Full text: St. Ingberter Anzeiger

auf allen Gesichtern zeigt sich eine erwartungs⸗ 
volle Befangenheit; Marie ist nicht zugegen; 
sie betet in ihrer Kammer; dis Mutter gehi 
in sorgenschwerer Unruhte umher 3 Joseph ist 
schene grstern abgefahren, um den Jugendo 
freunbd in«das Vaterhaus zurückzuführen, sie 
lönnen jeden Augenblick zurück sein, dann muß 
sich alles entscheiden.— Stammer allein bleibt 
in seiner glücktichen Launen imerschüttert. Jetzt 
trscheint der gelehrte Auwalt; die gewähnn⸗ 
chen Redenkarten werden gegeneinan der aus 
getauscht und kaum hat der alte Herr ein 
Glaschen geleert, die weitgespaltete Feder ge⸗ 
prüft und die verheibte: Dinte untersucht, da 
raffelt ein Wagen in dene Hoß., Matlin de 
ruft die Mutter deklomimen. nRude moe 
nun Marie,“* gedietet der Eheherr;“ Anng 
gehorcht. Zu gleicher Zeit kreten von der 
rinen Seite Marie und die Mutter, von der 
andern Joseph und Wartin ein.: Bebend mit 
gefeuktem Blicke naht sich die Braut dem 
alten Stammer. Marhn steht aber erstarrt, 
seinen Augen nicht trauend, er will anfsgreien, 
aufjauchzen, doch· der Athem fehlt seiner 
Brust und des Vaters —XRXX 
sger gebietet ihmz Schweigen. Der vile 
Stammer faßt die Hand der bleichen, zitteru⸗ 
den Marie, er will lͤheln, aber das lächeln 
wandelt sich in tiefe Rührung, der scherzeude 
Ton mird felerlicher Ernst, fo fragt jeg: 
„Marie, Kind meines Lebensretters. willst du 
das Weib meines Sohues werden 9 
Marie's Augen bleiben am Boden haften, 
ihre Lippen geschlossen. Martin hat sich weil 
vorgebeugt in banger, ängstlicher Erwartung; 
da hat die Jungfrau überwunden, leise bebi 
es aus ihrer Brust herror: „Ich will sein 
Weib, will euch eine gute Tochter werden.“ 
„O mein Gott!“ ruft der glüdliche 
Martin. Bei diesen Lauten hzebt Marie den 
Blck empor. der Geliebte steht vor ihr. Aller 
Augen weinen. und doch sind Alle glüdlich 
Alle fltigt?: 
Der alte Stammer drückt sein Weib an 
das Herz und ruft: Sichst du Mutler, daß 
du Unrecht hatiest mit deinen Befürchtungen?“ 
Sie kannten fiche schon früher,“ ruh 
Anna, „fie ist es, die der. Matuin liebt. 
Sage mir nur, lieber. Mier, wie du ersah⸗ 
me ck pen 
Stammer zeigte hinter den Ofen und ant- 
wortete lächelnd: „Der Hund mar der Ver⸗ 
räther ““ 
Der,“ fragt Ama, ohne den Zusammen⸗ 
aang begreifen zu fönnen, „darum hast du 
das alte Thier so lied? 
Nicht darum all in“ entgegnete Stammer, 
„Muiter, du bist undankbar geworden! Es ist 
ja der alte Wächter, ver mich aufipürte in 
dem Abgrund, der, wie Marien's Vater mein 
Lebensretier war.“ 
Da eilte Annga in die Ofenecke, streichelte 
anter Freudenuhranen das arte Thiet —RX 
der Hund' gehörte jezt zir dein Bunde der 
ee pr beun d e 4. ..1 
Uns dier Hochzeit wurde gefeiert wle 
Stommer es wunschte;“ seht buc setbin wien 
tattlich eud hertlich sich der Umzug nach der? 
Trauunt gusnimmt, wie der junge Bursche 
mit der Fackel jauchzend den Hut schwingt 
und die Musikunten. fo lustig drein biasen 
und dann die Vrautleute in der Landestcacht 
Belt/ der glüchiche Martin dangt den opf 
nicht mehr, er schreitet so siviz einhet, als 
var das ganze Bayerland fein Eigenthum 
In Stanmmer's Hause dronetinbefen 
Anna forglich den Hochzeitstisch, und wie die 
tirchenglocken ertnen und Niemand um fe 
weilt. mit dem fle ihte Freude aussprechen“ 
lann, ftreichelte sie den alten Hund und sblnchzt“ 
nit gkücktichen Thränen? „Sieost —A 
jet find sie Mann und Weib. — 
Wachter sp gi die Ohreneb fcheint bel⸗ 
nahe, als hätte er die Worte derstanden; 
jeine Nasse schnuppert behaglich, denn in dem 
anzen Hause ist der Duft kostlicher Braten 
herbreitet** 
Spät nach⸗ Mitternacht ziehen die Gäste, 
die mehrsten mit etwas unficheren Schritten, 
rmend und lachend aus dem Hochzeits hause. 
Jift, wo Stammer und sein Weib allein 
sind, zieht der alte die treue Gefährtin jeines 
Lebens an sein Herz und stüstert: Nan will 
ich es dir wohl gestehen, auch ich fürchtete 
zereits, das Wort, welches ich dem Sterbenden 
Jad. würde den Kindern kin Heil dringen. 
Aber Gott hat Alles wodl gefügt ee 
Gott hat Aules wohl g fuͤgt“ wieberhokte 
die framae Auua.