Full text: St. Ingberter Anzeiger

trage, nannte sie eine game Reihe hochadeliger 
Namen, deren Trägerinnen, sämmtlich falfche 
Brillanten zu ihrer Toilette verwenden. Aber 
sag einmal, Papachen, findest Du nicht, daß 
jolch dunkle Veilchen sich entschieden hübscher 
ausnehmen, als der glänzende Flitter ?“ 
Genebra trat zurück sich betrachten zu laf⸗ 
sen; ihre Züge blitzten vor Freude, ihre strah⸗ 
senden Augen überboten noͤch“ das Gefunkel 
der Diamanten, die ihren Nacken schmückten. 
Doas Kleid war von schwerer, goldfarbener 
Seide, mit weißen Blonden ausgeputzt und 
mit Veilchen geschürzt. 
Einen Augenblick vergaß Lawrence Lloyd. 
ob dem · Uebermaße von Bewunderung und 
Liebe für das einzige Kind all sein Herze⸗ 
leid 
„Ift's so recht. Papa?“ fragte sie in 
kindlicher Freude, ob des geliebten Vaters 
Wohlgefallen, gefällt Dir's so ?“ 
Mein Töchterchen weiß, daß in meinen 
Augen Niemand reizender ist, als es⸗· 
„Und Niemand so hehr, so hoch, so lieb 
als Väterchen,“ schmeichelte sie, „o, ich werde 
wie meinen Ritter finden, bis mir Dein ju⸗ 
gendliches Abbild erscheint.“ 
„Der Herr sende Dir eine bessere, staͤrkere 
Stütze, „flüsterte der Banquier ernst. 
„Und nemn noch etwas, Papa, soll ich im 
Daar einen einfachen Veilchenkranz ftagen oder 
das Diamauntendiadem, das Du mir zum Ge⸗ 
burtstag gabst 
Aber, Herzchen, das ist ja einerlei.“ 
RNein, das ist es nicht. Eines muß besser 
hassen —** 
Veilchen, mein Kind. Du brauchst keine 
Juwelen, denn Du vist vhnehin die Königin 
jedes Festes, der Stolz meines Herzens.“ 
Atso Veilchen,“ lächelte sie und schritt 
sebhlich nach der Thürt. Auf“ der Schwelle 
wandte sie sich noch einmal und kam beftürzt 
zurüctunn VVVVWVWVWVDVD—— 
„Du bift nicht' wohl, “Pupa, Durbift 
pfötzlich ganz bleich geworden; was fehlt · Dir ?* 
Einen PRioment übetwälligte ihn beinahe 
die innere Aufregung, dann bemeisterte er das 
Schluchzen, das unwilltührlichfich der ge— 
quälten Brust entrang, „schloß das Auge! um 
die quellende Thräne zu derbergen und küßte 
—X beblich Kinb. —— 
Nein, nein, et fehli mir nichts, ich dachte 
nur, wie de wäre, wenn ich Dir keine Edel— 
steinne mehr bieten Dnnte? Es ist alles mög⸗ 
lich im Wechsel der Welt.“ 
Sie blickte ihm voll in's Auge und ent⸗ 
gegnete fest: 
„Dann würde ich sagen, daß die Blumen 
süßer feien vnd lieblichex, als dalie Steine. 
Wie oft noch muß ich wiederholen. daß mein 
Stolz, meine Freude sich nicht durch Deinen 
Reichthum bedingt, fondern in einem höheren 
kostbaren Guf wurzeit, in Deiner Ehre, Dei⸗ 
nem Namen, Deinem Charakter. Diesen Reich⸗ 
ihum und Deine Liebe kann mir Nicmand 
ne hmen, Vater, und mit ihnen bin ich noch 
eine Königin, auch wenn meine Krone“ der 
Juwelen entbehrt. Komm, küsse mich, Vä⸗— 
terchen X 7 
Mr. Lloyd verbarg die Thränen nicht 
länger. 
Ich werde Madame de Vers fortschicken 
und zu Dir kommen, denn ich sehe wohl, 
daß Du Unannehmlichteiten, im Geschäite 
—A — 
Die Thüre hatte sich kaum hinler Genevra 
geschlossen, als sich der schwere Domastvorhang 
theilte, und Lubin mit glänzenden Augen her— 
bertrat.. 
.Ich ziehe meine Forderung zurück, Mr. 
Lloyd und bin zu Unterhandlungen erbötig.“ 
Der Banquier wandte; sich langsam um. 
»Ach, ich hatte Ihre Gegenwart heinahe 
vergefsen,“ erwiederle er traurig, „aber es 
war natürlich, daß ich meinem Kinde all das 
Weh ersparen wollte.“ 
„Gewiß, und ich will auch nicht hart 
jein. Ich verspreche zu schweigen und mich 
mit dem / ursprünglichen Kapital zu begnügen.“ 
„Sie find seht gütig, und ich bin Ihnen 
sehr dankbar,“ stammelte der Banquier, diese 
Schuld- vermag ich in acht Tagen zu tilgen.“! 
Lubin räusperte sich. 
Ich knüpfe dieses Opfet natürlich an 
eine Bedingung,. ... 
„Eine Bedingung? “? 
„Selbstverständlich. Auf uneigennütige Tu⸗ 
end mache ich keinen Anspruch.“ 
und ẽ fragte Mt. Lloyd zözernd. — 
IIch bin ntzückt über⸗ Ihre Tochter 
17 
*5