Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert. οοXσXÛÛôIRVä der St· Jugberter ree erscheint wochentlich fünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2 mal wöchentlich mit Unterhaltungs gin und Sonniags mit achtseitiger illustrirter Das Biatt kofielt vierteljahrůch 1 60 einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 16 75 35 einschließch 0 Zustellungsgebuhr. Die Einruckungsgebühr fur die Igespaltene Garmondzeile oder deren Raum beiragt bei Fnseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 16 —, Feklamen 80 . Bei 4maliger Einrückung wird nur dreimalige berechnet. —— — * M 5. —A Deutsches Reich. In den Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland läßt sich zum mindesten eine Brsserung konstatiren; das Verhäliniß Oesterreichs zu Rußland dagegen ist trotz allen friedlichen Kund⸗ jebungen auf beiden Seiten nach wie vor ein ge⸗ panntes. Wenn der Krakauer „Czas“ meldet, Deutschland und Oesterreich seien darüber einig, Rußland die zeitweilige Occupution Bulgariens zu zestatten, so schießt diese Nachricht zur Zeit wenig⸗ ens wohl weit über das Ziel hinaus. Den russi⸗ schen Blättern wäre weise Mäßigung betreffs ihrer Frwartungen anzurathen, damit sie Enttäuschungen eintgehen. Die höchst vorlaute Ausdrucksweise der „Now. Wremja“, welche von einer Solidarität wischen Deutschland und Rußland bezüglich der hulgarischen Frage redet, und mittelst einer sehr be⸗ zeichnenden doppelten Negation die Hoffnung kund⸗ Jiebt, Deutschiand werde auf Oesterreich- Ungarn junmehr einen derben Druck im Sinne der russischen Forderungen ausüben, wird in Wien ebenso wenig Findruck machen, wie die früheren Drohungen der russischen Presse. Es liegt eine große Perfidie in dem Bestreben der panflavistischen Blätter, die loyalen Zwece der Veröffentlichung der gefälschten diploma⸗ üschen Aktenftüde derart zu verrenken, daß fich daraus eine Waffe gegen Oesterreich ergiebt. Nur auuf diese Weise bringt es die oben schon ge— rannte „Now. Wremja“ fertig, jene Veröffent⸗ lichung mit der Bemerkung zu begleiten, in Wien vürde man gut thun, bald zu begreifen, daß die Zeit, auf russischedeutsche Mißverständnisse zu spe— uliren, nunmehr vorüber sei. Der Groll der Panslavistenblätter scheint sich augenblicklich über- Jaupt wieder voll und ganz gegen Oesterreich zu ehren. Die „Nowosti“ bezeichnen Oesterreich Un⸗ zarn als den einzigen Gegner Rußlands. Durch den Groll bricht aber die, wohl in der letzten Zeit techt klar gewonnene, Uebderzeugung durch, daß Rußland mit allem Säübelrasseln nichts zu gewinnen hai. Auch ein Einzelkampf mit Oesterreich, meinen die „Nowosti“, wäre höchst unvortheilhaft, weil ein Rußland feindlicher europäischer Areopag die Frie- densbedingungen stipuliren würde; daher sei der gegenwärtige faule Friede noch besser, als ein vor- aussichtlich resultatloser Krieg. Man kann nur wünschen, daß diese letztere Anschauung weitere reise zieht, weil dann einige Aussicht vorhanden ifi, daß mit der Zeit auch die schwere Rüstung den Feinden des Friedens zu drückend wird. Berlin, 4. Januar. Soweit wir unterrichtet sind, haben Uunser Kaiser und Fürst Bis— marck der Friedenszuversicht fortwährend die feste Stütze ihrer Meinung verliehen. Ein Ausspruch des Fürsten Bismarck, der uns uber Hamburg zu⸗ kommt, ist dabei besonders charatteristisch. Als ein Unternehmer der Friedenszuversicht des Reichskanz lers gegenüber fich auf die Alarmnachrichten bezog, sagte FJurst Bismarck eiwas ungeduidig zu ihm: „Lassen Sie sich doch nicht verblüffen!“ Der Rath, sich nicht verblüffen zu lassen, wen⸗ det fich wohl an das gesammte deutsche Publikum und mag bei noch mancher anderen Gelegenheit ich nützlich erweisen. — Wir verzeichnen folgende fffzibse Zeitungsmeldungen, welche gleichfalls im Sinne der Beruhigung gehalten sind.“ — Daß, wenn der Horizont sich wirklich geklärt jat, die Schwierigkeiten noch keineswegs beseitigt varen, liegt auf der Hand. Die bulgarische Frage zleibt die offene Wunde des Erdtheils. Man be— zegnet neuerdings wiederum vielfach dem Gerücht, Samstag, 7. Januar 1888. 23. — s würde zur Regelung der bulgarischen Frage eine uropäische Konferenz zusammentreten. Von Lon · on aus wird der Kreuzzeitung“ sogar gemeldet, stußland sondire die Kabinette über eine Revision es Berliner Vertrages, wozu natürlich nur ein uropäischer Kongreß kompetent wäre. Aehnlich xeißt es in einer Pariser Zuschrift der „Pol. Corr.“, s habe sich in einem Theile der diplomatischen Welt seit dem Auflauchen der ernsten Kriegs⸗ esorgnisse und in Folge der letzteren die Ueber⸗ eugung nur befestigt, daß eine europäische Kon⸗ erenz das einzige Mittel zur Beilegung der bul⸗ —VDD— auch ein wirksames ofern die allseitigen friedlichen Betheuerungen zufrichtig gemeint seien. An kompetenter franzöfi— cher Sielle versichere man, daß Frankreich weder sußland noch Bulgarien gegenüber eine besondere igene Politik verfolge, sondern nur als allgemeint Herhaltungslinie die Achtung der Verträge festhalte As das geeignetste Unterpfand für die Erhaltung des Friedens. Am pessimistischen scheint man noch in London jesinnt zu sein. Von dort wird nämlich der Vossischen Zeitung“ telegraphirt: „Ungeachtet iniger friedlicher Abzeichen wird die politische Lage von den heutigen Morgenblättern durchaus nicht ptimistisch beurtheilt. Die Ansprache Tiszas, so⸗ vie die Einberufung der österreichischen Reserven cur Uebungszwecke werden nicht als friedliche Symptome abgefaßt. Der „Standard“ sagt, Fürst Bismarck sei nicht der Mann, der sich durch die sohlen Friedensversicherungen Rußlangs einlullen assen werde. Nach Allem beurtheilt, was er bis⸗ ang gethan, werde er auf bessere und befriedigen⸗ ere Verficherungen der friedlichen Absichten Ruß⸗ ands bestehen, oder er werde es itgendwie zu Stande bringen, daß die Mächte, welche auf Un⸗ )eil sinnen, wenn alle ihre Vorkehrungen vervoll · tändigt sind, gezwungen werden, zu versuchen, hren Zweck zu erreichen, ehe sie vollständig vor- Jereitet find· — In der Untersuchung, wer als Urheber der Jefälschten Aktenstücke anzusehen sei, suder russfische Gesandte in Brüssel, Baron ürrussow, viel genannt worden. Wie jetzt aus Brüssel gemeldet wird, hat das Petersburger Kabi⸗ aet den belgischen Vertreter von seinem Posten uübberufen. Berlin, 4. Jan. Nach den heute aus San stemo vorliegenden Meldungen haben sich die katar⸗ halischen Erscheinungen beim Kronprinzen ver- nindert. Auch hat derselbe heute mit der Kron⸗ xrinzessin eine Spazierfahrt gemacht. Die „Magd. Ztg.“ bringt noch folgende Meldung aus San stemo: Die mit Schleimbildung verbundenen ka— arrhalichen Erscheinungen, die, wie ich wiederhole, u keinen Besorgnissen Anlaß bieten, haben erheb⸗ ich nachgelassen. Wenn nur das Wetter den deilungsptozeß unterstützt, ist ihr baldiges gänz⸗ iches Verschwinden mit Sicherheit zu erwarten. Zeute ist es endlich wieder sonnig und windstill, d daß der Kronprinz ausgehen kann, wonach er elbst lebhaftes Verlangen trägt. Der Kronprinz hat den ihn behandelnden lerzten zu Neujahr prachtvolle Geschenke gemacht. So erhielt, wie die „N. R.“ mittheilen, Sit Morell Mackenzie ein vollständiges chirurgisches Besteck, Dr. krause eine Brillantnadel, Dr. Schroeder zwei rachtvolle japanische Vasen, Dr. b. Bergmann ein Zilberbestece für 24 Personen, Dr. Schmidt ein oldenes Tintenfaß. . Bezüglich des Fürsten Bismarck, über dessen Befinden die Nachrichten durchaus erfreulich lauten, hoͤrt man erneut versichern, daß dessen Ueber⸗ fiedelung zu bleibendem Aufenthalt in Berlin für die Miute dieses Monats bestimmt zu erwarten sei; damit würde auch zweifellos dessen Betheiligung an den Reichstagsarbeiten in Aussicht stehen. Wie jetzt ersi bekannt wird, ist der Geh. Com⸗ merzienraih v. Bleichrder vom Czaren bei dessen Besuche am Hofe des deutschen Kaisers in Berlin in längerer Audienz empfangen worden. Berlin, 4. Jan. Das Kroͤnungs- und Ordensfesst soll nach allerhöchster Bestimmung diesmal am 22. Januar begangen werden. Das⸗ selbe pflegt die Hoffestlichteiten stets einzuleiten, welche jedoch am 14. k. M. (Fastnacht) ihr Ende erreichen. Der „Reichsanzeiger“ warnt vor dem neuerdingẽ von niederländischen Firmen betriebenen Pro— messenhandel und Verkauf, don Loos-An⸗ theilscheinen, weil die niederländischen Behör⸗ den bei Nichtzusendung des versprochenen Werth⸗ dapieres jedes strafrechtliche Einschreiten gegen die doosverkäufer ablehnen und den Geschädigten auf den kostspieligen und meist aussichtslosen Civilweg verweisen. Dem Bundesrath ist der Gesetzentwurf, be⸗ reffend die Feststellung des Landeshaushaltsetats „on Elsaß⸗Loihringen für das Etatsjahr 188889 ugegangen. Ferner liegt dem Bundesrath ein Ge— hentwurf fur Elsaß Lothringen, betreffend das Theilungsberfahren beim gerichtlichen Verkauf von Regenschaften mit Begründung vor. Der Entwuri amsaßt in vier Abschnitten 57 Paragraphen. Die Thaͤtigkeit der Kommission zur Ausarbei⸗ ung des bürgerlichen Gesetzbuches ist noch nichi beendet; es bleiben noch auszuarbeiten das Finführungsgesetz, die Grundbuchordnung, das Ge⸗ etz beir. Zwangsvoll streckung in unbewegliches Eigen⸗ hum und das Gesetz betr. die Behandlung der Extraiudicialsachen. Ausland. Der französischen Hetzprefse wird ueuer⸗ dings von der „Koln. Ztg.“ wie folgt der Tex⸗ gelesen: „Die Niederträchtigkeiten gegen den deutschen steichskanzler werden als Niederträchtigleiten gegen „as deutsche Volk empfunden, und alles hat seine Brenze, auch die Geduld deutscher Herzen. Mag s zum besonderen Vorrecht der Republikaner ge⸗ pdren, ihr Staatsoberhaupt wie den niedrigften dump und ihre Staatseinrichtungen wie die Aus⸗ seburt von Eseln und Affen zu behandeln: das Iusland hat, sollte man nicht vergessen, andere Befühle und Ueberlieferungen, die nicht täglich un— sesiraft verletzt werden dürfen. Wenn Carnoi Friedfertigkeit nicht blos im Mund führt, so wird r dem Grevy'schen Ideal der ungebundenen Miß⸗ jandlung der ausländischen Regierungen und her⸗ vorragenden Persönlichkeiten ein Ende machen und die Kammer veranlassen, ihr unheilschweres Preß⸗ gesetz zu verbessern. Auch die —AXX Siaalsoberhauptes in Frankreich ist seit dem Feld⸗ sug der Rothen gegen Grevy gänzlich nicht nur uinpassend und rüuchsichtslos, sondern chnisch und zrutal geworden; auch das kann unmoglich zum Frieden der Republik dienen. Man laßt seit fafl sehn Jahren in Frankreich Krieg mit Deuischland ind Bürgerkrieg predigen: wird man denn nie ein⸗ sehen, daß es Frevel ist, das eine wie das andere durch Demagogenstreiche herbeizuführen, und daß 8 doppelter Frebel ist, auf beides zugleich hinzu⸗