sechs Pferden gezogenen Leichenwagen gingen 24 Fackelträger. Auf den Straßen, welche der Leichen⸗ wagen passirte, bildeten die Kriegervereine, Bürger, —A Die Gaskandelaber waren mit Flor verhüllt. Viele Tausende von Zuschauer aus der Stadt und dem herzogthum befanden sich auf den Straßen und an den Fenstern. Im Residenzschloß fand noch eine turze Trauerfeierlichkeit statt. die um B Uhr ihren Abschluß fand. Ausland. Paris, 22. Okt. Ferry empfing eine De— putation aus den noͤrdlichen Departements. Er zußerte dabei, daß die Frage der Erhöhung der Getreideeinfuhrzölle sehr ernste, gründliche Prüfungen erfordere. — Alle Zeitungen sprechen für hin— ceichende Verstärkungen in Tonking. „Paris“ ichlägt 10,000 Mann vor, nämlich 7000 für Brière und 3000 für Courbet. Das Blatt meint, die Kammern würden die Zustimmung nicht versagen. Nachrichten aus Toulon signalisiren die baldige Abfahrt zweier Schiffe, Truppen und Munition nach Tonking bringend. Rom, 23. Okt. Das Ministerium hat die don der Bahn ˖Kommission in der Tariffrage be— antragten Amendements größtentheils angenommen. — Wie verlautet hat sich der gestrige Ministerrath auch mit der Frage der Beitragsleistung des Staates zu den Kosten der Assanirung Neapels veschäftigt. Petersburg, 19. Okt. Am Samstag Mit⸗ ag ist die Leiche des Generals Todleben, empfangen durch die Spitzen der Militär⸗ und Tivilbehörden, sowie eine nach vielen Tausenden zählende Menschenmenge, in Sebastopol angekommen. Nach Vollendung des Trauergottesdienstes wurde der Sarg unter dem Donner der Geschütze nach dem Kirchhofe gebracht und in einer marmornen Bruft beigesetzt. Die Geistlichkeit, die Garnison und die Einwohnerschaft bildeten das Gefolge. An der offenen Gruft sprachen der Bürgermeister und der General Kossinsky. London, 23. Okt. Die bei der heutigen Fröffnung des Parlaments verlesene Thronrede resagt: Den Hauptgegenstand der Session bildet die Wahlreform, die von Neuem in Erwägung zu ziehen ist. Die Beziehungen zu allen Mächten sind freundschaftlicher Natur. Die Informationen nis dem Sudan geben zu peinlicher Ungewißheit Veranlassung; allein die Energie und der Muth Bordon's in der Vertheidigung Khartums verdienen värmste Anerkennung. Das Vorgehen der briti⸗ ichen Truppen bis Dongola hat den Zweck, General Gordon und Diejenigen, welche ihn treu unterstützt haben, zu befreien. In der Rede heißt es ferner: Was Egypten betrifft, so ist mein bestes Bemühen zarauf gerichtet, die Besserung der Verhältnisse noch mehr zu sichern. Ich habe der egyptischen Regie—⸗ cung meinen Beistand in ihrer schwierigen finan⸗ siellen Lage gegeben, welche eine Folge des Miß— lingens der Londoner Konferenz war. In Ueber⸗ einstimmung mit der Cap-Regierung bin ich oeschäftigt, die nothwendigen Mittel zu erwägen, um die Achtung für die mit der Transvaalregierung abgeschlossene Konvention zu sichern. Die Opera⸗ tionen im Sudan machen eine neue Kreditforderung nothwendig. Sidney, 22. Okt. Zufolge einer Meldung des Bureau Reuter proklamirte das englische Kriegs- schiff „Nelson“ in der Orangerie-Bucht das eng- lische Proteltorat über die Südostküste Neuquineas. Lokale und pfälzische Nachrichten. * St. Ingbert, 24. Okt. Wie wir hören sindet am Sonntag Nachmittag um 3 Uhr im Ober⸗ jauser'schen Saale eine Wählerversammlung tatt, in der der Zentrumskandidat Herr Stadt- »farrer Lorenz aus Kaiserslautern sprechen wird. *— Vor einigen Tagen hatte ein hiesiger Wein⸗ händler das Malheur, daß ihm auf dem Bahnhofe aus einem Fasse infolge unvorsichtigen Verschlusses eine größere Quantität neuen Weines auslief. Der Schaden soll, da der Wein aus guter Lage war, ein ziemlich erheblicher sein. Der „Neue“ ist eben ein ungestümer Brausekopf, der mit Vorsicht be— handeln und — zu trinken ist. *— Se. Maj. König Oskar II. von Schweden sat auf Grund einer am 7. Juli l. J. im Schloß zu Stockholm dem Divisionspfarrer Büttel zu Schleswig gewährten überaus huldvollen Audienz anzuordnen geruht, daß für die Gedächtniß— kirche der Protestation zu Speyer in illen Kirchen des schwedischen Reiches eine Kollekte eingesammelt werde. Der diesem einer welthisto— rischen evangelischen Glaubensthat geltendem Werke 'o sehr gewogene Erzbischof Dr. Sundberg soll mit »en Bischöfen und Konsistorien die Abhaltung bis ängstens 1. April 1885 für einen Sonn- oder Feiertag anordnen. Eine Person, welche einen fremden Gegen⸗ tand einem Anderen wegnimmt, um sich selbst als Dieb anzuzeigen und im Gefängniß Aufnahme zu finden, macht sich nach einem Urtheil des Reichsgerichts vom 11. Juti d. J. dadurch nicht des Diebstahls schuldig. — Zweibrücken, 23. Okt. In der hiesigen Befangenanstalt geriethen gestern zwei Straflinge in Streit, wobei der eine den anderen so unglücklich nit einer Latte auf den Kopf schlug, daß der her⸗ eigerufene Arzt nur noch den Tod des Geschlagenen estätigen konnte. —— (3. 3.) — Edenkoben, 22. Okt. Ein hiesiger Finwohner, verheirathet und Vater von 4 Kindern, vurde gestern vor der Straftammer Landau wegen Berbrechens gegen die Sittlichkeit zu einer Gefäng⸗ zißstrafe von 6 Monaten verurtheilt. (G.) — Neustadt, 22. Okt. Gestern Nachmittag fiel das Zeajährige Kind des Herrn Lehrers Mühl in den Speierbach. Das arme Wesen wurde bei yer Stadtmühle als Leiche wieder aus dem Wasser zezogen. (N. Bz.) — Speyer, 20. Okt. Zu der heute dahier begonnenen Prüfung für die Berechtigung zum ein⸗ ährig⸗freiwilligen Militärdienst hatten sich acht unge Leute angemeldet, von denen 7 erschienen. Für den deutschen Aufsatz wurden folgende drei Themata gestellt: „Noth ist die Wiege, die des Freundes Werth erklärt; Noth ist der Prüfstein uuch für deinen eigenen Werth“, „die Bedeutung des Waldes für den Nutzen, für Gemüth und Phantasie“, „der Herbst, die Freude und die Me— ancholie des Jahres“. — — Ludwigshafen, 19. Okt. In der Mannheimer Zuckerfabrik kam gestern Morgen ein Arbeiter (ein Taubstummer) in eine Maschine und vurde buchstäblich in Brei zermalmt. (Fr. T.) F Neunkirchen, 24. Okt. Zur Besichtig— ing der Versuche mit schlagenden Wettern vird heute die Grube „König“ hierselbst von den derren Lewis, dem Vorsitzenden der englischen Wetterkommission, und Galloway, dem Direktor ines englischen Steinkohlenbergwerkes, besucht verden. Die Herren haben eigens zum Zwecke zer Kenntnißnahme dieser Versuche den deutschen Tontinent betreten. (S. u. Bl.Ztg.) F Diedenhofen. Aus einem Dorfe der Umgegend erfährt ein Berichterstatter der „Lothr. ztg.“ folgende schaurige Geschichte: Die Frau R. »on B. beabsichtigte eine Reise zu machen. Um hre Werthsachen während ihrer Abwesenheit in zollständiger Sicherheit zu wissen, steckte sie dieselben n einen Topf, der mit Kartoffeln angefüllt und velch' letztere als Futter für das Schwein bestimmt varen. Bald darauf, nachdem die Frau abgereisi var, fütterte der Ehemann das Schwein mit dem Inhalte des obigen Topfes. Das Schwein zeigte krank⸗ jafte Symptome, worauf der Ehemann aus Furcht sein Thier zu verlieren, dasselbe schlachten ließ. Zum Er—⸗ taunen des Gatten kamen hierbei in dem Baucht des Schweines 2 Zwanzigmarkstücke, 1 Zehnmark— tück und 1 goldene Uhr zum Vorschein. Zufälliger⸗ veise kam seine inzwischen zurückgekehrte Gattin jinzu, welche ihrem verblüfften Ehemann das Wunder aufklärte. Dem alljährlich in Heidelberg zusammen⸗ retenden augenärztlichen Kongreß wurde heuer die Mittheilung gemacht, daß Dr. C. Koller in Wien ntdeckt habe, wie das menschliche Auge durch Ein⸗ röpfeln einer Loösung von Kokain auf 10 bis 15 Ninuten ganz unempfindlich gemacht werden kann. zahlreiche in der Augenheilanstalt des Dr. v. Hoff⸗ nann in Baden⸗Baden angestellte Versuche haben, vie das Badeblatt mittheilt, erwiesen, daß mit Hilfe zieses Mittels sowohl kleine wie auch größere sonst ehr schmerzhafte Augenoperationen fast vollkommen chmerzlos auszuführen sind. Ebenso befreit dieses Mittel den Operateur von dem oft so lästigen un— villkürlichen Schließen und Zucken der Augenlider während der Operation. Auch andere Schleimhaut⸗ dartieen (Mund und Hals u. s. w.) lassen sich mit dokainlösunga für kurze Zeit relativ unempfindlich Vermischtes. nachen, ohne daß das Mittel bis jeßt eine unan— genehme Nebenwirkung gezeigt hätte. Fechenheim, 20. Olt. Ganj in der Nähe der Anilinfabrik wohnt in dem der Fabrif gehörigen Gesellschaftshause der Fabrikverwalter Broh. Derselbe schlaft im Parterre; seine Kinder haben ihr Schlafzimmer im ersten Stock. Das älteste Kind, die Tochter von 15 Jahren, welch⸗ hrer körherlichen Stärke nach für ein Mädchen don 18 bis 20 Jahren gehalten werden lann, hörte in —ADDD—— tarkes Schnarchen; sie fürchtete sich aber, der Sache näher auf den Grund zu gehen. In der Nacht klopfte es auf einmal von außen an das Fenstet. Hierauf kam ein Maun unter dem Bette hervor zffnete das Fenster und ließ einen zweiten Mann herein. Beide fielen nun über das 15jährige Mäd. hen her und verstopften demselben den Mund. Das Mädchen wehrte sich mit übermenschlichet Kraft; in diesem Kampfe wurden ihm mit einem Messer 11 Stiche am rechten Arme beigebracht. Das Mädchen brach bewußtlos zusammen und da in— wischen ein anderes Kind wach geworden und schnell sinausgelaufen war, entfernten sich die Verbrechet vieder durch das Fenster, wobei der eine zum an— dern äußerte: „Laß sie liegen! sie hat genug!“ Bürgermeister, Ortsdiener und Arzt waren rasch ur. Stelle. Die Wunden des Mädchens sollen nicht lebensgefährlich sein. Trotz den eifrigsten achforschungen der Behörde und der herbeigerufenen hendarmerie war bis gestern noch keine Spur von »en Uebelthätern ermittelt. F Aus Z wiesel im bayer. Wald wird über ine ergötzliche Hochzeitsszene geschrieben: Im Markte Zwiesel sollte eine größere Hochzeit begangen verden. Der Zug war mit den Musikanten schon aufgestellt, um zur Kirche abgehen zu können, als die Braut, eine stramme wohlhabende Triefenriederin, erschien, um die Musik zu mustern, allein die Revue iiel nicht zu ihrer Zufriedenheit aus. „Was“, riei ie, „da ist keine große Trommel dabei, ohne große Trommel ist's keine Musik, ohne große Trommel zeh' ich Euch nicht vom Fleck!“ Der Bräutigam, zie Verwandten, Alles macht Vorstellungen und Begütigungsversuche: Umsonst. Die Braut war von ihrem Verlangen nicht abzubringen und er— klärte, lieber auf die Trauung als auf eine Ver⸗ pollständigung der Musik zu verzichten. Man sann hin und her, und guter Rath war theuer. Endlich entsann man sich, daß im Markt ein ehrsamer S—chlossermeister lebt, der sich auf die von der Braut jo hoch gehaltene Kunst versteht. Man eilte zum Schlossermeister, der das Rußgewand schnell mit dem Bratenrock vertauschte, die türkische Trommel zus dem Kasten holte und damit zum hochzeitlichen dause sprang. Wonnesam verklärtes Lächeln um— spielte die Züge der Braut bei'm Anblick und bei den Schlägen des dickleibigen Instrumentes, und nun erst ging der Vrautzug zur Kirche. Bei'm Mahle wurde der Meister Trommelschläger reichlich »edacht. Die Braut reichte ihm ein ansehnliches Douceur, welchem sie eine Extrabeilage dafür bei⸗ gab, daß er mit der großen Trommel auch noch zie „zwei Deckel“ (sie meinte die Cinellen) mitge⸗ hracht habe. F In Dässeldorf zog ein Oberstabsarzt por einigen Tagen einem Handwerker eine Kugel aus dem Rücken, die derselbe seit dem Kriege 1866 vei sich trug. In der letzten Zeit hatte der Patient jeftige Schmerzen im Rücken gebabt, früher hatt⸗ r Nichts gespürt. fF (aAcht Personen verbrannt.) Man neldet aus Hagen unterm 19. ds. Mts. In dem nn der Elberfelder Straße belegenen Kolonialwaaren⸗ zeschäfte von Vogel brach in der genannten Nacht, zöchst wahrscheinlich im Keller, Feuer aus, das sich o schnell über die eine Seite des Hauses verbrei⸗ ete, daß die Eheleute Vogel, deren I7jährige Tochter, der 11jährige Sohn, die betagte, auf Be—⸗ uch anwesende Schwiegermutter und ein Kind beide letzteren aus Deutz) wahrscheinlich in dem Zualme erstickt sind, ehe das Feuer an sie heran⸗ jekommen war. Im demselben Hause auf der inderen Seite befand sich das Weißwaaren ⸗Geschäft von C. Elsbach. Diese Familie ist nur dadurch vom Tode gerettet worden, daß ein Kind plötzich aut aufschrie und nach Nahrung verlangte. Zwei junge, in dem genannten Geschäfte beschäftigt ge⸗ wesene Damen sind ebenfalls zu Tode gekommen; eine derselben war Direktrice, die andere Lehrmäd⸗ hen. Das Dienstmädchen hat sich durch einen Zprung aus dem Fenster des dritten Stockes de—