x»ͤt. Fugberter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. r St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs lat und Sonntags mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1.AM 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 10 75 H, einschließlich d A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welcht die Expedition Auskunft ertheilt, I8 , Neclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 148. die Stellung des Nationallibera⸗ ismus zur Sozialdemokratie. »f. L.O. Das Hauptthema der befreundeten wie a gegnerischen Blätter bildet seit letzten Sonntag e Alzeyer Candidatenrede des Herrn v. Schauß. ss einen wesentlichen Punkt der Trennung von in Ansichten seines Widerparts Hrn. Dr. Bam⸗ erger bezeichnete Redner u. A. auch seine Stellung m Sozialistengesetz. „Ich kann Ihnen igen“, lauten seine eigenen Worte, „daß ich da— aals, als ich im deutschen Reichstag Mitglied der ommission für das Sozialistengesetz war — ich ar auch Mitglied der zweiten — es mir sehr hwer fiel, diese Maßregel zu ergreifen, aber der erlauf der Dinge hat denn doch gezeigt, daß die daßregel nicht so ganz thöricht war. Sehen Sie mbischen hinüber nach dem Niederwald, wie nahe ar es daran, daß dieses Denkmal deutscher Größe xttört war; sehen Sie hin nach Wien und ver— igen Sie den Prozeß Kammerer und Stellmacher. zie werden wenigstens in letzterem Falle zugeben: w Ausweisungsgesetz hat seinen Dienst gethan, „ wir deutsche Brüder, wie Kammerer und Stell⸗ zacher nicht im deutschen Vaterland haben. Wir olen uns schützen mit Maß. Es ist richtig, daß me Idee nicht mit Zwangsmitteln beseitigt werden unn, aber Thatsache ist, unbestreitbare Thatsache, ih das Ausheben eines Nestes, das Wegnehmen mes Führers lokal diese Bewegung hat vorläufig exschwinden lassen.“ Das ist aber nicht nur die lnsicht des Reichstagskandidaten von Alzey-Bingen; us ist auch konform dem Heidelberger Programm, ie feste Ueberzeugung der ganzen nationalliberalen zartei. Mögen die Fortschritiler deshalb immer— in den Sozialdemokraten die Wege bereiten und ie Handlanger machen; diesen Ruhm lassen wir nen gern. Sie sind eben Theoretiker und sehen ir lauter Bäumen den Wald nicht; das wäre uhrlich eine unvernünftige Freiheit, wollten wir en Sozialdemokraten den nöthigen Spielraum ge— nühren, ihre Ideen rascher auszubreiten und die ꝛdolution ungestörter vorzubereiten. Auch der nwand, das Gesetz habe die Macht der Sozial— mokratie nicht gebrochen, laßt uns kalt. Daß die czialdemokratie nicht zurückgegangen ist, ist klar; rekrutirt sich allmälig aus sich selbst, denn die anwachsenden Söhne don Sozialdemokraten wer—⸗ natürlich auch solche. Aber das Sozialisten⸗ ech ist ein Hemmschuh und ohne dasselbe wäre, aun die Sozialdemokraten so fortgeredet und ge— rieben hätten wie 1878, die Revolution schon zebrochen. Die Herren behaupten zwar, die erungen sehen nichts lieber, als wenn sie los⸗ lügen, damit sie mit Gewait vorgehen können. enn das der Fall wäre, hätte sie es noch ein ur dahre ohne Sozialistengesetz gehen lassen kön— ; die Sozialdemokraten hätien dann die Ge— üther bis zu einem solchen Grade erhitzt, daß es sn losgegangen und die Gelegenheit zum Ein— riten gekommen wäre. Dit vielem größerem Rechte behaupten wir: bialdemokratischen Führer wollen die Revolution. brauchen die Unzufriedenheit der Abeiter, darum n sie Alles zurück, was die Reichsregierung zu Vesten thun will. Es ist von vornherein und muß vonherein zurückgewiesen werden, bon der Regierung kommt. Zum Glücke id aber der leitende Staatsmann nicht irre en und bringt die Vorlage immer von Neuem! er geht von der ganz richtigen Anschauung in Samstag, 2. August 1884. 19. Jahrg. ius, daß die berechtigten Forderungen der Arbeiter »xfüllt werden müssen! Diese aber bekommen es nicht besser, wenn man die Regierungsform ändert ind aus der Monarchie eine Republik macht. Die Franzosen haben eine solche und die Arbeiter haben ieselbe Klagen. Der Kernpunkt der Frage ist die insichere Stellung der Arbeiter. Diese so viel als nöglich zu sichern, das ist die Hauptaufgabe der hegenwart. Ueber das Wie? läßt sich im Einzelnen eden, aber daß dies der Weg ist und die Richtung, n welcher die soziale Frage gelöst werden muß, »as ist über allen Zweifel erhaben. In dieser stichtung die Reichsregierung zu unterftützen, halten vir für eine unabweisliche Pflicht; wer das nicht hut, arbeitet einfach der Revolution in die Hände, nag er sich nun zu einer Partei bekennen, zu wel⸗ hder er will. — Uebrigens müssen wir statt „soziale Frage“ — soziale Fragen sagen und dieselben eine im die andere zur Lösung bringen. Das geht nicht on heute auf morgen und auch nicht in Einer seichstagssession. Das erfordert eine lange Reihe on Jahren. Der Staat hat die ganz unabweisliche zflicht hier helfend einzutreten und die Schwachen n Kampfe ums Dasein zu unterstützen. Die sozial— emokratischen Führer hätten nimmermehr den Ein⸗ luß erlangt, den sie besitzen, wenn sie sich nicht tets als die alleinigen Freunde der Arbeiter geberdet ätten. Es gilt, darum den Arbeitern zu zeigen, aß auch die Liberalen ein Verständniß für ihre erechtigten Forderungen haben und den Willen, hren Beschwerden abzuhelfen. Zum Glück bricht ich diese Ansicht in immer weiteren Kreisen Bahn. Bir sagen: Zum Glück! Denn nur dadurch ist es nöglich die Arbeiter aus dem sozialdemokratischen zann zu befreien, daß wir ihnen etwas Handgreif⸗ ches bieten. Sie werden ja schließlich doch auch » vernünftig sein, einzusehen, daß ihre sozialdemo— ratischen Führer ihnen bis jetzt wohl goldene Berge rersprochen haben, aber das Versprochene unmöglich rfüllen können, weil es eben nicht ausführbar ist. das gelobte Land der Sozialdemokratie liegt eben rnirgends anders als in der Phäntasie. klärung abgegeben, daß das Zenirum und die kon⸗ ervative Partei in seinen Augen die einzigen Rich—⸗ ungen seien, für welche man einzutreten habe, venn man das Interesse des Handwerks wahr⸗ iehmen wolle. Eine Resolution des allgemeinen eutschen Handwerkertags begrüßt auch mit beson— serer Freude den Antrag Ackermann und erachtet ils letztes Ziel die Einführung obligatorischer In— rungen. Damit wäre also die zünftlerische Bewe— jung aufs Neue in Fluß gebracht und der Hand— verkerstand zugunsten des Zentrums und der Kon⸗ ervativen für die Wahlkampagne mobil gemacht. der große Theil des Gewerbestandes, welcher hier n seinen eigensten Interessen bedroht erscheint, nöge doch ja auch seinerseits nur sich rühren und nergisch gegen das in Frankfurt zu Wort gekom⸗ nene Zopfthum Front machen! Laute Proteste jegen den Antrag Adermann werden gewiß ihren zindruck in Berlin nichr verfehlen, und in zwölfter 5tfunde kann das Votum des Bundesrathes am e nde dennoch ganz anders ausfallen, als es die Untragsteller sich träumen ließen. Sehr beherzigens⸗ derth ist ein dieses Thema behandelnder Brief des ewiß urtheilsfähigen Vorsitzenden im Berliner dandwerkerverein an unseren berühmten Rechts- ehrer Holtzendorff in München, in dem es heißt: „Es ist für Jemand, der wie ich die Entwicklung des Handwerks seit einer Reihe von Jahren genau nerfolgt, der durch langen, immer wiederholten lufenthalt in anderen Ländern die gewerblichen Lerhältnisse derselben zu beobachten Gelegenheit jatte und hat, schier unmöglich, sich in die Ge— anken unterrichteter und gebildeter Männer zu inden, welche die Bestrebungen nach Zwangsinnun— jen unterstützen. Und merkwürdigerweise sind es um Theil dieselben Leute, welche nicht müde verden, die gewerblichen Leistungen Deutschlands uinter diejenigen Englands und Frankreichs zu tellen, welche jetzt das deutsche Handwerk durch Wiedereinführung von Einrichtungen beglücken vollen, die in jenen Laändern längst der Vergessen- Jjeit anheimgefallen sind. Ich habe mich darüber erst neulich im Reichstage ausgesprochen, aber leider dergebens. Uebrigens lebe ich der Ueberzeugung, daß ganz ebenso wie die zünftlerischen Errungen— chaften des Jahres 1849 auch die gegenwärtigen Experimente in dieser Richtung sehr bald den that— räftigen und vorwärtsstrebenden Elementen im deutschen Handwerk die Augen darüber öffnen verden, daß man sich auf verkehrtem Wege befinde ind daß so das freie Vereinswesen im Handwerk neuen und frischen Impuls erhalten wird.“ Ausland. Paris, 29. Juli. Die großen Manoöver des 6. und 17. Korps werden wahrscheinlich am 5. September beginnen und am 13. enden. In Agen verden sich die fremden Offiziere versammeln, velche diesen Manöpern anwohnen werden. Wie 8 heißt, wird Deutschland durch General von Heu— ‚uck, den hiesigen Militär-Attaché Major v. Vil⸗ aume und die Majors v. d. Böck und von König vertreten sein. Die englische Missioen wird vom ßeneral Buller, die österreichische vom Feldmarschall- Lieutenant v. Keil und die russische vom General⸗ Major Kuropatkin, ehemaligem Stabschef Skobe— ews, geführt werden. Die jüngst vom Pariser „Figaro“, aber wohl chwerlich aus loyalen Beweggründen, lancirte Em— fehlung der deutsch-französischen Allianz sat zunächst keinen anderen Erfolg aufzuweisen, als ine verschärfte Accenftuirmmg der chauvinistischen Volitische Uebersicht. Deutsches Reich. Berlin, 31. Juli. Die Nordd. Allg. Ztig. agt über den Verein zur Wahrung der wirthschaft⸗ lichen Interessen des Handels und der Gewerbe: Wir können nur mit Befriedigung anerkennen, wenn endlich von den hervorragendsten Vertretern des daufmannsstandes der Anfang gemacht wird, das odte Gebiet der Politik zu verlassen und in das ebendige und fruchtbare Gebiet der wirthschaftlichen zuteressen einzutreten. Berlin, 31. Juli. Der Reichsanzeiger pu— lizirt das Aktiengesetzund die Ernennung des Ge— seimen Ober-Regierungsraths von der Brücken und ses Professors Schwenninger zu außerordentlichen Mitgliedern des Reichsgesundheitsamts. Pf. L.C. In Frankfurt a. M. hat in der erflossenen Woche ein allgemeiner deutscher dandwerkertag stattgefunden, auf welchem im Unhalt an den bekannten Ackermann'schen Antrag rnus der letzten Reichstagssession neue Grundlagen ür die Operationen der Rüchschrittsparteien ge— chaffen wurden. Dem Verständniß für die libe— alen Aufgaben der Nation zeigten sich dabei die inwesenden Vertreter des Handwerkerstandes bedauer⸗ icher Weise gänzlich verschlossen. Ja, vom Zen— ralpyorstand murde ĩnhoaar von yornherein die Er—