st. Ingherter Amziger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Gonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1AM 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 75 4, einschließlich ⸗ Zustellungsgebüuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 13 , Reclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. * 74. Unser Parteitag in Neustadt. der Augenblick der Klärung auf dem Gebiete es Parteilebens ist eingetreten. Die deutsch- frei⸗ anige Partei hat jeglichen Geist der Verneinung ei sich zu Gaste geladen. Die Nationalliberalen ffnen dem Geiste des thatkräftigen Schaffens Thür id Thor. Schon früher ist es von uns ausge— drochen worbden: Wenn unsere Nachbaren zur unken die „liberale Frage“ aufwerfen wollen, wir ehmen den Streit an. Und in der Heidelberger erklärung ist bereits gesagt, welche Kampfbeding⸗ ingen wir verlangen. Offen und freimüthig be— ennen wir uns zur Unterstützung aller derjenigen sbsichten, welche auf die Hebung der Volkswohl⸗ ahtt abzielen und stellen die trennenden Punkte arück, wo immer praktische Erwägung Raum findet. das nennen wir liberal. Weiter links von uns ellt man unzählige „Doctorfragen“ obenan und ehandelt die praktischen Ftagen in dem Maße übel— vollend, als die Regierung besseres thun zu sollen laubt, als über dem Parteigezänk Boden im Volke ind Zeit zu verlieren. So verstehen wir den libe— alen Begriff, welcher im Programm der neuen gartei sich ausspricht. Wo das bessere Erkennen t, wird sich ja bald zeigen. Truügen aber nicht lle Verheißungen, die uns am Montag in Neustadt ch darboten, so hat in großen Theilen der Be—⸗ ölkerung ein Geist Wurzel geschlagen, dem wir uns ußerordentlich verwandt fühlen. Ihn zu beleben, edurfte es einer solchen That, wie sie in Neustadt etzt vollbracht wurde. Aber da ist er nun auch mit iler Macht durchgebrochen. Taß in unsern südlichen 'andestheilen die nationale, patriotische Empfindung zach wie vor warm und tiefgreifend herrscht, ist ja nur atürlich. Sie wird niemals versagen, selbst wenn durch nnere oder äußere Gewalten unserem Volke je wieder ationale Demüthigungen zugefügt werden könnten. lber was vielfach, und namentlich in Norddeutsch- ind, überraschen wird, das ist die ganz kategorische jorderung der entschiedensten Unterstuͤtzung aller usgesprochenen Wohlfahrtspolitik der Rteichsregie⸗ ung im Reiche. So, wie da an allen Ecken und inden der heilige Eifer emporloderte, konnte er es och nur, wenn die nationale ebenso wie die soziale ʒedeutung der letzten ins Auge gefaßten Ziele jener zolitik bereits bei Führern und Wäöhlern überaus ar erkannt wird. Dies nun sind die beiden Ungelhunkte unserer zukünftigen Parteithätigkeit. deutsch vor allem wollen wir sein; und nicht mehr ur ein Volk der Denker, sondern auch ein Volk res praktischen Gestaltens. Damit richten wir kein zulunftsprogramm auf, bekunden keine abschweifende harteiauffassung. Dainit allein degehen wir aber uich noch keinen Alt der Feindseligkeit gegen irgend⸗ velche nationalgesinnte Parteirichtung; noch viel oeniger aber denken wir daran, damit die Ver— duetzung mit irgend welchen Nachbarparteien ein⸗ — Herr Dr. Miqusl hat dies gleich zu * großen Rede mit allem Nachdruck Herr Dr. Osann ist mit womöglich mehr Temperament darauf zurückgekommen, oen allen Seiten der Partei hin zu rufen: zun marschfahig, feid auch marschbereit, und æ erdet unabhängig von der Marschrichtung crer Parteikörper! wWn waren beiläufig die klaren, vollständig n digen faktischen Gesichtspunkte bezeichnet, — Parteitag in Neustadt gegeben hat. ꝛ reit zu werden, ist nun die Sache der Or⸗ ation, die hoffentlich im Laufe dier Mou—⸗ Donnerstag, 17. April 1884. —19. Jahrg. noch um einen weiteren Schritt vorwärts kommen kann. Marschfähig aber, im Besitze aller für den Trfolg vorauszusetzenden inneren Kräfte sind wir in Neustadt geworden. Dort hat unter dem Jubel ines ganzen Volkes ein ganzer Mann uns die Wehr und Waffen geschliffen, die wir in Heidelberg jeschmiedet. Dieses, unser fachliches Arbeitspro— zramm soll uuns noch recht oft eingehend beschäftigen. (Pf. L. C.) wziellen Vertreiern der einzelnen Landesparteien be— jucht. Eingezeichnet waren auf dem Wohnungs⸗ »ureau des Lokalkomité's behufs Ermittlung von Nachtquartier 51 auswärtige Gäste, darunter 8 Herren aus dem rechtsrheinischen Bayern, 15 aus Württemberg, 6 aus Baden, 10 aus Hessen, 5 aus Frankfurt a. M., 3 aus dem Regierungsbezirk Wiesbaden, 6 aus dem Regierungsbezirk Cassel und 3 aus der preußischen Rheinprovinz, endlich der Herr Abg. Dr. F. Weber aus Berlin. Tele— zraphische Zustimmungskundgebungen lagen in gro— zer Anzahl bereits vor Beginn des Parteitags dem Bureau vor, darunter aus dem rechtsrheinischen Bayern von den leider verhinderten Abgeordneten Prof. Dr. Marquardsen, (z. Z. in Bozen)s, Strauß Mosbach), Dr. Aub (Feuchtwangen), von Herrn Fommerzienrath Al. Dessauer (Aschaffenburg) Namens er dortigen Gesinnungsgenossen, von den Herren Ddörfler und Tröltsch (Weißenburg a. S.) Aus ẽlberfeld lief während des Parteitags folgendes Telegramm ein: „Unseren süddeutschen Parteige— iossen herzlichen Gruß mit dem Wunsche, daß die seutige Versammlung unsere gute Sache fördern und beleben möge. Namens der nationalliberalen Zartei von Elberfeld-Barmen! Louis Simons. stobert Barthols. Abg. Dr. Graf.“ Unter anderen Vertretern der befreundeten Presse begrüßten wir »ie Herren Dr. Cajus Möller-Elberfeld, F. Grüne⸗ vald, Süddeutsche Presse, München, F. Walz, Frankfurter Journal, J. Cloß, Badische Landes- eitung, Karlsruhe u. s. w. An dem gemeinsamen Nittagessen im Saalbau nahmen 120 Gäste, an »em Bankett im Schützenhaus (Hotel zu den vier zahreszeiten) etwa die doppelte Anzahl theil. Die Zersammlung auf dem Parteitage selbst wurde zu⸗ zerlässig auf über 4200 Personen geschätzt. — Hainfeld. Gewiß eine Seltenheit. Am zerflossenen Samstag brachte der Hund des Müllers Herrn Metzger hier 17 Junge zur Welt. — Im „Kreisamtsblatt der Pfalz“ wird olgende Bekanntmachung der kgl. Regierung ver⸗ ffentlicht: „Nach Art. 2 Abs. 2 des Gesetzes vom 326. Februar 1850, betr. die Versammlungen ind Vereine, müssen alle Einladungen oder Äuf⸗ orderungen zu Versammlungen, in welchen öffeni⸗ iche Angelegenheiten erörtert werden sollen, mögen )iese Einladungen oder Aufforderungen in öffent— ichen Auschlägen enthalten oder in öffentlichen Blättern eingerückt oder sonst durch Schrift oder Oruck verbreitet sein, mit den Unterschriften Der⸗ enigen versehen sein, welche sie ergehen lassen. Es ist die Wahrnehmung gemacht worden, daß in aeuester Zeit diese Vorschriften außer Acht gelassen werden. Jnsbesondere kommt es nicht selten vor, daß derartige Einladungen anstatt der Unterschrif— ten Derjenigen, welche sie ergehen lassen, lediglich die Fertigung führen: „Der Vorstand oder der Ausschuß des X-Vereins N.“ Die kgl. Regierung iieht sich daher veranlaßt, obige GesetzesBestimm- uingen zur entsprechenden Beachtung in Erinnerung zu hringen.“ Volitische Uebersicht. —A Berlin, 15. April. In Bezug auf die Stel⸗ ung des Fürsten Bismarck innerhalb des dreußischen Ministeriums bleibt vorläufig Alles veim Alten. Wir hören mit Bestimmtheit, daß der daiser zunächst seine völlige Wiederherstellung ab⸗ varten will, bevor er eine Entscheidung trifft, zu welcher der greise Monarch sich lieber nicht herbei— assen möchte. Berlin, 160. April. Dem Kaiser ist die Ausfahrt, welche derselbe gestern im geschlossenen WBagen machte, recht gut bekommen. Berlin, 16. April. Es heißt, die Abreise »es Kaisers nach Wiesbaden werde am Sonntag bend erfolgen. — Laut Aushang in den königlichen Theatern ist Hans v. Bülow das Prädicat eines öniglichen Hofpianisten entzogen worden. (Gonfiscation sozialdemokratischer Z„chriften.) In Altkirch im Oberelsaß beschlag⸗ jahmte die Polizei am 11. ds. eine 84 Kilo schwere diste, welche sozialdemokratische Schriften enthielt. dieselben sind aus der Schweiz von Frauenspersonen n kleinen Packeten über die Grenze geschmuggelt; ie Kiste sollte nach Mannheim g sandt und von vort nach verschiedenen Städten rpedirt werden. Ausland. Shanghai, 15. April. Der Vizekönig von Canton ist wegen Nichbefolgung der ihm rtheilten Befehle öffentlich degradirt worden. Die hinesischen Offiziere, welche als verantworlich für en Verlust Bacninhs angesehen werden, sind zur Enthauptung verurtheilt worden. In der Ver— valtung des chinesischen Reiches werden wichtige deränderungen erwartet. Eine allgemeine Rekru— irung ist für die chinesische Armee angeordnet. Der Bouverneur von Yuennan ist nach Peking beschieden, im sich zu verantworten. Man hält die augen— zlickliche Lage in Veking für kritisch. Lokale und viälzische Nachrichten. — Homburg, 12. April. Einen schlimme— en Streich kann man gewiß seinem Todfeinde nicht pielen, als dies dahier Einer dem Wirthe Baus früher Löschhorn) gethan hat. Derselbe ließ am dienstag seinen Weiher ab, um ihn am Mittwoch schen zu können; es konnte mindestens auf zehn zentner Fische gerechnet werden. Da ertränkte sich n der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch ein In— ividuum in dem Weiher und man hielt es für serathen, das Fischen zu unterlassen, da die Fische vohl keinen Absatz deßhalb gefunden hätten. — Der Verein pfälzische Brennerei⸗In-— eressenten beabsichtigt am 27. ds. Mts. in Romburg eine Versammlung zu halten, zu wel⸗ her ein Vortrag über Controle des Brennereibe— riebes mit vorgeführten Versuchen auf der Tages— rrdnung steht. — Kaiserslautern, 15. April. Der ecrin⸗ Posegirfentan in Nonstadt mar hvon 52 affi— Vermischtes. F In Neunkirchen ist auf dortigem Bahn⸗ jofe, nach der „S.- u. Bl.⸗Ztg.“, ein beim Ran⸗ jiren beschäftigter Bahnarbeiter überfahren worden ind kurz darauf im Bergmannslazarett verstorben. F Merzig, 12. April. Nach dem „Merz. drbl.“ erlebte eine hiesige Frau, die Wittwe Becker, zeb. Blick, zum 100. Male das Osterfest. Die Fran wirn hinnen Currem das 66bu seltene MNIA,- — —