Full text: St. Ingberter Anzeiger

reinste Harmonie, edelle Schöuheit und Vol⸗ 
lendung des Charakters um mich dulden wollte, 
es als ein Attribut der Lloyd betrachtete.“ 
Und das stolze Haupt beugte sich, das 
Roth gedehmütht igten Bewußtseinß übergoß die 
schnen Züge. 
Ich habe mir einen Gößen geschaffen, 
mein Ideol als ein Recht bean'sprucht, statt 
ea in Demuth und Geduld anzustreben, war 
hart and bitter gegen menschliche Schwächen 
und dachte, daß ich, weil ich im sicheren 
Hafen schaukelte, es wagen dürfe, Jene zu 
sadeln oder zu verdammen, die aus sturm⸗ 
gepeitschter See mit zerissenen Segelu zurüdk 
sehrten. Mir baugt, ich werde noch in schweren 
Stunden einsehen, daß man seinem Idealt 
der Volltommenheit nachstreben, aber nie hart 
uher menschliche Schwaͤche urtheilen dürfe.“ 
Sie sitand in dem kleinen Boudoir, dessen 
reigende kostbare Erscheinung ihr sonst jo wichtig 
erschienen, und blidte trübe umher. 
Der große Spiegel schien zu winken, sie 
zrat langsam vor und beschaute ernst das 
eigene Bild. 
War das die erst so Nolze, selbstbewußte 
Genebra ? Schaudernd wandtie sie sich vor der 
schmerzlichen Prophezeihung, die in ihren Augen 
Iu leuchten Ichien. Elsie, das Kammermädchen 
xrat über die Schwelle und begrüßte die Herrin 
mit freudigen Willtomm.. 
Derx gewohnte Too dieser Stimme vexr⸗ 
scheuchte atwas Genebra's düstere Stimmung. 
„Lady Ke— UKeß gestern fragen, ob das 
znãdige Fraͤulein in diesex Woche zurückehren 
werde. Sie beabsichtigt in den aächsten Tagen 
ain großes Concert zu geben. 
WBGuin, ich werde der Ladh meine Ankunft 
selbst anzeigen“ 
Voch aimmer zogerte Elsie und zupfte 
wexlegen am Kleide. 1J 
Wuünschest Du noch etwas 7 
VBine, gnãdiges Fräulein, meine Mutter 
ist krant und nöchte mich gern zFehen. Ich 
wollie Ihuen nicht darüber schreiben, aber 
wenn Sie mir erlauben auf einige Tag⸗ 
heim zu gehen, wird eine meiner Freundinnen 
naglich einige Stunden lommen, ug bei Ihrer 
Toilene behülflich zu sein. Ich hätte Sie auch 
nicht unmittelbar vor Lady —3 Conceckt um 
diese Gunst gebeten, wenn Mademoiselle Nina 
nicht ausgezeichneten Geschmack und wunder⸗ 
bare Geschicllichleit besäße.“ 
„Geh doch, liebes Kiund, es thut mir leid, 
Du so lange gezögert haft.“ 
„Ich werde Nina noch heute bestellen.“ 
„Nein, ich brauche Sie nicht, Jane kann 
mir behülflich sein.“ 
Das aber entsprach Elsie's Absicht nicht. 
Bitte, gnädiges Fräulein, gestatten Sie, 
daß sie komme, ich würde mir's nie verzeihen, 
wenn Ihre Toilelte fehlerhaft wäre.“ 
„Du würdest Dir nie verzeihen ? Elsie! 
habe ich meine Toilette zu solcher Wichtigke it 
erhoben 7 
„Nun, Sie waren doch steis sehr genau 
dieser Hinsicht.“ 
Mißß Lloyd erinnerte sich. Wie viele Klei⸗ 
der hatte sie zurückgewiesen, wie viele Stunden 
müũhsamer, geduldiger Arbeit waren ohn ver⸗ 
geudet, bloß weil eine Falte nicht tadellos 
fiel, eine Farbe nicht volllommen harmonirte!“ 
„Das Mädchen mag kommen Elsie,“ sprach 
Genevra leise, „and Du gehe mit Gott. 
Glücklich aie Maͤdchen. welche Muütter ha⸗ 
ben!“ 
Elsie verneigte sich danlend und verschwand. 
Als su sich in ihrem Zimmer allein sah, be⸗ 
trachtete sie funkelnde Goldstücke, als ob diese 
eine Regung des Gewissens bewichtigen 
ollten. 
.Was kann Mademoiselle Nina wohl ver⸗ 
anlassen, meine Slelle auf solch kurze Zeit 
einzunehmen ? Die Sache ist sonderbar, aber 
ich freue mich doch wieder einmal heim zu 
lommen. 
(Fortseßung folgt.) 
— — — 
Mannigfaltiges. 
Zwischen Baldenay und der Zeche 
Hundsnocden im Regierungsbezirck Düsseldorf 
batten vor ungefähr 9 Monaten Arbeiter ein 
Feuer angemacht, das den Boden in Brand 
deckte, seit dieser Zeit immer tiefer in den 
Berg eindrang und noch nicht gelöscht ist. Mog⸗ 
lich, daß eßs ein Kohlenflötz erfaßt hat. 
Ad und Beriag von F. X. Demez in St. Inabert.