St. Ingherter Ameiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmal: Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samsstag und Sonutag; 2mal wochentlich mit Unterhaltungt zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1.4 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 134 75 4, einschließlich 0 ⸗ Zustellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 1I3 , bei Neclamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. M 43. Politische Uebersicht. Deutsches Reich. Muünchen, 28. Febr. Zur Frage der Re—⸗ organisation der bayerischen Staatsforstverwaltung »ernehmen wir, daß die Ansichten des Referenten Abg. Walter, der die Ablehnung der Vorschläge zer Staatsregierung beantragt, nicht von der ganzen stechten der Kammer getheilt werden, auch fuͤr die⸗ elben eine Mehrheit nicht gesichert ist, daß vielmehr ervorragende Mitglieder der Fraktion der Rechten ereits erklärt haben, sie würden den Ansichten des Abg. Walter entgegentreten, auch in der Hauptsache für die Reorganisation votiren. (S. Pr.) Berlin, 29. Febr. Großfürst Konstantin sstt mit dem Fürsten Obolenski nach herzlichster Berabschiedung vom Kaiser und den Mitgliedern »es Königshauses gestern Abend zehn Uhr nach Stuttgart obgereist. Die übrigen Mitglieder der Bratulations⸗Deputation traten Abends elf Uhr die Rückreise nach Petersburg an. Berlin, 29. Febr. Ein dem Bundesrath ugegangener Gesetzentwurf, betreffend die Bewil— igung der Mittel zu Zwecken der Marineverwal⸗ ung, verlangt 18,790,000 Mark welche im Wege )er Anleihe mittelst Schatzanweisungen aufzubringen ind. Die Summe soll verwandt werden zum gau von 70 Torpedobooten einschließlich der dazu gehörigen Armirung, Herstellung einer unterseeischen Torpedobatterie an der Ostseeküste, Anlage einer lektrischen Beleuchtung der Werften in Kiel und Dilhelmshaven und Vervollständigung der Kriegs⸗ zekleidung. Ein indireltes Lob ist der deutschen Eisen⸗ udustrie unlängst aus dem Munde des ꝛelgischen Konsuls in Zürich ertheilt worden, wel⸗ jes bekundet, daß unsere Eisenindustriellen im Be— riffe stehen, ihre belgischen Konkurrenten ganz und jar vom schweizerischen Markte zu verdrängen. Man rfieht aus dem Bericht, welchen der belgische Kon⸗ ul über die Situation des dortigen Eifengeschäfts m Jahre 1883 erstattet hat, daß die belgischen kisenwerke ihre schweizerische Kundschaft immer nehr verlieren und daß es ernstlicher Anstrengungen edarf, um das verlorene Terrain wieder zu ge— vinnen. „Es handelt sich hierbei“, sagt der Kon⸗ ul, „nicht nur um Preisverhaältnisse, sondern haupt ichlich um das Zutrauen der Klienten, welche amentlich von sogenannten Werken ersten Ranges ft vernachlässigi und zu rüchsichtslos behandelt wer⸗ en. Man bellagt sich hier bitter über ungenaue lusführung der Bestellungen hinsichtlich Dimen⸗ ionen und Gewicht, fehlerhafte Fabrikation und m Allgemeinen über den Mangel an Bestreben, die schweizerischen Käufer dauernd an sich zu fesseln, bschon man sie in gewissen Zeilen augelegentlichsi su gewinnen sucht. Es ist wahr, die Schweiz chict keine Bestelungen, welche die Werke währenm Nonaten zu beschäftigen spermdchten. Ein, ein⸗ teue Kundschaft aber, welche den Einfällen und Bandlungen der Spekulation weniger unterworfen t, als es die großen überseeischen Märkte sind, eren Aufträge gerade in kritischen Zeiten auszu leiben pflegen sollte dennoch nie dernachlaffsgt verden. Die Deuischen wissen aus diesen Verhält⸗ issen Nutzen zu ziehen und werden, mit Ausnahme wisser Sorten Blech, Belgien bald überall ver— xängt haben. Ausland. London, 29. Febr. Heute Vormittag wurden meinem Hause in der Nhe des Strandes drei Sonntag, 2. März 18834. 19. Jahrg Personen verhaftet, in derem Besitze sich eine große— Quantität Dynamit vorfand. Die Verhafteten sollen die Absicht gehabt haben, ein Attentat auf den Justizpalast auszuführen. Kairo, 29. Febtr. Aus Suakim wird ge⸗ meldet, Major Haggard und Lieutenant Caul⸗ field seien bis auf 7 Meilen von hier mit 5330 Abessiniern vorgerückt. Sie sahen etwa 1000 Auf- tändische auf Kameelen und viele zu Fuß. In der Nähe von Suakim fochten gestern die Auf— tändischen mit befreundeten Stämmen, welche die Engländer mit Vieh versorgten. Letztere bean⸗ spruchen den Sieg. Dieselben erbeuteten 40 Ka⸗ meele und 70 Schafe. Washington, 29. Februar. Im Reprä— sentantenhause wurde heute die Lasker⸗Ange⸗ egenheit verhandelt. Deuster und Günther sprachen im Sinne des inzwischen dem Sprecher des Hauses ugegangenen Schreibens des Berliner liberalen Fentralvereins. Kasson bedauert die Diskussion, Jält es für besser, offizielle Informationen abzu⸗ varten und nicht nach Zeitungsberichten zu urtheilen. kẽr beantragt die Ueberweisung des Schreibens des Fentralvereins an den Ausschuß der auswärtigen Ungelegenheiten. Dieser Antrag wurde angenommen. — Speyer, 28. Febr. Unter dem Vorsizze Zr. Erxc. des k. Staatsrathes und Regierungspraͤ⸗ identen v. Braun fand heute die Vertheilung der Preise aus dem pfäl zischen Dienstboten— stift e durch die staiutengemäß gebildete Kommission dahier statt. Zu letzterer waren berufen die Herren Bürgermeister: 1. Joseph Hafen in Winnweiler, 2. Peter Custer in St. Ingberi, 8. Heinrich Pohly in Frankenthal, 4. Wilhelm Müller in Alsenz, 5. Gg. Ertel XII. in Neuburg. Die im Vorjahre bewilligten Präpenden a 50 M. wurden wieder ver⸗ liehen. Außerdem wurden gewährt 7 erhöhte Geld- belohnungen 4 30 Mk., 6a 26 Mi., ferner 20 Beldbelohnungen zu 10 Mk. mit einem zweiten Ehrenbriefe. Zweite Ehrenbriefe ohne Geldoͤelohn⸗ ung wurden verliehen an 44 Diensiboten. Weiter wurden bewilligt 99 Geldbelohnungen zu je 10 Mark und 117 erste Ehrenbriefe. Der Capualstod des Dienstbotenstiftes, welcher Dank der andauern⸗ den Unterstützung seitens der Distrikte und zahlreicher Gemeinden an fietigem Anwachsen begriffen ist, be⸗ trägt dermalen an 72,000 Mark. Hai sich, wie nicht zu zweifeln, dieses von Seiner Exzellenz dem Hherrn Regierungsprasidenten in hochherziger AÄbsicht gegründete Institut auch ferner der thatkräftigen und opferwilligen Unterstützung seitens der bemit⸗ telten Corporationen und anderer Goönner zu er⸗ freuen, so wird es bald möglich werden, in erhöhtem Maße treue Dienste zu belohnen. Nach Beendig- ung des Vertheilungsgeschäftes wurden die Mu— Jieder der Commission von Seiner Erzellenz zur Tafel gezogen. — Das Amisgerichtsgefängniß in Franken⸗ hhal wurde am Mittwoch auf den Abriß verstei⸗ gert; der Erlös beträgt 680 Mk. — Ludwigshafen, 27. Febr. Eine groͤßere Anzahl Fabrikarbeiter vom Hems hofe veranstal⸗ tete gestern Nachmittag einen Fastnachtszug. Mit demselben zogen sie nach Friesenheim. Bei Rücd⸗ kehr am späten Abend blies einer derselben Feuer⸗ lärm. Die Bewohner des Hemshofes wurden hier⸗ durch nicht wenig in Schrecken versetzt, und ein Polizeidiener der dortigen Polizeistation mahnte die Ruhestörer. Dies war jedoch vergebens, worauf sich der Polizeidiener genöthigt fand, zur Verhaf⸗ tung zu schreiten, was auch ohne Widerstand ge⸗ schah. Nach Verlauf von zwei Stunden rottete sich ein großer Haufen Fabrikarbeiter zusammen, zog vor die Polizeistation, stürmte dieselbe; wobei er sämmtliche Fenster einwarf, und mißhandelte den aflein anwesenden Polizeidiener, welche auch dit erwähnte Verhaftung vorgenommen hatte. Mehrere bald darauf von Ludwigshafen gerufene Polizei⸗ diener mußten von ihren Waffen gebrauch machen, um die Wüthenden von ihrem Zerstörungswerk ab⸗ zuhalten. Von den Aufrührern wurden 8 verhaf⸗ tet. Die Untersuchung ist im Gange. (Pf. Zig.) — Das Stiaatsministerium des JIunern gestanel den Gemeindebehörden den Gebrauch von Siegel⸗ marken mit dem Wappen der Gemeinde, aber nur um Versiegeln von Briefen und Pacdeten statt des Lad⸗ und Oblatendruchsiegels, nicht aber zur Be⸗ glaubigung von Urkunden, wofür Schwarzdrucsiegel bderwendet werden muß. Lokale und pfälzische Nachrichten. — Efs. L. O.) Kaiserslautern, 28. Februar. Die Vorbereitungen für den Libera⸗— en Parteitag der Pfalz sind in der Haupt— ache abgeschlossen und rechtfertigen die Erwartung »ines überaus zahlreichen Besuchs. Mit Rüchsichi nuf die Abkömmmlichkeit einiger hervorragender Barteigenossen, auf deren Milwirkung gerechnet verden darf, läßt sich der Tag, auf welchen die kinberufung erfolgen wird, noch nicht festsetzen. Die zuerst in konservativen und fortschrittlichen Blättern aufgetretene Behauptung, als sei der 2 März bereits festgestellt, war nur eine Combination. — Hinterweidenthal, 28. Febr. (Ein zuter Appetitl) Am Fastnachtsmontag ging hier ein Soldat eine Wette um 20 Liter Bier ein, daß er auf einen Sitz 50 Stück sogen. Fastnachts- küchelchen essen würde. Trotzdem derselbe schon vorher etliche solcher Küchelchen, nebst einigen Schoppen Bier hatte verschwinden lassen, blieb er in der eingegangenen Wette thatsächlich Sieger. (L. T. — Aus dem Gan—. Die vielen Löcher in den Klee- und Fruchtäckern und die massenweise nusgehöhlten Rüben in den Gruben sind untrüg iche Zeichen eines mäusereichen Jahres. Wenn nan bedenkt, daß im Jahre 1856 in der ganzen Brovinz Sachsen der Fraß der Feldmäuse der Land⸗ oirthschaft mehrere Millionen Thaler kostete, eint Maus jährlich viermal acht bis zehn Junge wirft, ie beiden ersten Würfe in demselben Jahre auch chon wieder gebären, folglich eine Maus, wenn die Umstände ihr günstig sind, eine Nachkommenschaft »on 100 Kindern und Enkeln in einem Jahre jaben kann — so soll man meinen, der Landwirth vürde mit allen Mitteln im Frühjahr den Fang der Mause betreiben. Aber so sind die Menschen: jo lange die Kuh nicht gestohlen ist, wird die Thür nicht zugemacht, und so lange die Mäuse dem Bauer das Getreide nicht abgefressen haben, schlägt r gewiß keine todt. So soll es aber nicht sein. bereint gehört Front gegen diesen Feind gemacht ind jetzt wo die Arbeit noch nicht dringend ist, die Mäuse vertilgt, wodurch großer Schaden verhütet verden würde Ggt.) 8 Vermischtes. fMünchen, 27. Febr. Das Programm für die am Samstag den 1. März el. J. Stan findende von Sr. Maj. dem König angeordnete Eh rung der verlebten Generale Frhi. v. d. Tann ind Frhr. v. Hartmann enthäͤlt u. A. folgende J