gen unseres Vereins billigen, mit der dringenden Bitte, nicht gleichgiltig bei Seite zu stehen, vielmehr durch zahlreichen Beitritt zu dem Vereine seine materiellen Mittel zu verstärken und seinen mora— lischen Einfluß zu erhöhen. In einem Augenblick, in welchem die Frage zur Entscheidung gelangt, ob Deutschland auch auf diesem Gebiete neue Bahnen einschlagen und sich ebenbürtig an die Seite der übrigen Kulturvölker stellen wird, ist es für alle Gesinnungsgenossen patriotische Pflicht, nach Kräften mitzuwirken. Das Präsidium des Deutschen Kolonialvereins gez. Fürst zu Hohenlohe-Langenburg. Lokale und pfälzische Nachrichten. * St. Ingbert, 10. Sept. Dem „Pfälz Volksblatt“ wird von hier geschrieben: Die Aus— wanderung von hier und der Umgegend scheint eine größere Ausdehnung annehmen zu wollen. Man spricht davon, daß in den nächsten Tagen 72, meist junge kräftige Männer, der Heimath den Rücken kehren, um ihr Glück über dem Ozean zu suchen. Der Verdienst, so wird geklagt, sei hier zu gering. In der neuen Welt hofft man ein besseres Loos. Wir geben den Scheidenden die besten Wünsche mit auf den Weg. * Der Remonteankauf in Verbindung mit der Kontrole der Stuten und mit der Prämiirung der Fohlen in den Remontezuchtbezirken im Herbst heurigen Jahres wird an den nachbezeichneten Sta— tionen und Tagen stattfinden: 23. Sept.: Eichel⸗ scheiderhof, Remonteankauf; 24. Sept.: Pirmasens, Remonteankauf; 25. Sept.: Zweibrücken, Stuten⸗ kontrole, dann Prämiirung der Fohlen des Remonte⸗ zuchtbezirkes, Zweibrücken-Homburg Pirmasens: 26. Sept.: Zweibrücken, Remonteankauf; 29. Sept.: Landstuhl, Remonteankauf. Der Remonteankauf wird sich auf. 3--26 jährige Reit- und Artillerie⸗ Zugpferde erstrecken. X Die zweite (praktische) Prüfumng für den höheren Justiz- und Verwaltungsdienst wird in Speyer am Montag den 1. Dezember l. J., Vormittags 8 Uhr, in einem noch näher zu bezeichnenden Lokale eröffnet werden. An derselben können nur jene Rechtspraktikanten theilnehmen, welche neben Erfüllung der sonstigen Vorbedingungen im Regierungsbezirke der Pfalz das Heimathrecht besitzen oder daselbst den vorgeschriebenen Vorbe⸗ reitungsdienst vollendet haben. — Wolfstein, 9. Sept. Die 27. Haupt. versammlung der Pfälzer Bienenzüchter für das Jahr 1884 findet am Mittwoch den 17. und Donnerstag den 18. Sept. nächsthin im Saale von W. Vogt dahier statt. Am ersten Tage Abends b Uhr sind die Vorberathungen des Verwaltungs- rathes und der Vereinsvorstände im Gasthause „Zum Königsberg“. Am Haupttage den 18. werden von Morgens 8 Uhr an die ausgestellten Gegenstände besichtigt und die zur Verloosung kommenden angekauft. — Oberotterbach. Der Nachtwächter Michael Rock dahier erntete an einem einzigen Kartoffelstocke 8/2 Pfund Kartoffeln. Dieser seltene Fruchtreichthum ist gewiß der Mittheilung werth und wäre nur zu wünschen, daß recht vielt Kartoffeläcker in gleicher Weise die Mühe des Land— mannes lohnen möchten, dann könnte das liebe Vaterland ruhig sein. (T. f. S.) — Haardt, 9. Sept. Die gestern dahier abgehaltene Weinversteigerung der Frau Wittwe Krumrey war überaus stark besucht. Bei so vielen Kauflustigen war zu erwarten, daß das Resultat ein günstiges sein werde. Der Verkauf war ein flotter und zwar zu Preisen, die als ziemlich hohe gelten können. Dagegen haben aber auch die Weine bezüglich ihrer Qualität vielen Beifall gefunden. Es kosteten: 1882er Kallstadter 380, hiesiger 395 bis 465, eine Auslese 690 und 700, Gimmel⸗ dinger 410 — 465, Königsbacher 475, 480, Rup⸗ pertsberger wie auch Deidesheimer 510 Mark 188Ier St. Martiner 400, 405, Diedesfelder 445 herxheimer 455, Königsbacher 815, 820, Rupperts⸗ berger 825, 850 Mk. 1888er Diedesfelder 410 bis 575, hiesiger 4160 -510, die besten 370 - 750. Neustadter aus guter Lage 670, Deidesheimer Gewürztraminer, der beste des Kellers 1180 Mk. Rothwein 690 Mk. per 100 Liter. Leiden auf dem Meer. Ueber die schrecklichen Leiden auf offener See, welche die am Sonnabend von der Hamburger Barke „Mountezuma“ in Falmou‘h gelandete Mann— chaft der nach Sydney bestimmten, auf hoher See untergegangenen Yacht „Mignonette“ zu überstehen gehabt, bringt der „Daily Telegraph“ nunmehr eine herzzerreißende Schilderung. Darnach bestand die Bemannung der Yacht aus dem Kapitän Dud—⸗ ley, dem Steuermann Stephens, dem Matrosen Brooks und einem Schiffsjungen Namens Parker. Nachdem die Yacht am 14. Juni den Aequator passirt hatte, begann der Kampf mit den Elementen. Am 3. Juli erreichte ein wüthender Orkan seinen Höhepunkt und die riesigen Wellen durchbrachen eine Seite der Yacht. Capitän Dudley übersah in einem Augenblicke die Gefahr, und daß die Yacht in wenigen Minuten sinken müsse. In aller Eile vurde das kleine, 13 Fuß lange Boot herabge— jassen, und von Stephens, Brooks und Parker be— mannt, während Dudley den Chronometer und Zextanten abbrach und in das Boot warf; dann— ich erinnernd, daß sie ohne Nahrungsmittel seien sich in die Kajüte begab, die bereits von Wasser war, dort einige Zinnbüchsen ergriff und dann eilig über Deck in das Boot sprang, da seine Leute ihm zu⸗ riefen, daß die Yacht sinse. Es waren kaum fuͤnf Minuten seit dem Eintritt der Katastrophe verflossen und das Boot hatte sich kaum einige Längen von dem Hintertheil der Yacht entfernt, als letztere sank. Man suchte nach einem über Bord geworfenen Fäßchen frischen Wassers, konnte dasselbe aber nir— gends sehen. Das zerbrechliche Booi war leck und füllte sich schneller mit Wasser, als es ausgeschöpft werden konnte; nach emsigem Suchen entdedte man die Oeffnung und verstopfte sie. Nun begannen die schrecklichsten Leidenstage für die unglücklichen Schiffbrüchigen. Die beiden geborgenen Zinndüchsen enthielten kein Fleisch sondern eingemachte weiße Rüben; Wasser hatte man keinen Tropfen. Die Nacht näherte sich schnell und das schwache Boo— war nichts als der Spielball einer wuͤthenden See Um die Schrecken zu erhöhen, stieß gegen Mitter nacht ein Haifisch gegen das Boot, doch glücklicher⸗ weise ohne dasselbe zu beschädigen; er entfernte sich bald darauf. In dieser traurigen Lage lebten sie die ersten vier Tage von dem Inhalte einer Blech— büchse. Am vierten Tage gelang ihnen der Fang einer Schildkröte, die getödtet und mit der 2. Dose Rüben verzehrt wurde. Ihr Durst war schrecklich; ie tranken etwas Schildkrötenblut und hoben das ibrige in dem Chronometer⸗Kästchen auf; doch vurde es dort vom Seewasser überschwemmt und uingenießbar gemacht. Ein oder zweimal fielen Tropfen Regen, die sie aufzufaugen versuchten. Mit hren ausgebreiteten Macintoschs flehten die Armen nit breunenden Gaumen den Allmächtigen um Wasser an; doch selbst die wenigen Regentropfen vurden durch das hereinstürzende Seewasser ver⸗ dorben. Am achten Tage begannen fie ihr eigenes Wasser zu trinken und setzten dies bis auf den Tag ihrer Rettung fort. Fünfzehn Tage gingen vor— üher, ohne daß diese schreckliche Monotonie durch irgend ein Ereigniß unterbrochen wurde. Alsdann machten sie aus ihren Hemden ein Segel und be— festigten dasselbe an ein aufgestecktes Ruder. Am achtzehnten Tage. nachdem die Unglücklichen sieben Tage gefastet und seit fünf Tagen keinen Tropfen Wasser gekostet hatten, begannen sie die Räthlichkeit zu besprechen, das Loos darüber entscheiden zu lassen ver von ihnen getödtet werden sollte, um als Nah⸗ ung für die anderen zu dienen. Der Kapitän war der erste, der diesem Gedanken Worte gab; aber Brooks war damit nicht einverstanden und meinte, es sei besser, wenn sie alle zusammen stürben. Als auch am neunzehnten Tage kein Segel in Sich war, und der Hunger die Unglücklichen dem Wahn⸗ inne nahe gebracht hatte, schlugen Dudley und der Steuermann vor, den Schiffsjungen Parker zu tödten. Ihr Grund, diesen zum Opfer auszuersehen destand darin, daß er am meisten liit, weil er Salz wasser getrunken hatte. Ein weiteres Motiv zu dieser Wahl gab ihnen der Umstand, daß Parker nur ein Junge war, während sie Familiendäter seien. Brooks verweigerte seine Theilnahme an dem Morde. Dann spielte sich die fürchterlichste und herzzerreißendste Tragödie ab. Der arme Junge lag im Zustande voͤlliger Erschöpfung auf dem Boden des Bootes, mit dem Gesicht auf seinem Arme. Endlich kam man überein, ihn gemein⸗ chaftlich zu tödten; Dudley sollte den tködtlichen Schlag thun, und Stephens den Jungen halten jalls er sich bewegen sollte. Nachdem der Kapitär ein kurzes Gebet um Vergebung für die Tha— nusgestoßen, beugte er sich zu dem Jungen nieder und sagte: „Dick, deine Zeit ist gekommen!“ vorauf Varker mit schwacher Stimme qus— rief: „Was? ich, Herr!“ Dudley antwortete: „Ja, mein Junge!“ und durchschnitt ihm mit einem kleinen Federmesser die Gurgelader. Parker leistete keinen Widerstand und starb fast augenblicküch Nun galt es, die wahnsinnige Begierde nach einen Trunk zu befriedigen; das herausstürzende Blut wurde in den leeren Blechbüchsen aufgefangen und zu gleichen Theilen vertheilt. Brooks, der während des ganzen Vorganges an der Spitze des Bootes gestanden und sein Gesicht mit den Händen bedeckt hatte um nicht Zeuge der schrecklichen That zu sein erhielt gleichfalls seinen Antheil. Dann entkleideten alle drei die Leiche und schnitten ihr die Leber und das Herz aus, welche Theile sie noch warm ver. schlangen. Am 19. Tage gelang es ihnen wiederum einige Tropfen Regenwasser aufzufangen. Wahren der nächsten vier Tage lebten sie ausschließlich von der Leiche Parkers. Endlich, am 24. Tage, als sie gerade bei ihrem schrecklichen Mahle waren, er— blickte Brooks ein Segel. Sie alle beteten in— brünstig, daß das vorüberfahrende Schiff sie sehen möge; sie strengten ihre letzten schwachen Kräfte an und ruderten dem Fahrzeuge entgegen. Ihre Freude war grenzenlos, als sie sahen, daß sie bemerkt worden waren; in anderthalb Stunden befanden sie sich an der Seite der deutschen Barke, Monie— zuma“, deren Schiffsmannschaft die Unglücklichen und deren Boot auf Deck beförderte. Als Kapitän Dudley dem Kapitän der deutschen Barke, Sim. monsen, die erlebten Schicksale erzählt hatte, wurden die halbverwesten Ueberreste des getödteten Schiffs. jungen Parker der Tiefe übergeben. Die Schiff ⸗ brüchigen hatten in ihrem kleinen Boote eine Ent— fernung von 1050 Meilen zurückgelegt. Nachdem die drei Ueberlebenden in Falmouth gelandet worden, wurden sie zuerst nach dem Matrosen-Heim und dann nach dem Zollamte geführt, wo sie ihre Aus— 'assungen zu Protokoll gaben. Am Sonntag fand hre Verhaftung auf Grund eines Haftbefehls des Bürgermeisters von Falmouth statt, ein Verfahren, velches sie sehr zu überraschen schien und sie nichi erwartet hatten, da sie am Abend nach ihrer Hei⸗ math abzureisen gedachten. Sie werden unter der Anklage des absichtlichen Mordes vor Gericht ge— tellt werden. Der Vorfall hat eine ungeheure Er⸗ regung herdorgerufen. Die Mutter des ermordeten —AV Neueren Nachrichten zufolge soll die vorstehende Schilderung der Hergangs von den Verhafteten dahin modifizirt worden sein, daß sie behaupten, der junge Parker sei nicht von ihnen getödtet, son⸗ dern sei seinen Leiden erlegen; das Fleisch der Leiche habe ihnen dann zur Nahrung gedient. Vermischtes. Straßburg, 10. Sept. In der bver— gangenen Nacht gegen 11 Uhr Abends brach in dem Dachwerke des Mittelbaues der Kaiser— Wilhelms⸗Kaserne in der Citadelle Feuer aus. Da zu derselben Zeit ein dichter Nebel herrschte, konnte das Feuer von den Turmwächtern nicht wahrgenommen werden und so ertönte denn erst gegen halb 12 Uhr die Sturmglocke, nachdem Telephon und abgesandte Wachtmannschaften die Nachricht von dem Brande den hiesigen Feuerwachen üͤdermittelt hatten. Die Militärfeuerwehr war mit 4 Spritzen rasch am Platze und schloß sich dieser bald die städtische Feuerwehr an, welche durch An—⸗ wendung der Magirus'schen Leitern tüchtige Hülfe leistete und das Löschen des Feuers wesentlich förderte. Leider herrschte Wassermangel und so berbrannten denn der Dachstuhl sowie die Zimmer⸗ decken und Wände unter demselben. Glücklicher Weise waren die Dachräume, welche früher als Montirungskammern dienten, leer und bargen nur unwesentliche Bestandtheile der Garnisonverwaltung. Gegen halb 2 Uhr Mocrgens war das Feuer be— wältigt. * Karlsruhe, 10. Sept. Die Evan⸗e gelische Diakonissenanstalt Karlsruhe, welche seit mehr denn 830 Jahren ihre Liebesarbeit an Pflegebedürftigen aller Art geübt hat, wird Mittwoch den 17. Sept. Nachm. 2 Uhr in der großen Stadtkirche in Karlsruhe ihre Jahres⸗ feier mit Einsegnung mehrerer Schwestern begehen und wird Herr Pfarrer Hlumhardi aus Bad Boll die Festpredigt halten. Iy- Frankfuͤrta. M. Angesichts des be⸗ zeisterten Wiederhalls, welchen die ersten Schritte der Reichsregierung zur Inaugurirung einer prak⸗ tischen deutschen Folonialpolitik im Volke gefunden, wird die Berufung einer außerordentlichen General⸗ rersammlung des Deutschen Kolonialbvereins äu