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Mit dem gestrigen Tage ist man nun auch in unserem Wahlkreise offentlich in die Agitatioa zur bevorstehenden Reichs- agswahl eingetreten. Im Kafe Fetz hielt der nationalliberale Wahlverein seine Gene—⸗ ralbersammlung ab. Herr Bankier A. Schneider röffnete die Versammlung und bemerkt, daß man ich heute nur mit inneren Vereinsangelegenheiten zu befassen habe, und der Hauptgegenstand der Verhandlung bilde die Kandidatenfrage. Unser seit⸗ Ieriger Vertreter im Reichstag, Herr Krämer von St. Ingbert, sei nicht mehr in der Lage eine Wiederwahl anzunehmen. Odwohl derselbe schon bei seiner Wahl vor 3 Jahren erklärt habe, eine Wahl nur für 8 Jahre anzunehmen, habe man sich doch alle Mühe gegeben um ihn zu der Annahme des Mandats zu bewegen, allein derselbe habe ent- schieden ahgelehnt. Infolge dessen habe man nun sin und wieder berathen in Gemeinschaft mit dem Ausschuß des Wahlvbereins in Zweibrücken und so jei nun der Ausschuß in der Lage Herrn Bürger⸗ neister von Ensheim, Kommerzienrath Eduard Adt als Kandidat vorzuschlagen. Nur nach vieler Mühe sei es gelungen, Herrn Adt zu der Annahme der Kandidatur zu bewegen, und noch in den letzten Tagen habe derselbe gerathen, einen Guisbefitzer oder einen Herren aus dem Richterstand dazu zu bewegen. Dieses habe man nun auch versucht, allein vergebens. Auf ein wiederholtes Bitten und Drängen der Parteifreunde sowohl, als auch im Interesse der nationalen Sache, habe sich nun Herr Adt entschlossen, die Kandidatur anzu— nehmen. Herr Adt sei ein Mann von hoher Intelli— genz und es sei zu hoffen, daß er bei der Wahl iegen möge. Bezirlsamts⸗Assessor und Landtags⸗Abgeordneter herr Stobäus glaubt aus dem Schweigen der VBersammelten schließen zu dürfen, daß die Kandi—⸗ zatur des Herrn Adt allgemein erfreut hat und glaubt der Partei zu dieser Wahl graiulieren u lönnen. Der Vorsitzende Herr A,. Schneider bittet dann die Rnwesenden ihr Einverständniß mit der Zandidatur des Herrn Adt durch Erheben don den Sitzen zu erkennen zu geben, was von Sämmtlichen geschieht. Der 2. Punkt der Tagesordnung betraf die Abänderung des 8 8 der Statuten. Der 8 8 be⸗ timmt, daß der Ausschuß alle 83 Jahre neu zu wählen ist. Nachdem wir nun diährige Legislatur⸗ perioden haben, sei auch der 8Z dahin abzuändern, daß die Neuwahl des Ausschusses alle 5 Jahre vorgenommen werde. In diesem Sinne wird be⸗ chlossen. Bei der hierauf vorgenommenen Aus— chußwahl werden gewählt die Herren Kommerzien⸗ rath König, Bürgermeister König, Fabribant Waltz, Bankier Schneider, Gustav Schneider, Jakob Köhler und L. Görlich. Hierauf wurden die aufgestellten Vertrauensmänner noch bekannt gegeben und ist damit die Tagesordnung erledigt. Herr Müller glaubt im Interesse Aller zu handeln wenn er Herrn Adt zum Dank für die Annahme der Kandidatur in dieser schweren Zeit ein drei⸗ 'oches Hoch ausbringe. In das Hoch stimnmten Alle jegeistert ein. Der Vorsttzende schloß hierauf die Rersouamlung. P. 3.) Rudolstadt, 20. Jan. Gestern Abend starb regierende Fürst Georg Albert von 9warzburg-Rudolfstadt insolge eines Dienstag, 21. Januar 1890. 25. Jahrg. Schlagflusses. Derselbe hat ein Alter von 51 Jahren erreicht und war unvermählt. Berlin, 20. Januar. Reichstag. dampfer⸗Vorlage. Graf Behr (xsefe⸗ ent der Kommijsion), Karl Grad Elsässer) und Voermann sprechen für die Vorlage, Ddietze, GSozialdemokrat), Barth (deutsch-frei⸗ innigh, namens der Partei, Rintelen (Zentrum) egen dieselbe. Nachdem die Vorlage noch von zohren (Reichsparteij und Diffené (nat -lib.) efürwortetworden ist, wird dieselbe in der Kom⸗ nissionsfassung in zweiter Lesung angeno mmen hierauf werden die Anträge Ackermann und Aich - ichler, bett. Befähigungsnachweis, in ritter Lesung angenommen. Es folgt der gericht der Rechnungskommission, betr. Beratung »es Antrags Richter, auf Vorlegung eines Gesetz entwurfs uͤber die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Reichshaushalts-Etats, in Verbindung mit dem Bericht der Rechnungskommission, betreffend die allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt 188485. Nächste Sitzung Dienstag 2 Uhr; dritte desung der Dampfervorlage. Der Präsident teilt mit, nach Erledigung der vorgeschlagenen Tages- ordnung komme voraussichtlich das So zialist en⸗ gesetz in zweiter Lesung auf die Tagesordnung. Dder Schluß des Reichstags ist daher in allernächster Zeit noch nicht zu erwarten. Berlin, 20. Jan. Der „Reichsanzeiger“ ver⸗ zffentlicht die Denkschrift uber Untersuchungen der Arbeiter-und Betriebsverhält— nisse der fünf preußischen Bergwerksbezirke. Das umfassende Schriftstück enthält eine eingehende Dar⸗ stellung aller in Betracht kommenden Fragen nebst den Verhandlungsptotokollen, Lohnstatistiken und Arbeitsordnungen. Die Dentkschrift warde dem Kaiser bereits anfangs voriger Woche ühderreicht. Ausland. Wien, 20. Jan. Dem ‚„Vaterland“ zufolge wurde der Militärbischff Gruscha, geboren 1820 in Wien, zum Fürstbischoff von Wien ernannt. Mailand, 19. Jan. Einer angeblich zu⸗ verlässigen Meldung des „Secolo“ zufolge sei der Papst nicht unbedenklich erkrankt. Der Leib⸗ arzt Ciccarelli habe ein Konzilium verlangt. Madrid, 20. Jan. Die Besserung in dem Befinden des Könias schreitet fort. Alfon⸗ so Martinez war gestern den ganzen Tag über mit der Bildung eines neuen Kabinets be— chäftigt, gab aber schließlich seine weiteren Bemüh⸗ ingen auf, da bei den Meinungsverschiedenheiten wischen den Dissidenten der Mehrheit und den Anhängern Sagastas unter den Diputirten die Bildung eines Ministeriums der Versöhnung nich nöglich erschien. Außerdem war eine Einigung wischen dem schutzzöllnerischen Gamazo und frei— jändlerischen Puigcerver über die Finanzfrage nicht zu erzielen. Die Königin-Regentin hat nunmehr piederum Sagast a degauftragt, ein neues Ka— zinet zu bilden. Wie gerüchtweise verlautet, dürfte die schutzzöllnerische Gruppe im neuen Ministerium zurch Gamazo selbst vertreten sein. — Nochdem er Gouverneur die zu gestern Nachmittag ange- etzte Kundgebung zugunsten Portiugals unlersag! jatte, begaben sich gegen 9000 Ripublikaner nach der portugiesischen Gesandischaft, um ihre Karten zaselbst abzugeben. Die Ordnung wurde überall nufrechterhalten. In Barcelona fand gestern eine on 3000 Personen besuchte republikanische Ver— immlung statt. Später legten die Teilnehmen Kränze auf den Gräbern der für die Verteidigung der republikanischen Anschauungen gefallenen Kame⸗ raden nieder. New⸗-York, 19. Jan. Der heute ver⸗ öffentliche Samoavertrag erklärt die Inseln für neutral und unabhängig, verkündet die Gleichberechtigung der Angehörigen der Signa— iarmüchte und die Anerkernnung Malietoas als König, setzt einen Odergerichtshof ein, regelt die Besitzrechte des Landes, die Verwaltung Apias, die Erhehung der Zölle und Steuern, den Ver⸗ kauf von Gewehren und Spirituosen und bestimmt Schiedsrichter für gewisse streitige Punkte. Dokale und pfaͤlzische Nachrichten. * St. Ingbert, 21. Jan. Der gestrige Tag sollte nach Falbs Theorie ein sehr kritischer sein. Wenn nun auch bis zetzt noch keine beson⸗ dere Ereignisse gemeldet find, mag doch Mancher schon den gestern herrschenden Sturm und den letzte Nacht eingetretenen Schneefall als Be⸗ ttaͤtigung jener Theorie ansehen. *— Durch Reskript vom 12. Januar wurde dem Verband pfälz. Kreditvereine auf Grund des vorgelegten Statuts das Recht zur Bestellung des Revdisors nach 8 52 des Ge—⸗ nossenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889 seitens des kgl. bayer. Staatsministeriums der Justiz und des Innern verliehen. Das gleiche Recht wurde auch dem Verband pfälz. landwirtschaftl. Konsumbereine eingeräumt. sa Hassel, 21. Jan. Unser neuer Ge⸗ meinderat hat in seiner 1. Sitzung neben an⸗ dern nützlichen und erfreulichen Entschließungen auch einem Wunsche der Lehrer Rechnung ge⸗ tragen, indem er jetzt auch die Beiträge zur Wit⸗ wenlasse auf das Gemeindebudget übernahm. Außer⸗ dem hat der Gemeinderat aus eigener Initiative den Lehrern eine Gratifilation von je 50 Mark zugewendet. Gewiß ein schöner Beweis dafür, daß er für das Wohl der Schule ein Interesse hat und damit zugleich bestrebt ist, das Wohl der Gemeinde zu fördern. — Aus Niederwürzbach schreibt man dem „M. F.“: Von einem schweren Schichsals⸗ schlage wurde die Witiwe Jalob Muth aus dem nahen Seelbach betroffen. Vor drei Jahren erkrankte deren Tochter am grauen Staar und wurde kürzlich aus der Augenklinik zu Saarbrücken ent lassen, ohne geheilt zu sein. Dieselbe wendete sich nun an Se. kgl. Hoheit den Herzog Dr. Karl Theodor in Bayern mit der Bitte, die Heilung ihrer Tochter zu versuchen. Die genannte Wittwe erhielt nun kürzlich eine Zuschrift, dahin lautend, daß man aus der Beschreibung eines Laien wohl nicht gut auf die Natur des Augenleidens schließen könne und es wohl am besten wäre, wenn das unglückliche Kind selbst Sr. kgl. Hoheit vorgestellt würde. Doch woher die so kostspieligen Reisekosten nehmen 7 Der Schlag trifft die atme Frau um so harter, da sie noch funf andere jüngere Ge— schwister von der Arbeit ihrer Hände kummerlich zu ernähren hat. — Von der Blies, 20. Jan., betichtet die „Zw. Z.“: Eine recht unangenehme Erfah—⸗ rung hat der in B... wohnhafte Metzger R. gemacht. Derselbe war nämlich am vergangenen Samstag in Geschäften in Schw..... Als er in spääͤter Stunde den Heimweg antrat, wurde er unterwegs in raäuberischer Absicht von einem skerl angefallen. R. gelang es zwar den gefähr⸗ tichen Menschen niederzuwerfen, er erhielt jedoch von