Mächte mehr oder weniger beeinträchtigen würde, unter Umständen sogar ernstlich bedrohen könnte.“ Deutsiches Reich. Berlin, 8. Nov. Der Kaiser kehrte gestern Abend halbs Uhr von Potsdam hierher zurück, wohnte der Vorstellung im Opernhause bei und empfing abends noch den Besuch des Kronprinzen, sowie des Prinzen Heinrich und des Erbprinzen und der Erbprinzessin von Meinigen. Ausland. Wien, 7. Nov. Die heute vorliegenden aus— führlicheren Urtheile der Wiener Blätter über die Thronrede in Pest lauten um eine Nüance ernster als man nach dem ersten Eindrucke geglaubt. Einer— seits wird hervorgehoben, daß in der Thronrede die schließliche europäische Regelung der bulgarischen Frage als „Muß“ bezeichnet wird, andererseits fällt auf, daß Deutschland und des deutschen Bünd— nisses nicht speziell in der Thronrede gedacht wor⸗ den ist. Allgemein herrscht der Eindruck vor, daß, ungeachtet der vom Kaiser ausgedrückten Hoffnung auf Erhaltung des Friedens, die Situation doch auch gerade im Lichte der Thronrede recht ernst erscheine. — Aus der ungarischen Delegation ver—⸗ lautet nachträglich, dieselbe habe eine kategorischere antirussische Kandgebung erwartet und werde gewiß dem Kalnoky zu schaffen geben. Mehrfach wird bestätligt, daß zwischen England und Oesterreich ein Einvernehmen gegenüber Rußland angestrebt wird. Wien, 8. Nor. Allerlei unbegründete Gerüchte über das Befinden des Kaisers Wilhelmverur— sachten ein stärkeres Fallen der Course an der heutigen Börse; es erfolgten viele Anfragen bei der deutschen Botschaft. Brüssel, 6. Nop. Das Ministerium ordnete militärische Besetzung aller Straßen an, welche der König am Dienstag (heute) behufs der feierlichen Eröffnung der Kammern passirt. In Folge der gleichzeitig statisindenden sozialistischen Kundgebung wird ein Zusammentreffen der Sozialisten mit dem königlichen Zuge befürchtet. — Das hier garniso—⸗ nirende Grenadier-Regiment erhielt heute die Be— reitschafts · Ordre, sofort bei der ersten feindseligen Bewegung der streikenden nach Charleroi abzugehen. Petersburg, 7. Nov. Der diesseitige Bot⸗ schafter am Berliner Hofe, Graf Schuwalow, ist am Freitag vom Kaiser empfangen worden und reist heute nach Berlin zurück. — Die Ernennung des Generalmajors Fürsten Dolgoruki zum Gesandten in Teheran ist heute amtlich veröffentlicht. — Das Cabinet beabsichtligt angeblich, einem russischen Wür⸗ denträger „disee Leitungder bulgarischen Verwaltung'“ zu übertragen, bis eine neue Fürstenwahl thunlich erscheint. Peters burg, 7. Nob. Bezüglich des Auf⸗ standes in Burgas plaidirt die Petersburger Presse dasür, daß Rußland es nicht zulassen dürfe, daß diese Stadt wieder unter die Botmäßigkeit der Re⸗ gentschaft falle, sowie für eine Beschleunigung des Sturzes der Regentschaft, damit dieser die Möglich— keit entzogen werde, zu behaupten, sie habe nicht vor Rußland, sondern vor Westeuropa den Platz geräumt. — Die Ansprache des Kaisers Franz Josef an die Delegationen wurde hier sehr kühl aufgenommen. Tirnowa, 5. Nov. Nach Berichten aus Philippopel haben daselbst zwei Russen, nachdem sie die dortige Bevölkerung aufzuwiegeln gesucht hatten sich in das Haus des Dragomans des rus—⸗ sischen Konsulats geflüchtet. Der Präfekt verlangte Instruktionen für sein Verhalten und wurde der— selbe angewiesen, den russischen Konsul zu bitten, ihn in das betreffende Haus zu begleiten, behufs Berhaftung der beiden Russen. Tirnowa, 8. Nov. Der russische Konsul in Burgas theilte dem Präfekten dieser Stadt auf Befehl des General Kaulbars mit, die Sendungeines russischen Kanonenbootes nach Burgas sei eine Nothwendigkeit, einfach um die Verbindung zwischen Burgas und Varna aufrechtzuerhalten, da der Telegraphendraht in der Gegend von Burgas während der letzten Vorkommnisse durchschnitten worden sei. (Der Kreuzer ist bereits eingetroffen.) Lokale und pfälzische Rachrichten. *St. Ingbert, 9. Nov. (postalisches. Um den Absendern von Packeten, mit oder ohne Werthangabe, die mit der Post Beförderung finden sollen Weitläufigkeiten und unnöthige Gänge zu exsparen, wird darauf aufmerksam gemacht daß gemäß 866 Ziffer II. der Posttrauns⸗ portordnung für das Königreich Bayern derartige Packeten mit Petschaftabdrücken versiegelt, oder mit backet⸗Siegelmarken verschlossen sein müssen. MeüUnser Obstbauvberein wird seine Win— serthätigkeit kommenden Donnerstag mit einem Ver⸗ einsabend eröffnen, dem wir zahlreichen Besuch wünschen auch von Solchen, welche dem Vereine bisher ferne geblieben sind. Wir zweifeln nicht, daß es nur eines Einblickes bedurfte in die Thä— tigkeit, die der Verein entfaltet, um noch viele zum Beitritte zu veranlassen. Das zugemutete finanzielle Opfer ist ein geringes und wird reichlich durch die vom Verein gebotenen Gegengaben aufgewogen. Nicht nur, daß bei den Verloosungen jedes Mit— glied in den Besitz eines wertvollen Baumes kommt, es werden auch die Mitglieder zu größeren An— oflanzungen in den Stand gesetzt, indem der Berein den Bezug schöner Bäume in geeigneten Sorten und zu billigen Preisen vermittelt. Auch ein diesem Herbste, begünstigt durch die gute Wit— terung, sind solche Anpflanzungen schon ausgeführt worden; eine größere Anzahl prachtvoller Stämme teht noch zur Verfügung. An Lebenszeichen läßt es der Verein somit nicht fehlen; auch das Inte⸗ resse der Bevölkerung kommt seinen Bestrebungen entgegen, wie der zahlreiche Besuch der jüngst ver— anstalteten Ausstellung bewiesen hat. Möge nun auch durch Mehrung der Mitgliederzahl dem Ver⸗ eine die Möglichkeit und die Ermutigung dargebo— ten werden, auf dem betretenen Wege fortzuschreiten — Zweibrücken, 8. Novbr. Gestern Vor⸗ nittag zwischen 7 und 8 Uhr haben etwa 600 Rekruten, von München kommend, unsern Bahnhof, wo sie mit Suppe, Brod und Fleisch gespeist wurden, passirt, um nach Metz verbracht zu werden. — Zwesibrücken, 9. Nov. Zum Vorsitzen⸗ den der am 6. Dezember nächsthin beginnenden 4. Session des Schwurgerichts der Pfalz wurde der tgl. Oberlandesgerichtsrath Hr. Heinrich Hessert und zu dessen Stelloertreter der kgl. Landgerichts⸗ direktor Hr. Herfeldt ernannt. F Landstuhl, 6 Nov. Gestern fand hier die feierliche Beerdigung des am Mittwoch im hiesigen Hospital verstorbenen kath. Geistlichen Herrn Zubert Welle statt. Derselbe war geboren am 10. Oktober 1835 in Schallodenbach, ward zum Prie⸗ ter geweiht in Speyer am 24. Aug. 1862, war daplan in Trulben und Homburg, dann von 1865 his 1881 Pfarrer in Reichenbach, wo er wegen rankheit in den Ruhestand trat und bis vor wenigen Wochen seinen Aufenthalt hatte. Den besten Beweis seiner Beliebtheit unter den ehemaligen pfarreiangehörigen gab die Gemeinde Reichenbach dadurch, daß wohl die Hälfte der dortigen Ein— vohner herbeigekommen war, ihrem früheren Seel—⸗ orger die letzte Ehre zu erweisen. — Kaiserslautern. Am 7. Nov. hat unser Hr. Lokalschulinspektor Philipp Röhm sein 50jähriges Jubiläum als Lehrer begangen. Als Inspektor, wirkt der tüchtige, auch auf dem Gebiete seiner Fachliteratur mit Erfolg thätig gewesen Schulmann seit 26 Mai 1874. — Koiserslhautern. Die Strafkammer hat den Taglöhner Wolf von Hohenecken wegen Beschädigung von Bäumen an der Distriktsstraße nach Lauterecken zu 3 Monaten Gefängnis ver— urtheilt. Da die Untersuchungshaft nicht ange— rechnet wurde, hat er seine Rohheit im Ganzen mit einer Freiheitsstrafe von 5 Monaten zu büßen. — Kaiserslautern, 6. Nov. An der Nachricht, Frau Banquier Möser von hier sei aus der Untersuchung entlassen, ist nach der „Pf, Pf.“ kein wahres Wort. — Gemäß Bekanntmachung kgl. Kreisregierung werden die allgemeinen Conferenzen des Lehrpersonals an den Volksschulen der Pfalz in folgender Reihenfolge abgehalten werden: 1) Am 3. Mai fur die Fortbildungsbezirke Landau, Reustadt und Speyer; 2) am 5. Mai für die Fortbildungsbezirke Bergzabern, Frankenthal und Ludwigshafen; 3) 10. Mai für die Foribildungs bezirke Dahn-Waldfischbach, Kirchheimbolanden⸗ Göll⸗ heim und Kusel; 4) am 12. Mai für die Fort⸗ bildungsbezicke Lauterecken-Wolfstein, Rockenhausen⸗ Obermoschel und Pirmasens; 5) am 24. M für die Fortbildungsbezirke Germersheim, Hem a und Zweibrücken; 6) am 26. Mai für die n hildungsbezirke Kaiserslautern und St. Ingbert ob — Speyer, 4. Nov. Ein Speherer Kind P. Jakob Rebmann 8. J., der im Verlaufe de letzten Sommers der Indianer-⸗Mission in den g engebirgen Nordamerita's sich zuwandte, iud Superior des Mutterhauses der Mission Genn College in Spokane Falls ernannt worden. * dem Mutterhause stehen aber erst die Mauern das Dach, es sind beschwerliche Reisen zu machen meistens zu Pferde, das den Missionär, den Allu sanimt Cultuskleidern und alles sonst Nothwendige zu tragen hat. Gleich bei einer der ersten Reisen erlitt P. Rebmann einen Unfall. Er verletzle sich am linken Arm, so zwar, daß derselbe jeßt nag Wochen immer noch steif ist. Ein anderes Mal trat ihm das Pferd auf den Unterleib und nur wie durch ein Wunder blieb er von bedenklichen Verletzungen verschont. GPf. — Speiexr, 7. Nov. Von den neun jungen deuten, welche sich dahier jüngst der Prüfung fu den einjährig-freiwilligen Militärdienst unterzogen haben sechs dieselbe bestanden. — Weisenheim a. S., 7. Noß». (G. a. Zur Zeit läßt ein bedeutender Kapitalist Westpha— ——— dessen dahier auf unseren Dorfwiesen hinter der Virthschaft „Zum Deutschen Reich“ wiederholt Bohrversuche auf Braunkohlen ausführen. Daß Resultat ist ein sehr gutes. In einer Tiefe von Z3 Meter kam man schon an einen Braunkohlenflbt von 1,40 Meter Mächtigkeit. Die Braunkohle äußerst zart und glänzend. Man beabsichtigt nun einen Schacht abzuteufen, um die Kohlen berg⸗ männisch zu gewinnen. Alsdann sollen dieselben zu technischen Zwecken oder zu Briquetts verwendet werden. Die Lage ist sehr günstig, hart an der Bahn und die Städte Frankenthal, Worms, Lud— wigshafen, Mannheim ⁊c. ⁊c. in der Nähe. In neuerer Zeit werden die Briquetts stark in Ober⸗ hessen, Kassel, Hannover ꝛc. angewendet, indem sie ein vorzügliches und billiges Heizungsmaterial liefern. Die Erlaubniß hiezu ist von Seite des k. Bergamtes in Zweibrücken ertheilt und trifft zu diesem Zwecke dieser Tage ein Beamter hier ein. Mögen die daran geknüpften Hoffnungen in Er— füllung gehen; denn es kann nur von Vortheil für die hiesige Gemeinde, für die Industrie und die Bahn sein! Schließlich will ich noch beifügen, daß die Geologie schon längst nachgewiesen hat, daß vom Dürkheimer Bruch aus sich ein Braun—⸗ kohlenlager über Erpolzseim, Weisenheim a. S. Lambsheim bis an den Rhein erstreckt und auf den geologischen Karten auch eingetragen ist. Außerdem —R — gefunden, die sich für technische Zwecke. wie Schmekhz iegel sehr qut verwerthen lassen. Vermischtes. F Eltville, 3. Nov. Bei den Baggerarbeiten in der „großen Gieß“ bei Erbach-Heidenfahrt wurd' der Kauzan eines Dickhäuters zum Vorschein gebracht der so gu erhalten ist, wie sich eines solchen bi jetzt kein Museum rühmen kann. Der Umpfang der Krone beträgt19:7 om, die Höhe 14 em; die Zahnwurzel fehlt leider. Das Gefüge des gewalb igen Zahnes und die Kaufläche desselben ist völliq unversehrt. F Straßburg, 6. Nov. Kaiser Wilhelm hat aus Anlaß seiner Anwesenheit in Straßburq denjenigen jungen Damen und Mädchen, welche Ansprachen gehalten oder Blumensträuße überreichten, zur Erinnerung an die schönen Kaisertage werth— volle Andenken verliehen, und zwar dem Fräulein Anna Raͤthgebet, Tochter des Pfarres Rathgeber in Neudorf, eine goldene Brosche, dem 1Ijährigen Töchterchen Paula Ministerialsekretärs Gieseke und dem 7jährigen Töchterchen Anna des Fortifikations⸗ ziätars Schröder hier je ein goldenes Kreuz. Diese kostbaren Geschenke wurden den Beschenkten heute durch Polizeidirektor Feichter übergeben. In einem Steinbruch bei Kirn platzte am Mittwoch eine Dynamitpatrone; durch die losge⸗ sprungene Steinmasse wurden zwei Arbeiter fürch terlich verstümmelt und mit den Steinmassen ir eine Tiefe von 50 Metern hinabgestürzt, aus wel— her man sie als Leichen, hervorholte. Heidelberg, 3 Rob Vom Univern tätszublläum ist ein Ueberschuß von 30.000 M verblieben.