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Auf dem Nachhausewege gewahrte der Beamte eines Abends hinter fich in einiger Entfernung seinen dausgenossen. Der Weg führte bei einem auf Hosten stehenden Soldaten vorbei, der es sich in inem fulschen Gefühl der Sicherheit allzu bequem jemacht hatte. Der Beamte ruft dem Manne zu: „Aufgepaßt, Caprivi kommt“, und der Posten hat noch Zeit genug, das Gewehr zu ergreifen und ich in Positur zu stellen. Caprivi geht militärisch zrüßend an ihm vorüber x»und trifft im Hausflur nuf den jungen Mann. Bis dahin hatte er die⸗ sem niemals die Hand gereicht, jetzt aber that er s mit kräftigstem Druck und sagte ernst: „Ich danke Ihnen im Namen des Postens“. Die Ge⸗ chichte ist bezeichnend für den Reichskanzler. Sie pricht von Wohlwollen und Güte in der Brust nuch eines strengen Militärs. Aus Westpreußen. Im Dorfe Wolla hat sich ein schreckliches Unglück ereignet. Dort erheirathete sich kurz nach Neujahr der älteste S„ohn des Besitzers Raboczinski mit einem hüdschen jungen Mädchen aus dem Ardeiterstande. Unter den jungen Eheleuten herrschte stets das groöͤßte Finvernehmen. Ungewöhnliches Kreischen und däcmen weckte nun in einer der letzten Nächte die n der angrenzenden Wohnung schlafenden Ein⸗ wohner; doch da bald Ruhe eintras, schliefen sie wie⸗ der ein. Abermals wurden sie durch lautes Auf- chreien gestört und wieder verstummte Alles. Mor— zens fand man die Thür verschlossen, und da edes Klopfen vergebens war, drang man gewolt⸗ am in's Zimmer. Dort wurde den Eintretenden ein schracklicher Anblick zu Theil. Schnarchend lag der Ehemann, mit Blut besudelt und Schaum vor dem Munde, neben seinem todten Weide. Das gett war zerrissen und mit geronnenem Blut be— edeckt, die Nase und die Ohren waren der Frau ibgebissen, Fingerglieder zerbissen, die Brust zerfleischt. Offenbar hatte man es mit einem Irrfinnigen zu hun. Weitere angestellte Untersuchungen ergaben, daß der Ehemann vor kurzer Zeit von einem Hunde gebissen, und daß in dieser verhängnißvollen Nacht die Tollwuth zum Ausbruch gekommen war. Nach heftigen Kampfe wurde der Mann übderwältigt; jald darauf farb er. F Ein Millionendiebstahl, der in Florenz bei einer verwittweten Baronin v. Hayden, der Gattia eines ehemaligen Botschafters verübt vurde, beschäftigt die europäischen Poliz⸗ibehörden die gewaltigen Werthe sind, wie eine Lokalkorre⸗ pondenz angibt, theils in Staatspapieren, theils in ßold und Juwelen aus einem geheimen Fache ntwendet worden. Man vermuthet, daß die Beute nach dem Auslande verschleppt ist. Bei den Ju—⸗ velen befanden sich auch mehrere O.den. TDie Leuchtkraft des elektrischen dichts. Eine Antwort auf die mehrfach eroöͤrterte Frage, auf welche Entfernung das elektrische Licht noch wahrnehmbar sei, bringt „La lumiore électriqe.“ x5s ist, wie dieses Blatt berichtet, in Christiania be⸗ obachtet worden, daß das elektrische Licht auf dem deuchtthurm von Hirtsholm (unweit der Nordspiztz⸗ »on Dänemark) noch in Mandal. an der Südküste zon Norwegen, das ist auf eine Entfernung von mehr als 100 Kilometer, deutlich wahrnehmbar bleibt. F Ein Wettschießen zwischn amerikanischen und deutschen Schützen sol an den Tagen des 10. deuischen Bundesschießens in Berlin nach einer eim Schießausschuß eingegangenen Anregung dort⸗ elbst stattfinden. Die Amerikaner sollen aus ihren steihen 15 der besten Schützen auswählen, ebenso iele soll der Schießausschuß aus der Zahl der »eutschen Schützen bestimmen. Das Wertschießen oll auf Feldscheiben und zwar auf Nummerscheiben ibgehalten werden, und das Gesammiresultat der 15 Schützen jsder Partei den Sieg bestimmen. Man hofft, daß neben dem Preis für das beste stesultat auch gegenseitig Erinnerungspreise gegeben verden. — Mit der Errichtung der Baulichkeiten ür das 10. deutsche Bundesschießen soll unver⸗ üglich vorgegangen werden. — Vom Schützenrath )er Brünner bürgerlichen Schützengesellschaft ist eine neue Ehrengabe angemeldet. Tirol und Vorarlberg vollen eine gemeinsame Ehrengabe stiften. F New⸗York,. 8. Aptil. Die Stadt Prophetstowuin (2) im Staat Illinois wurde durch einen Cyclon zerstört. Viele Menschen ind getoͤdtet. F Eine phonographische Hochzeit. Jus Dubuque in Jowa wird telegraphisch foigende neue Verwendung des von Edison erfundenen Pho⸗ nographen gemeldet. Ein in der genannten Siadt wohnender Mann lam zum Geistlichen seiner Kirche mit einem Phonographen unterm Arm und ersuchte hu, die Trauungsformeln hineinzusprechen, da er ich mit seiner Geliebten vermählen wolle. Der Brediger willigte ein, sagte mit lauter und ver— iehmlicher Stimme die Fragen in die Sprachroͤhre, der Ehekandidat sagte die nöthigen Antworten her. ind der erste Theil der Trauungszeremonie war jeendigt. Die Wachsröhre mit den Trauungs⸗ ormeln wurde dann auf die Post gegeben und an ie 100 Meilen entfernt wohnende Braut geschickt. Dieselbe nahm den sprechenden Cylinder mit sich um Dorfpfarrer, der mit ihr dieselben Fragen und Antworten durch die Sprachröhre dem horchenden Vachscylinder ins Ohr sagle. Darauf sprach der Zeistliche den Segen und erklärte die Trauung be⸗ endigt, und Bräutigam und Braut waren nicht nur Mann und Weidb, sondern besaßen auch in dem Wachschlinder ein sprechendes Dolument der Hoch⸗ eit. — Man muß glauben, daß diese am 1. lpril attfand. enstesnachrichten. Justi z. Landgerichtsrath Wagner in Fran⸗ enthal wurde auf Ansuchen aus dem Staatsdienst ntlassen. der zweite Staatsanwalt Waltz in yrankenthal zum Landgerichtsrath dortselbsi und UImisrichter Mey er in Ludwigshafen zum weiten Staatsanwalt am Landgerichte Frankenthal efoͤrdert. Emiliennachrichten. Gestorben: In Zweibrücken Karolina dang Ww, geb. Zuber, 70 J. a.; ebendaselbst datharina Rieber, geb. Senges, 44 J. a.; in Dürkheim Johanna Oberling, 14 J. a.; in Kall⸗ stadt Kathchen Stein; in Landau Jacques Heitz; in Frankenthal David Eder; in Lambsheim Katha⸗ rina Elisabetha Tartter, geb. Durst, 80 J. a.; in Ludwigshafen Barbara Fischer, geb. Gleich, 34 J. a.; in Kirchheimbolanden Georg Zänger L., O J. a. Aueste Nachrichten. München, 8. Aptil. Der Kaiser von Desterreich trifft morgen Früh 6 Uhr 42 Min. mit dem Schnellzuge über Salzburg zum Besuche der Familie des Prinzen Leopold hier ein und wird im Palais des Prinzen an der Schwabinger Land⸗ draße adsteigen. — Minister Frhr. v. Crails- heim wurde von Sr. k. Hoheit dem Prinz⸗Ne⸗ zenten in längerer Audienz empfangen. Der Regent uußerte seine besondere Zufriedenheit mit dessen Lertretung des Kultusetats. — Regierungspiäsident Frhr. v. Pfeufer hat sich zu mehrwöchentlichem Aufenthalt an die Riviera begehben. — Die Ge—⸗ mahlin des Ministers Freihern d. Crails— heim wurde anläßlich ihres Geburtfestes bon Sr. k. Hoheit dem Prinz⸗Regenten zur Palasidame rnannt. Baßsel, 8. April. Der deuischeschoe i⸗ zerische Niederlassungsbvertrag geht in etwa zwei Monaten zu Ende. Wie die „M. R. N.“ zuverlässig erfahren, werden die Unterhand⸗ ungen zur Erneuerung bezw. Revision desfelben zeutscherseits demnächst eingeleitet werden. Die steichsregierung wird ihre bisher festgehaltene Aus⸗ egung des seinerzeit vielbesprochenen Artikels 2 zu Bunsten der schweizerischen Interpretation aufgeben, o daß also die Schweiz berechtigt, nicht aber ver⸗ flichtet ist, die vertragsmäßigen Ausweisschriften zu verlangen. Madrid, 8. April. Der Grande von Spanien Marquis Castel-Rodrigo, und ein Adjutant der todaigin⸗Regentin sind zum Ehrendienst bei dem Prinzen Heinrich von Preußen befohlen vorden. An dem zu Ehren des Prinzen siatt⸗ indenden Prunkmahl werden auch die Minister zes Aeußern, des Krieges und der Marine theil⸗ iehmen. (St. P.) Wien, 8. April. Wie die „Politische Kotre⸗ pondenz“ mitteilt, hat der General ⸗Adjutant des Zaisers Wilhelm, Graf Wedel, heute dem Zaiser Franz Josef ein eigenhändiges Schreiben )es deutschen Kaisers überreicht. Reichskanzler v. Lapriv: richtete an den Grafen Kalnocky ein Begrüßungsschreiben, welches demselben durch den Zotschafter Prinzen Reuß übergeben wurde. Petersburg, 8. April. Der Deutsche daiusser wird hier Ende Juli eintreffen und 14 Tage verweilen. für die Redaktion verantwortlich: FF. X. Demeu **