7 — 8* —8 9“ — 347 Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. F der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint woͤchentlich fünfmal: Am Montag, Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöͤchentlich mit Unterhaltungb · dlatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt koftet vierteljahrlich 1 60 — einschließlich Tragerlohn; durch die Post bezogen 14 75 4, einschließlich O ⸗ Zustellungsgebuhr. Die Eiurückungsgebühr fur die Agespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 —, bei außerpfälzischen und sol chen auf welche die Erpedilion Auskunft ertheilt, I3 H, Neklamen 80 . Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. 2 Abonnements für die Monate PFebruar und Häræ auf den — St. Ingberter Anzeiger 0 iehmen alle Postanstalten, die Zeitungsträger, sowie ie Expedition entgegen. Politische Uebersicht. Es ist eine alte Erfahrung, daß in jolitisch erregten Zeiten Sensationsnachrichten, elbst wenn sie den Stempel der künstlichen Mache muf der Stirn tragen, eine außerordentlich rasche Berbreitung und leider auch Glauben in den wei⸗ esten Kreisen finden. So war es mit der berüch- igt gewordenen „Mordgeschichte“ des Herrn von Billaume, so ist es in der Folge mit einer ganzen steihe anderer allarmirender Gerüchte gewesen, bis iun endlich die,Daily News“ in diesem m hr als weifelhaften Spiele gewissermaßen den höchsten Triumph darauf gesetzt haben, indem sie meldeten, aß Deutschland bei Frankreich wegen der Truppen⸗ usammenziehungen in den französischen Ostdeparte⸗ nents anfragen wolle — warum schreibt da das dondoner Blatt nicht gleich, daß Deutschland dem— ächst mobil machen werde 71 Glücklicherweise ist diese tendenziöse Nachricht, die jedenfalls nur ge⸗ vissen Börsenzwecken dienen sollte, von offiziöser eutscher Seite sofort mit dem wünschenswerthen stachdrucke dementirt worden und auch in Paris ist nau loyal genug, die erwähnte Meldung der Daily News“ als eine Schwindelnachricht zu er⸗ lären. Bei der noch immer unsicheren politischen Lage wird es aber voraussichtlich auch weiterhin nicht an ähnlichen allarmirenden Gerüchten fehlen, enen gegenüber das Publikum immerhin auf der Hut ein mag. Es würde daher auch nicht verwunderlich rscheinen, wenn sich das nunmehr veröffentlichte Berbot der Pferdeausfuhr aus dem deutschen Reiche, welches mit dem 25. Januar in Kraft getreten st, wieder neue beunruhigende Gerüchte knüpfen. Allerdings mag nun zugegeben werden, daß eine erartige Maßregel für die obwaltenden Zeitver⸗ zältnisse immerhin symptomatisch ist, aber es darf hr auch keine übertriebene Bedeulung beigelegt verden. Bereits im Jahre 1878, also zu einem Zeitpunlte, zu welchem die eurspäische Lage noch nicht so gespannt erschien, wie heutzutage, wurde vom Bundesrathe ein Pferdeausfuhr⸗Verbot erlassen, ediglich um verhältnißmätzig starken Pferdeankäufen, velche damais auswärtige Händler ebenfalls in Deutschland machten, zu begegnen. Es handelte ich auso 1878 wie jetzt für Deutschland nur um ine Maßregel zum Schutze seines Pferdebestandes ind somit kann man das Verbot an und fur sich nuch diesmal nicht als ein besonders beunruhigendes Zeichen betrachten. Der direkt aus dem Vatikan informirte Korre⸗ bvondent des „Luzerner Vaterland“ meldet: Das Abkommen zwischen Preußen uund dem Vatikan st nunmehr definitiv abgeschlossen. Preußen macht Nn puneto Maigesetzrebision viele (den Katholiken) freuliche Konzessionen. Eine vollkommene Revi— ion isi noch nicht zugestanden. Die französische Börfe ist fortwährend natt, da die Baissiers die noch immer umlaufen⸗ den beunruhigenden Gerüchte ausbeuten. Auch das englische Parlament ist in nesen Tagen. am 27. d3. Misg uu seiner neuen 1 Sonntag, 30. Januar 67297. 22. Jahrg. Session zusammengetreten. Einen Hauptgegenstand »er Berathungen des Unterhauses werden die von er Regierung vorgeschlagenen Gesetzentwürfe gegen ie irische Agrarbewegung bilden und wird sich ierbei zeigen, inwieweit das reconstruirte Cabinet Zzalisbury noch einen Rückhalt am Parlamente at. In den nächsten Tagen sollen auch die Ver⸗ andlungen zwischen den Gladstonianern und einem Theile der liberalen Unionisten über die irische zrage wieder aufgenommen werden und falls diese derständigung zwischen den feindlichen Brüdern och noch zu Stande kommt, wird das Ministerium Zalisbury im Unterhause einen harten Stand er⸗ alten. Im Oberhaus sagte gestern Lord Salisbury zei der Adreßdebatte über die deutsch⸗französischen zeziehungen: Die Regierung dürfe unmöglich die lugen verschließen gegen die Gefahr, welche dem Frieden durch die zunehmenden Rüstungen drohen. Allen, welche dieser Lawine nahe wären, sei Wach⸗ amkeit nothwendig, diese koͤnnte jedoch zum Ver⸗ acht führen und der Verdacht endlich den Zusam⸗ nenstoß veranlassen. Seit dem Amtsantritt Salis⸗ zury sei indessen nichts geschehen, was andeute, zaß die Gefahr jetzt größer als früher wäre. Die englischen Botschafter in Paris und Berlin meinten, die Situation sei gegenwärtig nicht kriegerisch, eher ei sie friedlich. zeizupflichten, welche die Billigung aller Großmächte inde. Die Pforte verständigte Engländ, Rußland volle den Herzog von Leuchtenberg als bulgarischen Thronkandidaten aufstellaeenn. Newyortk, 27. Januar. Ver ‚New PYork Zerald“ berichtet über eine Unterredung mit einem (ürzlich von Rußland angekommenen Nihilisten, velcher nach seiner Angabe in der leßten Zeit sich in der Umgebung des Czaren befunden hat. Er agt, daß die Nihilisten thätig und gut organifirt eien und der Czar nach sechs Monaten ein todter Mann sein würde. Vermischtes. F Metz, 27. Januar. Die „Metzer Zeitung“ chreibt: Gerüchte und nichts als Gerlichte. Die heiden verflossenen Tage waren in unserer Stadt über die Maßen fruchtbar an aufregenden und durchweg sehr dunkel gefärbten Gerüchten, welche von Mund zu Mund liefen, bald auch zu angeb- lichen Thatsachen anwuchsen und bei Au und Jung zei Reich und Arm, bei Alt⸗ und Neumezgern ernste Beunruhigung hervorriefen. Wenn wir hier in Metz, ohne uns deshalb dem mindesten Gefühle der ANengstlichkeit zu überlassen, als die der franzbsischen Brenze zunächst gerückten Reichslandsbewohner dviel⸗ eicht etwas nervoͤser angelegt sind, als weiter rück⸗ värts situierte Städtebebollerungen, so mag das ielleicht verzeihlich sen. Nachdem nun aber neue⸗ tens aus Berlin die bündigsten Versicherungen ein⸗ jelaufen sind, daß die Wahrscheinlichkeit eines bal ⸗ zigen Kriegsfalles keineswegs vorliegt und selbst zas an sich ja bedenklich genug erscheinende Pferde⸗ Ausfuhrverbot lediglich als Schutzmaßregel, nicht in herausforderndem, angriffslustigem Sinne zu neuten ist, möchte es an der Zeit sein, auch unser⸗ eits zu einer kaltblütigeren Auffassung der Tages⸗ reignisse zurückzulehren, als dies in der ersten dälfte dieser Woche der Fall war. Es ist dies im so wünschenswerther, als sich im hiesigen Ge⸗ chaftsleben bereits ein empfindlicher Druck geltend u machen anfing, dessen Fortdauer herbeizuwunschen nan in Metz am allerwenigsten Ursache hat. 7 Freiburg i. B. 27. Jan. Bei zwei hie⸗ igen Sozialistenführern fand heute Haus⸗ uchung statt. Darauf erfolgte, nach dem „F. J.“ )eren Verhaftung. — — 7 Leipzig. Wie das ‚Leipz. Tagbl.“ mel⸗ »et, vecrsuchte kürzlich ein siebenjähriger Knabe in hiebichenstein sich zu erhängen. Der Kleine hatte ich einen an dem Tische befestigken Strick um den dals gelegt, wurde aber von Angehdrigen vor dem tische knieend, mit dem Kopf in der Schlinge, noch echtzeitig aufgefunden. Ueber sein Vorhaben be⸗ ragt. erkläͤrte das Kind, es habe sich dadurch dem erneren Schulbesuch entziehen wollen. 7 In Hagen i. Westf. tritt der schneidige zreußische nationalliberale Landtagsabgeordnete d. Eynern der Kandidatur Eugen Richters ntgegen Herr v. Eynern hat um so mehr Aus⸗ icht dort gewählt zu werden, als Richter bei der etzten Wahl nur mit einer geringen Majoriiät zurchgegangen und der nationalliberale Kandidat 'm dortigen Wahlkreise eine bekannie Personlich⸗ eit ist. Danzig, 27. Jan. Gestern Abend wur⸗ den hier 12 Sozialisten, darunier auch der ür die Reichstagswahl aufgestellte Jochem, nach⸗ em bereits am Montag zahlreiche Haussuchungen zattgefunden hatten, wegen Theilnahme an einer heimen Verbindung verhaftet. M cutsches Reich. Müuͤnchen, 28. Jan. Die Nachricht des „Gaulois“ wird hier von zuständiger Seite als inrichtig bezeichnet, eine Aufforderung an die deut— chen Bischöfe seitens des Papstes ist noch nicht erfolgt. Berlin, 28 Jan. Die soeben erschienene nspirirte Kreuzzeitung meint, die Einberufung der Keserven sei nicht in besorglichem Sinne aufzu— assen; es handelt sich vermuthlich um die Unter⸗ veisung der Mannschaften im Gebrauch des Re— netirgewehrs. »2land. London, 27. Jan. Die heute bei der Zarlamentseröffnung verlesene Thronrede be— eichnet die Beziehungen zu allen Mächten als reundliche. Die Königin befürchtet nicht, daß aus en noch nicht beigelegten Streitfragen wegen Bul⸗ zariens irgendwelche Störung des Friedens Europa's yervorgehen werde. Die Aufgabe der Regierung n Egypten ist noch nicht vollendet; aber es ist in wesentlicher Fortschritt zur Sicherheit der duße; en und inneren Rutze gemacht. Die Thronxede veist alsdann auf den systematischen Widerstand »er Pächter in Irland gegen die Zahlung des Pachtzinses hin und kündigt Vorlagen zu wirk⸗ amer Handhabung des Strafgesetzes in Irland an. London, 27. Jan. Dem Liverpooler Han⸗ zelsblatt zufolge, so läßt sich das „Fr. J.“ tele⸗ zraphiren, kaufen deutsche Händler auf dem Liver) »ooler Markte alle Vorräthe von präservirtem australischem Fleisch auf. Die franzoͤsische Re⸗ zierung bestellte, dem gleichen Blatte zufolge, 5 Millionen Pfund geräuchertes Fleisch bei einer ẽhikagoer Firraa. London, 28. Jan. Dem „Fr. J.“ wird »epeschirt: Die „Times“ erfährt, die britische Re— rierung habe die Betheiligung an der Botschaf— er⸗Konferenz betreffs der bulgarischen Frage bafehnt. sich ⸗och hereit erklärt. einer Lösung