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Oktober 1889. 24. Jahrg. Deutsches Reich. Sigmaringen, 16. Olt. Die Königin Carola von Sachsen ist zu längerem Besuch hier eingetroffen. Auch die Gräfin von Flan⸗ zdern befindet fich mit ihren Töchtern hier. Berlin, 15. Okt. Der „Post“ zufolge wird meneuen Militäretat zweifellos die Ergänzung zer noch aus 4 Geschützen bestehenden Feldbatterien uf 6 Geschütze enthalten sein. Das Aeltestenlollegium der Berliner Kaufmann⸗ chaft beschloß gestern, zur Föorderung des Rhein⸗ Rosel⸗Elbe⸗Kanal⸗Projektes einen Bei⸗ rag zu leisten. Diekonservative Gesammtvertretung vird am nächsten Freitag unter dem Vorfitz des Majors Blume eine öffentliche Versamml ung ab⸗ halten, in welcher Professor Adolf Wagner über ihre „Stellung zum Kartell“ sprechen wird. Eine Kesolution soll vorsichtiger Weise nicht gefaßt verden. Berlin, 16. Otlt. Fücst Bismark ist noch einige Tage länger, als ursprünglich ange⸗ nommen war, in Berlin geblieben; soweit man jort, erfreut er sich des besten Wohlseins. Gestern sachmittag hat der Chef des Generalstabes der demee, Graf Waldersee, den Fürsten Bismard esucht und ist über eine Stunde bei ihm geblieben. Kiel, 16. Okt. Gestern Abend fand zu Eh⸗ en der deutschen Marine ein Festmahl bei dem uglischen Admiral Baird auf dem Northum⸗ derland“ statt, bei welchem Trinksprüche auf Kai⸗ ser Wilhelm und Königin Viktoria von Enqland usgebracht wurden. Rsolaud. London, 16. Okt. Die „Times“ kennzeich⸗ net die Rede des italienischen Ministerpräsidenten Frispi als patriotisch und friedlich. Ueber den Dreibund habe fich Crispi zwar nicht ausführlich usgesprochen. Seine Ansicht über die Nothwen⸗ digkeit des Anschlufses Italiens an den Dreibund ei jedoch ganz gewiß dieselbe geblieben. Die mei⸗ den Jta liener seien überzeugt von der eifer⸗ üchtige Feindschaft Frankreichs und siellen deshalb den Friedensbund für unumgäng⸗ ich. Die großen Kosten an Leuten und Geld seien zu bellagen; Italien sei aber dadurch gegen ne Drohungen seines mächtigen Feindes gesichert. Kopenhagen, 16. Olt. Das kaiserlich cusfische Schiff Dersshawa“, mit der Zarin an Bord, war bisher durch dichten Seenebel zu⸗ rückgehalten worden. Heute fruüh 8 Uhr ist das Schiff abgefahren. Bern, 16. Okll. Der Bundesratih beschloß wf den Bericht des Justiz- und Polizei⸗Departe⸗ nents wegen cnarchistischer Umtriebe die Aus⸗ veisung der zur Zeit in Basel wohnhaften Deutschen Christian Kempf von Bilsenberg in Württemberg, Willibald Schmid von Zimmerholz n Baden und Fritz Wolf von Roderbeck in dreußen. Brüfsel, 15. Olt. Die Regierung beansprucht »ven neuen Militärkredit von 30 Millionen. Paris, 15. Okt. Crispi's Rede macht sier wenig Eindruck und wird von den meisten blattern geringschätzig als eine Wiederholung seiner tüheren Erklärungen abgethan. Paris, 16. Ott. Das Kriegsgericht in Tou⸗ duse hat den Sergeanten Maquis vom 70. In⸗ anterieregiment in Cahors wegen angeblichen diebstahls im Einverständniß mit Deuftssch⸗ hand zu einfacher Deportation und Verlust seiner militärischen Grade verurtheilt. Der Verurtheilte oll dem Grafen Molkte eine Patrone (Modell 1886) um 500 Fr. angeboten haben. Das An—⸗ jebot sei genehmigt, die Absendung der Patrone edoch durch Verhaftung des Sergeanten verhindert vorden. — Fürst Ferdinand von Bulgarien st gestern inkognito hier eingetroffen und im Hotel Maurice abgestiegen. Er besuchte den Herzog von Montpensier. — König Milan ist heute aus dem Hotel Belfort in eine kleine Wohnung der Thaussée d'Antin übergesiedelt. Man schließt da⸗ raus, daß der König seinen Aufenthalt in Paris berlängern will. — In Lens feiern nach den letzten Berichten 7000 Arbeiter. Die Ausstän⸗ dischen verschmähen jetzt die Lohnerhöhung um 25 Centimes und fordern eine solche von 50 Cen⸗ siimes. Alle Werke liegen still und find von Trup⸗ den besetzt. Lissabon, 16. Olt. Im Befinden des — Der kranke Monarch steht im 581. Lebensjahr. Palermo, 16. Okt. Ministerpräfident Trispi erhielt gestern folgendes Telegramm des dönigs Humbert: Ich wünsche, Ihnen einen Bruß in Ihr liebes Palermo zu senden. Ich bin sehr erfreut über den herzlichen Empfang, der Ihnen von Seiten der wackeren Stadt bereitet vorden, die mehr als irgendwelche andere Stadt Zeugin alles dessen gewesen, was Sie für Italien gelitten. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Rede, zie wie alle Ihre Handlungen von unserem hohen inzigen Ideal, dem Wohle des Vaterlandes, ein- gegeben war. Ich bin überzeugt, daß die Erinner⸗ ung an diese Tage Ihren Geist erheben und Ihre Besundheit guünstig beeinflussen wird. Indem ich wünsche, Sie bald unter meiner Familie und un⸗ ter angenehmen Umsftänden hier in Monza zu se⸗ hen, erneuere ich die Verficherung meiner beständi⸗ gen Freundschaft. Humbert. Pest, 15. Okt. Der Kaiser von Oester⸗ deich hat ein Handschreiben an den Kardinal Ludwig d. Haynald gerichtet, in welchem er denselben anläßlich seines fünfzigjährigen Priester⸗ jubilͤums beglückwünscht, seine segensvolle Thätigkeit in schmeichelhaften Worten anerkennt und dem Wunsche Ausdrnck gibt, daß er noch lange eine Zierde der Kirche und des Landes bleiben möge. Belgrad, 15. Okt. Die Königin Na—⸗ kalie miethete zum ständigen Aufenthalt hierselbß das Haus des reichen Kaufherrn Krismanovitsch; die Absendung einer Deputation der Städte Nisch, Schabatz, Semendria und Jagodina, welche der oönigin ihre Huldigung darbringen wollte, wurde jon Seiten der Regierung untersagat. Lokale und pfältische Nachrichten. *St. Ingbert, 17. Okt. In der gestrigen 5chöffengerichtssitzung fungirten als 5chöffen die HH. Nikolaus Weidmann, Ackerer in Oberwürzbach, und Philipp Gladel, Ickerer in Eschringen. Verhandelt wurde 1. wegen koͤperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs, be⸗ jangen bei dem früher erwähnten Streit am 28. Ipril beim Ensheimer Hof. Der Angeklagte, Dienst⸗ necht Frz. M..x, 40 J.- a., gebürtig aus Einöd, vird vorgeführt, weil er bei seiner früheren Ladung nicht erschienen war. Geständig beim genantem Vor⸗ jang einen Ensheimer Fabrikarbeiter mit einem dicken Zrügel auf den Kopf geschlagen zu haben, wird unter zubilligung mildernder Umstände seine Strafe auf 3 —A jedoch die Untersuchungshaft seit 4 dss. Mts. an⸗ Jerechnet, sodaß er den Gerichtssaal frei verlassen jann. 2.) Wegen einer Bagatelle vor Gericht ge⸗ aden ist der 40jährige Gerber Joh. P. B..t da⸗ hier; derselbe hat einem gewissen Nil. B.. n, als ie am 22. Juli in der Neymann'schen Wirtschaft hier beisammen saßen, dessen Gypspfeife im Werthe don 3 Pfg. aus dem Munde weggeschlagen, sodaß ie zerbrach. Die That will der Beschuldigte aus reinem Mutwillen gethan haben. Wegen Sachbe⸗ chädigung wird ihm die geringst zulässige Geld- trafe von 3 Mk. ev. 1 Tag Haft, nebst den Kosten utheil. 3. Angeklagt und schließlich geständig, einem Wirte in Eschringen am 11. August 2 Biergläser im Wert von 19 Pfg. entwendet zu haben, ist der aus Bliesranschbach gebürtige Huttenarbeiter Pet. k.. i in Bischmisheim. In Anbetracht des häufigen Vorkommens von Glaͤserdiebslählen hält das Gericht eine empfindliche Strafe am Plaß und verfällt den ..i in eine solche von 8 Tagen Gefängniß mit den Kosten. 4. Am 28. August traf der Anges klagte Adm. F.. 8, Dienstknecht aus Alschbach, 24 J. a., in der Wagner'schen Wirtschaft in St. Ingbert mit einem Handler aus Schifferstadt zusammen, für den er es unternahm gegen Entgelt von 1 Mark eine Kiste nach Schnappach zu befördern. Er er— hielt von dem Händler dessen letztes Baargeld 80 Pfg. Beide begaben fich dann zur Aufsuchung eines ür ihren Zwedc bendtigten Wägelchens in die Brauerei Zecker in der Oberstadt, wo F.. s für seinen Auf⸗ raggeber noch 1 Schoppen Bier bezahlte, mit den uübrigen 68 Pfg. aber sich ohne Abschied aus dem Staube machte. Wegen Betrugs kann er sich jetzt das Gefängniß 3 Tage lang von innen ansehen uind die Kosten berappen. 5. Die 48 Jahre alte tath. K. . n, Wwe. Sch., dahier hat gegen einen Strafbefehl, der sie wegen Unfugs getroffen hatte, rinspruch erhoben. Da derselbe begründet, somit die Unschuld der Vorgeladenen erwiesen ist, erfolgte Freisprechung unter Ueberbürdung der Kosten auf die Staatskasse. 6. Durch Zeugenaussagen wird die 36jährige Barb. A..x, Ehefrau Chr. Sch. aus dassel übersührt, am 18 Juni auf der Straße bei daffel einen Privatförster durch ehrenrühtrige Aus⸗ sagen gegenüber dessen Ehefrau in seinem Beruf heleidigt zu haben Das Erkenniniß gegen fie lautet auf 20 Mt. Geldstrafe ev. 5 Tage Gefängniß und die Kosten. 7. Die Anklage wegen Koͤrperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs, begangen bei einem Ueberfall, ruht auf den Bergleuten Jal. J..k, 23 J. a. und Joh. G..g, 22 J. a., beide aus Rohr⸗ dach. Zusammen mit einem Dritten, der aber zeitig vorzog in die Altion nicht einzutreten, überfielen die Beschuldigten am Spätabend des 2. Jum bei Rohtbach drei in St. Ingbert beschäftigte Maurer mit Prügeln, deren Dicke einer der Feuge auf 8 — 10 Centimeter angibt, und mißhandelten theils gemeinschaftlich, theils einzeln die Ueberfallenen der⸗ art, daß einer der letzteren infolge erhaltener Kopf- vunde 58 Tage arbeilsunfähig war. Der erste der dnüppelhelden erhält eine Strafe von 2 Monaten 14 Tagen Gefängniß und s der Verfahrenskosten, der andere eine Strafe von 8 Monaten Gefängniß und *s Verfahrenskosten, während jedem noch die Kosten der Strafpvollsirrckung zur Last fallen. 8. Eine Privatklage, deren Veranlassung auch die zu mancher⸗ sei Erörterungen dahier war, ist vom Ausschuß des Turnvereins St. Ingbert gegen den Einnehmer⸗ kandidaten Eug. Sch.. g, 24 J. a. aus Trulben, ur Zeit bier, anhängig gemacht. Am Vorohend des