Full text: St. Ingberter Anzeiger

wenn Du ihn nicht beweisen kannst,“ Hwarnte 
die Mutter. 
„Ich finde diesen Verdacht sehr gerecht⸗ 
fertigt,“ versetzte der junge Mann. „Haß ist 
die Mutter der abscheulichsten Verbrechen, und 
wie mir Georg sagte, haßt sein Bruder ihn 
mit einer Unversöhnlichkeit und Bitterkeit, 
welche keine Schranken kennt.“ 
Mutter. Der alten Frau standen die Thränen in 
„Ich traf ihn auf der Büffeljagd,“ fnhr den Augen. Sie erhob sich. „Es ist schon 
der Baron foet. „Wir lernten einander kennen pät,“ sagte sie, „erlauben Sie, daß ich den 
und wurden Freunde. Als er hörte, daß ich Brief zu Hause lese; wenn Sie vor Ihrer 
im Begriffe stand, nach Europa zurückzukehren, Abreise mich noch einmal besuchen und meine 
* — n Irren seinen Gruß und dieses Antngnt 38 ben — 
ortefeuille zu bringen.“ „Gewiß,“ erwiderte der Daron zuvor⸗ 
Die Alte öffnete mit zitternden Händen lommend, „ich werde morgen Abend um diese 
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anknoten und einen Brief. „So ist also ergriff den Hut und reichte dem Mädchen die 
jenes Gerücht, welches ihn schwerer Verbrechen Hand. „In einer Viertelstunde bin ich wieder 
zeiht, erfunden?“ fragte sie erfreut, indem bei Ihnen,“ flüsterte er, „werde ich Ihre 
Vortesenille in die Tasche ihres Klei⸗ Line aen 2 hend die A 
es schob. arbara schlug erröthend die Augen nie⸗ 
„Mag der, welcher Ihnen dasselbe hinter· der. Auch fie hatte dem geliebten Manne so 
bracht hat, seine Quelle nennen, damit der vieles anzuvertrauen, aber derfte sie, die Braut 
Schuft, der es erfand, zur Rechenschaft ge- eines Andern, in diese Zusammenkunft willigen? 
zogen wird!“ sagte der Baron zornig. Warum nicht? Hatte doch Hugo selbst das 
Die alte Frau sah eine Weile schweigend Band zerrissen, welches sie * fesselte 
vor sich hin, in ihrem Antlitz spiegelte eine hatte er doch selbst in stolzem Eigendünke 
hitre punn eeee oft seg e Glüch —8R* dem Besizz diese, 
utter arum schrieb er nicht ?“ nahm sie inen nicht ab, er wisse es auch noch bei 
endlich wieder das Wort. Anderen zu finden! Was hinderte sie, das 
„Er sprach täglich von ihr, sein einziger Verhältniß mit einem Manne zu lösen, den 
Kummer war, ihr so fern sein zu müssen. sie nicht liebte, wohl nie geliebt hatte, und 
Wie er mir fagte, hat er Ihnen zu Anfang dem anzugehören, an dessen Seite sie ihr 
dieses Jahres einen Brief gesandt, aber keine Liebesglück sand d 
Antwort erhalten, er äußerle die Befürchtung, „Sie hatte auf die Frage des Barons 
sein Bruder werde Ihnen zugeredet haben, nicht „jat gesagt. aber er war doch freudis 
jene Zeilen mit Stillschweigen zu übergehen.“ degangen, im Schweigen findet ja jeder die 
Die Mutier schüttelte den Kopf. „Ich Antwort, welche er am liebsten hört. 
habe keinen Brief erhalten; wissen Sie genau— b 8* ne nicht, als A Mann 
wann derselbe hier eintreffen mußte ? d w e r vpr ab stan sie fragte 
Der Baron sann nuch. „Nach der Angabe nut, ob Rierian! sein ommen emerki hate 
* und als er sie hierüber beruhigt hatte, rückte 
meines Freundes mußte die Ankunft dieses sie den Sessel ans Fenster und bar den B 
Briefes in die erste Hälfte des Monats Feb ⸗ en Vaton 
ruar fallen.“ dort —— nehmen. F 
ie haben an i ? 
War es nicht im Febrxar, als Hugo das 3 man mich geschrieben hob 
einer starken Erlaltung wegen einige Wochen „Und ich danke dem Zufall, der diesen 
bei Dir wohnte ?“ fragte Barbara. Brief Ihnen in die Hände geführt hat,“ fiel 
Kind, Kind, sprich keine: Verdacht aus, der Baron, froh, daß das peinliche Schweigen 
gelang es ihm, einen Posten in einem Bank⸗ 
hause zu erhalten, aber die angestrengte Arbeit 
und das Sklavenjoch behagten ihm nicht. Er 
quittirte die Stelle und reiste nach Californien. 
Dort gesellte er fich den Goldgräbern bei. 
Eine ergibige Goldader, welche er entdeckte, 
machte ihn zun reichen Mann.“ 
„Befindet er sich noch dort?“ fragte die