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Bei 4maliger Einruckung wird nur dreimalige berechnet. Væ 250. Dienstag, 20. Dezember 1887. 22. Jahrg. — Deutsches Reich. München, 19. Dez. Die Abgeordneten- ammer hat heute den Post- und Telegraphen-Etat rledigt und sich hierauf bis nach Weihnachten ver- agt. Der Tag für die nächste Sißung ist un— estimmt; wahrscheinlich ist es der 9. Januar. — Der Finanzausschuß tritt schon am 8. Januar zur zerathung des Cultusetais zusammen. München, 17. Dez. Das „Fremdenblatt“ chreibt; Dr. Bucher ist nach der „Donauzeitung“ zereit, alle persönlichen Differenzen zu vergessen, ne ihn von der Partei trennen. Die Partei denkt denso. Von Dr. Ritiler ist neuerdings keine Rede urhr. Köln, 18. Dez. Die „Köln. Ztg.“ glaubt wissen, der Artikel des „Russischen Invaliden“ ei ein Auszug des vom Generalstabsachef Obrut⸗ cheff an den Czaren erstatteten Berichts — ein ieuer Beweis für die Bestrebungen der höchsten ussischen Kreise, den Czaren zu hintergehen. Diese creise seien es auch, welche die Veroͤffentlichung zer gefälschtea Schriftstücke zu hintertreiben suchen. Darmstadt, 17. Dez. Die Darmstädter zeirung bringt an hervorragender Stelle folgende Hittheilung: Der Großherzog empfing gestern Abend zen von einem Erbolungsaufenthalt in San Remo urückkehrenden Dr. Dettweiler, dirigirenden Arzt er Krankenheilanstalt zu Falkenstein im Taunus. ODr. Dettweiler machte Mittheilungen über das Be⸗ inden des deutschen Kronprinzen, in welchen er as treffliche Allgemeinbefinden des hohen Patienten etonte und insbesondere destätigte, daß bei seiner Abreise von San Remo die Meinung der Aerzte n der That dahin gegangen sei, man könne sich iber die Natur der Krankheit getäuscht /aben. Berlin, 18. Dez. Der Kaiser empfing am Sonnabend Vormittag um 109 Uhr den Prinzen Wilhelm, den Generalfeldmarschall Grafen Moltke, en Generalquartiermeister Grafen Waldersee, den Fhef des Militärkabinets General Albedyll und den kriegsminister. Berlin, 18. Dez. Das definitive Ergebniß iber die Getreidezollvorlage stellt sich nach der )ritten Lesung wie folgt heraus: 8 1 des Gesetzes nthält folgende Zollerhöhungen: Weizen bisher 3 Mk., jetzt 5 Mk.; Roggen bisher 8 Mk., jetzt 5 Mk.; Hafer bisher 1,50 Mk., künftig 4 Mk.; Zuchweizen bisher 1 Mk., künftig 2 Mk.; Hülsen- rüchte bisher 1 Mk., jetzt 2 Mk; Gerste bisher ,50 Mk., jetzt 2,25 Mtk.; Raps bisher 2 Mt., leibt; Mais bisher 1 Mk., jitzt 2 Mk.; Malz isher 3 Mk., jetzt 4 Mk.; Hefe aller Art, mit Ausnahme der Weinhefe, bisher 42 Mk., jetzt 65 MNk.; Kraftmehl ꝛ⁊c. bisher 9 Mk., jetzt 12,50 Mk.; Nudeln, Maccaroni. bisher 10 Mk., jetzt 13,50 Mk., Mühlenfabrikate aus Getreide und dülsenfrüchten bisher 7,50 Mk., jetzt 10,30 Mt. Das Gesetz tritt am 1. Januar 1888 in Kraft. Eeipzig, 19. Dez. Das Reichsgericht ver— irtheilte den Kanzlisten Cabannes aus Straßburg vegen Landesverraths, Bestechung, Beiseiteschaffung mmtlicher Urkunden und Diebstahls zu 10 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. Lübeck, 17. Dez. Es besitätigt sich, daß zum Schutze der Kieler Bucht zwei neue Foris angelegt verden; dem „Hamb. Fremdenblatt“ zufolge wird an denselken angestrengt gearbeitei. Ausland. Wien, 17. Dez. Der Artikel des „Journal St. Petersbourg“ wird von der hiesigen Presse neist als ein Hohn zurückgewiesen, dieselbe hat ine würdigere Haltung wieder gewonnen und er— lärt: „Wir fragen nicht mehr, wir stehen vor der Thatsache, daß die zussischen Regierungsorgane das ẽrscheinen neuer Divisionen an der Peripherie Desterreichs verkündigen. Rußlands Ehrgeiz ist eine Heißel für die ganze Menschheit geworden. Ruß and allein kann den Frieden erhalten, indem es eine Politik der Bedrohungen und der Anmaßung indert. Das „Fremdenblatt“ schweigt seit zwei Tagen, jedoch handelt die Regierung. Im Pubpli- um verbreitet sich, wohl etwas überstürzt, die An- chauung: Lieber sogleich Krieg, als die Fortdauer es jetzigen Zustandes. — Ein Telegramm des Pester Lloyd“ aus Wien bezeichnet die Ausführungen »es „Russischen Invaliden“ nach dem Kommentar, velchen das „Journal de St. Petersbourg“ dazu jegeben, als minder beunruhigend und betont, die inzutreffenden Voraussetzungen des „Invaliden“ vürden ihre autoritative Richtigstellung finden. Da aun einmal die Diskussion eröffnet erscheine, so sei aicht ausgeschlossen, daß dieselbe zu einer Klärung ühre. Bis dahin dürfe Oesterreiche Ungarn in seiner Vorsicht nicht erlahmen, zumal die Situation nach einer Richtung hin gebessert sei. Die vorbereiten— »en Maßregeln würden daher fortgesetzt. Wahr cheinlich werde in den nächsten Tagen Vorsorge ür zunächst nicht übergroße Mittel getroffen werden. Wien, 18. Dez. Die militärischen Berathungen iber die durch die russischen Rüstungen geschaffene Ldage und die nothwendigen Gegenmaßnahmen er⸗ cheinen nunmehr abgeschlossen, und den Regierungen ällt jetzt die Aufgabe zu, für die erforderlichen Beldmittel vorzusorgen, was in den heutigen Ministerkonferenzen geschehen und nachher in einem jemeinsamen Ministerrath unter dem Vorsitz des Zaisers Franz Joseph sanktionirt werden wird. Die Summe, welche dem Kriegsminister für den Bedarfsfall zur Disposition gestellt werden soll, vird höchst wahrscheinlich zwanzig Millionen Gulden nicht übersteigen. Sämmtliche Blätter betonen den Ernst der Situation, wollen jedoch die Friedens⸗ joffnungen noch nicht aufgeben. Paris, 16. Dez. Es hat sich heute in der dammer eine neue Gruppe unter dem Namen Groupe soialiste“ konstituirt. Unter den 19 Mitgliedern derselben befinden,sich alle revolulionären Nitglieder der Kammer wie Baslyh, Camelinat, zaisant, Millerand, Susini und auch Clovis duques. Ihr Programm, das sich an dasjenige »er deutschen Sozialdemokraten anlehnt, umfaßt 14 Punkte. Die hauptsächlichsten Forderungen ind folgende: Autonomie der Gemeinden, inter— nationale Völkerverbindung, Umwandlung der stehen⸗ »en Heere in Milizen aller majorennen Bürger, Abschaffung der Todesstrafe, fortschreitende Emanzi⸗ hation der Frauen, vollkommene Rechtsgleichheit ꝛer ehelichen und unehelichen Kinder, gänzliche Trennung der Kirche vom Staat, Schule und Wohlthätigkeit, Verstaatlichung des Eigenthums, Abschaffung der indirekten Steuern und Einführung zrogressiver Einkommensteuer. Die Gruppe erwartel veitere Beitrittserklärungen. Paris, 17. Dez. Durch ein in der Kammer ind im Senat verlesenes Dekret des Präsidenten purde die parlamentarische Session heute geschlossen. Ddie Kammern werden (nach der Fr. 3) am 10. zanuar wieder zusammentreten. — Alle Blätter eiskutiren die gestrige Sitzung des deutschen Reichs- ags und besonders die Rede des Kriegsministers. Sie gehen überwiegend die Verficherung der Frie⸗ densliebe ab; wähtend aber der „National“ die ranzösische Regierung auffordert, angesichts der ormidablen Erhöhung der Kriegsstärke Deutschlands zuur Sicherung des Friedens auch die französische Zriegsmacht entsprechend zu steigern, schließt die „Liberte* mit den Worten: „Was will diese Er⸗ höhung der Wehrkraft den Horden gegenüber be—⸗ deuten, mit denen Rußland Deuischland über⸗ schwemmen lann!“ — Den Krieggsgerichten gegen- iber bewahrt man hier seit dem Erscheinen der Artikel des „Russischen Invaliden“ und des „Jour⸗ aal de St. Petersbourg“ noch eine größere Ruhe als vorher. In den der Regierung naheftehenden Kreisen hält man den Ausbruch eines Krieges zur Zeit geradezu fast unmöglich. — Wie verlautet, wird Carnot anläßlich des Neujahrsfestes alle po—⸗ litisch Verurtheilten amuestiren. Rom, 18. Dez. Der deuische Botschafter Graf Solms wird beute Abend nach San Remo abreisen. Genua, 17. Dez. Der Herzog von Edin⸗ hurg ist an Bord des Dampfers „Surprise“ hier eingetroffen und mit seinem Sohne Alfred Abends nach San Remo abgereist. San Remo, 17. Dez. Von autoritativer Seite erhält die „Köln. Ztg.“ folgende Darstellung iber die neuen Erscheinungen in der Krankheit des dronprinzen: „In der linken Kehlkopfhalfte, am linken ja schen Stimmband, etwas höher hinauf als die Schwelung im Okliober, find einige knopfartige Wucherungen enistanden, die aneinanderhaftend zu⸗ sammen die der Größe einer gespaltenen Erbse zaben. Die Wucherung könnte leicht mit der Zange wveggenommen werden, was aber unnöthig ist, weil sie wegen ihrer Kleinheit das Athmen, Schlucken und Sprechen nicht behindert. Die Stimme ist jewöhnlich matt, weil sie nicht angestrengt wird; ie würde voller klingen, wenn der Kronprinz mil janzer Kraft sprechen dürfte. Die neue Wucherung 'ann, gleich den frühern, aus sich heraus ein Oedem eranlassen. Ein operativer Eingriff würde direkt zur Oedembildung aureizen, weshalb sie unthunlich ist. Die alte Schwellung ist etwas verkleinert theil⸗ weise vernarbt. Die im Sommer von Madhenzie entfernte Geschwulst ist nicht nachgewachsen. Die »isherige Behandiung wird mit gewissen Aender⸗ ungen, aber strengerer Handhabung fortgesetzt.“ Eokale und pfaͤlzische Nachrichten. *St. In gbert, 20. Dez. Die ftürmische ind regnerische Witterung der letzten Zeit hat end⸗ lich einem richtigen Winterwetter Platz gemacht. Fin ausgiebiger Schneefall hat die Erde in das Winterkieid gehüllt und läßt „weiße“ Weihnachten ꝛxwarten. *St. Ingbert, 20. Dez. Am Sonntag Abend gegen 11 Uhr wurde auf der Haupiftraße por dem Zepp'schen Hause der Schneidermeister J. pfl. von hier, der gerade auf dem Heimwege be⸗ griffen war, ohne jegliche Veranlassung seinerseits pon einigen Burschen, die ihm bis dahin aus der Kraus'schen Wirthschaft undemerlt gefolgt waren, überfallen, zu Boden geschlagen und durch Stock-⸗ und Fausthiebe mißhandelt, daß er nach Hause geführt werden mußte. Welche Ursache dieser brutalen Roheit zu Grunde liegt, wird die eingeleitete Unter⸗ suchung ergeben. Wie wir noch erfahren, sollen die Verletzungen des Pfl. glücklicherweise keine schlimmen Folgen haben. *. Rohrbach, 20. Dez. Am Sonntag Nach⸗ miktag hielt unser Obstbau⸗Verein im Lokale von Wirth Schwarz seine ordentliche Jahres⸗