ʒt. Iugherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. det St. JIugberter Anzeiger“ erscheint wdchentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhalturgs— au und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1 A 60 S einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1M 75 , einschließlich 4 Zustellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr far die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträagt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solche auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt 15 A. Neclamen 30 —. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. M 99 Volitische Uebersicht. *»In Berlin sieht man einemhohen sürstlich ein Besuche entgegen. König Leo—⸗ ‚olb U. von Belgien wird anläßlich seiner hrollamirung als Souverain des Kongo— Staates in Donnerstag, den 21. Mai, in Berlin eintreffen, zaselbst auch am 22. verbleiben und sich am folgen⸗ )en Tage nach Potsdam begeben, von wo aus der velgische Herrscher direkt nach Brüssel zurückreist. derselbe wünscht, Kaiser Wilhelm und dessen ersten kathgeber persönlich seinen Dank für die Forderung ibzusatten, welche den Interessen des Kongostaates zurch die Berliner Konferenz zu Theil geworden ist. zoͤnig Leopold, welcher Chef des vierzehnten pceuß⸗ chen Dragoner ⸗Regimentes ist, hat Berlin seit ge⸗ naumer Zeit nicht mehr gesehen. *Die momentane Stockung, welche n den Ausgleichsverhandlungen wischen England und Rußland wegen der deuregulirung der afghanischen Grenze eingetreten i, laßt pessimistische Gemüther schon wieder an der rhaltung des Weltfriedens zweifeln. Indessen kann iicht bezweifelt werden, daß diese Verhandlungen hließlich doch noch zu einem befriedigenden Resultate uühren werden, zumal da die von Gladstone inspi titten ,Daily News? in einer ihrer jüngsten Num⸗ mern schreiben, daß die vorhandenen Differenzen sich sur auf Punkte von untergeordneter Bedeutung be⸗ oͤgen. Der Inhalt des zwischen London und Pe⸗ ersburg gepflogenen diplomatischen Schriftenwechsels wegen ber afghanischen Frage erscheint jetzt bedeu⸗ ungslos, da ja inzwischen die friedlichere Wendung eingetreten ist. Dem „Standard“ zufolge beziehen ich die Schwierigkeiten bei ven Verhandlungen über ie afghanische Grenze auf den Besitßz Zulficars. der Emir Abdur Rhaman verlangt, Zulficar solle uu Afghanisten gehören, während die militairischen lutoritäten Rußlands das Verbleiben dieser Position xi Rußland wünschen. Es verlautet ferner, Ruß⸗ land beanstande die Anwesenheit englischer Offiziere in Herat, verlunge dagegen die Zulassung russischer yolitischer Agenten in Kabul, der politischen Haupt⸗ adt Afghanistans. Diese Forderungen Rußlands ind allerdings ziemlich weitgehender Natur; Zul⸗ car beherrscht einen der von Westen nach Herat führenden Paͤsse und es ist daher begreiflich, daß ͤngland diese Position nur ungern in den Handen dn Russen sehen würde. Auch das weitere Ver⸗ angen Rußlands, daß die englischen Offiziere aus Hetat entfernt und russische Ägenten in offizieller Aigenschaft in Kabul zugelassen werden sollen, wird in London gerade nicht mit besonderem Vergnügen aufgenommen werden. Deutsches Reich. Berlin, 19. Mai. Fürst Bismard ist ute Mittag nach Schönhausen abgereift. — beneralfeldmarschal Graf Moltke hat auf seiner Iudreise don Jiolien fur kinige Zeu in Biasewitz i Dresden bei seinem Neffen, dem Major v. —A genommen. Man kann den be⸗ üͤhmten Feldherrn täglich an den Ufern des Elb romes entlang nach dem benachbarten Tolkewitz —XC sehen. — Der „Germania“ wird aus X gemeldet, daß alle polnischen Kandidaten für den doserer Erzbischofssitz von der preußischen degierung abgelehnt wurden; doch sei der Versuch semacht, eine neue Kombineion zuftusteden Donnerstag, 21. Mai 1885. 20. Jahrg. Berlin, 20. Mai. Dem Bundesrathe ist soeben der Antrag Preußens zugegangen, die ver⸗ bündeten Regierungen mögen die Ueberzeugung da⸗ hin aussprechen. daß die Regierung des Herzogs don Cumberland in Braunschweig mit dem inneren Frieden und der Sicherheit des Reichs nicht ver— räglich sei, und zu beschließen. daß die braun⸗ schweigische Landesregierung - hiervon verständigt verde. Berlin, 20. Mai. Der Kaiser erhielt im Laufe des Vormittags den Besuch des Kronprinzen und der Großherzogin von Baden, und empfängi Nachmittags 4 Uhr den kommandirenden General des achten Armeekorps v. Los. Eisenach, 20. Mai. Die Versammlung der deutschen Privatbahn⸗Direktoren beschloß die Gründ⸗ ung einer einzigen Berufsgenossenschaft sämmtlicher Privatbahnen. zum diesjährigen Protestantentag in Hamburg delegirt. — Gersbach, 19. Mai. Ein frecher Ein⸗ bruchdiebstahl wurde vergangene Nacht, wahrschein⸗ lich zwischen 2 und 8 Uhr, bei Wirth Sandt da⸗ hier verübt. Der Thäter hat sich dadurch den Ein⸗ zang in das Wirthslokal verschafft, daß er eine —Scheibe des Fensters neben der Hausthüre vom Fitte loslöste und eindrückte. Alsdann leerte der Dieb die Kasse der Wirthsschenke, im Nebenzimmer hrach er den Sekretär auf und raubte die Geld⸗ chublade mit bedeutendem Inhalte, im Ganzen zeträgtl, dem „P. A.“ zufolge, der Verlust an 500 Mark. — Pirmasens, 20. Mai. Schon wieder ist eine Messeraffaire zu verzeichnen, und wenn fie auch einen weniger verhängnißvollen Ausgang ge⸗ nommen, als die vom letzten Sonntag Abend, so ziebt sie doch sehr viel zu denlen. Zwei Knaben im Alter von 9 und 11 Jahren geriethen in Streit, innfolge dessen der Jüngere dem Aelteren mit einem Schusterkneip einen Stich ins Bein ver⸗ setzte. Vielversprechende Jugend! — In letzter Nacht wurde eine Anzahl Exemplare der Most'schen „Freiheit“ in verschiedene Häuser hiesiger Stadt geworfen. (P. A.) — Spirkelbach, 18. Mai. Bei Nieder⸗ legung seiner Scheuer fand Jakob Schild von hier neben dem Eckstein ca. 3000 Gulden, bestehend in Kronenthaler und Friedrichsdor. -Speyer, 18. Mai. Für das gemeinsame Liebeswerk, über welches die diesjährige Hauptver⸗ sammlung des Gustav-Adolf⸗Vereins in Eisenach zu entscheiden haben wird. hat der Zentral⸗Vorstand in Vorschlag gebracht, die Gemeinden Ciele⸗Zielonke in Posen, Mittelbexbach (Pfalz) und Nippes in Rheinpreußen. Aussland. London, 18. Mai. Der ruhmlose Feldzug im Sudan ist zu Ende und die dritischen Truppen kehren so schneli als möglich nach England zurück Fast komisch, wenn die Sache nicht so ernst wäre, llingen die Enthüllungen Burleigh's und William's (der resp. Spezialkorrespondenten des „Daily Tele— zraph“ und des „Daily Chronicle“ im Sudan). über die mangelhafte Intendantur, wie überhaupt über den Zustand des Heeres. Da waren Haufen pon Hemden, Leintüchern, Choleragürteln, Arzneien und Tragbahren, aber blizwenig Stiefeln, Hosen delme und Mehl, und Tabak fehlte sogar ganzlich Zei den Henri⸗Martini ⸗Gewehren blieben die Pa— ronenhülsen häufig im Lauf stecken. weil fie zu zroß waren; die dreilantigen Stichbajonnette wirkten wie Pfropfenzieher, die Sabelbajonnettte bogen sich wie Reifeisen, die Gewehre versagten häufig; kurz all die Mängel, welche durch Dr. Russell schon deim Krimfeldzuge bloßgestellt wurden, wiederholten ich im Sudan in gesteigertem Maße. Zum Glüd hatten die Engländer hier mit keinen disziplinirten Truppen zu thun, sonst hätte es ihnen schlecht gehen snnen! Ohne Reformen tief eingreifender Natur jann die englische Kriegsleitung auf dauernde Er⸗ solge in einem großen Kriege kaum rechnen. Newyork, 20. Mai. Aus San Salbvador vird der Ausbruch einer Revolution gemeldet. Präa—⸗ ident Zaldivar überließ die Leitung der Regierungs zeschäfte Fuguerosa und verließ das Land. Der Zriegsminister proklamirte sich als Präsident und jegibt sich nunmehr nach San Salvador, um die Ruhe wieder herzustellen. Vermischtes. fReichsgerichtentscheidung. Ver—⸗ spricht sich jenand mit einem Mädchen auf Grund des mündlichen Versprechens der Eltern des Mäd⸗ hens, so hat der Schwiegersohn nach der Ehe⸗ ichließung kein Klagrecht auf Erfüllung resp. Ent⸗ schädigung, wenn die Eltern mit seinem Wissen bor der Eheschließung über den versprochenen Gegen⸗ stand anderweitig derartig verfügt haben, daß fie nicht mehr im Stande sind. ihr Versprechen zu erfüllen. FStraßburg, 18. Mai. Notar und Bürgermeister Rosch in Altlirch. Landesausschuß⸗ Mitglied, ist im Konkurs und wurde verhaftet. F Aus Baden. In Littenweiler (Amt Freiburg) starb am 5. d. M. der beliebte und an⸗ gesehene Landwirth J. M. in den besten Mannes⸗ jahren. Aus Gram darüber schnitt sich dessen Wittwe am Himmelfahrtstage mit einem Rafsirmesser den Hals durch. München, 20. Mai. Der Köͤnig hat dem „Verein deutscher Lehrer in England“ ein Geschenk von 300 Mark übermimeln lassen. FVilshofen, 17. Mai. (Erstochen.) Der Schuhmacherssohn Georg Trauwein bedrohte in angetrunkenem Zustande seine Eltern mit dem Tode und suchte gewaltsam ihr Wohnzimmer zu erbrechen. Sein hochbetagter Stiefvater Johann Habermann letzte fich mit einem Schusterkneip zur Wehre Trautwein erhielt damit einen Stich in die Brust, jaumelte nur mehr einige Schritte nund stürzte dann Odt zu Boden — Lokale und pfaälzische Nachrichten. — Zweibrücken, 18. Mai. Freiherr Max von Hofenfels hat unserer Stadt eine Schenkung von 2000 Mk. zum Andenken an seine verlebte Frau vermacht, welche der Unterstützung von in unverschuldete Not gerathenen Vurgern zu dienen hat. — Zweibrücken, 20. Mai. Am leßten Jahrmaritstage wurden aus dem hiefigen Bahnhof äner Frau vom Lande 1242 Mark, die sie bei »inem hiesigen Banquier geholt hatte, aus der Tasche gestohlen. ˖ Von dem Thaͤter hat man noch keine Spur. (3. 3.) — Der Ausschuß des pfälzischen Protestantenvereins hat die Herren Pfarrer Zutters von Zweibrücken, Jalob Exter von Neustadt und Oberamisrichter Kuby von Edenkoben alz Verireter des pfälzischen Vrotestantenverein?