Full text: St. Ingberter Anzeiger

AUnterhaltungsblatt 
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St. Ingberter Anzeiger. 
Nr. 39. DonnerEtag, den 80. Märs 
1831. 
Das rothe Kreuz. 
Das rothe Kreuz zuf weißem Grunde, 
Wie hoch erhaben steht es da 
Wie war es in der schweren Stunde 
Den Opfern blut'gen Kampfes nah! 
Treu folgt' es uusrer Heere Spuren 
Fum Feldspital und in die Schlacht; 
Äuf hrimischen und fränk'schen Fleren 
hat es sein schönes Werk volloracht. 
zu sagen. Die Leute sind heute früh gelom⸗ 
nen und gehen schon morgen wieder fort, 
aber es scheint mir, als ob die Kleine wahn⸗ 
sinnig sei — armes Ding! — und ihre 
Tante bringt sie nach einer Privat-Irrenauftali 
in Vermont. Sie war mit einem jungen Mann 
zerlobt, Fräulein, und der hat sie ganz' plötz ; 
liich und ohne Grund verlassen, um eiune 
Andere zu heirathen, und das hat sie wahn⸗ 
sinnig gemacht. O, ich wollte, er könnte dafür 
zehentt werden, und wenn sich alle? Heuker 
sweigerten, ich denkte ihn auf!“ Und die 
Wirthen wehchte mit ihren Haubenbändern 
iure Thränen aus den Augen. „Die Leute 
iind nicht reich, sobiel ich von der Taute 
erfahren konnte, und das Maädchen ist euie 
Waise, und die Geschichte mit der Prvat · 
Irrenanstalt ist eine harte Nuß für die Fa⸗ 
milie, aber fie tönnen nicht sanders, denn 
mit dem Mädchen wird es alle Tage 'schtim- 
mer zu Hause. Sie ist gerade nicht tobsüchtig, 
aber sehr eigensinnig und will immer weiß 
gekleidet gehen, weil sie sihh eiabildet. daß 
hr Bräutigam jeden Aagenblick kommen könne 
und duß dann Hochzeit sei. Das arme Ding? 
Und jeden Tag schaut sie nach dem schlecten 
Menschen nus — es möchte Einem das Herz 
hrechen!“ 
Das rothe streuz auf weißem Grunde 
Be eisterte manch zarte Nand. 
Die eines Kriegers tiefe Wunde 
Wohl leise schauernd sanft verdand. * 
Es war an manchem Arm zu jchauen, 
Der sonst so schwach und kraftlos schien z 
ein schön'res Alit ja für die Frauen 
Als das der Samariterin. 
Dem rothen. Kreuz auf weißem Grundt 
XRE 
Danft ihm mit eer und mit Munde 
Rächst Gott die Lind'rung seiuer Qual. 
Seht feines Auzes Thränenschimmer! 
Die Pflegerin war sanft und meid. 
Vergessen wird und kann er niumet 
Fhr liebliches, ihr süßes Bild 
Mit rothem Kreuzg auf weißem Grunde 
O schöne Frau voll Lieb' uud Huld, 
Vielleicht an mancher Herzenswunde 
Trägst Du unwissertlich die Schuld. 
Zog der Genesene zur Fernee 
Roch immer schant er fromm hinan 
7 Himmel Deiner Augensterne, 
er ihm so oft sich aufgethanu. 
„Sie reisen morgen?“ bemerkle jeßt 
Julie, „daun werden wir wahrscheinlich ihre 
Gesellschaft in der Postkutsche haben. Das 
arme, liebe, kleine Ding! Wie heißt sie denn 
eigentlih ẽ— *— 
Um die Wahrheit zu sagen, sie heißt 
Margarethe Ellsland, aber man ruft sie Veta; 
das ist kürzet. Jegt muß Id gher wirklich 
Verurtheilt und gerichtet. 
Wiedererzählt von Hadim Aburuden.“ 
ve ie ESchluß.) m k J won 
„Ja, Fräulein, darüber ist eigentlich wenig 
——3z3