Full text: St. Ingberter Anzeiger

„So war ich srlig werden will!“ schrie 
Beate; „ibe Se⸗gesehen, so⸗ndeutlich, 
wie ich Sie 0 . Ericheeckt liet ich 
die Treppe hinunter... Das Lachen und 
Grinsen war so entsetzlich. .. Und nun 
finde ich Sie hier im Lehnstuhl. .. O, Goit 
der Gnade, gih' niot mit uns in's Gericht!“ 
Sie war auf den Teppich gesunken und 
faltete jetzt varzwaifluugevoll die Hande. Eine 
unsägliche wahnfinuige Secklenangst'sprach aus 
ihreu nerstörten. alasigen Blickeu. Auf ihrer 
Stirn' perlten die lichten Schwech ropfeun 
Der Commerzienrach schlotierte an allen 
Gliedern. Seine Brust keuchte wie eine Säge.. 
Vn Uimbzlich, Beate!“ tone s von seinen 
ajchfardenen Sippen. Sie daben sich getäuscht 
Beate ... Iqh will selbsa zusehen.. Ge⸗ 
benn Se mir meine Pistolen. . und dolgen 
Eu mir. 1 
„Richt fur alle⸗ Sqchäse der Weitnfr 
m pSo wolon Sie wich alleün! dem Ver 
derben überba ssen je stammelde Hevr Eimerlang 
in geabge hohlea⸗ꝰ Toueꝭ gute ex seitsu 
Erwankte zwei Schritte vorwäruü.“ 31 
,Hntijn srrijchte Beate, Audemꝰ sia vom 
Boden⸗ emporschnellie Weben Sirr mãr 
Ihre Hand ... Ich bill. min Ihnen ster⸗ 
ben. 2Dott baugen die Walfen: NMehmen 
Sie die gröstere . Kommen Sie, die grt⸗ 
here.. Kommen Sie!“ ? 
VDoer Kommirztenrath ahm ehne Pistole 
von der Waundeu und Fpaunte den Hahn. Dann 
ergriff er dir Hand seiner. Begleiterin⸗Sein 
Astiu wao ur hloa Die Augen lagen ANutun⸗ 
terlaufen vot ibhren ohlenen Der arue Pann 
XXXEEEOO—— 
So ombien Jecy die Toeppee anan.! Die 
thür. hum. Mnns immer stanud vffen. Beate 
wimmerte ein Stoßgebet . 
r Moch Noch Scherttee undsib mußten das 
ganzr Grmch Aderbtickeu·. 
Beaten's Herz pochte wie mit Dammer ⸗ 
Shblagen. Der Coumerzunrartj: hielt chre Rechte 
jo tramphait. uaijparut, daß or ihr sast die 
Finger zex baach ·.. 
Der Utoment war fürchterlich Da filand 
er in der That, der evtsehliche Gast, den die 
Haushalteria gesehen hatte! Er nrug den ge⸗ 
—AXXVE 
lenztaths und dielt ine α ααα— 
in der Hand. Als er dex beiden anfichtig 
wurde, nichte und drüßte ie zuvor, und 
dentete mit dem Zeig fint f seinen Pa⸗ 
hierstreifen.“ 
Herr Emmerling stieß ein wildes Geheul 
aus. Dann ward er still als sei er versteinert. 
Bate kniete am Boden und bewegte lautlos 
die bebenden Lippn. 
Bloͤßlich erhob der Commerzienrath die 
P'ftole und richtete dieMimdung nach der 
Decke. Die Gestalt in Biauen Zimmer nickte 
noch wiperlicher und grauenhafter als disder. 
„Wenn Du da vist, muß ich fort? schrie 
der alte Herre mit furchtbarer mark und bein⸗ 
durchdringender Stimmec. 
In demselben Augenblicke krachte ein 
Schuü.Der Commerzienrath kag aufder 
Diele. Er hatte sich den Kopf zerschmettert. 
„Himmel und Holle!“ rief es jetzt von 
der Teeppe her ...Das ist entsetzlich! 
herr Conimerzienraͤch/ was machen Sie?“ 
Es, war Fram, der keidet zu spät kam, 
um die verzweifelte That zu hindern 
d Er schrae um Halffe. Die hirbeigee ilten 
trugen den bplutenden⸗Greis äu's 
Erdgeschoß und bettesen ihn auf den Divani 
Er röchelte noch. Die Kugel war über dem 
linken Auge eingedrungen. Dag Hirn hing 
llaffend aus der Wunde. 35. 
Als die Sonne hinter dem Horizont ge⸗ 
junken war, hatte er ausgelitten. . 
Beate mar mehr todt als lebendig. 
Sie perfiel in ein hihßigs Fieber. Acht Tage 
lang schwebte sie in Lebens zefahr. Sie genas 
nur laugsam. Erlt nach vielen Wochen erfuhr 
man aufs ihrem Munde was fich zugetragen. 
Sie starb viex Jahre später im Irrenhause.*) 
Z45 2 ort des Vaters. 
Erzählung von Wirshelm Müller. 
* 
.Mutter,“ rief der alte Stammer seiner 
Frau zu, als eben sein Sohn Martin das 
) Es bedarf wohl kaum der ausdtucklichen Her⸗ 
hebung. daß wir durch die Mittheilung dieses 
Sorfalls in leiner Weise dem Aberglauoen Sorschab 
uu leisten Ae Die Sache beruht auf der un⸗ 
er dem Ramen der Hallucingtion dekannken 
—IXEEIX— *