St. Ingherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der ‚St. Jugberter nzeiger“ erssheint wdchentlich fünfmalr am ontag, Dienstag, Donnerstag, « amstag und Gonutag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltumgt⸗ glatt und Sonntagß mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljährlich 1AM 60 4 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1M 78 4, einschließli d ⸗BZustellungzgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solche auf welche die Expedition Auskunft ertheilt. I3 d, Neclamen 30 4. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 75. 24 Politische Uebersicht. Einer Wiener Depesche der „Frankf. Zig.“ neldet, nach Berichten aus Lemberg bereisten ussische Bezirkskommissare sämmtliche Besitzungen n Polen, Podolien und der Ukreine, um dort be⸗ indliche Waffen zu confisciren. Diejenigen, welche in Waffenpatent haben, müssen eine schriftliche Er⸗ lärung über die Gattung und die Menge ihrer Waffen abgeben. Diese Maßregeln seien eine Folge er Furcht vor Agitationen englischer Emissäre und wr dem Ausbruch eines Aufstandes. Unter den olnischen Gutsbesitzern herrsche große Aufregung. Der „Temps“ meldet, eine Depesche Patenotre's heile mit, daß die „Pekinger Zeitung“ jestern das kaiserliche Decret betreffs der Ausführ⸗ ing der Friedenspräliminarien mit Frankreich veröffentlichen sollte. Ein Decret weise den Vicekönig an, einen Duanekommissar und inen Mandarinen nach Hanoi zu senden, um mit nem General Brioͤre de NJele den Modus für die täumung zu vereinbaren. Dem Führer der Schwarzen Flaggen ist der Titel Varon verliehen vorden und würde die chinesische Regierung ihm, wie es heißt, eine bedeutende Summe zahlen, da⸗ nit er seine Truppen entlassen köͤnne, außerdem vürde ihm die Verwaltung einer Provinz übertragen verden. Eine gestern von der „Times“ gebrachten Pachricht, daß in den Verhandlungen zwischen Frankreich und China Schwierigkeiten eingetreten eien, ist nach Vorstehendem kein Gewicht beizulegen. — General Courcy begibt fich am 30. d. Mits. aach Tonkin. Er ist schon der fünfte französische defehlshaber dort. Vor ihm kommandirte General Bouẽt, Admiral Courbet, General Millot und Vveneral Briore de l'Isle. Courcy gilt fur einen der besten Truppenführer Frankreichs, und zwar, vie der „Temps“ versichert, „mit Grund'“. Wenn der offene Kampf mit China beendet wird, so ist die Beruhigung Hinterindiens die Hauptfache; da⸗ u gehört aber mehr als Schneidigkeit, dazu gehört Organisationstalent und die siets wache Sorge, daß die französischen Beamten nicht erschlaffen und jon den anamitischen belogen und betrogen werden. Dhnehin fehlt es, abgesehen von der Schwarzen Flagge. nicht an Schwierigleiten mit dem Hofe von Hus, mit den Häuptlingen der unabhängigen Sbanstaaten auf der Westgrenze Tonkins, mit den Iufständischen in Kambodscha u. s. w. In allen iesen Angelegenheiten find militärische Fragen mit volitischen so verquickt, daß entschiedenes Talent ind Länderkunde dazu gehört, sie giüclich zu loͤsen. Deutsches Reich. SBerlin, 15. April. Der Reichsstag nat heute in die Berathung der Anträge der AIbgg. Mundel und Reichensperger, beir. die Ab⸗ nderung des Gerichtsverfafsungsgesetzes und der Strafprozeßordnung. Siaalasekreiär Dr. von Schelling erklärt, der Bundesrath sei mit Ent— virfen beschaftigt, welche eine Erleichterung des beschworenenams und eine bessere Bürgschaft für ie richtige Entscheidung der Thatfrage dezwecten. das Haus beschließt, üuber die Anträge zur Tages⸗ rdnung überzugehen. — Abg. Porsch zieht seinen Unrag auf Abanderung der Strafprozeßordnung wrüch. Der ursprünalichh pon den Abane Vohising Samstag, 18. April 1885. 20. Jahrg. und Lenzmann gestellte. von dem Abg. Kayser vieder aufgenommene Antrag betreffend die Ent⸗ chädigung unschuldig Verurtheilter wird nach un⸗ rheblicher Debatte an einen einundzwasziggliedrigen lusschuß verwiesen. — Die Berathung des An⸗ rages des Abg. Liebknecht betreffend die Verhaf—⸗ ung der Abgg. v. Vollmar und Frohme in Kiel im Jahre 1883 wird, da der Antragsteller krankheits⸗ jalber nicht anwesend ist. vertagt. Das Gesuch er Gemeinde Kleingandau betreffend Ansprüche an »en Militärfiskus wird dem Reichskanzler zur Er⸗ vägung überwiesen. Nächste Sitzung morgen 1 ühr. Zolltarif. Berlin, 15. April. Der auf morgen anbe⸗ raumte Sitzung des Bundesrathes liegt eine ziem⸗ ich umfangreiche Tagesordnung zu Grunde. Unter zen neu eingegangenen Vorlagen befindet sich an erster Stelle eine elsaß⸗lothringische, betr. Grund zuchsachen, dann ein Gesetzentwurf, betr. die Grund⸗ ätze, welche bei Vollstreckung von Gesammistrafen jei Festsetzung der Einzelstrafen von Gerichten ver⸗ chiedener Bundesstaaten angewendet werden sollen, er Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen steiche und Rußlond, der Gesetzentwurf, betr. Für⸗ orge für Beamte und deren Hinterbliebenen in Folge von Unfällen, sowie die Actenstücke zur Fongofrage. Es folgen dann verschiedene Ein⸗ jaben und Ausschußberichte, darunter auch derje⸗ nige über die Abänderung des Zolwwereinsvertraqges non 1869. Berlin, 15. April. Die Regierung beab⸗ ichtigt, die Ausführung des Postdampfergesetzes hunlichst zu beschleunigen. Wahrscheinlich wird azu noch ein Nachtragsetat pro 1885 —86 ein⸗ X Berlin, 15. April. Die Mandatsnieder egung des Herrn v. Schorlemer⸗Alst hat n den Kreisen der Deutschkonservativen einen sehr zeinlichen Eindruck gemacht und auch in Regie ungskreisen scheint man von dem Ereigniß unan⸗ zenehm berührt worden zu sein. Herr v. Schor⸗ emer galt als der hervorragendste Vertreter der onservatiben Richtung im Zentrum und vermittelte orzugsweise die Beruͤhrung dieser Partei mit der dechten. Man glaubt, daß jetzt Windthorst die derrschaft in der Zentrumspartei noch ausschließ⸗ icher führen wird und das bedeutet naturgemäß ine Verstärkung der regierungsfeindlichen Richtung n der klerikalen Partei. Berlin, 15. April. Die „Nordd. Allg. ztg.“ erfährt, der Reichskanzler wolle den Rest ser Bismarckspende zur Gewährung von Univerfi⸗ atssftipendien speziell für Kandidaten und Studie⸗ ende des höheren Lehramts benutzen. Sozial zolitisch lafse sfich mit einem Kapital, das etwa 0,000 Mti. Zinsen trage, nichts unternehmen. Berlin, 15. April. In den leitenden poli⸗ ischen Kreisen der deutschen Reichshauptstadt häli nan an der Möglichkeit der Erhaltung des Friedens est. Die deutsche Regierung verhält fich durchaus alsid und neutral, dürfte sich aber troßz mit Eng⸗ ind gemachter sehr übler Erfahrungen zur Ueber⸗ ahme einer Vermittlerrolle unter Umständen der⸗ jehen. Solche Umstände sind, wie sich der Hamb. Forr.“ von hier berichten läßt, noch nicht einge⸗ reien. In Berlin wie in Wien wird die feste ldeberzeugung gehegt, daß, möge es auch zu einem zusammenstoß jener beiden Reiche in Afghanistan ommen, der europäische Friede davon nicht derde berührt werden. — Ueber die heute zur Gel⸗ ung aelanate berubiater⸗ Muffassuna wird der HK 3.“ telegraphisch berichtet: Der politische Horizon yerändert sich wie das Wetter des Monats, in dem vir leben. Gestern und vorgestern war die Beun⸗ ruhigung keine geringe. Man befürchtete, daß die englische Kriegspartei nicht gestatten werde, daß man über den Vorfall Komaroff einfach zur Tagesord⸗ nung übergehen werde. Dies ist nun doch geschehen, venigstens nimmt man an, daß in der Angelegen⸗ heit ein Rückschlag Englands nicht mehr erfolgen vird, nachdem es sich bereit gezeigt hat, die russische erkllärung in Erwägung zu ziehen. Ein neuer zwischenfall kann allerdings auftauchen; einstweilen ritt aber in den Vordergrund, was England frie⸗ ensbedürftig macht: nämlich der Umstand, daß die eusfische Militärmacht auf dem Kriegsschauplatze zrößer ist als die englische, daß man dies in eng⸗ ischen Fachkreisen sehr wohl weiß, und daß die lusfichten bei einem Kampfe zwischen England und stußland in Bezug auf den Ausgang gar zu un⸗ zünstig für England liegen, indem eine russische stiederlage von den Russen ohne erhebliche Nach⸗ heile ertragen werden könnte, eine englische Nieder⸗ ageFhingegen den Befitz Indiens in Frage stellen vürde. England hat, wenn ein Sportausdruck bei o ernster Sache gestattet ift, den Russen zu lange „odds“ zu legen; es kann nur Wenig gewinnen ind Unermeßliches verlieren. Aus diesen und ihnlichen Gründen fieht man heute der Zukunft vieder hoffnungsvoller entgegen. Das kann fich reilich auch wieder ändern, denn die Ereignisse find seute unberechenbar. — Berichte, die der „N. Pr. 3.“ aus London zugehen, bestätigen, daß das Ver⸗ rauen der dortigen diplomatischen Welt in die Z3nverläffigkeit de Emirs von Afghanistan irg erschüttert see Man zweifelt sogar, troß aller Jegentheiligen Erklärungen. daß gelegentlich der etzten Unterredungen des Lords Dufferin mit dem kmir, letzterer von der Niederlage der Afghanen im Kuscht⸗ Flusse dereits unterrichtet gewesen sei, ind fürchtet, daß, besonders wenn die Russen wei⸗ er vordringen, der Emir, selbst wenn er wollte, nußer Stande sein werde, seine von Anbeginn an als fadenscheinig betrachteten Zusagen einzuhalten. Ausslaund. Petersburg, 16. April. General Komaroff neldet aus Taschkri vom 6. April: Die Reste des ughanischen Detachements flüchteten nach Herat. Im einer Anarchie vorzubeugen, wurde in Vendjeh ine temporäre Verwaltung organisirt. Das russi⸗ che Detachement bleibt in Taschkri, zur Vorwärts⸗ zewegung liegt einstweilen keine Nothwendigkeit vor. Warschau, 16. April. Anlaäßlich der Ge⸗ üchte von dem Auftauchen englischer Agitatoren n Polen bemerkt das offiziöse Blatt, Dnewnik“: Es wolle dahingeftellt seine lassen, ob diese Gerüchte zegründet seien oder nicht; es sei ihm jedoch an⸗ jenehm, erllären zu können, daß sie durch diese Berüchte hervorgerufene Auslassungen der auslän⸗ ischen wie der lokalen polnischen Presse einstimmig gegen solche Agitation protestirten und vor Agita⸗ oren warnten. London, 16. April. „Daily News“ er⸗ ährt, die englische Regierung erwog die am Diens⸗ ag eingegangenen modifizirten russischen Vorschläge »ezüglich der Grenzfrage eingehend und sandie zjestern Abend die Antwort nach Petersburg ab. — „Standard“ meldet: Die hiesigen Botschafter der Großmächte verständigten ihre Regierungen dahin. daß ihres Frachtenz ein Pruch zwischen