33 — — 2 358* Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. —*8* — —ö—— der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fünfmal: Am Montag⸗ Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöoͤchentlich mit Unterhaltungs⸗ Zlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljahrlich 1 AM 60 einschließlich Traͤgerlohn; durch die Post bezogen 1 x 75 4, einschließlich 0 Zustellungsgebahr. Die Einrückungsgebühr fur die agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Bfalz 10 4, bei außerpfaälzischen und solchen auf welche die Expedition Auslunft ertheilt, 15 , Neklamen 80 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechne. ä1J.— Samstag, 15. Januar 1887. 22 Jahrg. Politische Uebersicht. 9 Englische und österreichische Stimmen Aber die Reichstags⸗Sitzung. Der „Standard“ sagt, die Deutschen würden ne hohe Stellung, die sie unter den Völkern ein⸗ ahmen, nicht laͤnger verdienen, wenn sie taub lieben gegen die gestrigen gewichtigen Worte des zürsten Bismarck und Moltke's und verzögen, sich urch Haarspaltereien und Abstraktionen parlarmen⸗ arischer Führer leiten zu lassen. Sobald Frank⸗ eich oder Rußland glaubien, Deutschland sei seiner nilitärischen Lasten müde, werde der Friede nicht ine Woche gesichert sein. Die „Times? meint, Ddeuischland koͤnne mehr als andere Mächte zur crhaltung des Friedens thun, aber nur dann, wenn « gesichert sei gegen jeden möglichen Angriff. Das officiöse , Fremdenblatt“ hebt den warmen ind herzlichen Ton hervor, in welchem Fürst Bis- nark gestern in Durchführung seiner Friedeasmission Desterreichs gedachte. Wenn Fürst Bismarck den ximfluß der Dreikaisermächte auf die Befestigung des Friedens hervorgehoben, wenn er die freund⸗ ichen Beziehungen dieser Mächte zu einander be⸗ ont habe, so koͤnne dies Oestereich nur mit hoher tefriedigung erfüllen als eine nachdrückliche Wieder⸗ egung der so vielfach variirten Meinung, als wäre »as Verhältniß Deutschlaudss zu Rußland jemals zeeignet gewesen, das Band zu lodckern, das Oester⸗ eich mit Deutschland so innig verknüpfe. — Die Presse“ betont, was Füurst Bismarch gesagt, sei iberzeugend für jeden Redlichen, seine Bemerkungen iber Frankreich zeigten Achtung vor der französ⸗ ischen Nation und das siolze deutsche Machtbewußt⸗ ein, welches er ausdrückte, sei frei von jeder Ver⸗ etzung fremder Empfindlichkeit. Das Schwergewicht einer Ausführungen liege in dem Apell an gewisse keichstagsabgeordnete; die Wahrung des deutschen steiches sei die Parole fuͤr die Abßimmung des Keichstages oder für Neuwahlen. Deutscherussische Beziehungen. Fürst Bismarck hat vorgestern die Verwechselung es Abg. Windhorst zwischen freundschaftlichen Be⸗ tehungen zu Rußland und einem Bündnisse mit emselben mit hinlänglicher Deutlichkeit richtig ge⸗ lellt. In demselben Sinne tritt der St. Peters⸗ urger Korrespondent der „Pol. Korr.“ den vom bdariser Korrespondenten der „Times“ lanzirten ind harmaädig festgehaltenen Gerüchten betreffend en erfolgten Abschluß einer deutsch-rusfischen Alli⸗ inz auf das Entschiedenste entgegen. Falls man ich darauf beschrankte, zu sagen, daß ausgezeichnete Zeziehungen und ein volles Einvernehmen zwischen ꝛen Höfen und Regierungen in Berlin und St. detersburg herrschen, würde dies der Wahrheit ollständig entsprechen. Zwischen Einvernehmen ind einer Allianz bestehe ein in die Augen spring · nder Unterschied und genau in diesem Unterschied eien die bezüglichen Meldungen der Wahrheit vor⸗ us. Das Gleiche gelte auch von der mehrfach be⸗ aupteten und aus rürkischen Quellen wiederholt nit vollem Rechte bestrittenen türkisch⸗russischen Allianz. Weder Deutschland noch der Türkei gegen⸗ ber erscheine die Grenzlinie zwischen Einvernehmen ind Allianz überschritten und es liege kein Anzeichen or, als ob von der einen oder anderen Seite de⸗ ibsichtigt oder versucht werden sollte, die in Zukunft u überschreiiten. Seutsches Reich. a Berlin, 11. Jan. In Süudwesdeutschland oll eine neue Kadettenanstallt errichtet werden. Die „tadt Konstanz hatte sich mit der Hoffnung getragen ie selbe zu bekommen und sich deßhalb sogar mit iner Immediateingabe dis an den Kaiser gewandt. inter dem 28. v. Mis. ist aber den Gemeinde⸗ ehörden der Bescheid geworden, daß der Antrag er Siadt noch einmal geprüft worden sei, demsel⸗ en aber keine Folge gegeben werden könne, da zie Wahl für die ebentuelle Errichtung einer neuen dadettenanstalt bereits auf eine andere Stadt wahrscheinich Karlsruhe) gefallen sei. Berlin, 18. Jan. (Deutscher Reichstag.) hZraf Molike erlautert seine Außerung, daß keine artei dem Reiche das Notwendige verweigern werde, ahin, daß eine dreijährige Bewilligung nutzlos und nindestens eine fiebenjührige absolut notwendig sei, imn die Stabilität der Armee zu sichern. Richter bedauert die dem Reichstage vom Kanzler viderfahrende Behandlung, erklärt seine Zustimmung zu den Außerungen Bismarcks über Frankreich und Zemerkt, die Ausführungen des Reichskanzlers über die Auslegung der Verfassung bei Nichtbewillig⸗ ing der Vorlage seien widerspruchsvoll und un⸗ jaltbar. Der Kaiser werde und solle Führer des Heeres ein, aber nicht Führer der Parteien. Fürst Bismardh konstatiert Windhorst gegenüber vochmals, daß die Verfafsuag einfach und klar die FJesistellung der Präsenzsiärke des Heeres dem Kaiser uweise. Verweigere der Reichstag die Mittel, so würde dem König von Preußen, immer noch der Ausweg hleiben, sich an den preußischen Landtag zu wenden. der die Mittel wohl bewilligen werde. Anlangend die Angriffe gegen seine Wirischafts⸗ politik würde sich die Thatsache nicht wegleugnen assen, daß der Wohlstand gestiegen sei Wenn die Regierung den Reichstag auflöse, so verlasse fie nicht den Boden der Verfafsung. Bei einer siebenjährigen Gesetzesdauer müsse die Kegieruug stehen bleiben. Der Kriegsminister siellt mehrere Behauptungen stichter's richtig. Die Sitzung wird auf morgen 1 Uhr verlagt. Berlin, 12. Jan. Die Chancen der Vorlage ind noch immer zweifelhaft. Die hier anwe senden lsaß⸗ lothringischen Reichstagsabgeordneten beschlossen heute sammtiich — dis auf Abgeordneten Baron zugo Zorn v. Bulach, welcher für das Septennat ju stimmen gewillt ist —. sich der Abstimmung zu enthalten. Berlin, 18. Jan. Dem „Deutschen Tage⸗ olatt“ zufolge sei der Urheber der falschen Preß nachrichten aus Petersburg über den Oberstlieutenant ». Villaume nunmehr entdeckt; ein Oesterreicher Ramenz Sammberg wurde deshalb aus Rußland ausgewiesen. Altona, 12. Jan. Von Norden lommend, pasfierten gestern siebzig Waggonladungen danischer Iferde, für die franzdsische Artillerie bestimmt. insere Stadt. men werden. — Es ist durchaus nicht begründet. daß Boulanger seine Kreditforderung von 360 Millionen für die Umwandlung der Waff.u und ie Verstärkung der Festun jen aufgegeben habe. Boulanger bleibt fest bei seiner ganzen Forderung. Im außerordentlichen Budget steht allerdings nur ine Forderung von 86 Millionen, aber nur, weil diese 86 Millionen für den Anfang genügen. Paris, 12. Jan. Die anderen Blätter fassen die Rede Bismarckss in friedlichem Sinne auf, sie erblicken darin wirklich die Absicht Deutschlands, Frankreich nicht anzugreifen und stellen zugleich in Abrede, daß Frankteich daran denke, Deutschland mzugreifen. — Frankreich und Rumänien sind ibereingekommen, das seit dem L. Juli 1886 be⸗ dehende provisorische Handelsverhältniß b 8 zum J. April 1887 zunächst weiter bestehen zu lassen. Rom, 12. Jan. Sämmiliche Blätter com⸗ nentiten Bismarcks Reden als einen Erfolg Ruß⸗ ands. Der „Moniteur de Rome“ erblict in der Rede drs Fürsten einen n uen Beweis, daß Ruß and Europa beherrsche. Er ist ganz entzückt von der Feinheit der Berechnung, mit welcher die ussische Diplomatie des Szepter Bismarch's Händen niwunden habe und behauptet, daß es deßhalb ingeschickt von Italien gewesen sei, sich mit Eng⸗ and gegen Rußland zu erklären. Alle sind einig arüber, daß der wichtigste Passus der Rede der ei, datß Deuischland im Kriege mit Frankreich auf Desterreich nicht rechnen könne und vemerlen dazu, »aß das oͤsterreichisch⸗ deutsche Bündniß dann zwed · os sei. — Der „Diritto“ Mancinis jchreibt: Heute stsdie Situation durch den deutschen Kanzler so jestaltet, daß Europa sich schützen müsse vor dem Jebergewicht Deutschlands, weiches eine despotische Holitik mit bewaffneter Hand treibt. ohne Betbün⸗ ʒete oder Gegner. In Petersburg herrscht große Freude über ʒen lühlen, eiuer „Abfertigung“ gleichlommenden cẽmpfang, den die bulgarische Deputation in Paris jefunden; dieses berühre wohlthuend im Vergleich nit der AÄufnahme, welche derse: ben an den Höfen inderer Großmachte dereitet worden. — Laut un⸗ rbürgien Konstantinopeler Meldungen. soll die Ziotte beabsichtigen, Zankoff zum Generalgouver⸗ eur von Ostrum lien zr ernennen. m pe uud pfälztsche Nachrichten. L. St. Ingabert, 14. Januar. Entsprechend dem Wunsche mehrerer Schrittschuhlaufer gestatten vir uns,. einen Vorschlag in Auregung zu bringen, der wohl allgemein wohlwollende Aufnahme finden ürfte. Auf den hiesigen Weihern ist infolge des Fissahrens der Bierbrauer krine Gelegenheit geboten ich dem Vergnügen des Schlutschuhlaufens hin⸗ ugeben. Aber sollte man noch nicht an den Wurz⸗ zacher Weiher, das Besitzthum unseres verehrten Mildurgers, Herrn Beer, gedacht haben? Ge˖ aannter Herr wird wohl nichts dagegen einwenden, venn eine Gesellschaft St. Ingberter Dam n, Herren, Jungfrauen, Junglinge ꝛtc ⁊c., die Obeiflache seines Besiztums beitritt. Ist es ja doch nur eine ober⸗ lachiiche Berührung desselben, obwohl einer ein⸗ denden kbonnte, daß es mit Füßen getreten werde! Im Interesse der Schlittschuhläuferinnen u. Laufer uso, haben wir es übernommen nächsten Sonntag Nachmittag zur Ausübung unseres ebenso schoͤnen pie gesunden Sportes in Anregung zu bringen. das Eis hat die nöothige Dide erreicht! Wir hoffen demnach auf rege Beteiligung, falls ucht der Himmel durch unsere Rechnang uns — Ausland. Paris, 12. Jan. Der Armee Ausschuß der Deputirienkammer genehmigte die vom Kriegsminister Jewünschten Textänderungen des Armeegesetzes, —EXE Abschnitte 19, 20, 46, 47. Boulanger wird in Heier Sache am Freitag vom Ausschusse vernom