Full text: St. Ingberter Anzeiger

pidlich zur Besinnung zu lommen. Er warf 
sich vor dem Prinzen auf die Knie nieder und 
bat um Gnade. 
.Laß es gut sein,“ nahm der Prinm 
das Wort. „Ich sagte dir. wic würden einst 
mit einander abrechnen. Das soll deute ge⸗ 
schehen. Ich biete drer eine einträgliche Stelle 
in meinem Hause an und du verpflichtest dich. 
deine Kunst ausschließlich meinem Dien ste zu 
widmen. Ich bin Freund einer guten Küche. 
Darum kein Wort mehr von der Vergangen⸗ 
heit. Vergiften wirst du mich hoff nilich 
nicht 78 
Der Koch erschöpfte sich in Danksagungen 
und Versicherungen seiner Ergebenheit? und 
Piurat entlictz ihn mit dem Ausbruce det 
vollkommensten Wohlwollens. 
Am⸗ audern Maorgen war jedoch Jalob 
Billefort derschwunden. Niemand wußte wo 
hin. · Hatte er im Geheimen eine Vergitung 
seines eh maligen brutalen Benehmens von 
seiten jeines hohen Herrn befürchtet, oder 
daite er überhaupt kein Vertraͤuen zu dem 
Stern der Napoleoniden; genug, er war 
verschwunden, troßz der sorgtfältigsten Nach 
jorschungen nicht zu ermitteln und der Prinm, 
Jörte nie wieder von ihn. 
Jedernfalls hat es aihm an ta'entvoten, 
sAshen in dem schönen Neapel nicht gefeblt 
als der Königepuirput seine fattliwe Gesftal 
uinfloß, und so ochte er den Koch des Her⸗ 
jogs von Cambacè. os batd' vergessen haben, 
um jo mehr, als auch er den one des 
Glückes her dem Stunze seines ju aͤllzuschroffer 
Höge gelangten Göuners erfuhr. Er endete 
b tanntlich von allen denjenigen, die dem 
—XEEV 
am tragiichsten. Nichts; desto) wenger bleibt er 
die poetijchste: Eischeinung in diesem keruse 
der q.ibst die hier erzäulte. derb realijtisce 
Jugeudepifode nichts von hrem Glanze 
nehmen aunn. 
D 4 — 
Aat · :glalliges. J * 
(EEscamotage.) Anläßlich des jüng⸗ 
sten Klaujruburger Marktis producitte sich 
auf offener Sraße ein Zigtumer als Taschen⸗ 
pieber erssen Ranges. Selbswerstäudlich ver⸗ 
sjammelle er um sich ein zahlreiches, durch⸗ 
wegs aus Landleuten bestegendes Publilum. 
Hier Zabe ich eine Samme büchse,“ rief der 
braune Schwarzkünstler, man legt Zehnkreuzer⸗ 
dücke hinein. ich berühre die Büchse mit 
meinem Zauberstabe, sagte: Eins. Zwei, 
Drei, und aus den Jehnkreuzerstücken warden 
eben so viele Silberzwanziger, die natürlich 
dem gehören, welcher die Zehnkreuzerstücke 
rinlest.“ — Die erste Probe, welche mit 
drei po, die mit dem Prestigateur 
einverstanden wären, gemacht wurde, gelang 
volltommen, denn die Helfersheifer ehielten 
vor den Augen der Zuschauer richtig Silber⸗ 
zwanziger. Das gelungene Kurstsiück verfehlte 
seine Wirlung nicht, denn im Ru war die 
Sammelbüchse voll mit Jehnkreuzerstücken. 
Nun begann der Holuspolus. Die volle 
Büchse wanderte in die Tasche des Zigenners 
die leere Kapsel stellte der Künstler auf den 
Boden; er erhsuchte das Publilum um Geduld, 
denn er müsse aus dem Wirthshause, vor 
welchem die Produltion startfand, und das 
zugleich ein Durchhaus war, Zauberdohnen 
dolen. Lange harrten die Abgesomnenen der 
Rücklehr des Zauderers, doch vergebens. denn 
berschmwunden war er auf Nimmerwiedersehen. 
Nun ging der Tanz erst recht los; es wurde 
herumg · stritten, ob die Zauberbügse ohne 
Gefahr für die Silferzwanz:ger? gröffnet 
werden solle. Endlich stürzte sich Alles auf 
die leere Büchse. Jeder wollte diesibe als 
Ersaß jür seine eingelegten zehn Kreuzer be⸗ 
halteun; es entstand eine Prünelen, der endlind 
durch das Einschreilen der Polizei ein Ende 
gemacht wurde.0 
— 
— 
ꝛ. I 
*Rz ũß 
Der fetz'ge Muister des Innern der 
Pariser Commune heitzt Grellier und war 
nor Kurzem noch Bisißzre einer Waschanftalt / 
Jüngst machte ühm der Vorsteher eineg 
Fitedhofes feine Aufwartung, um ihn in seinez 
geichaftlichen Augrlegenheit zu tkonsultirem 
Der nerre Minister erwiderte, daß er nicht 
das Mindeste von den Pflidtten seines hohen 
Amtes nerstehe und lieber wieder die Leitung 
seiner Waschanstalt übernehmen mchte; aber 
es sei ihm mit dem Tode gedroht worden, 
falls er sich weigerte den Posten anzunuchne