Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. * der „St. Jugberter uzeiger“ erscheint wöchentlich füuufmalr Am Rontag, Sienstag, Bounerstag, Damstag und Sonutag; 2 mal wöchenllich mit Unterhaltungs⸗ Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1. 4M 60 ⸗ einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 1.A 78 4, einschließlich 10 ZZuftellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr für die Agespaliene Garmondzeile oder deren Raum betragt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfalzischen und solchen auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, I3 8, Neklamen 80 8. Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. Donnerstag, 6. Januar 1887. 223 Jahrg. Deutsches Reich. * Munchen, 4. Jan. Se. K. H. der Prinz⸗ Regent Luitpold hat an Kaiser Wilhelm zum 80- aͤhrigen Dienstjubildum ein Glückwunsch⸗Telegramm erichtet. Mürnchen, 4. Jan. Finanzminister Dr. b. Riedel hat vom Großherzog von Baden das Ritter⸗ reuz des Ordens vom Zahringer Löwen erhalten. Berlin, 4. Januac. An dem gestrigen bei vem Kaiserpaar stattgehabten Mahle nahmen theil »ie Gen räle v. Blumenthal, v. Schlotheim, von Treskow. v. Los und der Kriegsminister Bronsart 2. Schellendorf. — Kaiser Wilhelm nahm heute Vormittag eine Reihe militärischer Meldungen ent⸗ zegen, darauf den Vortrag des Obersten Branchitsch »om Militärkabinet. — Beim Kronprinzen ist heute Nachmittag großes Festmahl, zu dem 36 Einlad⸗ uingen ergangen sind. æ Berlin, 4. Januar. Der Reichstag setzte n seiner heutigen Sitzung die zweite Lesung ves Ftots fort. — Bei der Position Reichsgesund⸗ eitsamt“ ertärt auf Anftage der Regierungskom⸗ nissar Köhler, in der Rechtsprechung der Gorichte ei jetzt über die Weinfalschung eine große Ueber instimmung erzielt; die gesetzliche Regelung der Weinfalschungstrage sei jedoch wegen der verschie⸗ denartigen Auffassungen über den Begriff Wein⸗ erbesserung“ und „Weinfälschung“ sehr schwierig. Die Regierung müsse in dieser Beziehung dofitide Anträge des Hauses erwarten. — Rickert hält mit Hinweis auf den Danziger Weinprozeß es für die pflicht der Regierung, auf Grund der Gufachten vissenschaftlicher Autoritäten? das Nahrungsmiitel- jesetz zu verbessern. — Direktor Koehler hält die Besprechung dieses noch schwebenden Prozesses für ehr bedenklich. Nicht das Nachrungsmitielgefetz ereiche der Weinpruduktion zum Nachiheil. sondern er Umstand, daß das Gefetz weniger streng ge⸗ jandhabt worden sei, als es geschehen mußte. — Ndach weiterer Debatte, woran die Abgg. Buhl, dacke und Bamberger theilnabmen, eikläci Staais Sekretär v. Bötticher auf eine Anftage des Abg. -„chuhmacher, die Reinhaltung der Flüsse sei Landessache, nicht Nichssache. Preußischerseits sei die Frage einer kommissarischen Berathung unter⸗ vorfen worden. Auf Anfrage des Abgeord. Witte rklärt der Staatssekretär, ein Gesetzentwurf über die Verwendung giftiger Farbstoffe sei dereits aus jearbeuet vnd liege dem Vundesrathe bvor. — Das dapitel „Reichsgesundheitsamt“ wird genehmigt. Rächste Sitzung am Freitag. Berlin, 4. Januar Die Staatsanwaltschaft at gegen die „Potsdamer Nachrichten“ wegen Lerbreitung des Gerüchtes über vie Verwundung »es deutschen Militärbebollmächtigten, Oberstlieut⸗ ant v. Villaume, in Petersburg die Einleitung es Strafderfohrens beantragt. — der Reichs⸗ anzler Fürst Bismarck soll heute nach Berlin kom⸗ nen. — Die „Kreuzzeitung? erinneri —X rürst Bismarck im Herboste dieses Jahres sein 25. ihriges Mil tärjubilaum feiere. — Die Kommission ur Ausarbeitung des bürgerlichen Gesetzbuches hielt iestern eine Sitzung. Dieselbe beräth augenblick⸗ ich das Erbrecht, welches im Sommer fertiggestellt verden wird. Sodann sollen berathen werden das finführungsgesetz in die Grundhuchordnung und ie Konkursordnung, die. Grundbuchordnung die zesetze betr. die Rebision der Zivilprozeßardnung end der Konkurtordnung, betr di⸗ Zwangsvoll⸗ treckung in das unbewegliche Eigenthum und sbog Besetz betr. die Behandlung von Ertra⸗ Judicial-⸗ achen. — Ausland. Paris, 4. Januar. Die französische Regier⸗ ing hat von ihren Vertretern im Auslande tele— raphische Mittheilungen über den Neujahrsempfang chalten, die sämmtlich darin übereinstimmten, daß ir die Erhaltung des Friedens die bestimmtesten irklarungen ausgesprochen worden, daß Frankreich ast überall der Gegenstand der wohlwollenden lufmertsamkeit der Machtoberhäupter war. Varis, 85. Januar. Der Kriegsmtnister wird —X leidung der Infanterie vorlegen, das sich auf fol⸗ ende Grundlagen stützt: 1) Annahme der tunique areuse (blousenartiger Waffenrock) für Parade und dienst; Beseitigung der Joppe. Die neue Tuni⸗ jue ist weit und erleichtert die Bewegung und Ath⸗ nung des Soldaten; sie hat Innentaschen für das Zuch und die Erkennungsmarke und Außentaschen ür die Patronen; die Patronentaschen werden »emnach abgeschafft. Der Leibriemen aus schwar⸗ em Leder, wird unter dem Rock getragen, der weit jenug sein wird, um unter demselben eine Woll⸗ acke zu tragen. 2) Beibehaltung der Epauletten ür die Fußtruppen bis zur Erschöpfung der sehr zedeutenden Vorräthe. ?rrose und pfälzische Nachrichten. * St. Ingbert, 6. Jan. Den Besitzern von Jubildumsloosen zur Nachricht, daß die Jubiläum s Lotterie in Berlin am Montag fruͤh begonnen hat. Hoffentlich geht es diesmal ohne Unfall vor⸗ über. Laut Anzeige in der hiesigen Zeitung wird im nächsten Sonntag das, Weihnachts-Oratorium“ vieder aufgeführt, das am verflossenen Sonntagt »er hiefige Pfarr⸗Cacilienverein für seine Mitglieder jab. Gewiß wird Jedermann diese Wiederholung reudigst begrüßen, weil Nichtmitgliedern des Ver ins Gelegenheit gegeben ist, eine meisterhafte Com⸗ vosition mit lebenden Bildern zu hören und zu chauen, die allenthalben mit lebhaftem Beifall auf- senommen wurde. Durch Einführung der Fremden ind Angehörigen der Vereinsmitglieder war am Sonntag der Oberhaufer'sche Saal vollauf ange⸗ üllt. Die Ruhe und Stille während der herrlichen Besänge, zeigte, daß das Publitium durch diese er⸗ jebende Musik in die richtige Weihnachtsstiwmung ersetzt war. Die tief kirchlichen Akkorde des ge⸗ ragenen Praludiums mit hervortretendem Basse zersetzten sofort iu die weihevollsfte Stimmung, in )er die innigen alten Kirchenlieder mit den folgen⸗ »en sehr gewandt behandelnden Rezitationen jeden Zuhöͤrer erhielten, bis die Erscheinung des lebenden Bildes die geweckten Gefühle psychologisch abfchloß. Pas die Musik vorbereitet, was in Worten ge⸗ childert, trat im Glanzpunkte der Entwickelung sdesmal plastisch vor die Augen der Zuschauer in em lebenden Bilde. Es ist unmöglich, den Ein⸗ ruck der Bilder auch nur annähernd wiederzugeben; benso dürfte es schwer zu sagen sein, welchem von en sieben der Vorzug gebühre. Im ganzen Zaale hörte man, daß man so etwas Großartiges licht erwartet hätte. Moögen die Bewohner der S„tadt und Umgegend nicht versäumen, am Sonn⸗ ige diese herrliche Vorstellung zu besuchen. [*] Schnappach, 4. Jan. Am verflossenen »onntag Abend wurde der 12jährige Sohn des üttenarbeiters Ruppert von seiner Mutter fort— geschict um in dem Nachbarhause die Milch zu holen. Auf der Straße angelangt, traf er gerade mit einem 22jährigen Burschen von Sulzbach, der in ziemlich angeheitertem Zustande von St. Ing— bert kam. zusammen. Ohne alle Veranlassung chlug dieser dem Knaben mit einem Bleiknopf, sog. Totschläger, auf den Kopf, daß dieser zusammen-— türzte. Der Thäter wurde von der in der Nähe weilenden Gendarmie protokolliert und wird nun für diesen Akt der Rohheit einer angemessenen Strafe usehen müssen. o. Ensheim, 4. Januar. Im Jahr 1886 belief sich die Zahl der Geburten J * ehelich unehelich im Ganzen m. w. m. w. in Ensheim auf 29 25883 1 38 .Eschringe, 5) 60 0 — 13 3831 31 — 7 der Sterbefälle: m. w.. in Ensheim auf 25 53 — 51 „Eschringen ) 4 — 11 34 28 — 62 Ferner kamen 4 Totgeburten zur Anzeige. Die Zahl der Verehelichungen betrug: in Ensheim . 19 „Eschringen .. 4 Ga. 23 Zugezogen sind in Ensheim: aus Preußen. .. 1 Pers. 4 Familien aus Lothringen mit zus. 18 3Srankreich ⸗/ 10 1Familie, Amerika 25 — Sa. 31 Pers. — Der Zweibrüder Stadtrat hat den Vollsschullehrern daselbst ohue Abstufung der Dienst⸗ zeit einen Wohnungsgeldzuschuß von 150 Mtk. per Jahr bewilligt. — EFine in Kaiserskaut ern stattgehabte bon der demokratischen Partei einberufene Versamm⸗ lung, in welcher Herr Reichstags-Abgeordnete Grohç fich gegen die Militär⸗Vorlage wendete, faßte eine Resolution, welche sich gegen diese Vorlage ausspricht, ventuell aber, d. h. wenn dieselbe doch angenom⸗ men werdeu sollte, die Dechung der Mehrlosten durch eine Reichs Einkommensteuer fordert. — Landau, 4. Jan. Nach stattgehabter Be⸗ rathung der Ortsschulkommission hat Herr Maurer erklärt. seine Stelle als Direltor der boöhern Töchter⸗ chule nicht niederzulegen. — Neustadt a. H., 3. Jan. Dem Ver⸗ nehmen nach wird der Prinzregent von Bayern in diesem Jahre die Pfalz besuchen und in der Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben residiren. — Goͤklingen, 5. Jan. Gestern wurde der älteste Mann unserer Gemeide, der pensionirte Lehrer Gaft, welcher ein Alter von nahzu 90 Jahren erreicht hatte, unter allgemeiner Theilnahme der Bebölkerung zur Erde bestattet.“ Vermsichteß. F Am. nächsten Freitag wird, nach der „Sbr. Ztg.“, das Versuchs-Bataillon in Mez einen Ueb— ungsmarsch nach Saarbrücden antreten und hier am Samstag eintreffen. Am Sonntag hat das Ba— aillon hier Ruhetag. F St. Avold, 1. Jan. Von zwei am 28. December 1886 im Staatsforst Freone der För⸗ terei Machern, Oberförsterei St. Avold, eingekreis⸗ en Wölfen wurde der eine, ein starker männlicher