tansendste Frau seinem Harem einver— eibt und gab aus diesem Anlasse seinen anderen Frauen und Sklavinnen und der Palastdienerschaft ein Fest. Von diesen bisher vom Sultan erwor⸗ benen tausend Frauen gehören indeß heute etwa sechshundert dem kaiserlichen Harem an, während die übrigen theils gestorben sind, theils pensionirt oder an verdienstvolle Millitärs oder Staatsbeamte verschenkt worden sind. Auch die noch dem kaiser⸗ lichen Palaste angehörenden Frauen befinden sich nicht in einem Harem beisammen, sondern vertheilen iich auf die verschiedenen Sommer- und Winter— residenzen des Sultans, als: Fez, Marokko, Temno c. Die pensionirten kaiserlichen Frauen hinwieder bewohnen einen eigenen Palast in einer Oase der Prodinz Tafilat, wo sie auf Kosten des Sultans derpflegt werden. (Chinesisch.) Unter den Truppen, die aus Algerien nach Tonkin gesandt wurden, befand sich auch eine Anzahl von Elsässern. Zwei derselben wurden nach ihrer Ankunft mit mehreren Franzosen in eine Stube einquartirt. Am Morgen nach ihren Ankunft stand einer der Elsässer früh auf und weckt: seinen Landsmann, worauf dieser ihn in elsässischer Mundart fragte: „Schang (Jean), schient d'Sonn icho'.“ Ihre französischen Kameraden sahen sie gänz verblüfft an und einer derselben rief aus: A peine arrivées ces sacrées tôtes carrées parlent déjsa chinois.“ (daum sind die verfluchten Quer— köpfe angekommen, so sprechen sie auch schon chinesisch.— Sterbefälle. Gestorben: in Ludwigshafen Käthchen, 28 M a., T. v. Aagust Weber, Lehrer; in Haßloch Gottlieb Ilg Schmied, 38 J. a.; in Grünstad Frau Margatetha Seuffert, 72 J. a.; in Al bisheim a. Eis die Gottin von Georg Schubar! Anna Sibylla, geb. Muller, 38 J. a.; in Ann— weiler Juliana Künkele, geb. Culmann; in Neustadt Juliana Cron, geb. Haspel, 30. J. a.; in Eusheim Barbara Blaes, 38 J. a., Ehefrau v. Andreas Walter, Fabrikarbeiter, und Maria Leblan, 23. J. a., Ehefrau v. Ludwig Jung⸗ fleisch, Fabrikarbeiter; in Ernstweiler Jakob Weber, 26 J. a.; in Kaiserslautern Franz Vornberg, 72 3.a. Dienstesnachrichten. Dem kgl. Notar Friedrich Bartels in Hombucg wurde gestattet, den geprüften Rechtspraktikanten Ernst Wiest von Blieskastel auf die Dauer eines Jahres als Amtsberweser zu bestellen. Der Lehrer Ludwig Schanz in Hütschenhausen wurde zum Lehrer der protest. Schule zu Tiefenthal, der interim. Verweser an der kath. Schulverweser— —— der bisberige interim. Verweser der prot. Schulver⸗ weserstelle in Höchen, Emil Steigner, der interim. Verweser der neuerrichteten Vorbereitungsschule zu Freinsheim, Philipp Stucky, der interim. Verweser der unteren kath Schule zu Leimen, Ludwig Sand, der interim. Verweser an der kath. Schulverweser⸗ stelle zu Blankenborn, Franz Höring, zu Schnlver— wesern dieser Stellen ernanni —— gB Marktberichte. e. Ensheim, 183. Dezember. (Viktualienmarkt). Kar— toffeln: rothe dO M. — Pf., weiße O M. — Pf. per 50 sild, Butter 1I M. — bis 1M. 10 Pf. per i Kilo, Eier 1 M. per Dutzend. Während des Moͤnats Nobember wurden in Ensheim geschlachtet: durch den Metzger Hoͤrliger Joh. 4 Kühe, J Rind, 4 Kälber, 4 Schweine Scharf Jakob'8 Kühe, 1 Rind, 6 Kälber, 6 Schweine, 2 Schafe. Summa 7 Kühe, 2 Rinder, 10 Kälber, 10 Schweine, 2 Schafe. Zweibrücken, 13. Dezbr. (Fruchtmittelpreis und Vik⸗ ualieumarkt.) Weizen d M. 22 Pf., Korn 7 M. 32 Pf., Spelz 6 M. 21 pf., Spelzkern — M. — Pf Dinkel M. — Pf., Mijchfrucht 8 M. — Pf., Hafer 6 M. 18 Pf. Erbsen — M. — Ppf., Wicken 0 WM. — Pf., Berste zweireihige O M. -- Pf., vierreihige O M. — Bi.⸗ Rarioffein 1M 80 Pf., Heu 8 M. 20 Pf., Stroh 3M. id p, Weißbrod 192 Kilogr. 88 Pf., Kornbrod 3 Kilo 61 Pf. Gemischtbrod 8 Kilogr. 76 Pf., paar Weck 90 Gr. 6 Pf, Rindfleisch J. Qual. 66 Pf. II. Qual. 60 Pf. Kalb⸗ Jeisch 50 Pf., Hammelfleijch 60 Pf. Schweinefleisch 55 Pf., Zutler /3 Kilogr. 1M. o8 Pf., Wein 1 Liter 80 Pi., Bier ] Liter 24 Pf. Kaiferslautern, 11. Dezbr. (Fruchtmittelpreis und Biktuglienmarkt) Weizen 9 Mk. 12 Pf., Korn 7 M. 76 Pf, Spelztern — M. — Pf., Spelz 6 M. 45 Pf. Berste 6 M. 25 Pf., Hafer 6M. 32 Pf. Erbsen 9 M. 50 Pf., Wicken O M. — Pyf., Linsen — M. — Pf. Klee⸗ samen b61M. 30 Pf., Schwarzbrod 6 Pfund 72 Pif., ZzPfd. 36 Pf., Gemischtbrod 8 Pfund 41 Pf., Butter pro Ppfd. 1,12 -0,00 M. Eier 2 Stück 15 Pfj. Kartoffeln pro Zentner 2 M. — bis 2 M. 40 pf. Stroh 3 M. — Pi., dis 3 M. 50 Pf., Heu pro Ctr.2 M. 80 Pf. bis 3 M. 30 Pf., Kleeheu 4— M. — Pf., bis O M. — Pf. Fuür vie Redaktion verantwortlich: F. X. Dem etz. — ———— —crr527 —— Telegraphischer Schisfsbericht. Mitgetheilt von Jean Peters in St. Ingbert. Das Hamburger Postdampfschiff „Gellert“ Capitän Kühlewein von der Linie der Hamburg⸗ Amerikanischen Packetfahrt-Aklien-Gesellschaft, wel⸗ hes am 28. November von Hamburg via Havbre ibging, ist nach einer glücklichen Reise am 10. Dezember wohlbehalten in New-York angekommen. Das Postdampfschiff „Sch iedam“ Cap. d' Hamecourt von der Linie der Niederländisch⸗ Amerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, welches am 24. November von Rotterdam direkt abging, ist nach einer glücklichen Reise am 9. Dezember woloGalten in Mew-Nork enofammen Nußland, Laud und Leute. Herausgegeben von Hermann Roskoschny. Leigzig, Greßner & Schramm. — Rtit der uns vorliegenden 41. Lieferung ist dieses jchone Werk, auf das wit wiederholt unsere Leser aufmerksam ge⸗ macht, komplett geworden, gerade noch rechtzeitig, um eine Zierde manchen Weihnachtstisches bilden zu koͤnnen. Die setzte Lieferung sdildert Kleinrußland und speziell Kijew, die Wiege der russischen Größe. Die Verlagshandlung hat, um die angekundigte Zahl von Lieferungen nicht zu über⸗ schreiten, die letzte Lieferung ohne Preiserhöhung in dop⸗ pelter Bogenzahl geliefert, und während in anderen Liefe⸗ rungswerken die Illustrationen gegen den Schluß des Werkes hin immer seltener zu werden pflegen, drängen sie sich hier so dicht wie in keiner det früheren an Bildern schon über⸗ reichen Lieferungen. Hervorgehoben zu werden verdienen die vielen schönen Origiualholzschnitte nach Aquarellen des Freiherrn von Binzer. Auch der Text bleibt in feiner nappen, mit wenig Worten biel Neues bieten“en Schilde⸗ —D— Wir empfehlen daher diejes, in deutscher Sprache bis jetzt einzige große Werk über Rußland, nochmals allen jenen, die unser so hochinteressantes Nachbarreich näher kennen lernen wollen