Full text: St. Ingberter Anzeiger

Lebenakraft des Maanes zu zerstören, fie lähmte 
nur seine Glieder und machte ihn jeitlebens 
zun Krüppel. 
Mehrere Monate später, als er in einem 
Spitale von einer Rente, die ihm ein gewisser 
John Haughton testamentarisch vermacht hatte, 
sebte, erschien eine kleine, abgemagerte Frau 
aus Palermo und ließ sich mit ihm trauen. 
Jedermann wunderte sich darüber, adber 
Niemand ahnte, daß die Unglücklicht die einfi 
jo gefeierte Zephyr sei. 
xxIvV. 
Tiefer Ro kiesyr senkten sich die Scha 
der Die dunkle Rauchwolke, di⸗ 
den lieben, dangen zTag über den verkümmer⸗ 
ten Bäumen schwebte und eigentlich einen 
ichwarzeu Wegweiser über Merthyn Tydrill 
bildete, hatte sich gleichsam verklärt durch den 
Wiederschein jener endlosen⸗ Feuerwerkstätten, 
deren hohe Kamine einem Wald von astlofen 
Bäumen glichen. 
Eine düstere, Äꝛde, traurige Scene. So 
dachte auch die junge Frau, die müde unter 
der Thüre von Nan Me. Neals Häuschen 
lehnte. Ein grober Shawl umhüllte die hohe 
Gestalt, aber er lonnte die Anmuth ihrer 
Formen nicht bergen. und selbst hier im 
düsteren Zwielicht würde irgend Jemand, der 
fie früher gelannt und geliebt, unfehllbar ihre 
Identitäten errafhen haben. 
Urnruhig blickte sie nach allen Seilen, beob⸗ 
achtete die letzten verschwindenden Umrisse der 
Begend, die Alles einschließenden Berge, die 
sich kreuzenden Pfade, den Wegweiser, der 
wie ein Gefpeust, mit ausgestreckten Armen 
dastand, die öden Felder, die zerstreulen Häu⸗ 
ser, von welchen nur eines so nahe war. daß 
die menschliche Stimme gehört werden konnte. 
Anf der ganzen weiten Landschaft lag laut⸗ 
lose Stille, und Genepra war's, als habe 
man sie aus dem Wirbel fieberhafter Aufre 
gung, aus Babels geräuschvollen Straßen 
hinausgeschleudert in eine Sphaäre der Leere 
und Einsamkeit. Lebendig begraden! Wie ofl 
wiederholte sie die Worte und siräuble sich 
gegen solch trauriges Geschick. Eben so oft aber 
batte sie mit eiserner Willenskraft die krank⸗ 
Aruck and Verlag von F.. 
hafte Unruhe gedämpft, sich gezwungen, ihr 
Schicksal geduldig zu tragen, dankbar zu sein 
für die Stille, die Einsamkeit, vor Allem aber 
die Siche: heit ihres Versteckes. 
(Schluß folgt.) 
ZMannigfaltiges. 
Zeitgemäße Redensart. 
Ich kann einen Stiefel vertragen! sagte 
der deutsche Soldat zum französischen Cipili- 
sten und zog ihm beide aus. 
—2 
Schultze. Nanu sind die Franzosen doch 
ihren Napoleon janz losjeworden! 
Müller. J woso denn? Sie haben ihn 
ja noch auf all' ihr Francs uud Ruapo— 
leon ad'or. 
ESchultze. Na, die sollen sie ja eben ooch 
los werden. Davor sind ja die fünf Milliarden! 
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Nach einer amtlichen Bekannimachung der 
königlichen Regierung zu Wiesbaden, ist dem 
Johann Wilhelm Esel zu Niederbrechen die 
nachgesuchte Genehmigung ertheilt worden, 
an Stelle des von ihm seither geführten Fa⸗— 
miliennamens „Essel“ den Namen „Sachi e⸗ 
bo un“ anzunehmen und zu führen. 
Eine Gefallene. 
In zerissener lumpiger Kleidung lam Sam- 
stag Nachmittag ein krankes Weih auf das 
Wiener Stadt⸗Polizei Commissariat und bat, 
man möge sie in Haft nehmen, da sie keinen 
Bissen Brod sich kaufen könne. Es war Helene 
Stellwag v. Carion, früher eine gefeierte 
Schönheit, jezt ein elendes Weib. In letzter 
Zeit lebte die 32jährige Frau ausschließlich 
von leinen Betrügereien, wegen deren sie 
stecbrieflich verfolgt wurde. Wie sie selbst an⸗ 
dibt, versuchte sie auch von ihren einstigen 
sohen Verehrern Unterstüzungen zu erlangen. 
Doch blieb es nur beim Versuch. Ueberall wies 
nan sie mit Spott ab. Die Frau wurde in'es 
Inquisitenhospital des Landes erichts gebracht. 
owre h in st. Inabert. 
ισοα