Full text: St. Ingberter Anzeiger

Riegel haben. Ein Gedanke tauchte plötzlich 
in seiner Secle auf; Wetterau nahm sich nicht 
die Zeit, ihn ruhig zu erwägen, mit erhobenem 
Stock trat er auf Gottfried zu und drohte, 
er werde ihn in's Gesicht schlagen, wenn er 
jene Beleidigung nicht zurücknehme. Der 
junge Mann sah dem Erbosten ernst und 
ruhig in's Auge. „Schlagt nur zu,“ entgeg- 
aete er mühsam an sich haltend, „schlagt zu, 
ich nehme kein Wort zurück von dem, was 
ich hier in Eurer Gegenwart gefagt habe. 
Kein einziges, hört Ihr ?“ 
Wetterau hatte diesen Trotz erwartet, er 
ließ den Stock ziemlich unsanft auf die Schul⸗ 
ter Gottfrieds fallen. Ietzt riß aber auch 
dem jungen Manne die Geduld, in der näch— 
sten Minute lag der Bürgermeister von der 
kräftigen Hand Gottfrieds hinausgeworfen, 
vor dem Hause. 
Ein teuflischer Triumph spiegelte sich in 
dem Blicke des wackern Bürgermelsters, er 
erhob sich und ging rasch von dannen. 
(Fortsetzung folgt.) 
Der Münzsammler. 
Staatsbzig.) 
Eine Novelle. 
(Fortsetzung.) 
„Das heißt,“ unterbrach ihn der Assessor, 
ein wenig hustend, „wenn die betheiligten 
Personen sich wieder zu diesem glücklichen 
Paare machen lassen.“ 
„Hm — bald hätte ich in der That 
Lus, die Projecte meiner guten Mutter nicht 
zu durchkreuzen.“ 
„Alexander, das kann nicht Dein Ernst 
sein!“ rief Felir erschrocken; aber als ihn 
drr Baron ebenfalls über den seltsamen Ton 
erstannt ansah und eine weitere Erklärung 
zu erwarten schien, war es, als schämte sich 
Felix seiner Schwäche. Den Blick nach der 
Seite gerichtet fuhr er fort: 
„Nun' ja, Deine eigenthümlichen Reden 
können selbst Einen wie ich bin aus dem 
Conc pt bringen. Du und Maud ein Paar! 
— Erinnerst Du Dich nicht mehr Deiner 
eignen Worte, die Du mir so scharf einzu⸗ 
prägen suchtest? Sagtest Du nicht, daß 
Maud als Dein Weib Dich nie glücklich 
machen könnte?“ J 
„Diese Worte sagte ich und wiederhole 
sie heute. Aber was thut das zu der Hei— 
räth? Ich suche ja kein Glück darin. Ich er⸗ 
fülle eine Laune meiner Mutter.“ 
Das schien dem Assessor denn doch zu 
viel; mit ungewöhnlichem Ernst entgeg⸗ 
nete er: 
„Ich weiß nicht, Dein Spott hat etwas 
für mich peinlich kaltes. Sei nicht übermü⸗ 
hig, laß solche Reden Deine Mutter nicht 
zjören; denn ich sage Dir, trotzdem der alte 
Engländer für Dich schwärmt und um Dich 
die Reise nach Deutschland gemacht hat, na⸗ 
fürlich von Deiner Mutter berufen, — trotz 
alledem wird Maud nie Dein Weib werden! 
Du sollst sie nicht unglücklich machen! 
Jetzt war die Reihe an dem Baron, den 
Freund prüfend anzusehen. 
„Ist das mein Pilades ? Du brichst eine 
Lanze für eine Dame, die Dir Deinen Dienst 
schlecht lohnen würde. Glaubst Du, Maud 
würde meine Hand ausschlagen?“ — 
„Ja!“ entgegnete der Assessfr. 
„Das sagst Du so fest und sicher ?? 
„Ich sage es, weil ich den festen Glau⸗ 
ben habe!“ 
„Ah so; Du meinst, es liegt ein Hin⸗ 
derniß dazwischen, und dieses ist noch immer 
Sir Artur ) Bis jett haätte ich nicht Neu⸗ 
gierde genug, zu fragen, oh dieses Verhältniß 
geendet oder noch besteht··. 
„Es ist längst beendet, wenn es überhaupt 
jsemals ernst bestanden hat. Schon seit Mo⸗ 
naten ist Artur mit einer reichen Erbin 
bermählt. 
„Wie,“ rief der Baron entrüstet; der 
stnabe hätte ihr sein Wort gebrochen 90 
„Nicht er, sondern Beide zu gleicher Zeit. 
Eigentlich war ihre Neigung füreinander nur 
eine heitere Ainderliebe; doch der Ernst, der 
in Deiner Gestalt dazwischentrat, änderte 
alles. Du hattest die Sache gut arrangirt, 
aber ohne die Betheiligten zu fragen. So 
wollte VUdaud keinen Landmann zum Gatten 
und Artur weigerte fich, die glänzende Uni— 
form auszuziehen. Der Streit begann; der 
Onkel gesellte sich dazu, erklärte, er kaufe