Full text: St. Ingberter Anzeiger

nach einigem Nachdenken verwarf er diesen 
Plan wieder. Je länger er den Schwuß des 
Prozesses hinausschob, desto laͤnger mußte er 
im Gefängnisse weilen, im andern Falle aber 
wvar der Rentner genöthigt, die Vorbereitungen 
zur Flucht rasch zu kreffen. Theilweise aus 
diesem Grunde, theilweise auch durch die 
Ftreuzfragen des Untersuchungsrichkers in die 
Enge getrieben, gestand Schmelzer seine Ver⸗ 
brechen ein. Er hätte die Erwmordung Kräiers 
berschweigen können, weil der Richter nicht 
im Entfern testen ahnte, daß der Thäter dieses 
Berbrechens vor ihm stand, indeß der Ameri⸗ 
faner besaß ganz das Naturell eines Ranub— 
mörders von Profession, er war stolz auf 
die Reihe von Verbrechen, welche et herzählen 
konnte. In Folge dieses Verhörs ward der 
Ackeret Konrad Schulz aus dem Gefängnisse 
entlassen und Tags darauf brachte die Zeitung 
eine Ehrenerklärung, welche ihn zwar von 
jeder Schuld freisprach, ihn aber für die Haft 
nicht entschädigtte. 
Der Addolat hatte kaum vdie Freilassung 
des Ackerers vernemmen; 'als er auch sofort 
— 
licht erhielt. Er theilte ihm seine Unterredung 
mit Krämer mit und bat ihn, seinem Pflege- 
fohne das Geheimniß nicht zu entdecken. In 
Bezug auf das Dokument berubigte er ihn, 
ndem er ihm die Gewißheit gab, daß dasselbe 
sich wieder im Besitze des rechtmäßigen Eigen- 
hümers befiude. 
Schulz eilte, sobald der Schließer ihm 
bie Thür offnete, in sein Dorf, um den letz⸗ 
len Kuß auf die bleichen Lippen seines todten 
Weibdes zu drücken und ihre irdische Hülle 
unter den Rasen zu betten.“ Die lange Haft 
in der einsamen düsteren Zelle hatte seinen 
sonst so frischen, heiteten Sinn umdüstert, fte 
hatte ihn mit Bittetkeit erfüllt gegen das 
Bescz imd dessen Diener,“ gegen die ganze 
Menschheit, die ein Recht zu haben glaubt, 
uͤber FJeden ihr hartes Urtheil zu fällen, 
himtet welchem die Pforte. des Gefängnisses 
— 
Die Vögel sangen und zwitscherten, die 
Blumen blühten und ihr Duft. würzte die 
—D— 
und tanzten, in das Herz des Ackerers wollte 
die Freude nicht wieder einziehen, kein Son— 
nenstrahl vermochte mehr die Nacht zu erhel⸗ 
len, welche über die wellen Lebensblüthen 
ihren dunkeln Mantel breitete. 
Gottfried veirstand den Vater, in das Herz 
des Kindes schüttete der alte Mann die 
zanze Birt rkeit, welche ihn erfüllte, und der 
himmliche Krieden, der das Antlitz der todten 
Hattin verklärte, gab auch seiner Seele den 
Frieden zutück. Wenn das Letben dem Tode 
n's Auge schaut, fühlt es sich heimisch ange— 
veht, ein Getzeimmß, in das es nicht zu 
»xingen vermag, sieht es vor sich liegen, es 
ühlt, daß üach diesem Leben dem Geiste ein 
mnderes neucs Reich erschlossen wird, daß es 
ein Jenseits gibt, in welchem es einst alle 
eine berlsrnen Lieben wieder findet. Nie ist 
der Tod ein Schreckbild, wenn seine Hand 
ꝛines unserer Lieben berührt hat, der himmlische 
Frieden, den er, nur uns verständlich, auch 
den theuren, geliebten Zügen kinterlassen hat, 
sagt uns befser, als kalte Trostes worle es ver⸗ 
msgen, daß es ein Wiedersehen gibt.. 
Schulz saß bei der Leiche, bis sie einge⸗ 
furgt und der Satg veischlossen wurde, dann 
erhob er sich, um hinaus auf den Friedhof 
zu wandern und die Stätte aufzusuchen, wo 
die treue Gesährtin seines Lebens ruhen sollte. 
Gp„ortfetung folgt.) 
Mannigfaltiges. 
.Das! Liegnitzer „Stadtblatt bringt folgende 
Zuschrift des Cantors Jakob in Schönborn: 
Choleraheilung durch Campherspiritus aus der 
Apotheke, 6 bis 8 Tropfen, auf Farin gegossen, 
Erwachsenen eingegeben (Branntweintrinkern 
nehr), Kindern 426 Tropfen, stillt Brechen und 
Durchfall, und es wird durch wiederholte Gaben 
und gleichzeitiges Einreiben der Unzerleibes da⸗ 
mit Genesung bewirkt; der Pafient bleibe zu Bett 
und gehe zur Vermeidung des Rückfalls nicht eher 
aus, bis er sich gunz wohl fühlt. Von 39 Kran⸗ 
A 
abreichte (daruner ein 2jähriges Kind), genasen 
36, die übrigen 8 suchten zu spät Hilfe. 
Druck andor Verlag uon FF. WB. Demetz in St. Ingbert. 8