Full text: St. Ingberter Anzeiger

Bunbel“in den Strom,eilte zum Bahnhof 
und nach kurzer Zeit trug mich das geflügelte 
Dampfroß in meine neue Heimath, nach 
Frankieich. Hier habe ich bis vor Kurzem 
elebt, als der ehrenvolle Ruf an mich erging 
Weschaͤftaführer des Hermann'schen Werkes zu 
werden. Da erfaßte mich eine ungeheuere 
Sehnfucht nach Deutschtand, meinem Valerlande 
und ich folgte deinselbet. 
„Ohne es zu bereuen!“ ergänzte der Pas 
stot iächelnd, erx sah, wie Helene mit span⸗ 
nender Aufmerksamkeit jedem seiner Wotte folgte. 
O gewiß nicht!Habe ich nichta mein 
Theuerster auf Erden wieder gefunden 
sagle Bruns. 
Die Sonme war untergegangen, als Bruno 
mit dem Pastor und den beiden Forstern das 
VFpheuhaus verließ. 
heit und Erlenntniß Gotießs! Wie gar unbe⸗ 
zreissich Iud seine Gerichte und unerforschlich 
seine Wege!“ zum Thema seiner Predigt ge⸗ 
nommen halte. Als die Feierlichkeit geendet, 
und, das neuvermählte Paar sich im Vollge- 
fühle seines Werthes an datß Herz sank, da 
zitierte ein Freudenschmerz durch ‚das Innere 
bder Anwesenden und manches Auge zerdrückte 
still eine Zähre hinter den Wimpern. 
Unter Freudengeschrei und Hurrahrufen 
bewegte fich der lauge Zug nach dem Orte 
des Festes, der Fabrik zu . 
Hier tönte froher Sang und Mußfil einer 
jubelnden Versammlung noch spat in die ster⸗ 
nenklare Nacht hinaus, uunter derem Schußze 
nund Dekmantel das junge Ehepaar nach dem 
Epheuhause entwischt war.. 
* m 
Es war ein Späͤtsommeriag. wie man ihn 
im Gebirge selten rifft, als die Glocken des 
Dorftirchleins jenseits des Waldes zur An⸗ 
nvacht riefen. 
Aus den Fabrikanlagen desWerkes be⸗ 
wegte sich ein langer Zug, es war ein Hoch⸗ 
zeitzzug. In dem mit grünem Laube und 
farbigen Bändern geschmückten Wagen saß ein 
glücküches Brautpaar? Bruno und Helene. Ih⸗ 
nen folgten auf einigen Wagen das Beamten⸗ 
personal der Fabrik und die übrigen näher 
detheiligten Personen. Die Reihen der Arbeiter 
im Fefischmuce bildeten den Schluß. 
Nach einer kuꝛgen Rast auf dem Berge 
war der Zug an dem Kirchlein angelangt, 
daß heute die hinzustromende Menge laum zu 
fafsen vermochte Hier ordnete sich der Zug in 
den von der aufrichtigsten Liebe gefchnückten 
Gotteshause.* 
J Das unvergleichlich schonste Bild bot sich 
am Altar. Um denselben standen⸗ in zwei 
Reihen die weißgekleideten Kinder der Umge⸗ 
gend, eine würdige Einfassnng zu dem aul 
den Stufen des Altars kuiecenden Brautpaar, 
und lauschten mit demselben, nachdem der 
hehre Orgelton“ verllungen war, den tiefen 
ergreifenden Worten des Predigers, der sich 
die Sielle der⸗ heiligen Schrift: O, webch' 
eine Tiefe des Reichthums, beides der Weis⸗ 
Homonmyeme. J 
Denusch-Franzosisch J. 
Der FSranzose. 
Mein Wort i dunkel, wie Kothios Fluth, 
Doch jpruht daxaus des Geiftes helle Gluth. 
Der⸗ Deutsche.. 
Aus meinem Worte blinkt der Hoffnung Stern. 
Doch auch in dunkle Tiefe sinkt es gern. X 
Der Franzose. — 
Es hängt mein Wort sich an des Dichters Kiel, 
Draus auillet suummer Tone Zauberspiel. 
Der Deutsche. — 
Und an des Schiffes Kiel haängt sich mein Wori 
Und wurzell in des Hafens sicherm Port. —1 
Der Franzose. 
Du haft, v deutscher Nachbar, mehr als ich 
Gebraucht dies Wort, das glaube sicherlich. 
Der Deutsche. R 
Zur See kennt man dies Wort; in kuhner That. 
Laff' ich die Wimpeln wehn auf Meerespfad 
Die Keite klirri und rasselud steigt mein Wort 
Zu frischer Fahrt an meiner Schiffe Bord. 
4. Lebensphilosophie. 
Gegen Undlücdliche gütig und wohlwollend 
sein, wird den Meisten nicht schwer, gegen 
Glückliche aber nur gerecht zu sein, vermogen 
nur große Serlen. 
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— aAnd Berlag von F.X. Demes in St. Inabertrtrt. 
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