Full text: St. Ingberter Anzeiger

und Niemand weiß, wo das Geld geblieben 
ist. Nachdem ich dem Verdacht und den 
Bründen, auf die er sich stützte, einige Tage 
hindurch nachgegrübelt hatte, beschloß ich mir 
Gewißheit zu verschassen, ich reiste hierher und 
bot mich zur Uebernahme der erlebigten Ver⸗ 
walterstelle an: „So halten Sie den Freiherrn 
für den Mörder ?“ fragte der Förster 
entsetzt. 
Das sage ich nicht; so lange ich keine 
hinreichenden Beweise gefunden habe, wage 
ich nicht irgend eine Behauptung zu äußern. 
Der alte Mann schüttelte bede klich das 
Haupt. Mein Gott, daß ist ein entsetzliches 
GBGeheimniß, flüsterte er. „Aber ich hoffe es 
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cuhig. 
Lieber Herr, wo wollen Sie Beweise 
suchen? Die Thüren waren von innen ver⸗ 
schlossen, es ist ja unicht möglich, daß der 
Mörder — „Haben Sie noch nie gehört, 
daß man einen inneren Riegel auch von außen 
por⸗ und zurüchschieben kann ?“ unterbrach der 
Verwalter ihn rasch. „Ich will Sie davon 
überzeugen, kommen Sie übermorgen Abend 
in den Gasthof, Sie werden mich im Zimmer 
Nummer siebenzehn finden.“ 
Dieser Beweis genügt nicht — „Aber er 
bietet meigem Verdacht eine Stütze.“ 
Ich würde mich an den Kreisrichter wen⸗ 
den, sagte det Förster, nachdem er lange den 
Rauchwölkchen seiner Pfeife sinnend nachgeblickt 
hat, ohne den Beistaud des Grrichts können 
Sie nichts ausrichten. Der Verwalter hatte 
—XE 
Berdacht an die große Glocke hängen,“ er⸗ 
widerte er, „nur durch geueimes Nachforschen 
darf ich meinen Zweck zu erreichen hoffen. 
Wenn ich aber des Beistandes eines Mannes 
bedarf, der Kopf und Herz auf dem rechten 
Fleck hat, wende ich mich an Sie, ich ver 
raäue darauf, daß Sie mir Ihren Beistand 
nicht versagen.“ 
Gewiß nicht, Herr Baron, müßte ich auch Aphorismen. 
— „Still, still, Alter, sür Sie bin ich der Der Erfolg 
Verwalter, bis ich es für nöthig erachte, die Ist nur der That Gepräge, nicht ihr Wert h. 
Maste abzuwerfen.“ Wo das Vertrauen fehlt dem Nalt dir Liebe 
Die Unterhandlung stockte; mit ihren Ge⸗ seine schönste Blume. Goethe. 
danken beschäftigt, durchschritten die beiden 
Männer den Forst, aus welchem sie in den 
jerrschafttichen Park gelangten. 
Fortsetzung folgt.) 
Mannigfaltiges. 
Bei dem feierlichen Truppen⸗Einzuge in 
Berlin waren die an der Akademie der 
zünste angebrachten Portraits sämmtlicher 
deutschen Heerführer u. A. mit folgenden 
Distischen versehen: 
Fürst Bismarck? 
Eisengejschmückt erwuchs, mit Blut gekitict, die 
Einheit,“ 
Trotzend den Stürmen der Zeit! Meister, Du hiel⸗ 
test dein Wort. 
Großherzog von Mecklenburg˖ Schwerin: 
derrschend durch eigenes Recht, gehorchend aus ei⸗ 
genem Willen, 
Fürst und Feldherr zugleich, zogst Du das tapfere 
Schwert. 
sKronprinz des deutschen Reiches und von 
Preußen: 
Erbe des Purpurs, geschmückt mit erblicher Tugend 
der Ahnen, 
Bürgst Du, Sieger im Kampf, Siege des Friedens 
dem Reich. 
WVrinz Friedrich Kail: 
Feldherr, markig in Kraft, von vorwärts stürmen⸗ 
der Kühnheit, 
Dir folgt treu bis zum Tod fre dig zum Siege 
die Schaar. 
Kronprinz von Sachsen: 
Männer aus jeglichem Gau Germaniens kämpften 
verbrüdert, 
Helden dem Throne zunächst führten die Starken 
zum Sieg. 
Graf v. Moltke: 
Dir vertraute das Volk der Deutschen in Waffen, 
Lenker des schneidigen Schwerts, Denker der sie⸗ 
genden Schlacht. 
Druckt und Verlag von F. X. Demnes in St. Inabert.