St. Inuberter Amzeiger. Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. 8 der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wochentlich funfmalz An Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wochentlich mit Unterhaltungs⸗ Blati und Sonniags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.M 60 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 14 78 , einschließlich 10 ⸗Zuftellungsgebühr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inferaten aus der Pfalz 10 , bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Expedition Auskunst ertheilt, Iz H, NReklamen 80 8. Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. 20. Abonnements für die Monate . VFebruar und Màrz auf den St. Ingberter Anzeiger 5 aehmen alle Postanstalten, die Zeitungsträger, sowie hdie Expedition entgegen. iitische Uebersitht. Der erste Tag der Specialberathung des Etats m preußischen Abgeordnetenhause, der Montag, gestaltete sich zu einer hochpolitischen De⸗ zatte und trat hierdurch in einen bemerkenswerthen Begensatz zu der ziemlich harmlos verlaufenen eintägigen Generaldebatte. Den äußeren Anlaß dazu, daß fich die Montagsverhandlung zu einer Debaite im großen Style gestaltete, gab das Kapitel „Gesandschaften“ beim Etat des Ministeriums des Auswärtigen. Der Reichskanzler ergriff hier das Wort, um unter Hinweis arf seine Reichstagsreden zas Festhalten der verbündeten Regierungen an dem Septennate aus inneren Verfassungsgründen wie aus Rücksichten auf die auswärtige Politik zu recht⸗ ertigen. Ganz entschieden trat hierbei der Kanzler her Anschauung entgegen, als ob die Regierung bei Auflösung des Reichstages an Monopole und Her⸗ wufbeschwörung einer Reaktionsperiode gedacht habe, damit habe die gedachte Maßregel nicht das Ge⸗ ringste zu thun gehabt und stünde die Regierung durchweg auf dem Boden der Verfassung. Dagegen ttellte Fürst Bismarck das Kommen der Monopole als eine Nothwendigkeit in Aussicht, wenn etwa ein unglücklicher Krieg die Finanzkräfte des Reiches erschöpfen sollte. Nochmals erklärte dann der Reichs⸗ anzler, daß in erster Linie das Mißtrauen gegen gie bisherige Reichstagsmehrheit die Regierung zur Aufloͤsung des Parlamentes veranlaßt habe, denn zu dieser gehörten die 70 Vertreter der Sozial⸗ )emokraten, Polen, Welfen und Protestler, also notorische Reichsfeinde. Diese 70 Intransigenten zaͤben den Ausschlag, solche Elemente bestimmten iber die Wehrkraft des Reiches und da solle der Kaiser zu einem solchen Reichstage noch Vertrauen haben? Diese eindringlichen Worte des leitenden Staatsmannes riefen bei der Rechten minutenlangen türmischen Beifall, im Centrum und bei der Linken Zischen hervor. Alsdann nahm Dr. Windthorst das Wort, um den Reichstagsbeschluß, betreffend zas Triennat, mit den bekannten Argumenten zu echtfertigen und im Uebrigen die Vermuthung aus⸗ usprechen, als ob möguͤcherweise das Wahlrecht zum Reichstage eine Aenderung erleiden könne. diese Aeußerung des Zentrumsführers veranlaßte ein nochmaliges Eingreifen des Reichskanzlers in die Debatte, wobei derselbe die bundige Erklärung ab⸗ Jab, daß im Schooße der verbündelen Regierungen ein Gedanke wegen Beschränkung oder gar Auf⸗ jebung des allgemeinen direkten Wahlrechtes laut geworden sei. Die weitere Rede des Fürsten Bis— marck bildete im Wesentlichen eine scharfe Charak⸗ eristik der oppositionellen Parteien, wobei er seiner Meinung unverhohlen Ausdruck verlieh, daß die Fortschruttler nichts als verkappte Republikaner seien. Am Schlusse seiner Ausführungen erklärte der danzler, wegen seiner Gesundheit abbrechen zu nüssen, griff aber trotzdem noch ein drittes Mal n die Diskussion ein, nachdem Abg. Richter sich n der ihm eigenthümlichen Weise uͤber die Ange⸗ egenheit des Septennats und die hiermit zusammen⸗ Donnerstag, 27. Januar 188153. 22. Jahrg. hJängenden Fragen verbreitet hakte. Der Kanzler Aus Osstafrika trifft die Kunde ein, daß die rat namentlich den verfassungsrechtlichen Arußer⸗ abyssinischen Truppen den Emir von Harrar voll⸗ ungen des Abg. Richter entgegen und kam dann fändig geschlagen haben, letzterer flüͤchtete nach nuch auf die kirchenpolitische Frage zu sprechen, Ogaden. Die Abyssinier besetzten Harrar, ohne vobei er erklärte, daß er nicht der Valier der Kir⸗ Ausschreitungen gegen die Einwohner zu begehen. hengesetze sei, obwohl er die Verantwortlichkeit Vielleicht ist aus diesem Vorgehen der Abyssinier siersur rragen müfse. Zum Schlusse charakierisirte gegen den räuberischen Emir das Gerücht entstan⸗ tismarck nochmals die Haltung der Fortschritts⸗ den, daß sie auch die italienschen Besitzungen am jartei vom Beginne der preußischen Militärreorgani- sothen Meere bedrohten. ation an und betonte, immer sei die Fortschritts · ·· J zartei gegen jeden militärischen Fortschritt gewesen und sprach er noch die Hoffnung aus, daß die MRilitär⸗Vorlage gerade deshalb angenommen wer⸗ »en würde, weil die Fortschritispartei dagegen sei. der Rest. der Montagssitzung war gegenüber diesen ochbedeutsamen Erörterungen und Auseinander⸗ etzungen unbedeutend. Nach den „Münchener N. N.“ sind mehrere Sozialisten, darunter der am letzten Sonnabend erst freigesprochene Günther, unter Verdacht, vor zrei Jahren das Dynamit⸗Atteniat gegen das Frankfurter Polizeigebäude begangen zu haben, ver⸗ jafet worden. .. 3 Der kommandirende General des 1. bayerischen lrmeekorps, v. Horn, ist erkrankt und übernahm Brinz Leopold provisorisch dessen Geschäfte. Prinz Friedrich Leopold von Preußen raf auf seiner Reise in Indien am Sonnabend in Falcutta ein. Hier nahm der Prinz an einem ihm u Ehren gegebenen Banket beim deutschen General⸗ onsul Gerlich theil und reiste nach Beendigung der Festlichkeit mittels Dampfer nach Madras ab. Die Rede, welche Herr von Bennigsen im Sonntag in der Landesversammlung der natio⸗ ialliberalen Partei in Hannover gehalten hat, iss eine erste Kundgebung seit seinem politischen Wie⸗ erhervortreten. Bennigsen kennzeichnete den Wider⸗ pruch in der Haltung der entschiedenen Liberalen segenüber dem Septennate im Jahre 1874 und etzt und betonte die Nothwendigkeit des Septennates, vas uns allein vor einem verderblichen Kriege ielleicht bewahren könne. Der Redner billigte das Wahlbündniß mit den Konservativen und trat der Unnahme entgegen, als ob die Regierung eine ventuelle liberal- konserbative Reichstagsmehrheit twa zu Monopolzwecken benutzen wolle. Unter »em Beifalle der Versammlung endete Bennigsen nit der Mahnung, nur für Anhänger der unvder⸗ inderten Heeresvorlage zu stimmen. Die Versamm⸗ ung erklaärte ihre Zustimmung zum nationalliberalen Bahlaufruf und zu dem Wahlcartell mit den Kon⸗ ervativen. Herr v. Bennigsen wird im 18. Han⸗ noͤber'schen Wahlkreise (Stade) kandidiren. Die „Nordd. Allg. Zig.“ erklärt die Nachricht »er „Daily News“, daß Deutschland beschlossen jabe, von Frankreich eine Aufklärung wegen Truppenansammlungen zu fordern, für unwahr. Das „Journal de Debats“ und andere Pariser Blaͤtter tadeln die Aufreizungen Londoner Zeit⸗ angen zu einem deutsch⸗französischen driege. Die „Rep. Franc.“ meint hierbei, wenn England seine bulgarische Politik ändere, sei der Friede gefichert. Die oben erwähnte Sensations⸗ nachricht der ‚Daily News“ erhält durch diese Er⸗ viederung der Pariser gemaäßigten Pariser Presse hre beste Charakteristik. Nach einer Meldung aus Krakau werden alle veiteren Transporte von Proviant, Muniton und Soldaten zur russischen Sudarmee unter⸗ ag aufgehalten und haben weitere Befehle abzu⸗ garten. DerAches dteich. Muünchen, 24. Jan. Wie dem llerikalen Pariser „Gaulois, telegraphirt wird, soll der hie— fige Nuntius vom Papste die Instruktion bekommen haben, dahin zu wirken, daß diejenigen Geisilichen, welche bisher Abgeordnete waren, kein Mandat mehr annehmen. Die meisten seien entschlossen, diesem Anfinnen nachzukommen. Muanchen, 25. Jan. Nach einer Meldung des „Pester Lloyd“ ware die Thronbesteigung des haierischen Prinzregnten angeblich nahe bevorstehende. Muͤnchen, 285. Jan. Se. kgl. Hoheit der Prinz⸗sRegent giebt am Donnerstag, den 27. ds. zine Militärtafel in dem Festsaalbau der koͤnigl. Residenz, zu welcher nicht allein alle hiesfigen kom⸗ mandirenden Generäle, Divisionäre und Brigadiers, sondern auch die auswärts stationirten der königl. bayherischen Armee geladen fiinid. Muͤnchen, 26. Jan. Die Neuesten Nach— richten“ erfahren aus unantastbarer Quelle, der Reichskanzler besitze eine sehr entschiedene Aeuße— rung des Papstes über die Stellung des Zentrums in den gegenwärtigen Fragen, welche für die Stel⸗ lung der Katholiken im Wahlkampfe entscheidend sein, den Clerus von der Wahlagitation fernhalten und denselben aus den Reihen der Oppofition draͤngen werde. Das Zentrum werde sich ent⸗ icheiden müssen, ob es fernerhin dem Papst oder Windthorst folgen wolle. Die päpstliche Kund⸗ gebung sei so deutlich, daß ein Ungehorsam eine direkte Unbotmäßigkeit gegen den Papst bedeuten würde. Fürst Bismarck werde die Kundgebung im geeigneten Moment veröffentlichen. Berlin, 25. Jan. Prinz Wilhelm feiert am Donnerstag seinen 28. Geburtsstag. — Zum demnachstigen Geburtstage des Kaisers werden auch diesmal wieder der Kronprinz und die Kron⸗ prinzessin von Schweden sowie die Frau Groß—⸗ herzogin von Baden hier eintreffen. Die Gerüchte über die Hierherkunft des Zaren zu dieser Feier entbehren bisher der Unterlage. — Der Stati⸗ halter von Elsaß⸗Lothringen, Fürst zu Hohenlohe, hal nach mehrtägigem Besuche heute Berlin wieder verlassen, um nach Straßburg zurückzukehren. Berlin. 25. Jan. Der bisherige deutsch⸗ reisinnige Reichsstagsabgeordnete Dr. E. Barth ist als veraniwortlicher Redakteur der von Eugen Richter gegründeten „Freisinnigen Zeitung,“ die vekanntlich die lügenhafte Nachricht von der Er⸗ mordung des deutschen Militärbevollmächtigten Oberstlieutenant v. Villeaume durch den Zaren zu⸗ erst durch Extrablatt verbreitet und dadurch Ver⸗ anlassung gegeben hat, dieselbe in die gesamte deutsche und auswärtige Presse übergegangen ist, durch Urteil des Schöffengerichts wegen dieser als grober Unfug charakterisierten Handlung zu einer daftstrafe von 6 Wochen verurteilt worden. Berlin, 26. Jan. Der hegutige Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Kaiserliche Ver⸗ rdnung vom 25. Januar, welche die Ausfuhr von Pferden über sämtliche Grenzen gegen das Aus⸗