S3t. Iugberfer Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich fünfmalz Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöochentlich mit Unterhaltungs⸗ blatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.A 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1.4 75 4, einschließli 0 ⸗ Zustellungsgebahr. Die Einrückungsgebühr far die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 158, NReclamen 30 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. A 175. Politische Uebersicht. J * Von der internationalen Telegraphen— Kkonferenz in Berlin ist ein neuer erfreu⸗ licher Erfolg zu berichten, indem dieselbe die in erster Lesung gefaßten Beschlüsse bezüglich Herstell⸗ ung eines einheitlichen Tarifsystems unverändert und einstimmig in zweiter Lesung genehmigt hat. »Die interessanten Mansver der deutschen Flotte bei Wilhelmshafen, bei denen die Torpedoboote eine hervorragende Rolle pielen, nehmen ihren Fortgang und legen in mar⸗ santer Weise Zeugniß davon ab, wie kräftig sich insere verhältnißmäßig noch so junge Kriegsmarine n jeder Beziehung weiterentwickelt. ⸗Zum deutsche⸗spanischen Kon— uunkte wegen der Karolinen-Inseln liegt eine teuerliche offizidͤse Mittheilung aus Madrid vor, velche deutlich das Bestreben der spanischen Regier⸗ ing beweist, wieder „abzuwiegeln“ und die freund⸗ chaftlichen Beziehungen zu Deuitschland nicht erschüttert zu sehen. In dieser Mittheilung war uuch darauf hingewiesen worden, wie fehr die anti⸗ xutsche Agitation in Spanien von der franzoͤfischen epublikanischen Presse inspirirt uvnd geschürt worden ei. Dies hat lebhafte Proteste verschiedener her⸗ vorragender Preßorgane in Paris veranlaßt, in denen behauptet wird, daß man in Paris die darolinen · Frage mit absoluter Gleichgüitigkeit be⸗ tachte, eine Versicherung, die angesichts der anti⸗ )eutschen Hetzereien, in denen sich ein Theil der ranzoͤsischen Presse gefallen hat, mindestens lächer⸗ üch erscheint. Im Uebrigen liegt zur Karolinen⸗ Frage auch heute etwas positiv Reues nicht vor wenn man als solches nicht die dem Londoner aus⸗ wärtigen Amte zugegangene Bestätigung der Nach— ticht auffassen will, daß Deutschland in der That bereit sei, die ganze Affaire einem schiedsrichterlichen Urtheile zu uniserbreiten. Die Nachricht, daß die Krönung des Kaisers llerander von Kuß land zum Kaiser in Mittel— fien für nächstes Jahr zu erwarten sei, verursacht m England Besorgnisse. Man weiß ja dort gur zu gut, wie große politische Bedeutung jene Imbolische Handlung hat und worauf diefe neue Zestigung des russischen Ansehens in Mitiel⸗Afien nauslduft. Die englische, St. James Gazeite“ ꝛemerlt hierzu: „Es mag nichts weiter als ein Jusammentreffen von Umstanden sein, daß die Be— egnung in Kremsier kaum vorüber ist und es noglich wird, das Datum für die Krönung des zaren als Kaiser von Mittel⸗Asien endgültig an⸗ uberaumen. Doch das Zusammentreffen ist nicht hne Interesse. Was die Kronung selbst betrifft wo ist dies vielleicht kaum eine Sache, woruber nan mit behaglicher Nichtachtung weggehen kann. die feierliche Handlung in Samarkanm'wird der debbilerung Asiens und der Militar⸗Partei in kußland als Anzeichen dienen, daß die mosko⸗ ditische Bewegung nach dem Indus nicht aufge⸗ then worden in. Die Feier wird mit der Ferug dung der Eisenbahn nach Merw zusammenfallen; ind wenn damit eine pidßzliche Wiederaufnahme et rufsischen Thätigkeit an der afg hanischen Grenze hunden sein würde, dann dürfte es in dec That manden überraschen. der seine Augen offen Montag, 7. September 1885. 20. Jahrg Deutsches Reich. Berlin, 5. Sept. Die „Nationalzeitung“ deröffentlicht folgende Londoner Depesche: Nach hier aus Madrid eingetroffenen Nachrichten erreich— ten die spanischen Kriegsschiffe die Insel Yap am AV Besitz zu nehmen; ein deutsches Kanonenboot traf am Abend des 24. August ein, landete sofort Marine⸗Soldaten und Matrosen und hißte die deutsche Flagge auf. Die Spanier protestirten und telegraphirten nach Madrid um Instruktion. Ausf Yap wurde ein Zusammenstoß befürchtet. — In Madrid ist der Ministerrath zusammenberufen; der Zonig trifft morgen dort ein. Die Nachrichten verursachten in Madrid große Aufregung; der wüthende Poͤbel griff das deutsche Gesandtschafts hotel an, riß das Wappen herunter und verbrannte dasselbe vor dem Hotel des Ministers des Innern unter dem Rufe: Nieder mit Deutschland! Die Menge zog dann vor die französische Gesandtschaft und brachte dieser eine Ovation dar; es wurden Truppen aufgeboten um die Straßen zu räumen; Die Menge zog sich langsam zurück. Die Situa⸗ tion ist sehr ernst. in der Nacht noch verhaftet und in das hiesige Gefängniß gebracht. — Kirchheimbolanden, 4. Sept. Die gestern von hier abmarschirten Truppen traf unter— wegs ein Unfall, indem dem Bediensteten des Herrn General Ritter von Angstwurm hinterm Bastenhaus das Pferd scheute und in die 8. Kompagnie des 5. Inf.Regiments hineinsauste, wobei 4 Mann von demselben zu Boden geworfen wurden. Einer der Betreffenden wurde hierbei am Kopfe schwer verwundet, doch soll keine Gefahr für dessen Leben vorhanden sein. Die Uebrigen wurden leicht verletzt. — Kirchheimbolanden, 4. Sept. Bei dem gestrigen Marsche von hier nach Rockenhausen mußte ein Soldat, der plötzlich unwohl wurde, auf Bastenhaus zurücktransportirt werden, woselsst er auch starb. — Speyer, 4. Sept. Der ständige Aus—⸗ schuß der Generalsynode wird auf Montag, den 21. September ds. Is., hierher einberufen werden f Mainz, 4. Sept. In der Untersuchung Jegen den beschuldigten Herbst treten jetzt immet mehr Personen auf, die den letzteren bei verschie⸗ denen Gelegenheiten gesehen haben; IJo ist ein hiefiger Dachdeder vor Gericht geladen, welcher den Herbst genau kannte und der angab, an dem Tage, an welchem der Mord geschehen ist, den Herbst in einem Bierhause gesehen zu haben, daß Herbst sehr aufgeregt war und eine schwer bepacke Reisetasche getragen hat. Ein Gartnerjunge aus Laubenheim will den Herbst ebenfalls in dem Besitz der Reise- tasche gesehen haben und zwar in der Nahe der sog. Wassermaschinen, woselbst der Verhaftete seine Dande in dem Wasser des dortigen Grabens ge— waschen habe. Der Bursche wird als Zeuge ver⸗ nommen. Herbst gibt sein Leugnen nicht auf, trotz aller gegen ihn vorliegenden Indizien und trägi bei allen Verhören eine Frechheit zur Schau, die Jedermann empören muß. Er findet es ganz un⸗ begreiflich, daß man ihm eine solche Mordthat zu⸗ trauen könne. F In Kreuz nach hat sich kürzlich ein Verein junger Mädchen unker dem Namen,Hine fescht“ gebildet. dessen Mitglieder sich verpflichtet haben, keine Tournüre zu nagen. Gegen die Bestrebungen dieses Vereins wird jetzt mit folgenden Versen protestirt: Ausland. Wien, 6. Sept. Den Versuchen einzelner cussischer Blätter, namentlich der „Petersburger Zeitung“ gegenüber, der Monarchenzusammenkunft in Kremsier eine feindliche Spitze gegen eine einzelne Macht zu importiren, erklärt das hiesige, Fremden— blatt“: Die Argumentation des gedachten Blattes sei eine dollständig unbegründete, das Drei⸗Kaiser⸗ Verhältniß sei klein Complott gegen irgend eine dritte Papt. sondern ein Bündniß, das den Frieder wolle. Madrid, 5. Sept. Der deutsche Gesandte welcher sich in La Granja aufhielt, ist heute Vor⸗ mittag hierher zurückgekehrt und wurde bis zum Gesandtschaftshotel von Mitgliedern der Zivilbe⸗ hörden mit starker Escorte begleitet. Volksdemon⸗ rationen fanden nicht statt. Die Minister machten gestern dem König in La Granja die telephonische Mittheilung von den Vorgängen in Yap. Der stonig wird heute dem Ministerrathe präsidiren. Madrid, 5. Sept. Gestern Abend um 10 Uhr wurde auf die Nachricht von der Aufhifsung der deutschen Flagge auf der Insel Yap die deutsche Gesandtschaft angegriffen, die Fenster eingeworfen und das Wappen zerstört. Die Polizei war zu schwach; dieselbe mußte einen Gefangenen wieder herausgeben. Der Offizier, welcher den Gefangenen freiließ, wurde seines Amtes entsetzt. Gegen Morgen war der Tumult vorüber; es wurden ver⸗ schiedene Personen verhaftet. Madrid, 6. Sept. Gestern Abend fand vor dem koͤniglichen Palaste eine Kundgebung stati unter den Rufen: Es lebe Spanien! Es lebt sönig Alfons!“* Die Haltung der an der Mani— sestation theilnehmenden Menge war eine ruhigere London, 5. Sept. England hat die russi⸗ schen Vorschlage bezüglich des Zulfikarpasses ange⸗ nommen und weitere Propositionen behufs Herbei⸗ führung einer Stabilität in Zentralafien gemacht. Ein Kißchen in Ehren kann Niemand verwehren, Die Majoritat der Ausgestopften. 7Karlsruhe, 2Sept. Die Willionen der Ott'schen Erbschaft, welche vor zwei Jahren weit über Baden hinaus so viel Aufsehen erregte, sind vertheilt, und es ist immerhin interessant, zu erfahren, wie es den Erbnehmern derzeit ergangen. Einer derselben, der das artige Suͤnunchen von 132,000 fl. erhielt, war bis dahin im Armenhause. Jetzt lebt er als Rentier behaglich in seinem Hei— mathsort, während seine Tochter, die damals als Magd diente und, so lange sie arm war, von keinem Burschen beachtet wurde, jetzt als reiche Erbin nur die Wahl hat, aber Wahl macht Quai; ein anderer ist jetzt noch Bahnwart in Gamburg, er erhielt 28,000 fl. und lebt immer noch von seinem Bahnwartsdienst. Das Geld ist in der Sparkasse, und die Zinsen werden alljährlich zum Kapital geschlagen. Am Eingang in das voꝛi Wittighausen ist ein prachtvoller Neubau, großartige Hofraithe mit drei Scheuern und Siallen ane Lokele und prel - Êͥqhhten. AI brannten in dem benachbarten Alschbach zwei Scheunen und ein Wohnhaus der Witwe Jakob Kreutßz und dem Ackerer Adam Heß ge⸗ Jörig total nieder. Ein Sohn des Letzteren wurd⸗