Anterhaltungsblatt
42um
St Ingberter Anzeiger.
Xr. 48.
Donnerdtag,. den 20. April
—BREEA
Die Brüder
Original Novelle von Ewald August König.
Erstes Kapitel.
Die Brüder.
zeleistet, denn unter zehn Bettlern sind neun,
welche —“
Völling warf dem Herzlosen einen Blick
des Vorwurfs zu und trat, ohne dessen Aus—
einaudersetzungen anzuhören, vom Fenster zu⸗
rück.
„Die Alte dort ist nichts weniger als
eine Bettlerin“, nahm ein anderer Gast, Re⸗
ferendar Waldau das Wort. Sie ist die
Wit we Kraus, die Mutter des Handlungs
gehilfen Georg Kraus, welcher vor einem hal⸗
ben Jahre wegen Jälschung zu 8Jahren
Zuchthaus verurthelt wirde.
Ein Flacon!“ ertönte es in diesem
Augenhlick aus dem Kreise der Damen, weiche
die junge Neuvermahlte umstauden.
Die Braut' war ohznmäsbtig. Die Herren
eilten hinzu, und der Vater der Ohnmächtigen,
der Commerzienrath, Baulier Hexmanu Weber,
blieb an der Fügelthür, welche auf deu Cor⸗
ridor fünrte, stehen,
Der Ref rendar wollte den Saal verlafsen,
der alie Heir zuat zut Seite und folgte ihm.
„Meu Herr, hätte ich diese Bosheit er⸗
warten könnuen, würde ich Sie nicht zur
Hochzeit grladen haden, nahm det Commerx⸗
sienrath das Wort, während er den Referen-
dar am Arm festhieli. „Ich hielt Sie für
einen Ehrer manu.“
„Und füt was, wenn ich bitten darf.
halten Sie mich leht fragte det Referendar
hquijch. .. 43
Fül einen Elesden, einen Merschen ohne
—A
„Herex Kommerzieurath,“ fuhr der wuge
— —
Die Gaff entfernten Fich. Der Wagen,
welcher das junge Edepaͤar aus der Kuͤche
in das Haus der Brauteltern zurückgehracht
harte, fuhr, in rasch m Trabe davon.
Mur ein altes Mütterchen blieb vor dem
proßen schönen Hause st hen und schaute weh
müthig hinauf zu den hohen Soalfenstern,
hinter denen die Hochteitscäne aui- und ab—
waundelten, bals eifrig mit cinander p.audernd,
bald di ausschauend auf den Paradeplatz,
auf den der lihzte Strahl der siulenden Herbu
onne lange Schatten warf.
«Wer nur die Aue srin dag, die so un⸗
verwandt zu uus heraufstiert 9“. wandte sich
der Bäutigam zu Fejnem. Schwiegervater,
„Thun Sie mir den Geiallen und senden
Sie dieser Armen eine Gabe hinunter, an
dem schönsten Tag meines Lebentz soll Jeder
in meiner Nähe fröhlich sein. wenn ich seine
Noth oder seinen Kummer zu lindern ver—
mag.“
Da hätten Sie viel zu lindern, mein
lieber Bölling.“ schaltete der Hofrath Herzfeld
ein kleiner, alter Herr, der neben dem Bräu⸗
tigam stand, sarkast sch ein. „Man muß den
Piebs nicht verwöhnen Durch die allzug oße
Zereitwilligkeit in der“ Anstbeilvug von Ul⸗
mosen wird dem Staate ein schlimmer Dieust
u..9 Dem Frankischen Kurter entuonunen.