die Stunde, wo vor 19 Jahren der Einzug erfolgte, die große Glocke des Capitols. Wien, 20. Sept. Mit dem König Georg von Griechenland kommen, wie die „Politische Kor⸗ respondenz“ meldet, am 24. d. M. auch die dönigin Olga und die jüngeren Mitglieder der königlichen Familie, die bisher in Fredensborg weilten, nach Wien, wo ein zwei⸗ bis dreitägiger Aufenthalt stanfindet. Odefsa, 20. Sept. Die frühere Königin Natalie von Serbien ist gestern von hier nach Rumänien abgereist. F Eortate und pfalzische Nachrichten. xSt. Ingbert, 21. Sept. Wie bekaant, oeranstaltet der Turnverein St. Ingbert morgen Nachmittag ein Schauturnen, welches vor⸗ aussichtlich der regnerischen Witterung wegen im Café Becker abgehalten werden muß. Es wird für Jedermann interessant sein, dies Schauturnen an- zusehen. Unsere Turner betreiben ihre Sache mit Frnst, sie find stets tüchtig bei den Uebungen, so werden sie auch morgen gewiß Sehenswerthes den Zuschauern vorführen. Nachdem die turnerischen Uebungen beendet sein werden, wird abends ein Ball die Mitglieder mit hren Angehörigen vereinigen. Zu diesen Ver—⸗ instaltungen bringen wir dem Vereine hiermit ein „Gut Heil.“ * St. Ingbert, 21. Sept. Durch Ent—⸗ schließung hoher kgl. Regierung vom 18. d. Mis. st Herr Schulverweser Ft. Vogelgesang in St. Ingbert zum Lehrer mit Wirkung vom 1. Januar 1890 ernannt worden. **æ St. In gbert, 21. Sepi. Sicherem Ver⸗ nehmen nach wird kommenden Montag die Ankunff der Lokomotive erwartet, welche Herr Kommer⸗ zienrath Adt in Ensheim für die Straßenbahn St. Ingbert⸗Ensheim aus England bezogen hat. Der Verkehr wird sofort eröffnet werden. Möge der Fortgang des Unternehmens den daran geknupften Erwartungen entsprechen und besonders für die Ensheimer Industrie reiche Förderung hringen! *Die Direktion der kgl. bayer. Posten und Telegraphen gibt bekannt, daß für den mittleren Posi⸗ und Telegraphendienst Adspi— ranten aufgenommen werden. *— Der Delegirtentag des Verbandes pfälzischer Konsumbereine findet morgen, Sonntag, Vormittags 10 Uhr, zu Neustadt in der „Postmuͤhle“ statt. Auf der Tagesordnung steht zas neue Genossenschaftsgesetz und die Berathung der durch dieses Gesetz bedingten Aenderungen der Statuten der einzelnen Verbands-Vereine. *— Am 1. Oktober nächsthin werden, wie zereits früher angedeutet, im Reichspostgebiet neue Postwerthzeichen eingeführt. Die neuen Marken unterscheiden sich von den jetzt giltigen im Wesent⸗ lichen dadurch, daß der ihnen aufgedruckte Reichs— adler und die Reichskrone der durch den Allerh. Erlaß vom 6. Dezemder 1888 festgestellten Form entsprechend abgeändert worden sind. Was die Farbe der neuen Werthzeichen betrifft, so werden die Marken zu 3 Pf. in braun, zu 5 Pf. in grün, zu 28 Pfg. in orange und zu 50 Pfg. in roth⸗ diaun hergestellt, während bei den Marken zu 10 Pfg. und 20 Pfg. wie bisher die rothe bezw. blaue Farbe zur Verwendung kommen wird. — Zweibrücken, 20. Sept. Bezüglich der Prämiierungsbestimmungen bei den Landgestüis⸗ preiseberteilungen der Pfalz zu Haßloch und Zweibrücken tritt dieses Jahr „zum erstenmal eine von dem Pferdezuchtverein cngestrebte Aenderung inkraft, wonach die bei Stuten zurückgehaltene Prämie auch noch nach 2 Jahren (statt wie bisher nach 1 Jahr) zur Auszahlung gelangt, wenn eine prämiierte Stute in dem auf die Prämiierung folgenden Jahre nicht, dagegen im nächstfolgenden (zweiten) Jahre trächtig und dann mit einem Fohlen bdorgeführt wird.“ — Vor der Strafkammer zu Kaisers—⸗ lautern wurde letzter Tage ein selten vor— kommender Fall verhandelt. Angeklagt, einen Soldaten zur Desertation verleitet zu haben, war Philippine Rheinheimer, geborene Zimmer, aus Erfenbach. Die Angeklagte war vor Jahren mit Angehörigen nach Amerika ausgewandert und er⸗ suchte ihren in Metz damals beim Militär stehen⸗ »en Geliebten Namens Gayer briefllich, auch mit⸗ zukommen. Dieser desertirte später auch wirklich, sand aber das Mädchen nicht mehr vor und wan⸗ derte deshalb nach Frankreich aus. Vor Kurzem — nun ist die Angeklagte, welche mit einem Anderen äch inzwischen verheirathet hatte, nach Deutschland urückgekehrt und auf Grund des von Gayer s. 3. jinterlassenen, von ihr geschriebenen Briefes, ist hr der Prozeß gemacht worden. Das Urtheil autete auf 24 Tage Gefängniß. Die Verur⸗ heilte will ein Gnadengesuch an den Prinz-Regen⸗ ten einreichen. — Deidesbeim, 18. Sept. Große Geistes⸗ gegenwart und anerkennenswerthen Muth zeigte »orgestern der 12jährige Sohn des Herrn H. doch, Weinhändler dahier. Ein 4jähriges Knäb⸗ hen war in den sogenannten Gaulsbach gefallen ind bereits einige Male untergetaucht; durch die stufe zufällig in der Nähe weilender Frauen auf— nerksam gemacht, sprang der beherzte Knabe, welcher ie kritische Situation sofort ersah, in das nasse rlement und brachte den Kleinen glücklich heraus. — Frankenthal, 19. Sept. Den Milch⸗ »anschern diene zur Warnung, daß heute vom -„chöffengerichte dahier eine gewisse Frau Beil aus zppstein, welcher die Milch, die sie nach Fran⸗ enthal verkaufte, nicht wässerig genug war und die eßhalb Wasser zusetzte, zu 30 Mk. Geldstrafe ver⸗ irtheilt wurde. — Weisenheim a. S. Zur Zeit werden zurch die Großobsthändler G. A. Kraus, Friedrich raus, Chr. Langenwalter, Georg Klein von hier ind Hliesrat von Vallendar in Rheinpreußen in Meckenheim, Landau und Umgegend, sowie an der gergstraße die Wallnüsfse zum Export nach ẽngland aufgekauft. Die Producenten freuen sich edesmal auf die Ankunft dieser Herren, denn sie rlösen ein schönes Stück Geld und werden reell und koulant bedient. Der Preis pro Zentner be⸗ vegt sich zwischen 8 und 10 Mk., oft noch etwas zarüber, je nach der Qualität der Waare. Die Rußernte fällt für dieses Jahr verhältnißmäßig zu⸗ riedenstellend aus. — In Leimen ereignete sich unlängst ein Fall, der in der That einen bewunderungswürdigen tzeweis von Entschlessenheit giebt. Beim dronenwirth Buckler fiel ein Kind, das der Ob⸗ jut eines Dienstmädchens anvertraut war, in den Abort, wo es unfehlbar verloren gewesen wäre. Das Schreien des Mädchens vernahm der Wirth ind sprang, bewaffnet mit einer Art, durch ein Fenster des zweiten Stockes, wo er sich befand, sinab in den Hof, um sofort zur Rettung zu chreiten. Mit Hilfe der Axt gelang es dem ent⸗ chlossenen Mann, eine Oeffnung zu schlagen, sich inabzuzwängen und so das Kind lebend und un⸗ ersehrt aus seinem schrecklichen Grabe zu retten. xine That, die sicher weiterer Anerkennung voll⸗ pürdig. — Kirchheimbolanden, 20. Sept. Dem Hernehmen des „K. A.“ nach wird in der Schuh⸗ abrik der Herren Coblitz u. Waltgenbach demnächst lektrische Beleuchtung, zunächst wit eiwa 0 Glüh⸗- und einem Bogenlichte, eingerichtet. Ge⸗ jannte Firma steht mit der Schuckert'schen Fabrik ür elektrische Beleuchtung in Nürnberg zurzeit in ünterhandlunzen, welche zu baldigem Abschlusse zelangen dürften. — Die „D. Buchdr. Ziq.“ bringt eine Be⸗ prechung alter Druckwerke und es ist darin auch as älteste Buch der Pfalz verzeichnet. Es hat en Titel: „Postilla scholastika super Apo- alipsin et super Cantica Canticorum“, die zahreszahl 1471 und ist in Speyer gedrudt. Da edoch der Name des Druckers darin nicht ange⸗ zeben ist, so ist es zweifelhaft, wer von den Ende der 70 Jahre des 15. Jahrhunderts gleichzeitig in S„peyer auftauchenden Druckherrn, Peter Drach ind Brüder Konrad und Heinrich Hist, das Buch jergestellt hat. Pfälzisches Schwurgericht. III. Quartal. 2 Zweibrücken, 20. Sept. Die Schwur⸗ zerichts-Verhandlung gegen Schuhfabrikant Bock zen. von Pirmasens wegen Meineids, die 2 Tage n Anspruch nahm, endigte heute Abend 6 mit reisprechung des Angeklagten, nachdem die zeschworenen die Schuldfrage derneint hatten. Vermischtes. F Die Firma Villeroy u. Boch in Mett—⸗ 'ach wendet neuerdings in ganz besonderer Weise den jugendlichen Arbeitern ihre Aufmerk—⸗ amkeit zu, und hat nach dern, S.⸗Ztg.“ eine Reihe „Bestimmungen für jugendliche Arbeiter“ erlassen, velche jeder, sowie der Vater oder Vormund unter⸗ schreiben muß. Alle jugendlichen Arbeiter bis zum ollendeten 16. Jahre dürfen an den Wochentagen nußer Samstags, nicht mehr nach Hause gehen sondern müssen in der Speiseanstalt Logis nehmen Der Besuch des Wirthshauses ist bis zum dol— endeten 18. Jahre an den Wochentagen untersagt An Sonn- und Festtagen ist derselbe gestatietn Begleitung des Vaters. Rauchen und Tragen von Waffen ist gänzlich verboten. Der jugendliche Ar deiter ist verpflichtet, und zwar bis zum vollendeten 21. Lebensjahre, den ganzen Verdienst seinem Valer an jedem Zahltag regelmäßig gegen Quittung zu ibergeben. Diese Quittung ist in ein Buch ein— zutragen, welches am ersten Montag nach dem Zahl— age an den betr. Aufseher abgegeben werden soll. Ueber Dauer und Umfang des Berg— urbeiter-Ausstandes in den Steinkohlenbe— irken an der Ruhr, der Saar und in Schlesien iegen jetzt genauere Ermittelungen vor, welche das zachstehende Ergebnis hatten. Im Ruhrgebiet dauette er Streik insgesamt einen Monat und war faft illgemein, so daß z. B. an einem Tage 97 pCl. der Gesamtbelegschaft ausständig waren. An 21 Arbeitstagen feierten täglich im Durchschnitt etwa 30,000 Mann oder gegen 52 pCt. aller Bergar—⸗ deiter. — In den Staats⸗Gruben an der Saar varen überhaupt 17000 Mann oder nahezu 66 „Ct. der ganzen Belegschaft am Ausstande beteiligt. PVährend der 8 Arbeitstage, an denen gestreikt opurde, feierten durchschnittlich täglich etwa 10 000 Mann oder nicht ganz 40 pCt. der Gesammideleg⸗ haft. Was den Ausstand in Schlesien betrifft, so 'eierten in Niederschlesien an 5 Arbeitstagen durch—⸗ chnittlich mehr als 66 pCt., darunter an einem Tage fast 90 pCt. der gesamten Belegschaft, nämlich ahezu 13000 Mann. Auf den Odberschlesischen „teinkohlengruben dauerte der Streik dagegen im ganzen neun Tage, und zwar blieben täglich im durchschnitt 5 bis 6000 Mann oder etwa 12 »Ct. sämtlicher Arbeiter von der Grubenarbeit fern. Iuf den beiden in Oberschlesien vom Staate be— riebenen Steinkohlenbergwerken im besonderen vurde nur au 2 bezw. 132 Tagen von einem leinen Teil der jüngeren Mannschaft die Arbeit ingestellt. An jedem der 4 inbetracht kommenden Tage feierten durchschnittlich nur 7,8 PCt. von asgesamt 8800 Arbeitern. Dauer und Umfang »es Streiks war demnach auf den Schlesischen Staatswerken wesentlich geriager, als auf den Brivatwerken, ebenso wie auch der Ausstand auf zen Staatswerken an der Saar erheblich schneller und in geringerer Ausdehnung verlief, als auf den Brivatwerken in Westfalen. F Heidelberg, 19. Sept. Edison beab⸗ ichtigte heute von Heidelberg nach Ars zu reisen, im die Erzlager der Lothringer Eisen— verke zu besichtigen; sein Besuch hängt, nach dem „B. T.“, zusammen mit den schon seit Jahresfrist Jjemachtan Bersuchen mit Erzen der Lothringer Fisenwerke, betreffs eines neuen Scheidungsverfahrens, zuf elektrischem Wege, das besonders für das Etz jon Ars von Wichtigkeit sein soll. Die bayerische Landwirthschaft im Jahre 1888. Im Jahresbericht des Generalkomits des landwirthschaftlichen Vereins in Bayern wird iber die Lage der Landwirthschaft in Bayern im Jahre 1888 gesagt: „. ., Einerseits kann nicht zestritten werden, daß die Landwirthe noch fort vaͤhrend einen schweren Stand haben, sich durch— ukämpfen, und daß es nicht möglich sein wird, zuch bei besseren Einnahmen die großen Verlufste, velche die niedrigen Getreidepreise verursachten, vieder zu ersetzen, andererseits muß zugegeben verden, daß die seitherige Nothlage weniger fühl⸗ zar zu sein und eine wenn auch nicht allgemeine. »och theilweise Besserung der mißlichen Lage der zandwirthschaft sich allmählich bemerkbar zu machen heint.“ Der Jahresbericht gewährt Einblick in »as landwirthschaftliche Schaffen in den verschiedenen Rtegierungsbezirken, weist insbesondere allseitige und „pferwill ge Bemuhungen zur Veredelung der Vieh⸗ uͤcht nach und gedenkt mit lebhafter Anerkennung er staatlichen Foörderung der Landwirihschaft. FDufseldorf. Frau Kommerzienrat Hehe jierselbst hat zum Andenken an ihren verstorbenen Hemahi der edangelischen Gemeinde in Gerresheim 30 000 Mt. zu ürchlichen Zwecken überwiesen. Enteetzlicher Unglüd sfall. An dienstag machten sechs Personen aus Rees (Reg Bez. Dusseldorf), drei Herren und drei Damen— Ammiich der Familie K. angehörig, eine Nachen/⸗ uͤbrt auf den Roeain. Dir' Kahn geriet ins