St. Ingherter Amzeiger. Amiliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. va „St. Ingberter Anzeiger⸗? erscheint wochentlich fuünfmalr Am Mountag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ en and Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 A 60 einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.AM 75 —, einschließlich Zuftellungsgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfaͤlzischen und solchen, auf welche die Expedition Auskunft ertheilt, 18. Reklamen 80 .Bei 4maliger Einrucung wird nur dreimalige berechnet. * — * 7 Dienstag, 31. August 188s. —21. Jahrg. X 168. — Bestellungen auf den „St. Ingberter Anzeiger“ für den Mona — veptember — rhmetz fortwähtend an: die Postanstalten, die hostboren, die Austräger und Die Expedition. welche den frechen Handstreich gegen den Fürsten j entgegen. Er schloß sofort die Thür wieder zu Alexander von Bulgarien am 21. August ausge⸗ und ging zu einer anderen. Da begann gleichzeitig führt haben, werden von dem, Pester Lloyd“ näher ein ganzes Regiment ein Salvenfeuer auf den Pa⸗ heleuchlet. Es heißt in dieser Darstellung: “ 'ast abzugeben. Als der Fürst in die Vorhalle Der hervorragendste Radelsführer ist der Metro⸗ rat, drangte sich eine wilde, betrunkene Masse von polit Clement. Dieser Geistliche, der sich wahrend Offizieren und Junkern ihm entgegen. Drei Offi⸗ des Verzweiflungskrieges, den sein Vaterland im ziere, Gruew, Patsow und Dimitriew, stürzten mit letzten Winter führte, als Berwalter der Gelder des zeladenen Revolvern auf den Fürsten zu und verlangten Rothen Kreuzes „zu seinem Vortheile“ auszeichnete, seine Abdankung. Der Fürst wandte sich ruhig an pußte nach dem Kriege die Rechnung nicht ganz Rruew mit der Frage, was er wolle. Gruew in Ordnung zu bringen; in Anbetracht seiner hohen sagte. der Fürst müsse abdanken, weil er gegen geistlichen Stellung warf man einen Schleier über Kußland sei. Den Fürsten erfüllte beim Blick auf Jas Geschehene, und bisher war eine unter solchen die ehrlosen Offiziere und Kadetten tiefer Schmerz Umstaͤnden begreifliche Erkaltung der Beziehungen und Entrüstung. Die Offiziere rissen ein Blatt wijchen ihm und dem Fürsten eingetreten. Sein uus dem auf dem Tisch in der Vorhalle liegenden denosse Zankow ist ein Mensch, der hundert Eide Finschreibebuch heraus und der betrunkene Gruew geschworen und hundert gebtochen hat und dem es ritzelte darauf mit vielen Klexen unleserliche Zeichen. zuf inen Verraih mehr oder weniger nicht an- Der Fürst sah das Blatt an und erllärte, er könne amen kann. Der militärische Berather dieser das dort Geschriebene nicht lesen. Er schrieb dann Fhrenmanner, der Major Grujew, soll in Bezug nuf ein Papier die Worte: „Bodga spasi Bol- auf persönliche Ehrenhaftigkeit weniger anrüchig zaria“ (Gott schütze Bulgarien) Alexander.“ Es sein, er hat von jeher als fanatisches Werkzeug zibt keinerlei andere Abdankung. Vom Palast Rußland und als ein verbittertes, mit aller Welt vurde der Fürst von den Offizieren und Junkern jerfallenes Subjelt gegolten. Er wurde unter an- imter der Abspielung der russischen Nationalhymne derm wegen Unbotmäßigkeit im Dienste durch den rach dem nahen Kriegsministerium gebracht. Dori Fürsten wiederholt bestraft. Was sich um diese verlangte et sofort abzureisen. Dies wurde aber drei Hauptpersonen gruppirt, das ist eine kleine, aicht gestattet, und erst um 5 Uhr früh konnte er iber gewählte Gesellschaft, wie sie seit Menschenge⸗ aach dem Kloster auf Estrobat im Balkan abreisen. denken bei solchen Aniassen aufzutreten pflegt, der Im ersten Wagen saß die Begleilmannschaft, im Abhub des Abbubs aller Völker. weiten der Fürst und- der Prinz Franz Joseph Wien, 29. Aug. Das „Fremdenblatt“ sagt nit einem Junker auf dem Bock, dann folgten iber die Rückkehr des Fürsten Alexander nach Bul⸗ veitere vier Wagen mit Begleitmannschaften. Unter⸗ jarien, mit der Ankunft desselben auf bulgarischem vegs schon waren andere Abtheilungen der Begleit⸗ Zoden werde für die politische Berechnung und nannschaft aufgestellt. Die jeweilige Begleitmann⸗ ur das positive Interesse Europas jedenfalls ein chaft hatte den Befehl, beim geringsten Zeichen gewichtiges Element für die Ruhe des Landes ges von einer Annäherung des Fürsten an die Soldaten, wonnen sein, die Herstellung der legalen Ordnung ogar bei jedem Wort oder selbst einem verdächtigen chaffe die wichtigste Voraussetzung für die Wah⸗ Zeichen den Fürsten niederzuschießen, sodaß die Er⸗ cung des Orientfriedens. Die „Presse“ legt die jaltung seines Lebens ein halbes Wunder bleibt. Unmöglichkeit dar, heute zu entscheiden. ob die Dagegen ist unrichtig, daß der Fürst besondere Be⸗ Rückkehr des Fürsten Alexander auch ein Akt staats⸗ orgnisse wegen einer Vergiftung hatte. Im Zick⸗ nännischer Einsicht und Klugheit war, und gelangt ackweg wurde der Fürst mit Vermeidung der be⸗ zu dem Schlusse, daß die politische Situation in vpohnten Städte weiter gebracht, und nur die Ort⸗ Sofia genau dieselbe geworden sei, wie sie vor acht chaft Brazza wurde durchfahren, wo aber jedem Tagen war, als von Zankow und Grujew die kinwohner bei Todesstrafe verboten war, am Fenster Rebolution geplant wurde und als Fürst Alexander »der auf der Straße zu erscheinen. Am Montag elber eingestanden habe, daß er nur auf eine Ge- AÄbend langte der Fürst in Rahowa an der Donau egenheit warte, sich mit Ehren vom bulgarischen an, wo ihn die Yacht erwartete. Die HYacht war Throne zurückzuziehen. Die „Neue Fr. Presse“ desetzt von 40 Junkern und etlichen Offizieren und eforgt nicht, daß die Rückkehr des Fursten das jatte den Befehl, den Fürsten nach Reni in Ruß⸗ Signal zu schweren Verwicelungen bilden werde, 'and zu bringen. An jedem Fenster des Salons laubt aber, daß der Fürst eiue schwere Stellung tand ein Doppelposten, an der Thür standen zwei jaben und vielleicht große Stürme werde bestehen Ddoppelposten. Das Schiff langte mit 18 Kilo⸗ nüssen. Indessen set auch die Möglichkeit nicht nmeter Geschwindigkeit am Dienstag Nachmittag 4 usgeschlossen, daß er sich mit Rußland versöhne. AUhr in Reni an und mußte zuerst einige Stunden Pest, 29. Aug. Der „Pester Lloyd“ meldet warten, bis die rnssische Erlaubniß zum Landen aus Belgrad, König Milan betrachte die Rückkehr kam; dann wurde der Fürst unter Gendarmerie⸗ des Fürsien Alexander mit der größten Befriedig⸗ begleitung zum Kome (Maire), welcher zufällig ung, und habe einer hohen Persönlichkeit gegenüber Bulgar war, gebracht. Fürst Alexander verblieb geaͤuhert, die Ruckkehr des Fürsten bedeute eine dort mit seinem Bruder unter Gendarmeriebedeckung HJarantie der Konsolidirung der Justände im Orient. vis zum Donnerstag. Fürst Alexander wünschte Der „Kolnischen Zeitüung“ wird von einem bee durch Rumänien zu reisen, aber zwei Telegramme sonderen Berichterstatter aus SRemberg folgende es Generalstabschefs Obrechow verweigerten die wahrheitsgetreue Schilderung der letzten Ereignisse rkẽrlaubniß; es blieben nur zwei Routen, über in Bulgarien telegraphiert: demberg und Warschau, frei. Am Donnerstag früh TDer Fürst AÄlexander von Bulgarien wurde in eiste der Fürst mit einem Sonderzug von Rasdel⸗ seiner Parterrewohnung im Palaste zu Sofia um zaja (Station der Bahn Odessa. Lemberg) unter halb 8 Uhr fruüh von einem Diener mit der Nach⸗ hendarmeriebegleitung ab. In Bender sandte der cicht gewedtt, der Palast sei von Militär umstellt, Bouverneur von Kischinew einen Staatsrath, Arji⸗ veiches den Fürsten ermorden wolle. Als der ew. der dem Fürsten die Freundlichkeit erwies. Fürst die Garsemhur difnete. knallten ihm Schüsse hm die Diener zu erseken. DSeutsches Reich. Muͤnchen. In bahyerischen Blättern ist jetzt nehrfach davon die Rede, daß das Münchener ginanzministerium mit Vorarbeiten für ein neues Kanntweinsteuergesetz beschaftigt sei. Als Grund-⸗ age des Gesetzes wird der Gedanke der Rohspiri⸗ ẽbesseuerung hingestellt. Berlin, 29. August. Die „Nordd. Allg. Kg.“ meldet: Der Kaiser hat bestimmt, daß sich u der Ofener Festfeier eine militärische Deputation xegibt, bestehend aus den Kommandeuren der ersten hrdeinfanteriedivisioa, des ersten ostpreußischen grenadierregiments, des ersten Kürassierregiments, aͤgem Hauptmann des Alexandergarderegiments ind einem Rittmeister des ersten Gardedragoner⸗ egiments. Berlin, 29. August. Fürst Bismard onferirte heute mehrfach mit den Mitgliedern des luswärtigen Amts und einzelnen preußischen Mi⸗ ustern. Es heißt, die Dauer seines hiesigen Aufent⸗ jalts würde nur kurz bemessen sein und der Fürst t nach mehreren Monaten nach Berlin zurückkehren. Berlin, 30. August. Die „Nationalzeitung“ agt: „Es dunkt uns wahrscheinlich, daß Fürst Biemarck zugleich eine nicht lediglich im cussischen Interesse erfolgende Liqui⸗— dation der osmanischen Concurs— masse erstrebt, während er einen Weltkrieg zu berhinderin sucht. Dieser letztere Ge⸗ ichtspunkt aber wird von der fortschrittlichen und iltramontanen Presse augenblicklich mit einer Fri⸗ ooliiät behandelt, als käme im Vergleich mit der Frage nach dem Schidssal des Fürsten Alexander die andere Frage gar nicht in Betracht, ob O e⸗ terre ich in einen Krieg mit Ruß— and und im Verlauf desselben deutschland in einen solchen mit Frankreich verwickels«werden könnte. Angesichts dieses Treibens scheint es für Deutsche rathsam, die Gedanken doch mindestens ebenso jehr wie auf Bulgarien, auf Deutschland zu wenden.“ Ausland. Dem Wiener Korrespondenten des „Czas“ ꝛagte ein angeblich hervorragender Diplomat: Ob⸗ wohl. es Thatsache ist, daß die russischen Agenten ieit lange mit Zankow hkonspirirten, hat die Art, wie die Verschwörung ausgeführt wurde, doch das uffizielle Rußland so erschreckt, das es zurückweichen mußte. Vor der Wahl stehend, ob Rückkehr Alex⸗ anders oder Revolution, müssen sich die Mächte und Kußland für erstere entscheiden. Nur durch die Loyalität Rußlands können die Schwierigkeiten be⸗ oben werden. Unstreitbar haben die bulgarischen kreignisse eine Krise über Europa heraufbeschworen und damit woerden die Regierungen und Staaten chnen müssen. Wien; 28 Angufst. Die drei Schurken.