Anzug für mich wählen, in dem ich mich so
majestätisch als möglich ausnehme.“
Das kleine Wesen schlüpfte leicht durch
die Reihen kostbarer Gewänder und wählte
tin prachtvollez, rubinfarbenes Sammikleid.
Genevra lächelte stolz.
„Sie verstehen mich vosllkommen, und ich
kann mich auf Ihren Geschmack verlassen;
dort jind die Spitzen, und ier die Schlüssel
zu meinen Juwelen. Ich will mich zu einem
Empfang im Boundoir lbeiden, Sie werden
zdemerkt haben, daß dort roth und weiß die
herrischenden Farben sind.“ —
Schveinend überließ fie sith nun der kunst⸗
iertigen Hand, bis Mademoiselle ihr Werk
für vollendet erklärte und befriedigt auf⸗
athmete.
„Bitte, Miß Lloyd, betrachten Sie sich
gefälligst. Ich denke, es fehlt nits··.
Nina harte ihr Werk mit ganzer Seele
gefördert, obgleich sie die Rivalin für Graf
Ludin schmückte.
Aus dem Spiegel leuchtete ein prachtvolles
Bits. War das kleine Wesen eine Fee? wie
war es ihr gelungen, das zu erreichen? Ge⸗
nevra glich einem königlichen Wibe, strahlend,
dlendend, majestätisch über alle Beriffe, aber
jeder weiche weidbliche Zug ihres Charalters
ichien verwischt. War es das zurückgekämmte
Haar, das oer hohen Stirne solch' ernsten,
erhabenen Ausdruck verlieh J) war es das fun⸗
kelnde Band von Rubinen und Diamanten,
das den Zügen die kalte Leblosigkeit einer
Statue gab? Es war eine Fürstin, die zum
Throne schritt, um Feinden Audienz zu ge⸗
währen, eme Priesterin, die sich auschickte,
ihren mystischen Ritus zu begehen, aber kein
zärtlich Wesb, das den Geliebten erwartet.
„Sie haben ein Meisterverk geliefert,
Mademoiselle,“ sprach Genevra beinahe herzlich,
„ruhen Sie nun. Ich habe noch eine Stunde
Zeit und will hier im Ankleidezimmer war⸗
tfen —“
Nina verließ das G⸗mach und schlich leise
in's Boudoir. Sie mußte dort ein Verfsteck
finden. denn auch fie wollte des Grafen Be⸗
such beiwohnen.
Ich muß dabei sein. und nenn sie mich
dafür odten würden,“ flüffterie sie, denn mit
die eigenen Sinne können mich von seinem
Verrath überzeugen“
Hinter einer Statue in einer durch Vor⸗
hänge verbüllten Nische fand sie ein passendes
Plätz hen für ihre kleine Gestalt, und nachdem
sie sich überzeugt hatte, daß die seidenen Fal⸗
len sie voslkommen verhüllten, schlüpfte sie
wieder heraus, um nöthigen Falles sofort bei
der Hand zu sein.
. Geneyraꝰ aber bedurfte ihrer Dienste nicht;
bewegungblos lehnte sie in, dem. dunkelgrünen
Kissen und erschien in der kostbaren Kleidung
wie eine praͤchtige tropische Blume.
Als man des Grafen Ankunft meldete,
huschte Mademoiselle leicht wie ein Vozel, in's
Boudoir. während Genebra langsam und
majestätisch durch die Corridore schrut.
Auch der Graf stauntf über die erhabene
Erscheinung und blieb momentan wie bezaubert,
auf der Schwelle stehen, dann erfaßte er so⸗
jort das Bild und ließ sich vor der Dame
auf ein Knie nieder.
„Auch ich bringe der hohe Fürstin meine
Huldigung.* lachelte er, „sieh, Deinen Scla⸗
ven, hehre Königin!“ I
Sie vergessen wohl, daß wir in einem
freien Lade leben de entgegnete sie eisig.
„Sie mögen dennoch in mir den Sclaven
Ihrer Reize sehen, und mir däucht, das wäre
m einer Herrschaft vorzuziehen .
„Ich verzichte auf Beides .—
„Aber Sie müsen eben doch das Eine
oder andere wählen, Miß Liord ..
„Ich drücke mich wohl nicht klar geuug
aus, mein Herr; ich sagte, daß ich in keiner
Beziehung zu Ihnen stehen will und werde.“
„Es schidt sich nicht der Dame seines
Herzens zu widersprechen, und doch ändern
die Verhaältnisse auch die sestesten Entchlüsse.
Das wird dier allensalls der Fall sein.“
„Vielleicht ist's, da Sie leise Andeutungen
ohnehin nicht verstehen wollen, am befien,
Ihnen offen die Meinung zu sagen. Ich er—
tläre Ihnen denn auadrüclich. daß mir Idyre
Judringlichleit zuwider ist, daß Ihre Schmei⸗
cheleien mich empoͤren, unt Ihre bloße Gegen⸗
wart mir verhaßt ist. Verstehen Sie mich nun
endlich 37
Seine Wange glühte, sein Auge leuchteie
Jardonisch.