Full text: St. Ingberter Anzeiger

wer es früher bewohnte, weiß ich nicht, die 
Sage erzählt, der frühere Eigenthümer habe 
sein Weib und sein Kind ermordet, und seit 
derzeit stehe das Haus verlassen. Soviel aber 
weiß ich, daß es oft den Verbrechern zum 
Aufenthalt dient, ich hahe manchen in jerem 
Käfig gefangen.“ 
Weßhalb aber wurde diefer Schlupf⸗ 
winkel nicht niedergerissen ?“ fragte Ernst., 
Weßhalbe“ erwiderte der Beamte. Er⸗ 
stens haben wir kein Recht dazu, den Eigen- 
thümer zum Abbruch zu zwingen und zweitens 
paßt es uns, eine Falle zu besitzen, in der 
wir von Zeit zu Zeit irgend ein berüchtigies 
Subjekt fangen. Auf meine Veranlassung 
wurden die Fenster theilweise zugemauert, theil⸗ 
weise mit eisernen Gitterstäben versehen, das 
erspart uns die Mühe, das ganze Haus zu 
besetzen ··· 
„Auf der anderen Seite aber können diese 
Eisenstäbe auch dem Gefangen zum Schutz 
gegen Sie dienen,“ versetzte der Advolat. 
Verriegelt und verbarrikadirt er die Thür. 
so steht Ihnen der Weg durch das Fenster 
eben so wenig offen“ 
Meinen Sie?“ unterbrach ihn der Be— 
amte. „An der Thür befindet sich ein 
schweies Schloß und zwei Riegel, welche mit 
Vorhangschlössern versehen sind. Sie werden 
begreifen, daß ein solcher Verschluß den Ver⸗ 
brecher vor naäͤchtlichem Besuch ziemlich sicher 
stellen muß und er nicht daran denkt, außer 
dem noch eine Barrikade hinter der Thür zu 
errichten. Nun wohl, zu jenem Schlosse tragen 
wir Beamte stets einen Schlüssel bei uns, 
und was die Riegel anbetrifft, so genügt der 
Druck auf eine verborgene Feder, die sich 
seitwärts an dem Thürpfosten befindet und 
von einem kunstfertigen Schlosser gemacht 
wurde, die Haken, in welche die Riegel greifen 
zu lösen, so daß ein starker Stoß gegen die 
Thür dieses Hinderniß sofort beseitigt .. 
Gottfried und der Polizeisergeant schritten 
inzwischen über Aecker und Wiesen rüstig 
ihrem Ziele zu. 
Als sie das Häuschen erreichten, warf der 
Sergeant sich auf die Erde und winkte Gottfried 
seinem Beispiel zu folgen. Das ziemlich hohe 
Haidekraut bot ihnen einen fichern Verfteck, 
von dem aus sie die Hütte wie deren Umgebung 
genau beobachten konnten. 
Nach Ablauf einer Viertelstunde sahen sie 
einen Mann auf das Häuschen zuschreiten, in 
velchem sie, als er näher kam, den Vaga⸗ 
hunden erkannten. Er zog einen Schlüssel 
zus der Tasche, öffnete die Thür und 
rat ein.. — 
Goitfried wollte sich erheben, der Sergeant 
winkte ihm, liegen zu bleiben. Bald darauf 
näherten auch der Kommissar und dessen Be⸗ 
gleiter sich dem Hause und jetzt erst hielt es 
der Beamte an der Zeit, sich zu erheben und 
jenen Bericht zu erstatten. 
Der Kommissar, von der Verwegenheit 
des Verbrechers das Schlimmste befürchtend, 
zog einen Revolver aus der Tasche, drückte 
anf die Feder und stieß die Thür offen. 
Tiefe Dunkelheit herrschle in dem Hause; 
der Kommissar trat ein, gefolgt von seinen 
Begleitern! Das Zimmer zu ebener Erde 
war verschlossen, — ein Tritt und die morsche 
Thür flog offen. Der Advokat hatte inzwischen 
einen Wachsstock angezündet, unwillkührlich 
prallte der Kommissar, als er die Schwelle des 
Zimmers überschreiten wollte, zurück. 
Vor ihm stand der Amerikaner, den 
Revolbver auf die Brull des Advokaten 
gerichtet. 
Fortsetzung folgt.) 
Mannigfaltiges. 
Die 10 Gebote des Landwirths. 
Baue viel Futter; 
Füttere gut das Vieh, 
Dann fehlt es auch an Dünger nie; 
Mit starker Egge und starkem Pflug, 
Ackere fleißig und tief genug; 
Was dein Acker kann geben, 
Sollst Du systematisch ihm nehmen; 
illes Land verbessere und neues erringe; 
). Ausgaben und Einnahmen zu Buche 
bringe; 
10. Du selbst sei fleißig und klug. —, Das 
nd der Gebote des Landwirths genug.“ 
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Druck uns Verlag von F. 52. Deneß in St. Ingbert.