ðSt. Jugherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der ‚St. Jugberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Moutag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.4 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 10 75 A, einschließlich 0 ¶ Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr far die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 Z, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , bei Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. — — — 19. Jahrg. A Für die Monate Februar und März nehmen die Postanfstalten, ie Austräger und die Expedition Bestell⸗ ungen auf dieses Blatt entgegen. — Politische Uebersicht. (Politischer Indifferentismus.) Aus „en Vereinigten Staaten schreibt Karl Schurz an inen in Bremen wohnenden Freund: „Was die niesige Politik anlangt, so hat es wahrscheinlich roch nie so viel Leute hier gegeben, denen es ganz leichgiltig ist, ob die eine oder die andere Partei zei der nächsten Präsidentenwahl siegt. Das ist in inem Sazz die beste Charakteristik, die ich Ihnen jeben kann.“ Deutsches Neich. München, 29. Januar. Landtiag. Bei der zeneraldebatte über den Kultusetat erklärte Minister . Luttz, er mache Konzessionen, soweit solche be⸗ echtigt seien, doch habe es, wie er glaube, augen⸗ licklich keinen Sinn, weitere Konzessionen zu machen. Bas den Altkatholizismus anbelange, so könne die degierung dem Bischof Reinkens die Vornahme von smtshandlungen weder erlauben, noch verbieten. München, 30. Januar. Der Reichsrath iberwies den Antrag Soden, betreffend die Zusam⸗ nensetzung des Eisenbahnrathes, ferner den Antrag habler, betreffend den Sonntagsdienst der Postbe⸗ mten, an einen Ausschuß und nahm die Artikel bis 5 des Hagelversicherungsgesetzes debattelos, jen Artikel 6 nach längerer Debatte an in der Fassung des Abgeordnetenhauses und vertagte sich odann auf morgen. München, 30. Januar. Polizeirath Pfister nurde vom Könige an Sielle des Kabinets⸗Sek- eturs Bürkel zum Kabinets⸗-Sekretär ernannt. Berlin, 29. Januar. Der siamesische Prinz risdang ist hier anwesend, um im Auftrage des königs von Siam dem Kronprinzen ein kosibares Heschenk, ein Erzeugniß feinster siamesischer Arbeit, u überreichen. Ausland. London, 30. Januar. Die Polizei in Bri⸗ on verhaftete einen Pächter wegen eines Drohbrie⸗ s, welchen derselbe an den Prinzen von Wales, ꝛer gegenwärtig in der Nähe Bristols weilt, abge⸗ andt hat. Der Pächter erklärte, er beabsichtigte, en Prinzen von Wales zu erschießen. Er wird ur wahnsinnig gehalten. Ddublin, 30. Januar. Ein Nationalisten⸗ eeting wurde gestern zu Castlewellan, in der Graf⸗ chaft Down, adgehalten, trozdem das Meeting ver⸗ oten worden war. Ungefähr tausend Mann Poli—⸗ ei und Truppen waren in dem Districte zusammen ⸗ ezogen, aber es gelang den Nationalissen, deren lufmerksamkeit zu entgehen. Lokale und pfälzische Nachrichten. St. Ingbert, 31. Januar. Vor einigen sagen trat ein hiesiger junger Kaufmann, in aller ?tille, ohne vorher ausverkauft“ und von seinen steunden Abschied genommen zu haben, die Reise ach Amerika an. Hr. Abgeordneter Oberlandesgerichisrath rsect hat in Sachen der von ihm in der dammer befürworteten Einrichtung eines Omnibus⸗- Doppelkurses von Waldfischbach nach Kai— erslautern mit dem Hrn. Oberpostdirektor ßgaumann in München Rücksprache geflogen und »on diesem die Zusage erhalten, daß Dies die nächste Linie sei, welche zur Neueinführung komme, voraussichtlich schon vom nächsten 1. urn 9 . Z. — Kindsbach, 28. Januar. In der Nacht pon Samftag auf Sonntag sind im Bruch zwischen dindsbach und der Oberschernau etwa 20,000 Torf⸗ äse verbrannt. Dieselben gehörten Herrn Ober⸗ örster Martin in Blieskastel. Die Kindsbacher reuerwehr, welche am Sonntag früh halb 6 Uhr ur Unterdrückung des Brandes ausrückte, hatte 192 Ztunden tüchtig Arbeit, bis sie des Feuers Herr vurde. — Marnheim, 28. Januar. C. A. Böll, drämer, Gastwirth und Kohlenhändler von hier, gjegen welchen ein Konkursverfahren eröffnet wurde, jat in der stürmischen Nacht von Samstag auf Sonntag eine größere „Vergnügungsreise“ ange⸗ reten. — Neustadt, 29. Januar. Die „Neust. ztg.“ fragt heute zum dritten Male beim Bürger⸗ neisteramte an, warum dasselbe die ihm behufs Anschlusses an die Kaiserslauterer Kohlentarif⸗ Zetition gemachte Eingabe weder zur Vorlage an en Stadtrath gebracht noch dem Publikum zur zesprechung zuganglich gemacht habe. Nach der lIngabe des genannten Blattes beträgt die in Folge er Eigenthümlichkeit der Kohlentarife auf den fälzischen Bahnen zu viel erhobenen Summe jähr⸗ ich 24,000 Mk., woran neben den Fabriken na⸗ nentlich auch die ärmere Bevölkerung zu zahlen hat. — Landau, 289. Januar. Vor der Straf⸗ ammer des k. Landgerichts dahier begann gestern in Weinschmiererprozeß, zu dessen Verhandlung wei Tage angesetzt sind. Die Anklage ist gerichtet jegen den Weinkommissionär Andreas Gutting jon Diedesfeld und beruht auf der Anzeige eines WBeinhändlers Pohl von Wiesbaden, der von Gut⸗ ing Weine bezogen hatte und, nachdem er dieselben Jroßentheils wieder verkauft, wegen Nichtzahlung her Kaufpreise für ca. 34,000 Mtk. von Gutting erklagt worden ist. Pohl soll dieser Klage eine eẽntschädigungsklage wegen Lieferung von nicht ver⸗ ragsgemäßer Waare im gleichen Betrage entgegen⸗ esetzt haben und hofft wohl durch die anhängig emachte Untersuchung sich einen Beweis für seine Zivilklage zu verschaffen. Die Sachverständigen er⸗ lärten den fraglichen Wein als künstlich hergestellten. — Speyer, 28. Januar. Alte Liebe rostet licht! Verflossene Woche wurde auf dem hiesigen „tandesamt ein von seiner Eehefrau geschiedener xẽ6hemann derselben zum zweiten Male angetraut. — Ludwigshafen, 28. Januar. Die stachrichten über Veränderungen im Bahnhofper⸗ valtungsdienst der Pfälzischen Bahnen sind, wie der „Pf. K.“ von maßgebendster Seite erfährt, voll⸗ tändig aus der Luft gegriffen. — Ludwigshafen. Der seitherige Ein— nehmerei⸗Verweser Schröck wurde als Stadtschreiber gewählt. — Das Normalstatut für Fabrikkran— lenkassen, welches Herr Dr. A. Buhl für die Regierung entworfen hat, soll noch im Laufe dieses Monats in Form eines Gesetzentwurfs zur Durch⸗ ührung des betreffenden Abschnittes des Reichsge⸗ etzes in Bayern der Abgeordnetenkammer unter⸗ zreitet werden. — Zur Erbauung der prot. Gedächtniß— küirche sind 42 Entwürfe eingesandt warden. Die Finladung an die Herren Preisrichter soll auf den 20. Februar erzengen sein. — Fur diejenigen protest. Pfarramtskan— didaten der Pfalz, welche bereits die Auf— nahmsprüfung bestanden haben, wird aus der Rom'⸗ chen Stiftung eine Preisaufgabe ausgeschrieben, pelche vor dem 1. November ds. Is. an das kgl. donsistorium einzuliefern ist. Dieselbe lautet: Eine Ibhandlung über den Pessimismus, seine Grundan- Zauungen, seinen Einfluß auf unsere Zeit und ein Verhältniß zu Bibel und Christenthum. — — Vermischtes. f München, 28. Januar. Im Laufe des Sommers 1884 werden umfangreiche Uebungen des Beurlaubtenstandes (der Reserve und Landwehr) statt⸗ inden und sollen 510 Offiziere, 10 Assistenzärzte, 16 Unterärzte, 2345 Unteroffiziere und 153255 Ge— neine eingezogen werden, und zwar Offiziere: 330 bremier⸗ und Sekondlieutenantis auf vier bis acht Wochen, 180 Premier- und Sekondlieutenants auf 13 Tage, die Asfistenzärzte auf vier, die Unterärzte iuf sechs Wochen; Unteroffiziere: 270 auf 50 Tage, 30 auf 42 Tage, 58 auf 28 Tage, 16 auf drei Wochen, 1951 auf 13 Tage; Mannschaften: 500 uf 40 Tage, 30 auf vier Wochen, 256 auf 20 Tage, 12 auf zwei Wochen und 14457 auf 12 Tage. Im kommenden Herbste werden zum ersten Male Ersaßreservisten 1. Klasse zu einer 14tägigen lebung eingezogen werden und zwar 1200 Mann; Rie der Infanterie, den Jägern und Pionieren zu⸗ gewiesenen Mannschaften haben sich am 22., jene )er Fußartillerie am 15. Oktober zu gestellen. Zu iiner ersten zehnwöchigen Uebung werden 2500 Mann, zu einer zweiten vierzehntägigen Uebung 1500 Mann eingezogen werden. F. Würzburg, 27. Januar. Die gerichtliche Antersuchung gegen Lennig wegen der bekannten duellaffaire ist dieser Tage zum Abschluß gelangt ind die Beschlagnahme der dem Lennig gehörigen Begenständen nach 8 99 der Strafproßordnung rufgehoben worden. Die disziplinäre Behandlung der Sache dürfte uun auch bald zu Ende geführi verden können; etwas anderes dagegen ist es mit »er auf Grund der beschlagnahmten Paukbücher der inzelnen Korps eingeleiteten Untersuchung wegen Zetheiligung am Duell, welche sich wie s. Z. mit- jetheilt wurde, auf eine große Anzahl Korpsstuden⸗ en erstreckt, von denen viel schon seit einigen Jahren die Univerfität verlassen haben. — Eugen Lennig jefindet sich gegenwärtig noch in Zürich. xDie auf den 29. Januar angesetzte Ziehung der Eichstätter Lotterie mußte auf den 7. Fe— bruar verschoben werden. Metßtz, 30. Januar. Sonnenschein der Fomplice Kurowskiss, des Mörders der Wittwe Schneider, wurde in Limoges verhaftet. .In Frankfurt a. M. trat dieser Tage ein Cigarrenreisender mit den Worten: „Können sie 120 M. in Kleingeld brauchen?“ an das Buffet einer Wirthschaft in der Saulgasse, einen zufällig dastehenden Gast für den abwesenden Wirih hal⸗ end. „O ja!“ war die Antwort. Der Reisende ählte die 120 Mt. auf, welche der angesprochene Mann sofort mit dem Bemerken einstrich: „Ich verde Ihnen anderes Geld holen.“ Er ging da— on — und kam nicht wieder.