Aluiliches Organ des königl Amtsgerichts St Inghert S SAMWñSSOIOASSVV,AS5SS-SA — MBEeæœæ der St. Zug erter Anzeiger? erscheint wvbchentlich fünfmalr: Am Montag, Dienstag, Donnerstatg, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhallungs- blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliahrlich —4 60 4 einschließlich Traägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 , einschließliq 0 4 Zustellungsgebahr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaliene Garmondieile oder deren · Raum beträgi bei Inseraten aus der Pfalz 10 —5, bei außerpfalzischen und solcher auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 13 4, Neclamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 1383. — — — F Politische Uebersicht. * Am vorigen Sonnabend hat fich endlich auch der Bundesrath vertagt und zwar bis zum 15. September. Die allgemeinen Wunsche und Absichten gingen, voie dieNat. Ztg.“ schreibt, da⸗ hin, die Arbeiten erst an einem späteren Termin wieder aufzunehmen, die Erfüllung dieses Wunsches hatte indessen die Feststellung der Ausführungsbe⸗ immungen zum Börsensteuergesetz zur Vorbedingung gehabt und diese ließ sich nicht erreichen. Die Ausschüsse des Bundesraths werden schon in den ersten Tagen des September zusammentreten, um jhre Anträge an das Plenum vorzubereiten, da am I. Oltober bereits das Börsensteuergesetz in Ktraft treten soll. Alle eingeforderten Gutachten und Vor⸗ schlage sind indessen noch im Rückstande und es find noch sehr umfangreiche Erörterungen erforderlich, um zu einem Ergebniß zu gelangen. Wahrschein⸗ lich wird sich der Bundesrath nach Feststellung dei Ausführungsbestimmungen zum Börsensteuergeseh bis zum Spaätherbst wieder vertagen. — Abgesehen hiervon, ist es dem Bundesrathe gelungen, alle die ihm vorliegenden Arbeiten zu bewaltigen, unter den letzten von ihm erledigten Sachen befindet sich be⸗ kanntlich auch die Konvention mit dem Norddeutschen Noyd, betreffend die Dampferlinien. Der Vertrag jat nunmehr auch die Genehmigung des Reichs⸗ anzlers erhalten und hat sich derselbe, gleich dem dundesrathe, für Vliessingen als Anlaufshafen der Ddampfer entjchieden. *Die Finalbilanz des Reichshaus— jaltsjahres 1884/88 ist kürzlich vom .Reichs— Anzeiger“ veroöffentlicht worden und legt dieselbe on den sich mehrenden Einnahmen des Reiches Jeugniß ab und wie diese wieder den Staatskassen ser Einzelstaaten zu Gute kommen, erhellt aus dem Amstande, daß“ nicht weniger als 105 Millionen Matk aus Reichssteuern den Einzelstaaten über⸗ viesen worden sind. Man wird dennoch anerkennen nussen, daß dieses Ergebniß des Finanzjahres 188485 den Ausspruch des Herrn Eugen Richter zon dem Zusammenbruche der Finanzpolitik des Keiches keineswegs rechtfertigt, sondern daß es im Hegentheil der Vorsicht und Sorgfalt der Reichs⸗ *nanzverwaltung das beste Zeugniß ausstellt. *Im englischen Oberhause hat sich der Pre⸗ mier Salusbury am Montag über die wich⸗ ligsten der England gegenwärtig berührenden Fragen gedußert. Bezüglich der Unterhandlungen mit Ruß⸗ land außerte Salisbury, daß er hoffe, dieselben würden zu einer friedlichen Loͤsung der afghanischen Fragen füͤhren, im Uebrigen ließen die Llusfuhr⸗ ungen des Ministers durchblicken, daß diese Losung noch ziemlich entfernt sei. Hinfichtlich Egyptens meinte Salisbury, daß zunächst die Finanzfrage entschieden werden müsse, alsdann gelte es, gesicherie Orenzen gegen die Barbaren festzuhalten und die politischen Beziehungen Eghptens zu den ausge⸗ dehnten Gebielen festzustellen, welche der Schaupiat so beklagensweriher Ereignisse gewesen. dam lommen die ernste Frage der Regelung der inter⸗ gationalen Beziehungen Egyptens zu den andern dandern. Die Erledigung aller dieser Fragen er⸗ zeische Jeit. Der Khedibe geigie fich England xgenüber steis loyal, England sei daher durch alle krwagumgen der Ehre an ihn gebunden. Schließ⸗ ich sprach Salisbury die Hoffrung aus, die Session des Parlamenis sobald als moglich schueßen zu d emen. Eine Verschiebuna oder Auflosung des Parlaments sei nicht beabsichtigt; die Neuwahlen seien etwa zum 17. November in Aussicht genommen. 2 * In den Montanbezirken Nord⸗Amerikas zährt es noch immer hedenklich und Arbeitseinstell⸗ angen sind noch an der Tagesordnung. Die Stri⸗ senden haben daher die beste Gelegenheit und Zeit, auf Staat, Gesellschaft und Kapital in der belannten Weise loszuwettern. So fand amSonntag zu Cleveland eine Versammlung von etwa 1000 strikenden Hütten⸗ arbeitern, meist aus Polen und Böhmen bestehend, tatt, in welcher heftige Reden gegen die Kapita isten gehalten wurden; zu Ausschreitungen scheint es jedoch nicht gekommen zu sein. ces Reich. Berlin, 7. Juli. Das Auswärtige Amt erläßt eine Warnung gegenüber den Vorspiegelungen, die noch immer mit niederländischen Erbschaften ge⸗ macht werden —* Berlin, 8. Juli. Der Reichskanzler wird norgen nach Varzin reisen. e Berlin, 8. Juli. Das bvraunschweigische Prototoll über die geheime Sitzung des Landtages »om 20. Juni ist nunmehr veröoffentlicht worden. xs enthalt die Erklärung des Ministers Gorz. daß der durch die Presse bekannte Brief Cumberland's om 14. Januar 1879 an den verstorbenen Herzog muf Befehl des Herzogs aus Rüdsicht auf Cumber⸗ and seibst nicht veroöͤfsentlicht wurde, denn diesem Briefe habe der zweite Brief Cumberland's von ʒemselben Datum an den Herzog Wilhelm mit er Abschrift des vertraulichen Schreiben Cumber⸗ and's an die Königin von England (vom 18. September 1878) in einem und demselben Couverte heigelegen, worin Cumberland seine Anspruche auf dannover auch für den Successionsfall in Braun⸗ chweig voll und unumwunden aufrecht erhalte; enn wie wolle man den Widerspruch der gleich⸗ eitig eingelangten Briefe, welche die wahre Willens⸗ neinung Cumberland's außer Zweifel siellten, be⸗ eitigen. 3. Berlinmn, 8. Juli. Von Wien aus ist die Anfrage hierher gelangt, oh der Abschluß eines dandelsvertrages auf breiterer Basis als der jetzi jestehende zu erreichen sei. Vom Ausfall der Ant⸗ vort soll alsdann die Gestaltung der österreichisch⸗ angarischen Zollnovelle abhängig gemacht sein. Berlin, 8. Juli. Ein Telegramm auds Tooltown meldet, daß der Dampfer „Samoa“ von der Neu⸗Guinea⸗ Compagnie mit Doktor Finsch an Bord, welcher sich nach Europa zurückbegibt, ange⸗ ommen ist. Seine lette Untersuchungsreise erftrecte ich auf den unbekannten Theil der Küste Kaiser⸗ Wilhelm⸗Land, von der Astrolabebay bis zur Hum⸗ ʒoldsbay. Derselbe entdedte mehrere gute Hafen ind einen schiffbaren Fluß. Das Land eignet sich owohl zur Kultur wie zur Viehzucht. Die Ein— jebornen waren freundlich. Eerale und pfälzische Nachrichten. * St. Ingbert, 9. Juli. Heute Mittag 12 Uhr 26 Min. traf, mittelst Extrazug von Hom⸗ zurg iommend, Seine Excellenz der igl. Staats ninister Freiherr von Crailsheim hier ein. In jeiner Begleitung befanden sich die Herren stegierungspräfident von Braun, Excellenz, Finanzdirektor und Regierungskommissär der Pfaälz zahnen v. Gebhardit, Eisenbahndirektor Lavale, Oberingenierr Opfermann, Betriebskontroleur Larl und Bezirlsammann Dr. Schlagint⸗ weit, sowie die Herren Hüttenwerksbesitzer Reichs⸗ rath von' Krämer und Heinrich Krämer von hier. Nach einer kurzen Fahrt durch die Stadt desichtigte der Herr Staatsministerdas Eisenwerk und nahm dann bei Herrn Reichsrath von Krämer das Diner ein. Um 3 Uhr 30 Min. erfolgte nittelst Extrazug über Zweibrücken die Rückreise. m Schnappach. „Das Hemd liegt mit aäher, als der Rock.“ Mit diesen Worien schloß ein in Nr. 129 d8. Bl. erschienener Artikel, welcher dem „Land. Tgbl.“ entnommen und gegen die jenseitigen Schuldienstexspektanten gerichtet war. Letzteren scheint aber die Haut noch näher zu liegen uls das Hemd, wenn sie es vorziehen, mit hoher Benehmigung ihrem bisherigen Heim „Valet“ zu agen, nur um dem prosaischen Leben des Prakti⸗ zierens zu entgehen. An wem läge nun die Schuld, wenn der pfälzische Lehrerstand dadurch geschädigt vürde? Werden die jenseitigen Exspeltanten, wenn an eine Kgl. Seminarinspektion die Aufforderung ergeht, erstere von dem in der Pfalz herrschenden dehrermangel in Kennmiß zu setzen, fich mit der Abficht herübermelden, den pfaälzischen Lehrern zu chaden? Und die Kgl. Regierung — ist darauf zedacht, daß keine Schulstelle brach liegt. Findei ich ja dieser Austausch auch in den 7 jenseitigen Kreisen. Wer mit dem dortigen Schulwesen etwas vertraut ist weiß, daß Oberfranken lange ein Magnetpol für die jenseitigen Praktikanten war. Wie sseht es jetzt?* Die oberfräntischen Schuldiensterspektanten sind nun auch zum Praktizieren oder „Ueberfiedeln“ in die Pfalz gezwungen. Hätten diese nicht auch allen Grund, zu „kreischen“ Doch fie thun es nicht, weil ihnen das Wort fremd ist. Dieser Austausch herrscht in allen deutschen Laͤndern, wenn er auch hier mehr, dort weniger in die Augen fällt. Ja, viele Pfälzer andern Berufes (Gerichts⸗ vollzicher, Aufschlaͤger, Bahnbedienftete ec.) haben bor etlichen Jahren den entgegengesetzten Weg ein⸗ zeschlagen und ihre Existenz im jenseitigen Bayern gegrundet. Kann man ihnen deßhalb Vorwürfe machen? Es ist allerdings richtig: Mit der Rarität der Ware steigt iyr Preis, und insofern vare den pfälzischen Lehrern ein eintretender Lehrer⸗ nangel vielleicht zu Gunsten gekommen. Aber es st bei den jetzigen Verhaltmissen eben nicht möglich, venn sich dieser Mangel nur in einem Kreise und nicht im ganzen Konigreich zeigt. Der betreffende Artikelschreiber gibt selbst zu, daß zur Zeit des Lehrermangels ein solcher Austausch am Platze war. Dieser Mangel wird aber erst heuer voü zändig beseitigt, und damit hort jedenfalls auch die Verwendung jenseitiger Schulpraktikanten im pfalzischen Schuldienst auf. Wozu deßhalb dieses MRurren und Knurren? Im Lehrermangel st keine Besserung der sozialen und peluniaͤren dage der pfalzischen Lehrer mehr zu erwarten. Mochten fie dieselbe deßhalb in den Worten suchen: Einigkeit macht stark“. [] Schnappach, 9. Juli. Das Haud'sche Anwesen dahier ging am Montage den 6. d. Mis. ei der statigehabten Versteigerung um den Preis pon 17,600 Mti. in den Besitz des Herrn Metzgers Baum aus Altenwald über. Verselbe triti am ommenden 1. September in Besitz desselben. — Neustadt. 8. Juli. Mit dem Zuge don Münster langten heute Minag die ameritam⸗ schen Schuten hier an und wurden von der hie⸗ igen —AV empfangen. dierauf faud Umzug durch die Haupt⸗ und Frie xichsstraße nach dem neuen Schießthause satt. wo⸗ jelbst diniert wird.