Full text: St. Ingberter Anzeiger

ihm lieb sein, wenn mehrere Fäifchungen ent⸗ 
deckt würden, man folle nur die Bücher noch 
einmal genau durchsehen, auf einige Hundert 
Thaler Banco meht oder weniger komne es 
ihem nicht an. Läg- nur diese eine Fälschung 
vorn, jo würden viell icht mildernde Umslände 
ungenommen und dann treffe den Verbrecher 
etne gelinde Strafe. gewisse Unstände aber 
muchten eß ihm wünschenswerth. daß derjselbe 
jür immer veruichtet werde. — Der Cassirer, 
eine stille Creatur, versprach nachzusehen, und 
wirklich fanden sich am nädften Morgen noch 
ein halbes Dutzend Bew ise gegen Kraus. 
welche diesem drei Jahre Zuchthaus, dem 
Cassirer einen hü schen Gewinn eintrugen.“ — 
„Schändtich!“ murmelte der Referendar. 
„Jh kann den Haß nicht eraründen, den 
der Bankier diesem jungen Menschen nachtrug, 
straus war allerdings etwas leichtsinnig, aber 
im Grunde doch sehr gewissenhaft und thätig; 
es wag wohl sein, daß er jene Hundert 
Thaler nur nahm, um seine Maͤtter aus der 
NRoth zu retten.“ 
„Ich will Ihnen den Grund nennen,“ 
versetzte der Referendar. „Kraus hatte die 
Kühnheit, um die Tochter seines Prinzipals 
u werben und Helene war dem Bewerber 
durchaus' nicht abgeneigt. Man redete in den 
Cn keln' der vornehmen Welt damals viel von 
geheimer“ Verlobung und beabsihtigtet Ent⸗ 
ührung, deßhald mußte der junge Mann un ⸗ 
chädlich gemacht werden. Ih mag ihm wünstchen, 
daß er glücklich über die Grenze kommt, man 
hat seine. Zelle hute Morgen deer gefunden 
und wird dein unserm langsamen Verfahren 
mit' dem Steckbrief wohl' warten, bis er über 
alle‘ Berge ist·· — 
Er nahm nach diesen Worten jeinen Stod 
und setzte den Hut afff. 
MNoch eins!“ verseßte der Vicchhaler, 
indem er aufstand und' sein; Glas! leerte 
Weshalbetragen gerade Sie dem Vantich 
dielen Groll nach, er hat Ihnen doch während 
Ihrer Studienzeit —* 
Ein Almosen hingeworfen 2 fiel Waldau 
ihhm mit bitterm Groll in“s Wort. Glauden 
Sie, daß ein solch⸗s Almosen mich zu ewiger 
Dankbarkeit nerpflichten muß d“ Weßdalb hat 
er es mir gegeben F Etwa aus Gutautnig; 
kein F aus Blitleid 1 Oder, um sich den Nat 
men eines Vdäcen zu geben, um ver der Welt 
damit groß thun zu können, daß er arme Ta⸗ 
sente unterstitze 7 Ih glaube, daß das Letztere 
der Fall ist, deshanb bin ich ihm keinen Tank 
schuldig. — Die Gründe meines Hesses de⸗ 
halte ich für mich, jorschen Sie ihnen nicht 
nach, Sie werden sie nicht erfahren.“ — Er 
tichte dem Buchhalter die Hand. „Jeder ist 
seines Glückes Schmied,“ jsuhr er fort, „be⸗ 
denken Sie, daß Sie vor dem Ambos siehen 
und nur auf das dlüsende Eisen shlagen 
dücsen; seien Sie thätig und verichwiegen.“ 
Der Buchdalter drückte die Hand Wasdaus. 
„Ich werde schon mogen die ersten Schritte 
thun und zweifle nicht daß der Siurz der 
Firma mir geleugen wird. Das Uebrige über⸗ 
lasse ich dann Ihnen.“ 
Der jung; Gelehr e im Gastzimmer hatte 
sich, als die Beiden aufstanden, wieder in 
seine frühere Ecke gef tzt. Seine Züge maren 
ruhig und unbewegt, nichts in ihnen verrieth, 
ab und wie sehr jenes Gesprächh ihn interef⸗ 
sitte und welchen Eindruck es auf ihn machte. 
RKurz nahdem die Beiden die Scherke 
berlassen hatten, ging auh er“ hinaus. — 
Mitternacht war nahe:! Der Fremde wanderte 
durch mehrere Straßin und blieb endlich vor 
cinem großen und schöen Haufe stehen. Die 
Fenstet waren durch diche Enenstäbe vor dem 
Eindringen Unberuf ner geschützt; auf der 
schweren; mit Schu tzzwerk reich verzierten 
Hunsthürb prangte ein Misüngschilkd mit der 
Inschrift: —NRWeber und Corpagnie.“ Dicht 
neben der Huu thurt vefand sich tine zweite 
steine Thür,' welche auscheinend einen Durch⸗ 
gang schloß,“ der in den Hof führte. Der 
Fremde zoge einen“ Schlüssek aus der Tasche, 
zffnete diese Thür und drückte sie hinter sich 
eise ins Schioß. 
„Ein Glück eist's fir mich. daß der Rath 
des altek Steffeus, hier inen eisrrnent Quer⸗ 
dalten anbringen zu lassen, bis hente noch 
—X — w 
te durch die Gasse auf den Hof schrine „Si 
wird hier unten in süßer Ruhe neden feinem 
hunde schlafen und das Haus durch seinen 
schlummernden Mops hinreichend bewanht glau⸗ 
ben. Um so größer ist morgen früh sein Er⸗ 
stannen, wenn er bemerlt, daß der Mopt 
seind Shuldigkeit nicht gethan hat. — Bah,