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W II. Deutsches Reich. München, 12. Jan. In dem Befinden zes Herrn Ministers Dr. Frhern. v. Lut ist die seit vorgestern eingetretene Besserung bis jetzt an⸗ haltend geblieben und hat auch der Appetit wieder —0 wünscht, seinen Voranschlag, sowie die kirchen- ‚olitischen Anträge vor dem Landtage selbst ver—⸗ treten zu können. Die Verhandlung über den Antrag des „Placet“ betr. wird in der Kammer der Reichsräthe, wie bereits mitgetheilt, etwa zwischen 23. und 25. ds. stattfinden und werden der Plenarsitzung die Ausschußsitzungen am 22. rorausgehen. Sollte eine Stellvertretung gleichwohl nothwendig werden, indem auf ärztliche Anordnung nit der Vertretung verbundene mehrwöchentliche Anstrengung dem Herra Minister abgerathen wurde, so dürfte die politische Vertretung dem Herrn Minister des Aeußern als demj nigen Minister uufallen, welcher in die diplomatischen Verhand- sunden und in den Verkehr mit Rom durch die hies. Nuntiatur wohl genauer eingeweiht ist als der Herr Justizminister. Uber die einzelnen Ressortfragen würden im Ausschufse die betr. Herren Berichterstatter Aufschluß zu erth ilen haben. (Zw. 3) Bad Homburg, 183. Jan. Hier wird die Meldung des Reuterschen Bureaus, die Köni— zin von England werde nicht nach homsurg reisen, als irrig angesehen. Die dönigin werde allerdings nicht in einer Privatvilla, sondern im hiesigen königlichen Schlosse bei ihrer kaiserlichn Tochter Wohnung nehmen. Der Botschafter Sir Malet habe die Villa ür seinen Schwiegervater, den Herzog von Bedfort, lemiethet. Berlin, 13. Jar. Reichsta g. Der Prä⸗ ädent Lvetzow teilte heute aus der gestrigen Au—⸗ dienz des Präsidiums beim Kaiser mit, daß Se. Majestät betonte, die allgemeine politische Lage asse zurzeit den Weltfrieden als völlig zesich ert erscheinen. Zur Wahrung des Friedens ei aber durchaus erforderlich, daß Deutschland in seiner geoaraphischen und politischen Stellung es nicht versäume, seine militärischen Rüstungen im zesten Stande zu halten und für seine Flotte zur See unablässig zu sorgen. Das Haus trat darauf n die fortgesetzte Beratung der Militärno— velle. Buf die Bemerkung des Abg. Richter iber Klagen seitens der Volksschullehrer im Mili— ärdienst, bedauert der Kriegminister, General Berdy du Vernois, derartige Vorkommnisse. Die Klagen hätten der Militärverwaltung vorgelegen und zu Strafen geführt. In vielen Fällen seien die Klagen unbegründet gewesen. Es sei aber zu etwägen, ob den Schullehrern die Begünstigungen, die sie jetzt genössen, auch zukünftig zu gewähren seien. Es gebe noch einen anderen Weg zur Er⸗ edigung der Beschwerden, nämlich, daß das Kriegs⸗ ministerinm über vorgekommene Mißhandlungen weiter berichte und dem Kaiser Kenntinis gebe. Er Jlaube, sogen zu dürfen, daß an allerhöchster Stelle deabfichtigt werde, eine gewünschte allgemeine Ver⸗ fügung zu erlassen. Der Militäretat wird durchweg nach den Anträgen der Budgetkommission ge— nehmigt. Nächste Sitzung Dienstag 1 Uhr. Ausland. London, 13. Jan. Das Bureau Reuter erfährt, das Gerücht der Londoner Zeitungen, die jetzte Depesche Salisbury's an die portu⸗ giesische Regierung habe die Räüumungd des Ge— Dienstag, 14. Januar 1890. 25. Jahrg. zietes nördlich vom Ruoflusse durch die Portugiesen zerlangt, für durchaus unbegündet. England ver—⸗ angte, daß Portugal sich positiv verpflichte, keinen Akt der Jurisdiktion in den Distrikten auszuüben, iber welche England das Proteklorat beanspruche. die Antwort Portugals gestand dies unter »er Bedingung der Gegenseitigkeit zu und fügte sinzu, daß Portugal bereit sei, sich in dieser frage einem Schiedsgerichte oder einer Konferenz u unterwerfen. Portugal richtete gleichzeitig an lle Mächte die Bitte um ihre guten Tienste im 5treite mit England. Alle Mächte antworteten nit dem Beweise ihrer freundschafilichen Gesinnung. zedenfalls habe dieser Schritt jetzt kein praktisches krgebniß, da England durch die Antwort Portu- jals hinreichend zufriedengestellt, um darin einzu— villigen, daß die Verhandlungen fortgesetzt würden. London, 13. Jan. Der „New- PYork Herald“ überrascht seine Leser mit der Ankündigung, daß »ie Auflösung des englischen Parla— ments und die N-uwahlen innerhalb 6 Monaten rfolgen sollten, weil die Regierung durch die Fehler Lord Bacconsfields gewitzigt sei, der nach einer Rückkehr aus Berlin, als er im Zenith seiner Macht stand, die günstige Gelegenheit zur Auflösung derscherzt habe. Paris, 12. Jan. Der Opportunist Gerville Réache will durch eine Interpellation über eine ingeblich geplante Zusammenkunft des Praäsidenten Larnot mit Kaiser Wilhelm in Brüssel dem Ministerpräsidenten Tirard erwünschten Anlaß geben, sich über die auswärtige Politik des Kabi— netts auszusprechen. Alle lediglich aus Nachrichten mangel in den letzten Tagen entstandenen Minister⸗ risen⸗Gerüchte entbehren aber der Begründung. — Major Lebel, der Erfinder des nach ihm genannten Zewehres ist schwer erktankt. Paris, 18. Jan. Die franzoͤsische Presse iimmt in dem Streit zwischen England und Zortugal entschieden gegen England Partei ind nennt das englische Vorgehen eine rohe Ver⸗ zewaltigung. Angesichts der republikanischen Be⸗ vegung in Portugal wird befürchtet, daß die nonarchisghe Sache durch die dem König aufge— wungene? Nachgiebigkeit leiden könne. Gestern ind in Lissabon Unruhen nach dem spanischen Muster aus der Zeit des Karolinenstreites ausge- srochen. Die Scheiben des englischen Konsulats vurden eingeschlagen, das Wappen abgerissen. Man efürchtet, daß die Unruhen sich heute wiederholen. Das Ministerium soll die Absicht haben, zurück⸗ utreten. Luzern, 12. Jan. Der Chef des schweizerischen Beneralstabes, Oberst Pfyffer, ist beute früh gestorben. Madrid, 13. Jan. Der König verbrachte ine sehr ruhige Nacht. Die Aerzte erklärten die Wahrscheinlichkeit der Genesung für vermehrt, die hefahr jedoch noch nicht für ganz beseitigt. Lissabon, 18. Jan. Das Ministerium st zurückgetreten. Petersburg, 13. Jan. Durch die günstigen Ziffern des diesjährigen Budgets gilt die Stel⸗ ung Woschnegradskis allen gegnerischen Bestrebungen gegenüber als eine außerordentlich nefestiate. germeisteramts betr. das heurige Militärersatzge⸗ chäft. * Gegenwärtig erfolgen dahier die von der Verwaltungsbehörde angeordneten Aufnohmen der Wahlberechtigten zur Reich stagswahl durch Nusteilung von Tabellen durch die Schutzmann⸗ chaft. Um, zu verhindern, daß keine Auslassung vahlberechtigter Männer erfolgt, wird der betreffende zausbefitzer ersucht, das Verzeichnis aller in seinem zause wohnenden Wähler, welche entweder in Zayern oder in einem andern deutschen Staate die 3taatsangehörigkeit besitzen und in St. Ingdert ihren Wohnsitz haben, ohne Verzug aufzustellen. Bezüglich der Wäbhler, welche erst 25 Jahre alt sind, wolle das é eburtsdatum in das betreffende Verzeichnis, Jenau eingetragen werden. — Zweibrücken, 12. Jan. Ein Leben, zeich an Thaten und edlen Werken hat seinen Ab⸗ chluß gefunden. Der quieszirte Oberlandesgerichts⸗ ath, Herr L. Molitor, verst arb heute Nacht zahier in einem Alter von 74 Jahren. Molitor st ein Zweibrücker Kind; sein Vater war Appel⸗ ationsgerichtsrath dahier. Er war nicht nur ein jervorragender Jurist, sondern auch ein bekannter Schriftsteller, der sich um die Geschichte seiner Baterstadt sehr verdient gemacht hat. Am be— anntesten ist sein Wert „Eine deutsche Fürsten⸗ tadt“ (Zweibrücken) und seine Geschichte über das Herzogthum Zweibtücken. Daneben schrieb er noch undere einschlägige geschichtliche Werke. Auch als domponist ist Molitor bekannt. Seine Vaterstadt vußte seine hohen Verdienste dadurch zu ehren, daß fie ihn zum Ehrenbürger ernannte. Er war es im wahren Sinne des Wortes; brachte ihm doch Alt und Jung die größte Liebe und Hoch⸗ achtung entgegen! Molitor wird in dem Andenken seiner Mitbürger fortleben und hat sich als Schriftsteller seinet Vaterstadt unsterblichen Ruhm gesichert. — Zweibrücken, 14. Jan. Wie der „Pf. K.“ sich aus München melden läßt, bestehe die Adsicht, ein Chevaulegers-Regiment in die Pfalz, nach Zweibrücken, zu verlegen und die hiesiige Eskadron des 5. Chev. Regis. zum Regiment nach Saargemünd zurückzuzieheu. — Das Vermögen des Turnvereins Zwei⸗ zrücken hat im Jahre 1889 in sehr bemerkenswerter Weise zugenommen; teilweise durch Schenkungen und Verzichtleistung auf Rückzahlung von Anteilscheinen. Das reine Vermögen des Vereins betrug Ende 1889 5240 Mk., wovon bereits 4100 MPik. auf den Turnhallbau verwendet wurden. Anteilscheine ind für 2200 unveczinslich ausgegeben. Von edlen Hönnern des Vereins sind demselben die weiter ehlenden Mittel zum Aufbau der Halle in bereit⸗ villigster Weise zugesagt, sodaß in diesem Jahr die Halle ganz fertig gebaut werden kann. — In Kaiserslautern wurde wegen des tarken Auftretens der Grippe die dritte Klasse des Bymnasiums geschlossen. — Kaiserslautern. In hiesigen Reichs⸗ ags⸗Wabhlkceisen wird die Volkspartei zweifellos den 'rüheren Abgeordneten Hetrn G. F. Grohé⸗Ham⸗ hach wiederaufstellen. Eine Versammlung der Ver⸗ srauensmänner des Wahlkreises soll demnächst tatifinden. Die Kandidatur Grohé's wird jeden⸗ falls auch von der freisinnigen Vartei im Wahlkreise unterstützt werden. — Pirmasens, 18. Jan. Heute Nacht vurde in der Wirtschaft des Herrn Speier in der Sandaasse eina ebrochen. Der Dieb drückte Lokaele und pfälzische Nachrichten. *St. Ingbert, 15. Jan. Wir ver— veisen die Militärpflichtigen auf die im Unzeigetheil entbaltene Bekanntmackung löbl. Bür—⸗