Markenschutzgesetz die Anwendbarkeit des obener⸗ wähnten Artikels. Die Publikation des Urtheils findet in acht Tagen statt. Ars 'a. d. M., 24. Oktober. Der Ge⸗ schäfisbericht der Lothringischen Eisen⸗ werke für 1884 -85 entrollt ein trübes Bild von der Lage des Unternehmens. Dasselbe hat im abgelausenen Rechnungsjahre mit einem Verlusi von 483,186 Mt. gearbeitet; im Vorjahre betrug der Verlust 333.777 Mk. Der Aufsichtsrath be⸗ merkt, daß die Reorganisation der Werke jetzt so vollkommen durchgeführt sei, wie dies unter den obwaltenden Umständen möglich war. Die Gesell⸗ schaft befinde sich indeß, wie die meisten Eisen⸗ werke, in einer Zwickmühle: um billig zu produ⸗ ziren, müssen sie möglichst viel produziren. obwohl jede Produktion ein Nachtheil sei, so lange die Verkaufspreise Verlust ergeben. Wenn die Pro⸗ duktion, wie dies logischerweise geschehen sollte uͤberhaupt sistirt würde, so würden die General. kosten wohl verringert, der Werth der Anlage gleichzeitig aber außerordentlich geschädigt werden. Zis jetzt habe sich die Gesellschaft mit theilweisen Einstellungen geholfen, ob sie zu noch weitergehen⸗ den Maßregeln werde schreiten müssen, vermöge der Aufsichtsrath noch nicht zu sagen. p'Mannheim, 24. Oktober. Ueber einen schrecklichen Unglücksfall berichtet heute die . B. L.“: In der Nähe der Mannheimer Lager⸗ hausgesellschaft ist man seit einiger Zeit mit der Herstellung der Wasserpfeiler zu einer daselbst zu errichtenden neuen großen Drehbrücke über den dortigen Arm des Hafenkanals heschäftigt. Zu diesem Behufe wird ein neues Verfahren in An⸗ wendung gebracht, indem Arbeiter in einem großen eisernen luftdichten Behälter unter Wasser die Funda⸗ mentarbeiten ausfühten. Auf einem Gerüste über Wasser ist eine Maschine aufgestellt, die dem Be— hälter die nöthige Luft zuführt und zugleich das Wasser von demselben abhält. Heute Mittag nun, zwischen 1.und 2 Uhr waren wieder 6 Arbeiter in den Kasten eingelassen worden, als auf einmal der Verschlußdeckel des Luftzuleitungsrohres, welches von der Maschine die Luft zuführt, platzte, die Luft hierdurch abgeschnitten war und zugleich das Wasser in die Oeffnung einströmte. 4 Ardeiter waren sich sofort der Situation bewußt und konnten sich, da fie zunächst der Oeffnung waren, retten, während drei andern ihrer Kollegen dies nicht gelang, da sie die Oeffnung, wenigstens zwei derselben, nicht mehr erreichen konnten. Die zwei Arbeiter (Italiener) Namens Karlo Mörlo aus Guggiano und Antonio Chirello aus Padua erlitten den Erstickungstod, waͤhrend der dritte mit Namen Serbi betäubt her⸗ ausgezogen und nach dem Allgemeinen Kranken⸗ hause verbracht wurde. Untersuchung ist eingeleitet. 4 GEin neiter Gejellschafter. Ein junger Mann, dem man besondere Talente nachrühmte, war vor einigen Tagen, eben seines unterhaltenden Wesens wegen, in einer Frankfurter Familie des Abends eingeladen. Als er mit der Ausübung seiner Tanzkunst beschäftigt war und mit der Tochter des Hauses sich in allerlei graziösen Bewegungen im Zimmer hin und her wiegte, sprangen einige vorwitzige goldne Desserilöffel, welche eigentlich der Hausfrau gehörten, aus seiner hinteren Rodtasche. Ehe sich die Gesellschaft noch von ihrem Erstaunen erholen konnte, hatte der beliebte Gesellschafter seinen Ueberzieher geholt und war verschwunden. 4 Bafsen heim (Kheinprovinz). Frau Ba— ronin A. v. Oppenheim auf Schloß Bassenheim hat der hiesigen Gemeinde die Mittel zur Erbau— uͤng und Erhaltung eines bedeutenden Hospitale für Arme, Kranke und Gebrechliche der Gemeinde, eventuell auch der Umgegend, geschenkt. Die edle Beberin hat zum Bau und zur Erhaltung des Hospitals ein Kapital von 400,000 Mark zur Verfügung gestellt, außerdem den Bauplatz und Land zu Garten-Anlagen dazu gegeben. 4Köoln, 24. Oktober. Durch kciserliches Reskript ist die Dombau-Lotterie für 4 Jahre, von 1885— 1888 inkl., genehmigt worden, also 4 Prämienkollekten, deren Ertrag nur für die weitere Freilegung des Domes verwandt werden darf. Die erste Ziehung wird spätestens am J. Maisk. J. stattfinden. Der Vereinsvorstand hat dem Kaiser und der Kaiserin den Dank für die huldbolle Entscheidung in dem Schreiben zum Aus⸗ druck gebracht. — Zur Inthronisation des Erz⸗ bischofs Dr. Kremenz hat der Domkapellmeister Professor Koenen ein neues Te Dedeum und ein Ecce sacerdes magnus komponirt. 7 Stuttgart, 22. Oktober. Ein Deutsch⸗ EE—— her gekommen ist, wollte sich gestern in der Wein⸗ saune den Spaß machen, sich beim stoͤnig yon Burttemberg einzuführen. Er begehrte zu diesem Zweck Einlaß am Portal des Schlosses und gerieth mit der Wache in Streit. Er wurde aufs Polizei⸗ amt geführt, wo er selbst angab, daß der neut Wein an seinem ungebührlichen Einfall schuld sei, der auf der Stelle durch eine Geldstrafe geahndet wurde, worauf man ihn laufen ließ. — Den „Beobachter“ berichtet ein Reutlinger Fabrikant, welcher wollene Puppen u, a. nach Kolmar im Elsaß verkauft, Folgendes: Der Kolmarer Kauf⸗ mann meldet dem Lieferanten, er möge doch künftig seine wollenen „Schwobemädle“ nicht mehr mi Roth und Blau schmücken, da dieselben in seinem Schaufenfter die Aufmerksamkeit der Polizei erreg⸗ en, welche die Ausstellung derselben wegen dieser Hauptfarben der Trikolore verboten habe. Würzburg, 23. Olt. Das Militärbe zirksgericht verurtheilte in heutiger Sitzung den Befreiten Peter Leibig vom 4. Inf.⸗Kgt. in Metß vegen Mißbrauchs der Dienstgewalt zu 5 Tagen Muͤtelarrest. Leibig hatte dem Gemeinen Marz her ihn beim Gewehrputzen reizte, drei Ohrfeigen dersetzt, so daß ihm bei letzterem eine zeitweilige Perforation des linken Trommelfelles bemerkbar nachte. Die Geschworenen nahmen an, Marz habt ein Schmerzgefühl gehabt und die Verletzung des Trommelfalles sei nicht eine Folge der Schläge. — SZoldat 2. Classe Friedrich Zimmermann vom 2 Pionier⸗Bataillon zu Speyer, der seinen Feldwebel, 8. Praller, im angetrunkenen Zustande beschimpfft und mit dem Seitengewehr auf ihn eingedrungen war, erhielt 7 Jahre 1 Monat Zuchthaus und vird aus dem Heere entferrn.— München, 23. Oktober. Bei Aufstellung des Budgets für das k. Hofbrauhaus wurden die Ausgaben für Hopfen wegen des siarken Sinkens der Hopfenpreise um 12.000 Mark vermindert. Man kann daraus entnehmen, welche schöne Sum⸗ men durch diese Preisermäßigung in die Taschen unserer Großbräuer fließen, die ja zum groößten Theil bedeutend mehr Bier als das Hofbrauhaus herstellen. F München. Die schon erwähnte Bittschrift bon 24 Bierbrauern aus Bamberg und Umgebung »ehufs Abstufung des Malze-Aufschlages macht olgende Vorschläge: 1) für Klein⸗ und Mittel⸗ zrauereien bis zum Verbrauche von 3000 Hektl. Malz 5 Mk. vom Hektl., 2) für 3000- 10,000 dettl. 5,50 Mk., für die ersten 1000 ge blos 5 Mi. vom Hektl.,, 3) für 10.000 bis 30,000 Hektl. 6 Mk., für die ersten 3000 Hektl. blos 2,50 Mk. vom Hektlh., 4) für 30,000 bis 60,000 Hettl. 6,25 Mk., für die ersten 10,000 Hektoliter »los 6 Mk. vom Hektl., 5) für 60,000 bis 100,000 Hektl. 650 Mk., für die ersten 20,000 Hektl. blos 6,25 Mk. vom Heltl., 6) für 100,000 Zektl. und darüber 7 Mk., für die ersten 50,000 Dektoliter blos 6,50 Mk. vom Hektl. (GRichard Wagner und König Ludwig.) Im ‚Berl. Tagbl.“ finden wir von A. Kohut folgenden Brief mitgetheilt, den Richard Wagner am 10. Sept. 1865 an seinen Schwager zerichtet ha.. Hier finden wir einen wahrhasl enthusiastischen Ausbruch der Verehrung Richard Wagners für König Ludwig II. von Bayern. Die zetreffende Stelle lautet wörtlich: „... Ich soffe, eine Zeit lang durch stille Arbeit mich wie— der zu kräftigen. Dies macht mir die Liebe eines unbegreiflich schöͤnen und tiefsinnigen Wesens noöglich: ein so wunderbar begabter und für mich zeborener Mensch wie dieser junge König von Bayern mußte es sein! Was er mir ist, kann Niemand fassen: mein Beschützer und Begeisterer In seiner Liebe ruhe ich mich aus und stärke mich meine Aufgabe zu vollbringen.“ F Die Weigerung, sich an einem kühlen Sommer— tage zum Baden zu entkleiden, hat einer größeren Anzahl von Königsgrenadieren in Liegnitz schwere Strafen gebracht. Der Rädelsführer is zu fünfjähriger Festungsstrafe, ein Einjähriger zum Verlust des Rechts, einjährig zu dienen und 7monatlicher Festungshaft, zweiundzwanzig Ge meine sind zu längeren Freibeitsstrafen verurtheilt F Ein Glasermeister aus AltLandsberg nerpflichtete sich in Folge einer Wette, die 254 Fensterscheiben auf einem Bau in Friedrichshagen in 6 Stunden tadelfrei einzusetzen. Die Zeir wurde so bestimmt, daß derselbe Morgens um 6 Uhr beginnen und Mittags um 12 Uhr sein Riesenpenfum vollendet haben sollte. Der Meisie hat nun die Wette, so gewaltig, wie jeder Fach. nann weiß, die Arbeit auch war, dennoch glängent zewonnen, da schon um 11 Uhr 41 Minuten da letzte Scheibe eingesetzt war, mithin hatte er sein— deistungsfähigkeit noch um 19 Minuten unterschatzt Roch ist dabei als nicht unwesentlich zu bemerken daß er auch die Scheiben gerade zu schneiden hatie 2fWien, 24. Oktober. Das Kreisgericht Bozen veröffentlicht einen Erlaß, womit über Frau Fanny Baronin Worms, geborene Baronin Todesco wegen Verschwendung Curatel verhängt wird. die die Baronin, welche in Obermais im Schlosst Trautmannsdorff wehnte, wird Heinrich Pollitzer, Procurist des Bankhauses Hermann Todesco uͤnd Sohn, als Curator bestellt. Frau Baronin Worms ist die Gattin des englischen Parlamentsmitgliedes Harry. Worms und eine Tochter des Wiener Banquiers Baron Eduard Todesco. F Wien 24. Okltober. Die Kaisserin von Desterreich befindet sich auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem. Sie langte am Freitag, 16. Oktober mit ihrer Yacht „Miramar“ im strengsten Inkog⸗ nito in Smyrna an und machte einen kurzen Be— such in der Stadt. Dann sollte die „Miramar“ nach Salonichi fahren, in Wirklichkeit ist sie aber iüber Rhodus und Jaffa gefahren, von wo die Kaiserin nach Jerusalem pilgern will. In Jeru⸗ salem ist der Besuch bereits sigualisirt. FSchweizer Blätter berichten über den Weinsegen, welcher dieses Jahr der Schweiz zu Theil geworden sei. Es heißt da unter anderem Seit Beginn der Weinlese bis zum 14. d. M hat die Westbahn im ganzen 3,668,208 Liter neuen Wein befördert. Davon fallen 1,770,957 diter auf den Kanton Wallis, 1,515,895 aus den Kanton Waadt, 378,186 auf den Kanton Neuen⸗ burg, 3700 auf den Kanton Freiburg und 980 auf den Kanton Genf. In Beftracht ist dabei zu ziehen, daß am 14. Oktober in manchen Gegenden der Waad die Weinlese erst begonnen hatte. FParis, 23. Oktober. Im Justizpalaste hatte gestern der Geschäftsagent Golas den Verkauf eines kleinen Hauses zu leiten, das einer stark verschuldeten Arbeiterin von Montreuil, Frau Laisier gehört. Die Gläubiger waren vollzählig erschienen und die Versteigerung hatte begonnen als Frau Laisier rasch an Golas herantrat, aut einem Korbe ein Fläschchen zgg und ihm den Inhalt desselben — es war Vitriol — ius Ge— icht warf. Der Mann stieß ein fürchterliches geschrei aus und fiel den ihn umstehenden Per— onen in die Arme. Sein Gesicht ist ganz ver⸗ zrannt, es bildet nur noch eine entsetzliche Wunde, zas rechte Auge ist verloren, das linke schwet ge— ährdet. Der Anwalt Duclos, der neben Golas tand, kommt mit einem verbrannten Ohr davon ꝛinige der Gläubiger und Kauflustigen konnter roh sein daß nur ihre Kleider Schaden litten Der Verwundete wurde nach dem Hotel⸗-Dieu ge— bracht, wo er eine sehr schlechte Nacht gehabt haber soll, und Frau Laisier verhaftet. In ihrem Korbe fand man noch einen mit sechs Kugeln geladenen Revolver, mit dem sie angeblich ihrem eigenen Leben ein Ende bereiten wollte. Paris, 26. Oktober. Die Steinbrüch von Chancelade bei Perigueux sind eingestürzt Das auf dem Hügel erbaute Dorf wurde mit fortgerissen und zwei vorübergehende Personen getödtet. Acht Arbeiter und viele Einwobhner des Dorfes sind verschüttet. Remilly, 22. Oktober. Auf dem hiesiger Bahnhofe wurde gestern ein Fremder verhaftet welcher nichts Geringeres zu sein dorgab, als Gra! Chambord, der bekanntlich längst in kühler Erde ruht. Seine Papiere, die natürlich ebense falsch sind wie seine mündlichen Aussagen, lauten wirklich auf den Ramen Chambrod. Ferner gat der Fremde an, er wäre der Erbe großer Güter und es sei ihm recht, daß man ihn verhafte; se werde er denn doch endlich zu seinem Rechte kommen. Ob man es mit einem frechen Betrüger oder einen Wahnsinnigen zu thun hat, werden die Getit entscheiden. Vorläufig wird der Pseudo-Graf woh üher die Grenze transportirt werden. (Forb. 3) F Prasident Cleveland hat kürzlich, wie aus ReweNork gemeldet wird, einen eigenartigen Besuch erhanten, den Besuch eines merkwürdigen Neders, Ramens Shadrock Nugent aus Wahhington—