Full text: St. Ingberter Anzeiger

noch erleben. Wir Kosacken haben keme Pflicht 
gegen Polen, als die Grenzen zu vertheid igen 
gegen die Tartaren und die Türken, wir 
varen immer ein freies Volk und werden es 
bleiben, so Gott es nur zugibt. diese Abgaben 
die man uns auferlegt wider BRles Recht, sie 
machen die Sache erst reif. Gebt Acht es 
stehen großze Dinge bevor. Man hat vor wenig 
Tagen ein freuriges Echwert am Himmet ge⸗ 
sehen in der Richtung der Ukraine.. 
.Was Ihr sagt,“ murmelte Rarbara. 
Es ist so, ich habe es auch gesehen,“ 
bestätigte: der alte Bauer. * 
.Unser armes Bauernvolk hat so nichts 
u verheren, als dieses elende Leben,“ fügte 
rin andrer Landmann hinzu, ‚wenn die Ko⸗ 
jacken aufstehen und in das Land lommen, 
wird ihnen Alles zulaufen“ 
Es gibt keine ülfe mehr, als Krieg gegen 
die Polen,“ fügte der Schließer hinzu. 8* 
Einer nur könnte helsen,“ spriach nach 
cinigem Besinnen die alte Amme, „Einer.“ 
„Wer das ?? riefen virle zu leich. 
„Unser Herr l 
„Ja der,“ murmelte es von allen Seiten, 
„der hat Anderes im Sinn,“ sagte der Schlie⸗ 
zer lächelnd, „meint ihr, er habe eine junge, 
sodne Frau genommen, um nach einem Mo ⸗ 
nate aus ihren Armen in den Krieg zu lau⸗ 
jen d* „Wenn es mur gut thut mit der 
herrin,“ murmelte naqh einer Puuse die alte 
Amme, „der Herr ist über vierzig Jahre. ich 
weiß es, ich habe ihm aufgezogen, und ein 
erwachsener Sohn von der eisten Fraueim 
—XVV 
Jahren. kaum, und girt. seinem Sohn eine 
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wende es zum Besseren· 
Die Alte schwieg. Die Anderen setzten 
das Gespräch im Flüstertone fort, denn jeden 
Augendlick konnte oer Herr, Bogan Hmelunzli, 
ou der Jagd zufucktehren. Indß jaß sein 
junges Weib, Ledwina, in der warmen Stube 
des Edelhofes und ipann. 
Der Raum war, wie der Siß des Edel⸗ 
herrn, schlicht und kriegerisch eingerichtet, er 
entbehrte nicht der Bequemlichkeit, aber jeder 
Pracht, Wände und Dicke waren von Eichen⸗ 
hotz. genafelt, Schränke, —Stuͤhle, Tijche von 
weisen Holzt, mit farbigen Blumen bemalt. 
in den Wanden hingen ein paar Heiligen⸗ 
bildern, ein großes Cucfit. unter welchem 
eine rothe Lampe brannte, Wuffen, Panier, 
Drahthemden, Lanzen, Stre thämmer, lrumme 
Säbel, kleine runde Schilde, ein paar P stolen 
und zwei riesie Hacendüchsen. Gewrige und 
Fe lle erlegter Thiere, Trinkhörner, tünkische 
Trophãen. 
Die Mitte der Haͤuptwand nahm ein 
groter steinernet Kamin ein. Au demseiben 
sjaß,“ in einem breiten 6poist rien Stuhle. 
die Fütze auf einem glänzenden Bärenfelle. 
die jjunge Herrin. 
Die Flam ren des Kaminfeners spielten 
auf ihrem edlen, reizenden Gesichte, dem die 
Adlernase und der volle Mund mit duu leicht 
aufgeworfenen Lippen etwas⸗Trotziges und 
sein: Sinnliches gab. Ihre schlanke Gestalt 
von mäßiger Größe kam mm dem sich knappy 
atschmiegenden nationalen Kleide zu herrlicher 
Beltung, der kurze blaue Wollenrock, nur bis 
zum K.Bchel reichend, bien die zierlschen Füße 
in den Stiefeln von seinem rothen Saffian 
sehen, eine Art Kazabaika von hellbraunem 
deder mit dem zarien Pelzwerk junger schwar⸗ 
ser Lämmer gefürtert und ausgeschlagen, um⸗ 
schlotz den Oberkörper, unter dem rothseidnen 
Tuche, das den Kepf gleich einem Turban 
einhüslte, hervor leute sich das re che hellnraune 
Haar weich um die Schläfenund fiel in 
prächtigen breiten Flechten auf den Rucken 
herab. 
Neben der Herrin auf der Lehne des 
Stuhles lag eine große milchwerße Katze, 
welche mit geschlossenen: Augen dbehaglich 
IIX 
. Außer dem Schnurren der Katze und 
dem Prasseln des Kaminseuers war wichts zu⸗ 
dören. Die scöne Frau schien au mit ihrer 
Spindel bes.äjtigt, ihr uraes graues Auge 
geoanlenlees. 
„P oßlich tönten Schritie in dem mit Lehm 
zepflaterten Gange, welcher zwüchen den 
Vounstuben liife.. 
Lidwing horchte erst einen Augenblick dann 
prang fie auf und in einem zugleich wilden 
und anmuthigen Saze den beiden Männern 
entgegen. welche sich auf der Schwelle zeigten. 
Die Katze hatte sich indessen vor den großen 
Rüden, welche diesen voran in die Stube 
4.