⸗—z Lautzkirchen, 8. Mai. GBestrafter Leichtfinn.) Von der Strafkammer des igl. Land⸗ gerichts Zweibrücken wurde am Mittwoch der Stein⸗ klopfer Christian Schwarz von Lautzkirchen wegen Gefährdung eines Eisenbahnzuges zu 8 Monalen Gefangniß verurtheilt. In angetrunkenem Zustande wußte er am Abend des 22. Januar nichts besseres zu thun, als in der Nähe des Bahnhofes Bierbach eine Weiche umzustellen. Glücklicherweise wurde die Frevelthat noch rechtzeitig entdeckt und so der in der Frühe die Strecke passirende Arbeiterzug nach St. Ingbert vor möglicher Entgleisung bewahrt. — Kaiserslautern, 1. Mai. Vor der hiefigen Strafkammer hatte sich heute der 35 Jahre alte Schlosser Jakob Müller wegen Majeftätsde⸗ leidigung zu verantworten. Derselbe hatte vor einiger Zeit erwiesenermaßen in Bezug auf den verstorbenen König Ludwig und ebenso in Bezug auf den Geisteszustand des jetzigen Königs Otto von Bayern in einer Wirthschaft von Kerzenheim Aeßerungen gethan, in denen die kgl. Staatsan- waltschaft das oben benannte Reat zu erblicken Zlaubt. Der Angeklagte stellte die Aeußerung nicht in Abrede, behauptet jedoch, nur ganz bekannte Thatsachen ohne irgend welche eigene Krilik erwähni zu haben, und bittet dessen Veriheidiger Herr An⸗ walt Kölsch, um Freisprechung. Der Gerichtshof erkannte diese Ausführungen als zutreffend an und es erfolgte, enigegen dem Antrage der kq. Staats⸗ behörde, welche eine Gefängmißstrafe von 3 Monaten deantragt hatte, kostealose Freisprechung. — Inhaltlich des Geschaftsberichtes der kal. Landescultur⸗Rentencommission für das Jahr 1887 hetrug die Gesammtsumme der bis zum Ende 1887 bewilligten Fandescultur-Rentendarlehen 285,100 Mk. Dieser Betrag ist inzwischen auf 309,000 Mk. gestiegen. Von den gesammten Ende 1887 noch in Kraft bestandenen Darlehen zu 273,000 Mt. treffen 141,333 Mk. auf 4 Stif- tungen und 24 Gemeinden; 44,750 Mt. auf 26 einzelne Landwirthe; 86,717 Mtk. auf 22 Cultur⸗ genossenschaften mit 613 Landwirthen. Auf die einzelnen Regierungsbrzirke vertheilen sich die Dar⸗ lehen wie folgt: Oberbayern 19,987 Mtk., Nie⸗ derbayern 69,900 Mk., Pfalz 840 Mk., Ober⸗ pfalz 6500 Mk., Oberfranken 86,841 Mk., Mit⸗ telfranken 28, 108 Mk. und Unterfranken 66, 264 Mark. Aus dieser Zusammensiellung geht hervor, daß die Landescultur⸗-Rentenanstalt noch nicht in allen Landestheilen im wünschenswerthen Umfange benützt wrrd. Im Auftrage des k. Staatsmini— steriums werden nun Gutachten darüber einverlangt, worin vermuthlich die Gründe zu suchen find, daß die Landescultur⸗Rentenanstalt bis jetzt insbesondere auch in der Pfalz so wenig in Anspruch genommen worden ist. (L. A.) WVermischtes. F.München, 1. Mai. Ein hiesiger höherer Ministerialbeamter schrieb am letzten Zieliage seinem Hausherrn, er fände den Mieipreis seiner schönen Wohnung den Zeitverhältnissen und gegenwärtigen Miewerhältnissen nicht mehr entsprechend, weshalb er den Mietpreis eigenmächtig um 200 Mark. per Jahr erhöhe. Dieses seltene Vorkommnis wurde nun durch das noch seltenere übertroffen, daß der Hausherr, ein Magistratsrat, die eigenmächtige Steigerung des Mieters refusiette! Vivate! Bi vivant soquentes F.Unter dem Vorsitze des Ministers Frhr. v. Feilitzsch fand am 28. Äpril im Ministerium des Innern zu München die Jahresversammlung des Zentralkapitels des Si. Johannisvereines für frei— willige Armenpflege statt, welcher Verein bekannt⸗ lich im Jahre 1854 von weiland Sr. Majestäs dem Könige Max U. ins Leben gerufen worden ist und seitdem eine über das ganze Königreich verbreitete, äußerst fruchtbringende Thätigkeit ent⸗ faltet. Die Sitzung, welche mit der Einführung der von Sr. K. Hoheit dem Prinzregenten neuer. nannten Kapitelsmitglieder, der Herren Hofrath Dr. Braun, Justizrat Dr. Pemsel und Direklot der bayerischen Vereinsbank Dr. Volz begann, gab einen erfreulichen Beweis von dem Interesse, welches den humanitären Bestrebungen des St. Johannis- dereins in weiten Kreisen entgegengebracht wird. Die Zahl der Mitglieder des Hauplivereins belief sich im Jahre 1887 auf 5343 mit über 15,000 Mti. Jahresbeiträgen. Aus diesen Beiträgen und den Zinsen des Stiftungs -Kapitales konnten im vergangenen Jahre 88 Wohlthatigkeits⸗Anstalten und Vereine mit Beihilfen im namhaften Gesamt⸗ betrage von 33825 Mk. bedacht werden, und auch für das Jahr 1888 ist wieder eine gleich große Summe für Unterstützungen in Aussicht genommen. Angegliedert an den Hauptverein wirken im ganzen dande 348 St. Johannis ˖ Zweigvereine, welche ein rentirendes Vermögen von über 3 Millionen Mark vesitzen, mehr als 44, 000 Mitglieder umfassen und m Jahre 1887 über eine Million Mark für Wohlthätigkeitszwecke verausgabt haben. Gewiß ine segensreiche Vereinigung, welche die regste Be⸗ jeiligung des Publikums in vollem Maße verdient. F Augsburg, 27. April. Das Diakonissen⸗ haus Augsburg hat im vergangenen Jahre ein gesegnetes Jahr gehabt. Nachdem das Legat der Gräfin Du Ponteil (1,200,000 M.) angefochten worden war, ist jetzt die Anerkennung des Testament auch von dieser Seite erfolgt. Mit einem Theil des Legates beabsichtigt man einen Neubaau aufzu⸗ führen. Zunächst ist die Anstalt durch einen Neu⸗ bau wiederum erweitert worden. Die Gesammtzah' der Diakonissen beträgt 94. F Regensburg, 1. Mai. Wie das „Re⸗ gensburger Tageblatt“ erführt, werden die Truppen der beiden bayerischen Armee⸗Corps die Pickelha ube zum 1. Juli endqultig an⸗ zulegen haben. Aus Baden, 1. Mai. Für weitere Kreise dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, daß die Badische Oberschulbehörde zur praktischen Ausbil- zung der Lehrer der neueren Sprachen eine Reiht steisestipendien im Betrag von 300 und 400 Mk ür die Dauer der Herbstferien ausgeworfen hat, Ddie Kammer hat einen hinlänglichen Budgetsatz bewilligt, damit alle Jahre etwa zehn solcher Sti- dendien zur Vertheilung gelangen, was im Verhält— aiß zur Zahl der Lehrer neuerer Sprachen beträcht⸗ lich zu nennen ist. Es wäre dringend zu wünschen, daß andere Siaaten das Beispiei des Badischen Oberschulraths nachahmten. F In Roßbdorf bei Darmftadt ist die ab⸗ norme Witterung dieses Jahres von besonders un⸗ zünstigem Einfluß auf die Gesundheits- und Sterb⸗ lichkeitsverhältnisse gewesen, so daß von Anfang Januar bis Ende April mehr Personen dort gestorden find, vie in den 12 Monaten des Vorjahres. — Die Arbeiterbewegung hat jetzt auch einen großen Theil zer Steinh auer im Spessart befallen. Die Leute vollen mit 4 - 4213 Mt. Arbeitsverdienst täalich nich mehr auskommen koͤnnen. F Rückständige Beiträge für die Berufsgenossenschaften werden nach 8. 74 des Unfallversicherungsgesetzes wie Gemeinde⸗ abgaben beigetrieben. Da hinsfichtlich dieser Bei⸗ reibung noch zumteil von unrichtigen Gesichts- yunkten ausgegangen wird, ist das preuß. Ministerium in einem an die preußischen Regierungspräsidenten jerichteten Erlaß dieser Frage näher getreten. Dar- nach liegt die Einziehung aller berufsgenossen⸗ chaftlichen Beiträge lediglich den Organen der Henossenschaft selbst ob, nur werden die Beiträge zu land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossen⸗ chaften und die Prämien, welche für die Unfall⸗ zersicherung der bei Regiebauten beschäftigten Per—⸗ onen an die Versicherungsanstalten der Bauge⸗ verks-Berufsgenossenschaften abzuführen sind, von zen Gemeindebehörden eingezogen und an die Be— ufsgenossenschaften abgeführt. Hierfür steht den Gemeindebehörden eine Hebegebühr von 4 Prozent zu. Dagegen haben fürdieFwangsbeitreib— ung rückstandiger Béiträge die Voll— treckungsbehörden keine Hebegebühren zu verlangen. Diese Zwangsbeitreibung darf nuer in der Form der Beitreibung von Kommunalabgaben erfoigen, ind zwar sind die Vollstreckungsbehörden in diesem Falle ausschließlich die Gemeindebehörden; es ist unzulässig, die Zwangsbeitreibung anderen Behör⸗ den zu übertragen. Die Gemeindevorstände haben auf Ersuchen der Genossenschaftsvorstände die Zwangsvollstreckung durch die Vollstreckungsbehoͤrde der Gemeinde zu veranlassen, und find hierfür lediglich die der Gemeinde aus der Erledigung der Requisition etwa erwachsenden „baren Auslagen“ pon der Berufsgenossenschaft zu erstatten. Ge⸗ bühren der Vollziehungsbeamten haben die Berufsgenofsenschaften den Gemeinden nur in dem Falle zu ersetzen, als diese Gebühren von dem Schuldner nicht zu erlangen waren und aufgrund der Anstellungsverträge von den Gemeinden an die Vollziehungsbeamten gewährt werden müssen. F Marburg, 2. Mai. Vor der Strafkam⸗ mer des hiesigen Landgerichts wurde heute das Urtheil gegen den Elementarlehrer Fenner von bier verkündet. Derselbe wurde wegen Vi der judischen Retigion gu 14 Dihe w Da⸗ und in die Kosten verurtheilt. Fenner —3 Oktober b. Is. in öffentlicher Vasntn õbr Stoͤder die jüdische Religion beschimeseelunnidr F Von einer Begegnung mil —XR fe erzählt Otto Fock in feinen — riner schen Erinnerungen“? eine kleine inteue m schichte. Bei Gelegenheit einer am A Juli 1850 zu Braunschweig gehallenen gu iung von Führern der Volksbariei wund — Or maligen Adgeordneten der Stadt Rendennetedr Fock, ein junger Mann unter dem —* derrn Hesse vorgestellt. Aber sofort erinner Fock, daß er diesen Mann schon früher ein sehen haben müsse. Bald auch fiels ihn n wvar in einer Volksversammlung des Jahres u Bonn gewesen, wo dieser Mann durch seine ha zabe aufgefallen war. Der junge Mann hie nicht Hesse, sondern Karl Schutz. Fot iber das unerhoͤrte Wagniß eines Manng nach dem verunglückten Zuge gegen das —— ꝛandwehrzeughaus dem badischen Aufstand chlossen hatte und nach der Uebergabe do nur mit genauer Noth der kriegsgerichtlihene entgangen, aber in contumaciam berurtheil und nun dennoch als Geachteter und Versoh Deutschland umherreiste und auf jeder —— Bersammlung erschien. Fock, der feine Vem für sich behielt, traf bei seiner Abreise von chweig zufällig mit dem angeblichen Hesse und Begleiter in einem Coupe zusammen, redeb jeinem richtigen Ramen an und warf ihm inverzeilichen Leichtsinn vor. Anfangs wollet iein Incognito aufrechterhalten, dann ahen er lachend, er müsse sich wohl ergeben, erzahl⸗ einer Flucht aus Rastatt und theilte zu Entsetzen mit, daß er den größten Theil des lers am Rhein, und zwar in Bonn seihst zugn habe. „Mich verräth Niemand“, schioß . rröstlicher Zuversicht, „ich vertraue auf mein⸗ Glück, das mich noch niemals im Stiche gu hat.“ 5 Monate später erschien K. Schutz uden freier Gottfried Kinkels wieder auf der Viltthse Genf, 1. Mai. Der ehemalige dunß Officier O'Dann, der durch seine me als angeblicher deutscher Spion in Frankteih 2 annt wurde, ist in Genf auf Ansuchen der deu Staatsanwaltschaft wegen Betrügereien vehe worden, deren er sich in Berlin schuldig gem haben soll. Es wird gemeldet, O'Dann m Fürsten Bismarck 10,000 Fr. verlangt, sonf vn er viele Schriftstücke an Frankreich ausliefern er als ehemaliger militärischer Instructor des prinzen Wilhelm und auf seinen verschiedenen? sionen nach Frankreich, welche ihm übertragen· den, gesammelt habe. Ständerath Moriau naach der Genfer „Tribune“ mit der Verne bon O'Dann's Sache betraut. Wie aus Paris gemeldet wird, vern sich dort am 80. April der Herzog Johannr Decazes mit Miß Singer, der Tochter des beharr Nähmaschinenfabrikanten. Der Herzog von De fteht gegenwärtig im 24. Lebensjahre und in der Sekretäre des Grafen von Paris. Die Ir der Braut war in zweiter Ehe mit dem Hun don Campo⸗Felice vermählt. Die Mitgift der Singer beträgi 1 Million L. F Catania, 2. Mai. Aus dem Haup des Aetna steigt eine dichte Rauchsäule auf; dun Getöse scheint den Beginn einer Eruption⸗ kündigen. Der Himmel ist verfinstert. F Der rufsfische Schriftsteller Marker sagte einst in einer Geseilschaft: „Was ist de denn erfreulich? Nichts.“ An dieses Wort man lebhaft erinnert durch folgende Schide eines Berichterstatters des „Daily Zeego „Ich habe soeben eine längere Reise durch v gemacht und hatte im Verlauf derselben ein gewöhnlich gunstige Gelegenheit, die Lagt Volkes zu studieren; ich kann nur sagen alles, was ich sah und hörte, unbedingt die mistische Auffassung der „Kolnischen Zeitung stätigte. Das grenzenlose Elend und die stische Ergebung der russischen Bauern muß! Brust des hartherzigsten Steuereintreibers — züͤhl des Ecbarmens erwecken und die Hofftn selbst eines sanguinischen Gerichtsvollgiehen. nichten. Wenn man sagen wollte, daß deu— bau in Rußland eine Beschaftigung darstell den vollkommenen Ruin bedeutet, und de Männer, welche hinter dem Pfluge gehen