Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anterhaltungsblatt 
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Nr. 1I0I. Sonntag, den 27. August — 
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Die Wacht am Rhein. 
Aus der „Neuen Didaskalia.“ 
Es braus't ein Ruf wie Donnerhall 
Durch Schwertgeklirr und Wogenprall: 
Zum Rhein! zum Rhein. zum Rhein!. 
Wer will des Stromes Hüter sein? 
Fieb Vaterland magst ruhig sein! ⁊c, 
Durch Hunderttausend zuckt es schnell 
Und Alier Augen blitzen hell: 
Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! 
Wir werden deine Hüter sein!“ 
Lieb Vaterland ꝛc. 
Gambetta faßt den kühnen Plan: 
„Bourbacki greif im Nücken au!“ 
Doch Werders Corps, die Felsenburg, 
Sprach „Hier, mie in Freund, kom mit 
Niemanddurch!“ 
Lieb Vaterland kannst ruhig sein! 
Fest stand und treu die Wacht, 
Die Wacht vom Rhein! 
Fest stand und steht fortan 
Die Wacht vom Rhein! 
Ein böses Gewissen.“ 
Novelle 
von Ewald August König 
Bei Weissenburg, da hat's geblitzt, 
Hat selbst der Turcos Blut geschwitzt; 
Hei Wörth bekam er lange Bein, 
Trankt keine Rosse mehr im Rhein! 
dieb Baterland kannst ruhig sein, 
Fest stand ꝛc. 
Fortsetzunig.) 
„Noch ist es nicht zu spät,“ versetzte die 
Witiwe, welche den Seelenkummer des Buch⸗ 
halters begriff und durch herzliche Theilnahme 
ju lindern suchte. „Sie sind ein rüstiger 
Mann, kaum über die Vierzig hinaus, haben 
eine gute, einträgliche Stelle“ — 
„Nein, nein,“ unterbrach Helldau. meine 
Steliung kann nicht in Bekracht kommen, denn 
wenn ich mich wirklich entschließen wüurde 
jeht noch zu heirathen, so wäre die erste 
Huuptbebingung, daß ich den Posten bei 
Krämer quittirte. Ich bin langde genag 
Schuhbutzer des Rentners gewesen und bei 
aller Anhänglichkeit an meinen Prinzipal, 
hei aller Liebe zu seiner Tochter fühle ich 
doch, daß das Verhältniß, in welchem ich 
zu Krämer stehe, meiner unwürdig ist. Meine 
Fenntnisse und Erfahrungen ,befahigen mich 
Der Hochmuth und die Prahlerei 
Der Waͤlschen ward zum Angstgeschrei: 
Rur Flucht, nur Flucht, nur eil'ge Flucht, 
Ein Jeder schnell das Weite sucht. 
Lieb Vaterland ꝛc. 
So ging's voran in Sturmeseil, 
Dem Franzmann blieb gar kurze Weil. 
Saarbrücken, Metz und dann Sedan, 
Aus ist dein Reich Napoleon! 
Lieb Vaterland ꝛe. 
Paris, dem alten Babel gleich 
An Hochmuih und an Sunden reich: 
Nuͤr zu, mir zu, nur immer zu— 
Auch Du gelangest bald zur Ruh! 
Drum Vaterland ꝛc- 
Bei Orleans da tobt der Kampf, 
Zehn Tage nichts als Pulverdampf. 
Die Wacht, die Wacht, die Wacht vom Rhein, 
—X Sieger sein! 
Lieb Vaterland x.