It. Ingherter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der Et. Ingberter Onzeiger“ erscheint wbchentlich fünfmalr in onutag, Dienstag, Donnerstaqg, tag und« vnutag; 2mnal wochentlich mit Unterhaltur gb⸗ biatt und Sonntagt mit Sfeitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 14M 60 4 einschließlich Xragerlohn; durch die Pot bezogen 1.4 75 4, einschließlich 24 tZule lungkgebuhr. Die Einruͤcknugsgebühhr far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Cryedition Auskunft ertheilt, 15 A, Neclamen 830 . Bei 4maliger Einrudung wird nur dreimalige berechnet. — VPolitische Uebersicht. zu dem schon seit langer Zeit im bonapartisti⸗ hen Lager wüt hen den Streit hat nun auch ie Exkaiserin Eugenise Partei ergriffen. Be⸗ anntuich haben einzelne bonqopartistische Politiker en jungen Prinzen Viktor bewogen. von seinem gatet sich zu trennen und als selbstständiger Prä⸗ endent aufzutreten. Da das Gros der Partei diesen zchrint nicht dilligte, wagte Prinz Viktor den Ver⸗ uch, sein Vorgehen von der Erkaiserin Eugenie anktioniren zu lassen und reiste zu dem Zwecke zach Chislehursft. Die Exkaiserin aber weigerte ich nicht nur, ihn zu empfangen, sondern fie bat nuch schriftlich den Prinzen Jerome, seinen jüngeren Zoha Louis, den Bruder des Prinzen Viktor, ihr um Besuche zu schicken. Damit ist die Scheidung er Bonapartisten eine vollständige geworden, und war, wie es scheint, vorlaufig zum Nachtheil er Anhänger des Prinzen Viktor. Das scheinen ÿese selbst zu fühlen, denn sie treffen Anstalten, ꝛaz, was sie im eigenen Lager verloren haben, mderwärts wieder zu gewinnen. Das von ihnen ingesetzte Wahlkomitee hat ein Manifest erlassen, n welchem jede Gemeinschaft mit revolutionären Trendenzen zurückgewiesen und an alle Gegner der Re⸗ zublik appellirt wird; denselben wird gleichzeitig in entsprechender Antheil an den Wahllisten zuge⸗ agt. Das Programm gipfelt in einer Aufforderung ur Bekampfung der republikanischen Anarchie. Wir meinen, daß dieser Aufruf wenig Erfolg haben vird. Denn wenn schon die Bonapartisten selber nicht mehr recht wissen, für wen als künftigen derrscher ihr treues Unterthanenherz eigentlich clagen soll, wie sollen die übrigen Monarchisten ich für ihr Phantasiegebilde begeistern können? Ddas Verhältniß Deutschlands zu Zan⸗ oar hat fich bisher nicht gebessert. Der Sultan xcharrt im Vertrauen auf England, welches die srößten Handelsinteressen in seinem Reiche befizzt, nuf seinem Widerstand. Mitileiweile hat er auch nit Belgien und Italien Handelsverträge geschlossen. Die zu erwarten steht, dürfte freilich der Anblid yer deutschen Kriegsschiffe, welche in nicht zu ferner Jeit vor seiner Haupifiadt eintreffen werden. seine nsicht andern, ohne daß es der Anwendung von bewalt dedürfen wird. Wie, der „Schlesischen seitung! zufolge, verlautet, wird Fürst Bismarck die durchaus unberechtigten Ansprüche des Sultans uuf die wichtige Erwerbung von Vitu mit allen litteln belämpfen. Die aus Usagara, wo bekannt⸗ ach die Deutsche Ostafrikanische Geselischaft Lande⸗ eien erworben hat, eintreffenden Nachrichten find aicht eben gunstig. So wichtig dies Gebiet fur en Handel ist, da es die Straßen nach dem Innern xherrscht, so wenig scheint es zum Aderbau geeig⸗ iet. Alle befseren Landftriche sind überdies ziemlich reichlich mit Einbeimischen bebölkert. Dentlsc es Reich. BSerlin, 10. Juni. Die Abreise des Kaisers ach Ems ist nunmehr auf Sonntag Abend fest nsett. Am Sonniag wird der hohe Herr in Ems ntreffen und etwa drei Wochen dort bleiben. Asdann gedentt der Kaiser zwei Tage bei der in ⸗ wischen nach Koblenz übergefiedelten Kaiserin zuzu · dingen, wird fich don dor zu eiwa achttagigem Iufenthalie nach der Insel Mainau begeben und ugen den 15. Juli zu dem üblichen Kurgebrauch n Wildbad Gaficin inttehen indner rsaett Samstag, 13. Juni 1885. 20. Jahrg. daß das Befinden des Monarchen so zufrieden⸗ Zellend bleibt, wie es gegenwärtig glücklicherweise der Fall isit. Berlin, 10. Juni. Die Rückriit des Cadi⸗ nets Gladstone wird nirgends in der Welt großes Bedauern hervorrufen, am wenigsten haben wir in Deutschland Veranlassung dazu. Wo immer Deutsch⸗ and mit dem englischen Interessenkreis auch nur in entfernte Berührung trat, stieß es bei dem Ministerium Gladstone auf ein hohes Maß von Feindseligkeit, Rankesucht und Gehässigkeit. Die Zeschichte unserer jungen Kolonialpolitik liefert Beweise genug davon, die dem Reichstag vorge⸗ egten Weißbuücher waren ebenso viele Anklage⸗ chriften gegen das englische Kabinet. Und auch n anderen Ländern hati es sich verdienten Haß sder noch die verdientere Geringschätzung zugezogen. Anfähiger und unglüdlicher hat wohl nie die Re— zierung eines großen Landes gewaltet und es ist zur zu verwundern, daß sie Jahre lang so fort⸗ virthichaften und Fehler auf Fehlen häufen durfte. Mit den unbescheidensten und unbegrundetsten An⸗ prüchen, anmaßend und streitsüchtig trat diese Regierung in allen Fragen der großen auswärtigen Politik auf, um jedesmal schließlich klein beizugeben ind ihre Ohnmacht eingestehen zu müssen oder sich nit den empfindlichsten Demüthigungen zurückzu⸗ siehen. Sudan und Afghanistan sind warnende Beispiele, und die englische Weltmacht, deren Festig⸗ keit im Grunde nur auf dem Glauben der Voller mn die unerschöpflichen Hilfkräfte des Landes beruht, önnte aus der Zeit des Gladstone'schen Regiments ieicht eine dauernde Erschütterung davon tragen; denn eben dieser Glauben ist mehr und mehr ver⸗ oren gegangen, und die anmoßlichen Ansprüche tanden mit den wirklichen Leistungen und Macht⸗ nitteln in gar zu schlechtem Verhältniß. Wir in Deutschland konnen dem neuen Torh ˖ Kabinet, das etzt ohne Zweifel die Regierung übernehmen wird, in jeder Beziehung ein besseres Vertrauen enigegen zringen, als es dem Ministerium Gladstone gegen⸗ iber gerechtfertigt war. Wie man in maßgebenden deutschen Kreisen die englische Kabineiskrisis auf⸗ jaßt, dürfte aus den folgenden treffenden Bemer⸗ ungen einer Beiliner Korrespondenz der Koͤln. Zig.“ hervorgehen: „In Deutschland wird es unter denen, die den Fäden der auswärtigen Politil rachspuren, wenige geben, die nicht mit nnerer Befriedigung die Nachricht von der Riederlage des Zabinets Gladfstone vernommen haben. Monat im Monat hauften fich die Fehler des ebenso uͤbermuthigen, wie unfahigen Dreigestirns Gladstone, Tatl Granville und Lord Derby, und die letzten amilichen Veroöffentlichungen der englischen wie der deutschen Regierung haben dafür gesorgt, daß diese Fehler der ganzen Welt offenkundig wurden. Wie sehr durch diese drei Staaismänner das Ansehen des britischen Lowen in der ganzen mohamedanischen Welt dauernd geschädigt worden ist, das wird erst bei den naäͤchsten Verwickelungen zwischen christlichen und mohamedanischen Vollern vollauf zu Tage!treten. Was Deuischland angeht, so ist kein Wort darüber zu derlieren, wie sehr jene drei Männer in Verkennung hrer Aufgaben und ihrer Macht allerwäͤrts im Aus⸗ ande, glüdlicherweise fast überall vergebens dank der anendlichen Ueberlegenheit des deutschen Reichskanzlers, die deutschen Interessen zu durchkreuzen suchten, ind wie es ihnen durch dieses nichtsnußzige Ver⸗ jalten fafst gelungen wäre, die beiden durch Ab tammung und Geistesrichtung verwandien Nationen u verheßen und zu verseinden“ Berlin, 11. Juni. Das Börsensteuer zesetz ist heute amtlich publizirt worden. — Der Bundesrath beschloß, den Antragen auf Einführung einer Doppelwährung keine Folge zu geben. Berlin, 11. Juni. Die durch die Blätter laufende Mittheilung, der Reichskanzler habe die Beheimraäthe Schwabach und Zwicker ⁊c. vor seiner Reise nach Kissingen zu Erorterungen in der Währungsfrage empfangen, ist unbegründet. stölu, 10. Juni. Die Beneralversammlung des westdeutschen Kolonialvereins war von 400 Mitgliedern besucht. Peschuel⸗Lo eschee spricht ber das deutsche Schutzgebiet in Südwest⸗Afrika, namentlich über die Vegetationsverhältnisse und er⸗ duterte seine Ausführungen durch 50 Aquarelle; Dr. Zoeller (Kolnische Ztg.“) über Fieberer⸗ cheinungen und seinen Verkehr mit Dr. Nachtigal. Der Vorsitzende des Vereins. Dr. Fabri, pro⸗ lamirt den Preis von 3000 Mark für die Schrift: Ueber die Kultivation der tropischen Länder im hzinblick auf die kolonialen Erwerbungen Deutsch⸗ ands“ und empfiehlt die Lektüre der Amsterdamer Revue für koloniale und internationale Politik“ und die Herbeischaffung von Fonds für die Er—⸗ richtung von wissenschaftlich kommerciellen Stationen im Riger ˖ Benne⸗Gebiet. Die einstimmig angenom⸗ mnene Resolution begrüßt die überseeischen Erwerb⸗ ungen und die begonnene Subvention der Dampfer⸗ linien und hofft, daß die schwirigen wirthschaftlichen, ꝛechtlichen und moralischen Aufgaben durch Deutsch⸗ lands Einfluß glücklich gelöst werden, daß die Be⸗ chlusse der Südsee⸗Konferenz, wegen des Einflufses von Spirituosen, auch im neuen Schutzgebiete An⸗ vendung finden und erklärt, daß gegenüber der krwerbung tropischer Handelskolonieen eine erweiterte Fürsorge für unsere deutsche Massenauswanderung ein dringliches Bedürfniß sei und nicht allein durch egislatorische Mitwirkung, sondern auch durch datriotische Initiative erzielt werden müsse. Auslaud. London, 10. Juni. Der diplomatische Schriftwechsel zwischen Deutschland und England, zetreffend die deutschen Landreklamationen in Fidschi, ist heute veröffentlicht worden. Es geht daraus hervor. daß die gemischte Kommission, deren Er⸗ nennung beiderseits vereinbart worden, gewissen zeutschen Reichzangehörigen 10 620 Pfund Ent⸗ chädigung zuerkannte. welche am 19. Mai dem deutschen Botschafter in London ausgezahlt wurden. Newyork, 10. Juni. Einige Eisenwerke in den westlichen Staaten haben die Arbeit wieder aufgenommen, da die Streikenden durch andere Arbeiter ersetzt werden konnten. Lokale und pfältische Nachrichten. —* GWie man Porto sparenkann.) Bei Sendungen über 20 Meilen (3. bis 6. Fone) lassen fich durch zwedmäßige Verpackung resp. durch ckintheilung der zu versendenden Gegenstände in nehrere Padete nicht unerhebliche Porto⸗Ersparnifse pewirken. Es beabsichtigt beispielweise jemand nehrere Gegenstaäͤnde im Gewicht von zusammen 10 K (20 Pfund) zu versenden umd formiert hier⸗ don nur 1 Packet, so zahlt derselbe an Porto: Innerhalb der dritten Zone (bis 50 Meilen) 1,50 Mark. innerhalb der vierten Zone (tis 100 MNeilen) 2 Mark. innerhalb der funften Zone über 150 Meilen) 2.550 Mark und innerhald der echsten Zone (uber 180 Meilen) 8 Mark, während, venn die betreffenden Gegenstande in zwei Packeten ur Versendung gelangen, das Porto für alle Falle