Balter von hier um 95 000 Mk. an Herrn gernhard Auer von Wiesbaden. (F. T.) »In Neuleiningen wurde ein frecher Finbruchdiebstahl verübt. Die ledige, etwas isolirt pohnende Marie Maas begab sich nach Grünstadt, m verschiedene Einkaufe zu machen. Bei ihrem gachhausekowmen fand sie zu ihrem Schrecken die Thure erbrochen, das Pult geöffaet und etwa 40 ut. an Geld entwendet. Jedenfals muß der dieb eine Persönlichteit sein, die dorten im Hause nt ist und die Adwesenheit der Maas auf „iese Weise benützte. Kirchheimbolanden, 29. Sept. Am Sonntag den 18. Oktober, morgens 10 Uhr, findet — owartes Herrn Maier aus Kaiserslautern ein gezirksvorturnerkurs statt. In Niefernheim wurde der 15 Jahre Monate alte Johannes Schütther, Sohn des Ackerers Friedrich Schüttler von bier, von seinen Angehörigen in der Scheuer seines Vaters erhängt zufgefunden. Was den braven jungen Menschen zu der unseligen That veranlaßte, konnte nicht rmittelt werden. DFrau Ottilie Stein, die bekannte Hannheimer Dichterin und Schriftstellerin, wird emnächst in einigen pfälzischen Städten Vorträge über die patriotische Erziehung der Kinder“ halten. Im Abend des letzten Dienstag sprach Frau Stein in kaufmännischen Verein zu Pforzheim vor einem außerst zahlreichen Pablikum üdber dasselbe Thema ind errang mit ihrem meisterhaft stilifirten Vortrag inen geradezu großartigen Erfolg, was dem Vor⸗ jand des erwähnten Vereins Veranlassung gab, die Referentin sogleich für einen weiteren Vortrag in er nächsten Saison zu engagiren. Deutsche Maänner, deutsche Frauen zu erziehen, ist die Hauptaufgabe unserer Zeit und um dies zu erreichen, bedarf es hon Kindheit an, bis zur Selbstständigkeit unserer Soͤhne und Töchter der geeigneten patriotischen Er— iehung, weshalb das von Frau Stein für ihre Hotiräge gewählte Thema überall mit größtem Dank ntgegen genommen werden durfte. Pfälzisches Schwurgericht. III. Quartal. 2 Zweibrücken, 209. Sept. Wadle Alber 9 J. a., Küfer, und Klein Katharina, 54 J u. Ehefrau von Friedrich Wadle, beide von Gleis weiler, wegen Meineids. Der Tharbestand ist kurz folgender. Der Winzer Minges in Gleisweiler war am 5. April dss. J. vom Schöffengericht Edenkoben wegen Schießens mit Pistol in der Nähe hon Gebäuden mit 6 Mark Geldbuße bestraft, auf seine Berufung aber vom Landgericht Landau am 4. Juni freigesprochen. Es ergaben sich hierbei Anhaltspunkte daß die heutigen Angeklagten, welche gegen Minges zeugten, trotz ihres Eides die Un— wahrheit gesagt hatten. Nachdem die Geschworenen bezugl. des Ersteren die Hauptschuldfrage bejaht, bezügl. der Letztern dieselbe verneint jedoch die auf fahr⸗ lassigen Falscheid gestellte Frage bejaht hatten, berurteilte der Gerichtshof den Albert W. zu einer Zuchthausstrafe von 1 Jahr und die Klein zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten. Ende 916 Uhr. Vermischtes. Die Postkarte hat am 1. Ottober ihten zwanzigsten Geburtstag. Der Wunsch nach Vereinfachung des Briefwesens war es, den der damalige Geheime Postrat Stephan im Jahre 1805 auf der fünften deutschen Postkonferenz in sarlsruhe mit dem Antrage der Gründung eines Postblaties zu verwirklichen suchte. Unter diesem Postblatt“ verstand der Antragsteller eine Abart des Briefes in Gestalt eines einfachen Blattes welches das Briefschreiben erleichterte und zugleich rine billigere Versendung ermöglichte. Die Post⸗ lonferenz vermochte sich mit diesem Gedanken nicht ju befreunden, und lehnte deßhalb den Antrag ein⸗ jach ab. Nach vier Jahren erschien in der Wiener Veuen Fr. Presse ein Aruikel, welcher denselben hedanken befürwortete, für den auch die öster⸗ reichische Postberwaltung gewonnen wurde, so daß um 1. Oktober 1869 die ersten Korrespondenz⸗ karten ausgegeben wurden. Im Konigreiche Preußen und im Gebiet des Norddeutschen Bundes erblickte im 1. Juli 1870 die erste Korrespondenzkarte das Licht des Brieftastens. England, die Schweiz und duremburg folgten bald, und im Jahre 1873 gab Nordamerika seine ersten Karten aus, worauf 1874 Italien die neue Einrichtung annabin. die fich his um Jahre 1878 in der ganzen zivilisirten Welt ingeburgert hat. St. Johann, 30. Sept. Auf Requisition der Staatsanwalischaft in Luxemburg vigilirten die Polizeibehörden auf den 26jährigen Hüttenarbeiter Franz Unmer aus Forbach, der von einem hreußischen Rgiment desertirte, nach Luxemburg Jüchteie, daselbst nach kurzem Aufenthalt einen Raubmord beging und darauf nach Deutschland die Flucht ergriff. Herr Polizeikommissar Merten in Forbach kannte den Verbrecher, erhielt Spur von hm, kam vorgestern Nachmittag nach St. Johann uind gelang es ihm, nach dem „S. J.S. A.“, bends den Ulmer in Saarbrücken, der dort sich dersteckt hielt, mit Hilfe von Gendarmen dingfess zu machen. Bermitzt von seinen Angehörigen wird der 10 Jahre alte Knabe Mathias Diederich von Malstatt. Der Junge hat ein rundes Geficht ind weißliche Haare, ist von mittlerer Größe und vurde zuͤletzt zwischen Heinrichshaus und Riegels herg gesehen. Wer etwas über den Verbleib des Znaben weiß, wolle es gefälligst der nächsten Poli— zeibehörde anmelden. (Kachschrift: Der Knade ist hdei Holz im Walde gefunden und seinen Eltern vieder zugeführt worden). HRNaäainz, 30. Sept. Die am Samstag nn der Kostheimer Mainbrücke feierlich eingemauerte —A0 Tageblatt“ meldet, nachts gestohler. — Auf der Landstraße zwischen Mainz und dechtsheim wurde vorige Woche der Postwagen Zeraubit; es wurden dabei 1100 Mk. an baarem HJelde entwendet. Der Dieb ist der eigene Fuhr— necht des Posthalters von Hechtsheim gewesen Derselbe hatte den Postwagen mit den Postwerth⸗ tücken nach Mainz, Hauptpostamt, zu fahren; von Zem Posthalter von Hechtsheim waren 1100 Mk n den verschlossenen Postkasten des Wagens gelegt. ANuf der menschenleeren Chaussee erbrach der Knecht »en Kasten, entnahm aus demselben das darin efindliche Geld und verschwand damit, den Wagen ammt Pferd seinem Schicksal überlassend. Das Pferd lief aber nach der Stadt und wurde hier aufgegriffen; bei der Untersuchung des Wagens wurde dann konstatiert, daß derselbe erbrochen und eines Inhaltes beraubt worden war. Der steck⸗ zrieflich verfolgte Knecht heißt Beck und ist aus Nürnberg. Der Posthalter von Hechtsheim ist für den Schaden verantwortlich und muß das geslohlene Beld ersetzen. pIn Offenbach a. M. ist die Stearin— abrik von Emil Vollmar abgebrannt. Der Schaden soll gegen 200,000 Mi. betragen. Der Fabrikbetrieb ist nicht gestört. Stuttgart, 30. Sept. Morgen findet die Eroöffnung der Linie Leutkirch-Mem— mingen statt. Die Minister Frhr. v. Mittnach und d. Crail sheim werden derselben an— wohnen. p Aschaffenburg. Der Senior der unter— fränkischen Forstbeamten, Herr Oberforster Hheinrich Mantel, ist im Kloster Himmelthal, wo er 40 Jahre thätig war, gestorben. München, 29. Sept. Die 2. internationale Ausstellung von Postwertzeich en anläß—⸗ lich der vierzigiäͤhrigen Einführung des Briefmar⸗ ensystems in Deutschland durch Bayern und an⸗ aßlich der zwanzigjaͤhrigen Einführung der Post⸗ sarten ist heute in den Zentralsälen des Ausstell- ungsgebaudes erbffnet worden. Die Ausstellung ist iehr zahlreich besucht. dDie Oberrader Turnerfahne, welche seit dem deutschen Turnfest in München versch vunden war und ob deren Verlust im Ver⸗ eine großer Zwiespalt entstand und viele Austritte ilteret Mitglieder erfolgten, hat sich vor einigen Ta⸗ Jen, nachdem man bei allen Turnvereinen in Deutsch and und Oesterreich, welche bei dem Feste vertreten varen, angefragt hatte, in Bonn wiedergefunden. pHamburg, 30. Sept. Gestern Mittag 1 Uhr wurde hierselbst der neunte deutsche Kongreß für erziehliche Handarbei! unter zahlreicher Beteiligung ducch den Voesitzenden Schrifisteller Lammers (Bremen) eröffnet. Der Geh Regierungsrat Schneider (Schleswig), der Vertreter des preußischen Kultusministers, versicherte die Ver— jammlung des Wohlwollens der Regierung. Des zleichen Brueger (Stutigart) namens des württem⸗ bergischen und Schuldirektor Schweitzer (Mülhausen namens des elsaß⸗iothringischen Ministeriums. Die Rersammlung sandte dem Reichskanzler ein Tolo— gramm, worin fie für dessen wirkungsvolle Unter⸗ stützung auf das wärmste dankt. Berlin, 28. Sept. Eine ent setzliche Katastrobhe hat sich, wie die Abendblätter melden, heute früh etwa fünf Minuten vor 8 Uhr auf dem Spandauer Feuerwerks⸗Laboratorium ereignet. In einem Arbeissraume auf dem Eiswerder, einer in der Oberhabel belegenen Insel, in welchem unter Aufsicht eines Meisters und eines Oberfeuerwerkers etwa 50 Frauen und Mäödchen mit der Nachprüf⸗ ung von Artillerie-Jündhütchen beschäftigt wurden, fand eine Erplosion von furchtdarer Wirkung statt. Der ganze Raum stand, da sich sofort sammt. üiche Zündhütchen entzüudeten, mit einem Male in Flammen. Die Mehrzahl der darin befindlichen Hersonen ist verunglückt, zwölf haben schwere Ver— letzungen, meist Brandwunden, davongetregen. An dem Aufkommen mehrerer, Personen wird gezweifelt. die Zahi der leichter Verletzten beträgt etwa 20. Mit dem Dampfer des Jnstituts wurden die schwer⸗ verwundeten Arbeiterinnen nachlder Stadt und dann nittels Tragkorben nach dem städtischen Kran ken— hause gebracht. Die Leichtverwundeten wurden an Ort und Stelle verbunden, dann in Kähnen an das ttadtseitige Ufer übergesetzt, worauf sie sich in ihre Wohnungen begaden. Auch der Meister und der Dberfeuetwerker haben Brandwunden im Gesicht! davongetragen. Der Knall war ein furchtbarer, die Erde erzinterte im weiten Umkreise. In dem Ar— beitsraume ist das Dach hochgetrieben; eiserne Trüger wurden verbogen; sammtliche Fensterscheiben zer⸗ trümmert. Die Bevölkerung befindet sich in un⸗ geheurer Aufregung. Die Ursache der Katastrophe ist noch nicht festgestellt. Avellino, 30. Sept. In der vergange- nen Nacht fand in dem Tunnel zwischen Ariano und Gianerollollo ein Zusammenstoß zweier Personenzüge von Neapel und Fogglia statt. Eine zrößere Anzahl von Wagen wurde zertrümmert, die Zahl der Verunglückten ist noch unbekannt. Die Behörden begaben sich unverzüglich an den Unfalls- schauplatz. Die Ueberlandpost mußte ihren Abgang verzögern. F In Versailles lebt ein Kutscher, der eine stille Schwärmerei für das Kaiserthum hegt. Gern hekennt er seinen Fahrgästen seine heimliche Liebe. „Aber wie kommen Sie denn dazu?“ fragt ihn ines Tages ein Insasse seines Gefährts, „was gehen Sie denn die Napoleoniden an?“ — „O, mein Herr, ich habe sogar ein Andenken an den großen Kaiserl“ — „So?“ — „Ja hier!“ — und er zeigt ein Zehnsousstück — „das stammt von einem Zwanzigfranksstück, das Napoleon einst meinem Großvater geschenkt hat!“ Familiennachrichten. Gestorben: In Kallstadt Friedr. Karl Bender, 78 J. a.; in Leistadt Ludwig Becker 1; in Frankenthal Max Durlacher; in Kaiserslautern Lina Schorb geb. Weber, 28 J. a.; in Ottweiler Tharlotie Wagner geb. Maurer, 43 J. a.; in Hengstbach Maria Decker geb. Brünisholz, 64 J. a.; in Saarbrücken Ferdinand Zix, 56 J. a. Neueste Nachrichten. Ludwigshafen, 30. Sept. Vom Hof— marschallamt in Berlin ist an Herrn Friedrich Schön in Worms die Mittheilung gelangt, daß Taiser Wilhelm am 17. Siovember zur Feier der Einweihung des Festspielhauses nach Worms kommen werde. (Pf. K.) Muͤnchen, 30. Sept. Das Budget wird heute Abend der Kammer zugehen. — In dem Hefinden des Erzbischofs Steichele ist trotz der Foridauer der hochgradigen Schwäche und der Ab⸗ nahme des Appetits eine kleine Besserung eingetreten. Berlin, 80. Sept. Der „Reichsanzeiger“ teilt die Rückkehr des Finanzministers v. Scholz mit, woraus zu schließen sein dürfte, daß derselbe die Geschäfte seines Ressortss wieder über— nommen hat. Berlin, 1. Okt., früh. Die „Nordd. Allg. Zig.“ bezeichnet die Vermuthungen einiger Blatter uber bevorstehende Nende rungen in den deutschen —AV Luft degriffen; es liege auch nicht der leiseste Anlaß vor, an die Absicht einer Aenderung in diesen Stellen zu glauben. (S. 3.) Für die Redaktion verantwortlich: F. X. Dem etz.