Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. —8* * der ‚St. Jugberter Auzeiger“ erscheint wbchentlich füͤnfmalt Am Montag, Dienstag, Donunerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs glatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilagge. Das Blatt kostet vierteljaͤhrlich LAM Gd A einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen LAM 75 A, einschliesli 0 A Zustellungsgebuhr. Die Einrückungstzebrhr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 ⸗, bei außerpfalzischen und solden auf welche die Erpedition Auekuntt ertheilt. 15 A, Neclamen 30 4. Bei 4maliger Cinruckung wird nur dreimalige berechnet. M 222.. Politische Uebersicht. Aum Balkan hate das Schießen begonnen der Worte sind genug gewechselt, die Thaten hehen m. Eine Abtheilung serbischer Soldaten in der ztärke von 530 Mann hat am Sonntag die bul⸗ arische Grenze bei Rakita, im Bezirt Trun, über⸗ hritten und den dort befindlichen bulgarischen Josten angegriffen. Der Posten erwiederte das Feuer und tödtete einen serbischen Soldaten. Ein weiteres feindseliges Aufireten der Serben wird aus dem Distrikt von Kustendsche gemeldet, Es ist fest⸗ gestellt worden, daß seit zwei Tagen an verschie⸗ denen Punkten die serbischen Posten auf bulgärischem hebiete stehen. Man wird vermuthlich Bulgaren ind Serben ein wenig raufen lassen, bevor die oforte ihre Truppen in Marsch setzt. Die Mein⸗ ing des Grafen Kalnoky, daß. wenn auch lokale donflilte zum Austrag kamen, der allgemeine Friede icher nicht gestört werden würde, ist nichts als ine persönliche Hoffnung, welche natürlich jeder zreund des Friedens gern theilen wird, deren Er ˖ üllung aber angesichts des wüsten Auftretens der Russen nicht durchaus sicher erscheint. In russischen tzlättern tritt neuerdings die Befürchtung hervor, aß England, nachdem es Konstantinopel seinen zinfluß gefichert und in Egypten seine Position zeseftigt habe, auch in Centralasien die Balkan- Zituation für sich ausnützen und, während die dussen gegen den Fürsten von Bulgarien dekla⸗ niren, an der Grenze Anfghanistans Thatsachen chaffen könnte. Nach den Erklärungen Lord Salis nury's herrscht aber zwischen Engländern und dussen in Asien die schönste Eintracht. Der Eng⸗ sche Premier hat sich bei dem in Guildhall am Nontag gehaltenen Banket über seine auswärtige zotitik wie folgt ausgesprochen. Zunachst ertlärt r, daß die afghanischen Grenzschwierigkeiten bei— zelegt seien. Gegenwärtig bestehe ein durchaus reundschaftlichez Zusammenwirken zwischen Eng⸗ and und Rußland. Er könne nur die Worte Zeaconfield's wiederholen, daß in Asien für Ruß—⸗ and und England Raum sei. Der Redner spricht ie Hoffnung aus, daß das gegenwärtige Vorgehen Birma, welches einen Weg für zivilisatorischen zudelsverlehr schaffen solle,“ keine Veränderungen jervorrufen werde, welche nicht mit den Interessen der Bevölkerung und den Bedürfnissen des Reiches itträglich seien. Die Regierung handle im freund⸗ chafllichen Einverständniß mit China. Bezüglich igyptens meinte Lord Solisbuty, daß es mit sorgfalt und Geduld gelingen werde, Egypten in inigen Jahren die Prosperität wiederzugeben, die 8 dor fünf Jahren besessen habe. Bei Vesprech⸗ ung der Vorgänge in Ostrunelien und Bulgarien iußerte sich der Redner dahin, daß England kein Rirektes Interesse an dieser Frage habe, und daher ein Grund vorhanden sei, die Rothwendigkeit einer nateriellen Intervention Englands zu fürchten. ldach den Ausführungen des Redners entspringe nas Haupthindernißß für die Vereinigung Ostru⸗ neliens mit Bulgarien nicht aus der Atlion der temden Mächte oder Pforte, sondern aus dem von Briechenland und Serbdien aufgestellten Grundsatzt, aß ihre Gebiete vergrößert werden müßten, wenn nie Union aufrecht erhalten werde. Salisburh ist )er bestimmten Linsicht, daß ein politisches Gebäude, velches gegen den Willen der dabei interessirten ꝛvöolkerung errichtet werde, nicht lange destehen onne. Salisbury meint, daß die Bulgaren, weun ne Union nicht anerkannt werde, sich mit Serhen Donnerstag, 12. November 188.88. 20. Jahrg. und Griechen verbinden würden, und daß die nächste Bewegung gegen die Türkei demnach eine solche von drei kleinen Staaten an Stelle eines sein werde. Die englische Regierung erwarte zu— nächst, daß die Kraft des türkischen Reiches unver⸗ nindert erhalten werde, sodann daß jedes von Furopa zu treffende Arrangement so beschaffen sein werde, daß es die dabei interessirte Bevölkerung befriedige und von jedem Eingriff in die Integrität des türtischen Reichs, welche England als wesent⸗ lich für Europa erachte, abschrece. * Deutsches Reich. Berlin, 11. Nov. Durch allerhöchste Nabinetsordre ist für den Fall, daß der oon Preutzen mit Hessen in Aussicht genommene Staatsvertrag ber den Bau einer festen Mainbrücke bei Offenbach, sowie der mit der Firma Holzmann u. Co. in Frankfurt vereinbarte Entreprise-Vertrag in kraft treten, der genannten Firma das Enteig— aungsrecht auf preußischem Gebiete verliehen worden Berlin, 11. Nov. Der „Reichsanzeiger“ publizirt eine Verordnung des Arbeitsministers Maybach, betreffend die Wahl von Arbeiter⸗Vertretern vei der Knappschafts⸗Berufsgenossenschaft. außerdem Glycerin, Sprit; Weinsteinsäure, Mussir⸗ pulver zugesetzt und doppelschwefelsaurem Kalk in Anwendung gebracht zu haben. Das Urtheil wird nächsten Dienstag verkündet. — Kindsbach, 9. Noo. Am gestrigen Tage ertränkte sich in einem der Weiher im soge⸗ nannten Bärenloche in einem Anfall von Geistes⸗ störung die Ehefrau des Ackermannes Kaufmann vom Schleichhofe bei Mittelbrunn. Dieselbe hinter laßt 9 Kinder. — In Hagenbach erhängte sich der Ackerer Andreas Vesper, 46 Jahre alt. Derselbe hinter⸗ läßt zwei Kinder im Alter von 11 und 16 Jahren; er lebte in den besten Vermögens-Verhältnissen. Ein Grund zu diesem unglüchseligen Schritte ist unbekannt. — Der Sitz des königl. Forstamtes Neidenfels wird nach Lambrecht verlegt und dasselbe künftig „kgl. Forstamt Lambrecht' benannt. — Spehyer, 10. Rov. Die diesjährige dandrathssession wurde gestern Mittag 12 Uhr im Lyceumssaale dahier durch Se. Exc Herrxn konigl. Regierungspräsident Staatsrath v. Braun mit einer angeren Ansprache eröffnet, in welcher er die An⸗ vesenden herzlich willkommen hieß und in warmen Worten der in Folge der Wahl zum Landtags ⸗ abgeordneten resp. Ernennung zum Reichsrathe der Zrone Bayern ausgeschiedenen Herren Rentner O. Freudenberg von Zweibrücken und Gutsbesitzer Dr. Armand Buhl von Deidesheim gedachte. An Stelle der Ausgeschiedenen waren einberufen die Ersatz⸗ männer Frhr. v. Hofenfels von Zweibrücken und Hr. Bürgermeister Mack von Neustadt. Nach der Vtreidigung dieser Herren gab Se. Excellenz der Versammlung Kenniniß · von den wichtigsten Vor⸗ lagen und theilte des weiteren mit, daß das Land⸗ ralhsmitglied Herr Hüttenwerksbesitzer He inrich Kraämer wegen Familienangelegenheiten für die Dauer der garzen Landrathssession um Urlaub nachgesucht habe und schloß mit einem Hoch auf Se. Maj. König Ludwig U. — Von den den dandrath beschäftigenden Vorlagen heben wir hervor: 1I. Nach dem Voranschlag berechnen sich die Kreis⸗ umlagen pro 1886 auf 42,83 pCt. gegen 38,8 »Ct. des Vorjahres; 2. Erhöhuung des Kredits zur Deckung der Kosten für die Jahresschlußprüfungen an den Volksschulen; 83. Gesuche unvemittelter Hemeinden um Zuschüsse aus Mitteln der Kreis⸗ chuldotation zur leichteren Aufbringung des Schul⸗ dedarfs; 4. Antrag der Verwaltungskommission und Lehrerbevollmächtigten des Vereines für Unter⸗ stützung dienstuntauglicher Schulleh rer in der Pfalz auf abetmalige ansehnliche Erhöhung der Lehrer⸗ pensionen vom 1. Januar 18860; 5. Forderung der Mittel um Anstellung eines weiteren Hilfs⸗ lehrers an der Kreis-⸗Taubstummen⸗-Anstalt; 6. Ge⸗ such der Stadt Ludwigshafen um Unterstützung seitens der Kreisregierung zur Errichtung einer oierkursigen Realschule; 7. Wahl eines Ausschuß- mitgliedes und zweier Ersatzmänner zum Ausschusse der am 1. Januar Ulfd. Irs. in⸗Kraft getretenen Hagelversicherungsanstalt; 8. Gewährung eines Zuschusses von 750 M. an den „Kreis-Fischerei— Berein“ zum Zwecke der Hebung der Fischzucht in der Pfalz; 9. Wiederbesetzung der Stelle eines Hausarztes der Kreis-Armen- und Kranken⸗Anstalt Frankenthal und Regulirung des damit verbundenen Behalts; 10. Reorganisation der Pfälz. Immobiliar— Feuerversicherungsanstall; '11. Abhör der Berichte uͤber die Thätigkeit der Kreis-Anstalten und Abhör der Rechnungen derselben; 12. Bericht über die Auuslaud. Radtid, 41. Nov. Es verlautet, die Ein— zerufung des Kortes sei auf den 27. Dezember in Ausficht genemmen. —Der Sultan von Marrokko rtheilie einem Spanier die Genehmigung zurErrichtung iner Telegraphenleitung im Innern von Marroklo. Sofia, 11. Rov. Am Montag Abend suchten 300 Serben an der Grenze bei Trn 25 Bulgaren einzuschließen. Den Bulgaren gelang es. sich zu⸗ udzuziehen, sie wurden aber von den Serben eine —Ztrecke weit auf bulgarischem Gebiet verfolgt. r d ee e iten. — Zweibrücken, 10. Nop. Zur Abur—⸗ theilung in der am 7. Dezember beginnenden 4. Schwurgerichtssession der Pfalz werden etwa 8 bis 10 Fälle gelangen. 75 — Kaiserzhautern, 9. Nov. Die Haus neisterstelle am hiesigen Schullehrerseminar ist er edigt; aber“ nur Militätanwärter? mit dem Zivil⸗ versorgungsschein koönnen darauf Anspruch machen — In Bochum ist es bereits so weit gekommen. daß die Stadtverwaltung auch zur Besetzung der Siellen eines atademisch gebildeten Ingenieurs, velcher bei der Leitung des Wasserwerkes Verwend⸗ ung finden soll, eines geprüften Maurer⸗ und Zimmermeister, der zur Vertretung des Stadtbau⸗ meisters geeignet sein soll, und eines der doppelten Buchführung kundigen und im Rechnungswesen er— ahrenen Buchhaliers zivilversorgungsberechtigte Militaranwarter sucht. — Kaiserslautern, 9. Nov. Privat nittheilungen zufolge ist der Afrikareisende Paul steichard in Paris angekommen. — Kaiserslautern, 10. Nov. Vor der S„traftammer des hiesigen kgl. Landgerichts wurde seute gegen die Bierbrauer Johann Kültz. Georg dültz uünd Heinrich Greiner von Vauterecken, Carl und Jean Bläsy von Odernheim, Friedrich Liebe« rich, Carl Ludwig Pitthan, Albert Beenen, Brau— neister, Adolf Walter, Buchhalter in der Altien zrauerei und Moritz Rutschmann, Leiter der Köhl⸗ chen Brauerei wegen Uebertretung des Malzauf. chlaggesetzes verhandelt. Diesetben sind deschuldigt, em Viere Salicylsäure und Biercouteur, Greinen